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Whiskey für den Pinguin


Am Sonntag, 3. März, lud das Roxy wieder zum beliebten Dichterwettstreit ein. Schon 30 Minuten vor Beginn waren die heiligen Hallen fast komplett gefüllt,  als es um 20 Uhr losging war kein Platz mehr zu finden.
Die Regeln waren auch bei diesem mal die selben, wie immer: Es mussten selbst geschriebene Texte sein, jeder hatte sechs Minuten Zeit und Hilfsmittel durften nicht verwendet werden. Der Gewinner des Abends wurde wie Üblich vom Publikum gekürt.

Der erste Slammer dieses Abends war Aaron Schmidt aus Karlsruhe. Mit seinem Text ,,Hände'' brachte er das Publikum zum Nachdenken. Dem bemützen Dichter gelang es, unsere, im Alltag als selbstverständlich angesehenen, Hände in ein ganz anderes Licht zu rücken, ja gar ins Scheinwerferlicht. Zeilen wie ,,Ein Finger – Arschloch, zwei Finger – Frieden, drei Finger -Pistole'' und ,,Hände gestikulieren Weltreisen'' haben beim Publikum wohl Eindruck hinterlassen, denn der junge Dichter erntete einen kräftigen Applaus.

Auf vielen Bühnen bekannt war der zweite Kandidat: René Sydow.
,,Bei Twitter hat man 140 Zeichen, da hätte Hegel nicht mal die Überschrift fertig'' und ähnliche raffinierte Sätze verdeutlichten das von René angesprochene Thema: Sprache oder besser, deren Verfall. "Sprache ist nicht nur Ausscheidungsvorgang, sondern das, was uns von Til Schweiger unterscheidet."

Die Lacher des Publikums waren zu Recht auf seiner Seite, denn wer wer fragt sich heutzutage nicht:,, Ich denke also bin ich iMac.''? René erinnerte uns außerdem daran, dass ,,das Gehirn eigentlich denken [wolle].'' und ,,Zeit zwar nicht immer Geld, aber immer kostbar [sei]", bevor er die Bühne mit der Statusmeldung ,,Bin denken".

Als nächstes schraubte sich Hanz, der vielen Ulmern schon bekannt war, das Mikrophon zurecht. Der Ludwigsburger punktete mit seiner witzigen Erzählung einer Weinprobe. "Spucknäpfe werden nicht gebraucht, wir sind Schwaben", beschrieb er darin die Ansicht von sich und den anderen Besuchern. Das Publikum lachte zustimmend. "50er Humor hat was Verzweifeltes" und "Der Sommelier schenkt Gläser und Tische voll", erntete Lacher (und weckte sogar Erinnerungen?).

Der vorletzte Poet der ersten Runde forderte das Publikum sehr heraus, denn Chris Schröder aus Oklahoma sprach auf Englisch.

Außerdem waren seine Themen keine einfachen: Liebe und Physik. Für ihn ist beides Symphony, was Sympathie weckte, auch wenn das Schweigen des Publikums auf das allgemeine Unverständnis hindeutete. Auch zahlreiche Reime und eine Entschuldigung für die Themenwahl überzeugten das Publikum und brachten Chris Beifall.

Der wohl jüngste Kandidat, Michael Leitz, war der letzte Poet der ersten Runde. Sein Text trug den Titel: ,,Anspruchsloser Jugendlichenhumor, bitte klatschen''.  Er sprach darin über verschiedene Kindheitsthemen, beispielsweise die typische Situation bei "Mensch ärgere dich nicht", die jeder einmal erlebt hat: "Warum muss ich erstmal eine sechs würfeln um überhaupt spielen zu dürfen?"

Auch die Art und Weise wie McDonalds sein Geld verdient, selbst wenn man nicht dort einkauft, legte der Slammer dar: "7000 Beschwerden x 3,00 €, macht 21.000 €. Stimmt nicht? -Interessiert mich nicht.'' Für sein erstes Mal auf der Bühne, auch noch im Roxy, schnitt er recht gut ab.

Gewonnen hat in dieser Gruppe trotzdem nicht er,
sondern Hanz mit seinem Text über die Weinprobe.


Die zweite Runde startete Becka aus Memmingen, mit ihrer ,,Kriegerklärung an die Liebe''. 

Das Mädchen beschrieb in ihrem Text unter anderem die gescheiterte Schwärmerei der 4.Klasse. "Verdammt zum Alleinsein- könnte ich noch ein ärmeres Schwein sein?" Dann ging sie sogar noch einen Schritt weiter: "Auf meinem Türschild steht 'Chronischer Singe'." Irgendwann möchte sie schließlich die "Liebe kidnappen und verhören" und entpuppt sich zum "Chrrr Chooo Love Vader". Und auch wenn das Mädchen harmlos wirkt, steht sie in ihrer Geschichte trotzdem in der Fußgängerzone und verteilt Muffins mit Fähnchen, auf denen "ohne Liebe gebacken" steht. 

Becka folgte Kathi Mock aus Tübingen. Ihr Text ,,Kathia M. Das Porträt einer Frau'' handelte von einer Frau in der Fleischer-Ausbildung, von der man nur hoffte, dass es nicht Kathi selbst war. Diese Frau verarbeitete nämlich nicht nur Tierfleisch, sondern auch Leichen. Vor allem bei Sätzen wie "Im Spinat gibt’s auch ein Mausanteil, trotzdem wird er vegetarisch verkauft" und "Sie schneidet den Skalp ab, niemand mag Haare im Essen" lief es den Zuschauern kalt den Rücken herunter.

Gekonnt war bei Kathi vor allem auch der Einsatz der Stimme, die sie benutzte, indem sie sie nicht benutzte. Speziell monoton und ungerührt las sie ihren Text vor - was diesem eine besondere Dramatik gab.

Nach ihr gehörte die Bühne der Nummer acht des Abends: Ben Bögelein. Er brachte uns in seinem Text seine Schullaufbahn autobiographisch näher. "Morgens leerer, abends voller" und "Piesacken, Pi ist 3,1415. Sacken sagt mir gar nichts" waren eindeutig die Sätze, die für die meisten Lacher sorgten. Außerdem die Erklärung, die seine Eltern früher für 

sein Verhalten hatten: "Mein Sohn ist nicht hyperaktiv, nur sportlich veranlagt''. Aus diesem Grund, erzählte Ben, habe er auch immer fünf Runden in der Aula rennen müssen, bevor er zu den anderen Kindern durfte. 

Sein Text war besonders von der ehrlichen und persönlichen Erzählweise geprägt, mit der er zum Lachen, gleichzeitig aber auch zum Nachdenken anregte. 

Den Abschluss machte Sven Kemmler, der sich üer die Infoscreens in U-Bahnhöfen Gedanken gemacht hatte. "Wo ist die Alhambra?", fragte ihn ein Screen beispielsweise einmal. Sven tippte auf Dubai. "Die haben alles."
Zu einem anderen Zeitpunkt hieß es: "Unterwasser pfeifen ist gefährlich"- geil, sowas sagt einem ja keiner." Für die, die ungestört gucken wollen hat der Poet am Ende seines lustigen Textes über die Zeit, in der er wegen eines Screens in einem der U-Bahnhöfe gewohnt habe, hatte er noch einen Tipp: "Feuerlöscher zwischen die Gleise klemmen- endlich zwei Stunden ungestört gucken."

Nach einem weniger eindeutigen Ergebnis, als in der ersten Runde,
war klar, dass Sven Kemmler ins Finale kam.


Da die Reihenfolge dieser im Finale umgedreht wird, ging es auch gleich mit dem Text "Videospiele" von Sven Kemmler weiter.
Das Besondere: In seinem Videospiel entwickelte man sich vom "Bärlauchbrother zum Rucolarider" - denn es trug den Hinweis "50+". Doch zuerst muss man natürlich auch in diesem Spiel einen Charakter wählen: ,,1. Alleinerziehende Mutter, 2. Lehrerin für Deutsch und Religion, 3. jemand der seit 20 Jahren was mit Design macht.'' Hatte man ausgewählt, konnte man "Mit Combos wie "Wir wussten noch wie man tanzt" und gelungenen Moves" punkten und sich so Schüßler-Salze erarbeiten. Aussichten, die nicht nur die Gamerherzen höher schlagen ließen und das Publikum dazu brachten, kräftig zu applaudieren.

Doch Herausforderer Hanz schaffte es, die Gäste im Roxy noch mehr zu begeistern. Er erinnerte uns in seinem Text zum The

Aus seiner Sicht, so meinte er, sei der Klimawandel etwas Tolles, denn, so der Slamer:,, Ich will auch einen Pinguin, egal wo die wachsen!" Um sich seinen Wunsch möglichst schnell zu erfüllen, griff er auch auf alle verfügbaren Mittel zurück. Er erhitze das Badewasser beispielsweise mit Tauchsiedern, ließ Computer, Heizung und Fernseher gleichzeitig laufen und riss dann die Fenster auf, weil es ihm zu warm wurde. ma ''Klima'' an den bekannten Spruch: ,,Wer im Treibhaus sitzt..." und führte diesen dann fort mit: "soll nicht mit Gasen sparen."

Seine Rede hat wohl imponiert, denn Hanz verließ unter trommelnden Füßen und heftig klatschenden Händen die Bühne - den Siegerwhiskey in der Hand. 7

Fotos: Sophia Kümmerle

 



Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur und Stadtgeschehen
Tags: Gedichte, Hanz, Poeten, Poetry Slam, Roxy

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