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Theater Ulm: Event


Keine Frage, das Stück „Event“ ist wohl eines der aufreibendsten, ja vielleicht auch provokativsten, mit denen das Theater Ulm seit einiger Zeit im großen Saal aufwartet. Grund dafür ist nicht nur das Schauspiel, das Andreas von Studnitz – als Intendant für gewöhnlich Teil der Theaterleitung und nicht auf der Bühne zu sehen – abliefert.

Auch, dass es sich bei Event um eins der seltenen Ein-Personen-Stücke handelt, trägt zum Charakter des Stücks bei. Dazu kommt, dass das Publikum nicht in den Sitzen der Zuschauer Platz nimmt, sondern direkt auf der Bühne. Vergangenen Donnerstag, 15. Januar, hieß das um genau zu sein: Mitten im Bühnenbild von „Kabale und Liebe“.

All diese Dinge zusammen, vermitteln einen ersten Eindruck davon, was „Event“ so außergewöhnlich macht. Wirklich spannend ist das Stück letztendlich aber dadurch, dass sich das Ulmer Theater bei diesem Schauspiel überraschend direkt mit dem Schauspielleben, dem Leben und Arbeiten an einem Theater, und damit dem ureigenen Alltag des Hauses auseinander setzt.

In der dritten Person spricht Andreas von Studnitz, mal betont monoton, mal auf vermeintlich natürliche Art, über seine Rolle in diesem Stück. „Ein Mann steht vor einem Saal voll fremder Menschen“, beginnt er beispielsweise.
Schnell aber zeigt sich, dass es nicht nur um ironische Bemerkungen und das Beschreiben der eigenen Tätigkeiten geht. Es geht darum, wie genau das geschieht, wie Studnitz durch gekonnte Bemerkungen einen Eindruck in das Leben eines Schauspielers gibt – und das, ohne dabei zu langweilen, im Gegenteil: Gerade die Monotonie, mit der fast das gesamte Stück vorgetragen wird, bringt immer wieder zum Lachen. Aber auch, als Studnitz beispielsweise auf die Gedanken des Mannes eingeht, indem er sagt: „Er hofft, dass die Fremden im Saal ihn weiterempfehlen. Denn ohne die Mundpropaganda der Fremden wird er das hier nicht mehr lange machen können.“ 

Und spätestens da wird klar: Auch das Leben vermeindlich freie, künstlerische Schauspieler-Leben ist doch nicht ganz so frei, wie man als Zuschauer manchmal glauben will.
„Er will seinen Job gut machen“, wird so des öfteren bemerkt und einer der Schlüsselsätze des Werks lauten nicht umsonst: „Mit nichts bewaffnet als auswendig gelernten Worten.“

Und dennoch: Auch wenn der Text von „Event“ ebenso ein auswendig gelernter, einstudierter ist, ebenso wie bei klassischen Theateraufführungen. Die Inszenierung schafft trotzdem das, was man dem Theater oft nachsagt: Sie macht auf genau solche Umstände, wie die Notwendigkeit von Mundpropaganda, aufmerksam und bringt zum Nachdenken. Das beschränkt sich nicht nur auf das Theater an sich, der Intendant streift während der einstündigen Aufführung auch zahlreiche andere Themen, wie beispielsweise die immer stärkere Technikabhängigkeit oder Unehrlichkeit in der Gesellschaft.

Die „etwas andere Situation“ für die Zuschauer bei Event, das wird somit schnell klar, ist kein Zufall: Sie rüttelt auf, sorgt für mehr Aufmerksamkeit, auch wenn Studnitz verspricht, dass Einschlafen okay ist. Dazu kommen Übertreibungen bei der Sprachwahl und dem Tonfall, und eine – für den großen Saal ungewohnte – Nähe zum Schauspiel. All das macht „Event“ zu einem außergewöhnlichen Theaterstück, einem das der überraschend andere Herangehensweise der Podiumsstücke einen großeren Raum bietet.
Hier schreckt das Theater nicht davor zurück, den Beruf des Schauspielers auch mal von einer anderen Seite zu betrachten, einen Einblick zu geben und zugleich zu kritisieren. Und all das, fast ironisch, mit genau dem Mittel, um das es die meiste Zeit geht: Der Schauspielerei. Absolut gelungen!

Fotos: Jochen Klenk

Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur und Stadtgeschehen
Tags: Schauspiel, Theater, Theater Ulm

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