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Hartz 4 und kindergelderhöhung

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mjoukov - 43
Profi (offline)

Dabei seit 09.2002
628 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 18:45 Uhr
Zuletzt editiert am: 15.02.2010 um 18:47 Uhr

Zitat von Lerouxe:



Also Stand 2008 war die Verteilung zwischen Kapital- und Personengesellschaften ca. 50:50, neuere Daten habe ich leider nicht.


Quelle? Würde mich interessieren, wie dort die ganzen GbRs aus zwei GmbHs gewertet wurden. Odewr bezieht es sich auf die Daten im HReg? Dort gibt es aber das Problem, dass die Personengesellschaften kaum wieder gelöscht werden, KGs aber schon.

Habe den Mut, selbstständig zu denken und verlass Dich nicht drauf, dass es jemand für Dich tut!

Cymru - 35
Champion (offline)

Dabei seit 07.2005
11505 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 18:51 Uhr

Zitat von Gerstner:

Die Sauerei an HartzIV ist, dass der Antragsteller gezielt enteignet wird, bevor er Hilfe bekommt.
Soll man zuerst sein Haus verkaufen für das man sein leben lang gearbeitet hat um Zuschüsse in einer Situation zu erhalten die man nicht mal selbst verschuldet hat? Ich denke nicht!


Das Problem an dieser Sache ist einfach, dass die Sozialleistungen des Staates nicht als Versicherung dienen, sondern als notwendige Überlebenshilfe. Wenn du also noch ein Haus hast, stehst du ja wohl besser da, als jemand, der wirklich gar nicht besitzt.
Es ist schon klar, dass das ungerecht klingt, wenn man wirklich sein Haus erarbeitet hat und womöglich den Kindern einige tausend Euro angespart hat. Wenn du es aber objektiv betrachtest, dann wäre Hartz IV wirklich eine Luxusgabe, wenn der Hausbesitzer sein Haus behalten dürfte und dazu noch jeden Monat etwas bekommen würde, während der Mittellose wirklich gar nichts hat. Der Staat hat schließlich nicht Ungleichheiten zu erhalten, schon gar nicht, wenn es auf seine Kosten geht. Er ist keine Versicherung, sondern soll nur vorübergehend aus der Not helfen.

„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“

Lerouxe - 45
Profi (offline)

Dabei seit 09.2008
950 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 19:13 Uhr

Zitat von mjoukov:


Quelle? Würde mich interessieren, wie dort die ganzen GbRs aus zwei GmbHs gewertet wurden. Odewr bezieht es sich auf die Daten im HReg? Dort gibt es aber das Problem, dass die Personengesellschaften kaum wieder gelöscht werden, KGs aber schon.


Die Daten sind aus Mittelstand direkt, sind teilweise recht brauchbare Infos drin.
I.d.R. zumeist steuerlicher Kram, aber hin und wieder darf auch der Statistiker mal wieder was schreiben^^

Zitat:

Das Problem an dieser Sache ist einfach, dass die Sozialleistungen des Staates nicht als Versicherung dienen, sondern als notwendige Überlebenshilfe. Wenn du also noch ein Haus hast, stehst du ja wohl besser da, als jemand, der wirklich gar nicht besitzt.
Es ist schon klar, dass das ungerecht klingt, wenn man wirklich sein Haus erarbeitet hat und womöglich den Kindern einige tausend Euro angespart hat. Wenn du es aber objektiv betrachtest, dann wäre Hartz IV wirklich eine Luxusgabe, wenn der Hausbesitzer sein Haus behalten dürfte und dazu noch jeden Monat etwas bekommen würde, während der Mittellose wirklich gar nichts hat. Der Staat hat schließlich nicht Ungleichheiten zu erhalten, schon gar nicht, wenn es auf seine Kosten geht. Er ist keine Versicherung, sondern soll nur vorübergehend aus der Not helfen.

Hierbei darfst Du nicht vergessen, dass die meisten Häuser noch lange nicht abbezahlt sind.
Zwingt man die Person dann dieses Haus zu verkaufen, ist nicht nur das Haus weg, sondern oft genug bleiben auch noch einiges an Schulden übrig.
Das es in diesem Fall Ungleichheit vorliegt ist definitiv korrekt, aber warum soll man jemanden der sich in der Arbeitszeit den Arsch aufgerissen hat, um ein Haus zu kaufen noch zusätzlich bestrafen?

Just when I discovered the meaning of life, they change it.

mmhurt - 37
Profi (offline)

Dabei seit 05.2007
425 Beiträge
Geschrieben am: 15.02.2010 um 21:19 Uhr

@Lerouxe:
Erstmal vorneweg, ich freu mich über jede Kritik an meinen Beiträgen. Ich fänds aber schön, wenn du sachlich bleiben könntest. Wenn du das Gefühl hast, dass ich Mist erzähle, dann argumentier dagegen und widerleg meine Theorien. Wenn du das schaffst, merk ich selbst, dass die Theorie nicht taugt und ich meine Meinung ändern sollte. Wenn du es nicht schaffst, ist es wohl nicht angebracht von Mist zu reden.
Selbes zu den Grundlagen der Wirtschaft: Wenn ich etwas außer acht lasse, weis mich darauf hin. Aber plakatives "Du bist blöd" bringt keine Diskussion weiter.

Zitat von Lerouxe:


Durch Preissteigerungen sinkt bei den meisten Produkten wieder die Nachfrage. Glaub mir, Unternehmer versuchen sehr wohl den Preis zu verlangen indem Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht sind, niemand legt die Preise aufs gerade Wohl fest.


Wenn die Ware notwendig ist, wird die Nachfrage nicht sinken. Wenn sie "Luxus" ist, dann sollte sie nicht durch Dumpinglöhne subventioniert werden. Dann sinkt eben die Nachfrage und nur noch der, der es sich leisten kann, kann es kaufen. Wo ist da das Problem?

Und zum x-ten Mal: Ich kritisiere nicht die Preisbildung der Unternehmer sondern die Rahmenbedingungen.


Zitat von Lerouxe:


Nein, wenn ein Mindestlohn eingeführt wird, endet es ähnlich wie in Frankreich:
Niedrigqualifizierte Arbeit wird ins Ausland verlagert (Frankreich hat z.B. eine Jugendarbeitslosenquote von knapp 25% seit Einführung des Mindestlohns).


In anderen Ländern hat das sehr gut geklappt. Aber sollte es da wirklich Probleme geben, muss man natürlich gegensteuern. Dabei finde ich aber zwei Punkte wichtig:
1. Können wir nicht mittelfristig im produzierenden Niedriglohnbereich mit China konkurrieren. Hier muss auch einfach im Bildungsbereich was geschehen. Im Niedriglohnbereich liegt sicher nicht unsere Zukunft.
2. Wenn wir Arbeitsplätze durch Subventionen aufrecht erhalten, dann sollte das auch offiziell gemacht werden und nicht dadurch, dass Unternehmen "ohne Gewissen" den Staat austricksen und anständige Unternehmer den schwarzen Peter ziehen.


Zitat von Lerouxe:


In der SMW helfen die Unternehmen durch Sozialabgaben ein Sicherungssystem aufzubauen welches der Staat verwaltet.
Hierdurch wird das Überleben auch gesichert.
Können die Firmen nicht überleben, zahlen sie auch keine Sozialabgaben, ergo das Netz bricht zusammen.
Zudem verhungert keiner in Deutschland.


Zuallererst ist da mal der Sozialstaat, der zu garantieren hat, dass jeder menschenwürdig leben kann (nicht nur nicht verhungert). Ich hoffe darüber sind wir uns einig.
Dass dies von den arbeitenden Menschen finanziert werden muss, da sind wir auch beieinander. Natürlich bedeutet das auch, dass "sich Arbeit lohnen muss" -> Lohnabstandsgebot.
Aber das heißt nicht, dass jedes Unternehmen auf Teufel komm raus am Leben erhalten werden muss. Unternehmen sind Organisationsformen der Produktion, aber einzelne Firmen sind kein Selbstzweck. Wenn sie nicht wirtschaftlich sind, muss man eben auf sie verzichten und Raum für neue schaffen.


Zitat von Lerouxe:


In der sozialen Marktwirtschaft schafft der Staat eben einen sozialen Rahmen.
Zum Beispiel durch die Sicherung des Existenzminimums. Das kann aber nicht ohne Konsequenzen für den Markt bleiben.

Bleibt es ja auch nicht. Deutschland hat mit die höchsten Lohnnebenkosten (=Sozialabgaben) in der Welt.

Das meinte ich nicht. Ich meinte nicht Konsequenzen auf einzelne Bilanzen, sondern auf das Marktprinzip an sich. Denn durch die Grundsicherung und den Arbeitszwang entsteht eine Situation, die Unternehmer ausnutzen können und Arbeit unter Wert (auf Kosten des Staates und damit auf Kosten anderer Unternehmer) erwerben können, was eine Verzerrung im Wettbewerb verursacht.
Dass dieser Wettbewerb aber funktioniert ist Grundvoraussetzung für die Marktwirtschaft.




Zitat von Lerouxe:


Teilweise hast Du Recht, es wird viel "beschissen" mit dem Kurzarbeitergeld usw.
Aber durch Mindestlöhne würde der Wettbewerbsnachteil den die deutschen Unternehmen jetzt schon durch die hohen Lohnnebenkosten haben noch größer werden.
Dies hätte zur Folge, dass es Standortunabhängig billiger wäre Lagerung, Verpackung uvm. ins Ausland zu verlagern.


Hier sprichst du ein wichtiges Problem an:
Soziale Standards sind in anderen Ländern sehr niedrig. Die Konsequenz kann aber nicht sein, das wir unsere senken. Dafür hab ich kein Patentrezept. Ansätze sind z.B. Bestrebungen das Europaweit zu regeln auch über soziale Mindeststandards als Einfuhrvoraussetzung oder entsprechende Zölle werden diskutiert.

Aber eine Verlagerung droht eigentlich nur im niedrigqualifizierten, produzierenden Gewerbe.
Ein Friseur oder Gebäudereiniger kann schlicht nicht abwandern. Auch bei hochqualifizierten Tätigkeiten ist das (noch) nicht problemlos möglich.
Ich möchte damit das Problem nicht bei Seite schieben, aber mal in Relation setzen.


Küsst die Faschisten!

Lerouxe - 45
Profi (offline)

Dabei seit 09.2008
950 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 21:54 Uhr

Zitat von mmhurt:


Wenn die Ware notwendig ist, wird die Nachfrage nicht sinken. Wenn sie "Luxus" ist, dann sollte sie nicht durch Dumpinglöhne subventioniert werden. Dann sinkt eben die Nachfrage und nur noch der, der es sich leisten kann, kann es kaufen. Wo ist da das Problem?
Und zum x-ten Mal: Ich kritisiere nicht die Preisbildung der Unternehmer sondern die Rahmenbedingungen.

Wo da das Problem ist?
Nun, fehlende Nachfrage => weniger Produktion => weniger Jobs => weniger Kaufkraft in der Bevölkerung => weniger Nachfrage usw.
Legt man die Preise fest (z.B. durch staatliche Vorgaben) ergibt sich automatisch eine Planwirtschaft, da sich aus festgelegten Preisen auch festgelegte Mengen ergeben.
Dieses System funktioniert jedoch nicht, da der Staat (oder wer auch immer den "Plan" aufstellt) die Veränderungen in der Nachfrage niemals so schnell wie der Markt umsetzen kann.

Zitat:

In anderen Ländern hat das sehr gut geklappt. Aber sollte es da wirklich Probleme geben, muss man natürlich gegensteuern. Dabei finde ich aber zwei Punkte wichtig:
1. Können wir nicht mittelfristig im produzierenden Niedriglohnbereich mit China konkurrieren. Hier muss auch einfach im Bildungsbereich was geschehen. Im Niedriglohnbereich liegt sicher nicht unsere Zukunft.
2. Wenn wir Arbeitsplätze durch Subventionen aufrecht erhalten, dann sollte das auch offiziell gemacht werden und nicht dadurch, dass Unternehmen "ohne Gewissen" den Staat austricksen und anständige Unternehmer den schwarzen Peter ziehen.

Hmm, wenn man sich so die Vorher-Nachher-Statistiken anschaut (v.a. in der Arbeitslosigkeit) sehe ich nun nicht wirklich ein Land indem es wirklich funktioniert hat, lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren.

Zitat:

Zuallererst ist da mal der Sozialstaat, der zu garantieren hat, dass jeder menschenwürdig leben kann (nicht nur nicht verhungert). Ich hoffe darüber sind wir uns einig.

Kommt auf die Definition von menschenwürdig an.

Zitat:


Dass dies von den arbeitenden Menschen finanziert werden muss, da sind wir auch beieinander. Natürlich bedeutet das auch, dass "sich Arbeit lohnen muss" -> Lohnabstandsgebot.

Sehe ich ähnlich, allerdings weiß ich, dass in vielen Branchen beim Lohn nur sehr wenig Spielraum nach oben ist.
Logische Konsequenz: senkung der Sozialleistungen.

Zitat:


Aber das heißt nicht, dass jedes Unternehmen auf Teufel komm raus am Leben erhalten werden muss. Unternehmen sind Organisationsformen der Produktion, aber einzelne Firmen sind kein Selbstzweck. Wenn sie nicht wirtschaftlich sind, muss man eben auf sie verzichten und Raum für neue schaffen.

Passiert jedes Jahr zentausendfach das Firmen pleite gehen.
Die Entscheidung Unternehmen wie Opel zu "retten" war jedoch auch keine ökonomische, sondern eine rein politische.
Ich persönlich hätte z.B. Opel insolvent gehen lassen.

Zitat:

Das meinte ich nicht. Ich meinte nicht Konsequenzen auf einzelne Bilanzen, sondern auf das Marktprinzip an sich. Denn durch die Grundsicherung und den Arbeitszwang entsteht eine Situation, die Unternehmer ausnutzen können und Arbeit unter Wert (auf Kosten des Staates und damit auf Kosten anderer Unternehmer) erwerben können, was eine Verzerrung im Wettbewerb verursacht.
Dass dieser Wettbewerb aber funktioniert ist Grundvoraussetzung für die Marktwirtschaft.

Das Aufstocken (und die damit verbundenen niedrigen Löhne) z.B. ist in meinen Augen ein Schritt die Wettbewerbsnachteile durch die hohen Sozialabgaben auszugleichen.
Persönlich halte ich dies für den falschen Weg und bin (vielleicht durch meine Zeit dort) anhänger des US-Systems mit einer minimalsten Absicherung.

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Lerouxe - 45
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Dabei seit 09.2008
950 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 21:54 Uhr

Zitat:

Hier sprichst du ein wichtiges Problem an:
Soziale Standards sind in anderen Ländern sehr niedrig. Die Konsequenz kann aber nicht sein, das wir unsere senken. Dafür hab ich kein Patentrezept. Ansätze sind z.B. Bestrebungen das Europaweit zu regeln auch über soziale Mindeststandards als Einfuhrvoraussetzung oder entsprechende Zölle werden diskutiert.

In einer globalisierten Welt bringen europaweite Regelungen garnichts. Dann lager ich halt nicht nach Rumänien aus, sondern nach Tunesien.
Eine Erhöhung der Einfuhrzölle (welche es bei vielen Waren schon gibt), wäre für eine exportorientierte Wirtschaft wie die deutsche das KO.
Es hätte zur folge, dass die benötigten Rohstoffe noch teurer werden und damit zumindest ds produzierende Gewerbe noch höhere Kosten hat.
Zudem würden solche Zölle (wie früher auch schon) nicht unbeantwortet bleiben. Im Gegenzug würden die betroffenen Länder ebenfalls "Strafzölle" erheben und dies würde den Export deutlich treffen => weniger Produktion => weniger Arbeitsplätze usw.

Zitat:


Aber eine Verlagerung droht eigentlich nur im niedrigqualifizierten, produzierenden Gewerbe.
Ein Friseur oder Gebäudereiniger kann schlicht nicht abwandern. Auch bei hochqualifizierten Tätigkeiten ist das (noch) nicht problemlos möglich.
Ich möchte damit das Problem nicht bei Seite schieben, aber mal in Relation setzen.

Natürlich droht die Verlagerung v.a. bei niedrigqualifizierten Berufen, aber genau das sind die Leute die es i.d.R. auch am schwersten haben aus einer Arbeitslosigkeit wieder heraus zu kommen.
Das Friseure nicht ausgelagert werden können ist klar, hier sind schlicht weg zu viele auf dem Markt. Viel Angebot => niedriger Preis.
Hochqualifizierte Jobs können am leichtesten abwandern und tun es auch immer mehr. Hier gibt es genug Angebote, da ein deutsches Studium noch (!) recht geschätzt ist in der Welt und auch genug Anreize, da in anderen Ländern die Steuerbelastung häufig bedeutend niedriger ist.
Würde ich meinen Wohnsitz z.B. in die Schweiz verlegen würde ich im Jahr knapp 30.000€ Steuern sparen. Hat jemand keine engen Bindungen in Deutschland und ein noch höheres Einkommen ist dies durchaus mehr als interessant.

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Cymru - 35
Champion (offline)

Dabei seit 07.2005
11505 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:01 Uhr

Zitat von Lerouxe:

Das es in diesem Fall Ungleichheit vorliegt ist definitiv korrekt, aber warum soll man jemanden der sich in der Arbeitszeit den Arsch aufgerissen hat, um ein Haus zu kaufen noch zusätzlich bestrafen?


Es ist ja keine Bestrafung, sondern derjenige, der noch Geld hat, soll eben zuerst dieses aufbrauchen, bevor er auf Staatskosten lebt. Schließlich würde das noch viel mehr Geld kosten. Sozialstaatlichkeit soll nur helfen, das Dasein zu unterstützen, nicht mehr und nicht weniger.

Ich kann es völlig verstehen, dass man sich mies fühlt, wenn man mit seinem Haus aufkommen muss, während andere Menschen ihr Geld verjubelt haben und eine Wohnung bekommen. Aber kein System ist eben perfekt. Und angesichtsdessen, dass in vielen Ländern kein Sozialstaat herrscht, sollten wir über unser System dankbar sein.

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Lerouxe - 45
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Dabei seit 09.2008
950 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:12 Uhr

Zitat von Cymru:

Zitat von Lerouxe:

Das es in diesem Fall Ungleichheit vorliegt ist definitiv korrekt, aber warum soll man jemanden der sich in der Arbeitszeit den Arsch aufgerissen hat, um ein Haus zu kaufen noch zusätzlich bestrafen?


Es ist ja keine Bestrafung, sondern derjenige, der noch Geld hat, soll eben zuerst dieses aufbrauchen, bevor er auf Staatskosten lebt. Schließlich würde das noch viel mehr Geld kosten. Sozialstaatlichkeit soll nur helfen, das Dasein zu unterstützen, nicht mehr und nicht weniger.

Ich kann es völlig verstehen, dass man sich mies fühlt, wenn man mit seinem Haus aufkommen muss, während andere Menschen ihr Geld verjubelt haben und eine Wohnung bekommen. Aber kein System ist eben perfekt. Und angesichtsdessen, dass in vielen Ländern kein Sozialstaat herrscht, sollten wir über unser System dankbar sein.


Nun genau aus diesem Grund (Ungerechtigkeit gegenüber Immobilienbesitzern) soll selbstgenutztes Wohneigentum ja auch als Schonvermögen gelten.
Halte ich persönlich für eine sehr gute Entscheidung, zumal der Staat dann auch den Mietkostenzuschuss spart.
Unter dem Strich spart der Staat durch diesen Schritt sogar noch einiges an Kosten, da bei einer kurzfristigen Versteigerung einer Immobilie meistens nur die Bank auf ihre Kosten kommt und der ursprüngliche "Eigner" mit nichts stehen bleibt.
Ob man für unser System unbedingt dankbar sein muss, sei jedem selbst überlassen. Ich meine, dass es viele (natürlich nicht alle) zum "Faulsein" verleitet und empfand das US-System während meiner Zeit dort als effektiver.
"Get rich or die tryin" ist zwar etwas überspitzt, aber stellt es dennoch recht gut dar.

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mmhurt - 37
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Dabei seit 05.2007
425 Beiträge
Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:16 Uhr

Zitat von Lerouxe:



Wo da das Problem ist?
Nun, fehlende Nachfrage => weniger Produktion => weniger Jobs => weniger Kaufkraft in der Bevölkerung => weniger Nachfrage usw.


Wenn es so einfach wäre, könnte man auch sagen:
Höhere Löhne => Mehr Kaufkraft => Mehr Nachfrage => Mehr Produktion => Mehr Jobs

Oder aber:
Alles für alle und zwar umsonst => Enorm hohe Nachfrage => Vollbeschäftigung => Reichtum für alle ;-)


Zitat:

Legt man die Preise fest

Tut man ja nicht. Nur die Untergrenze der Löhne um echten Wettbewerb zu garantieren.

Zitat:

Kommt auf die Definition von menschenwürdig an.

Das ist relativ genau in den UN-Menschenrechtskonventionen festgelegt.


Zitat:

Sehe ich ähnlich, allerdings weiß ich, dass in vielen Branchen beim Lohn nur sehr wenig Spielraum nach oben ist.

Wenn das mal keine Binsenweißheit ist... Ich wüsste nicht wieso Lohnerhöhungen nicht möglich sein sollten.


Zitat:

Das Aufstocken (und die damit verbundenen niedrigen Löhne) z.B. ist in meinen Augen ein Schritt die Wettbewerbsnachteile durch die hohen Sozialabgaben auszugleichen.

Das ist aber eine sehr schlechte Möglichkeit, da es nur Firmen belohnt, die schlecht zahlen. Für den Staat ist das kontraproduktiv. Daher würde ich dafür plädieren, dass erstmal alle Firmen anständige Löhne zahlen und dann geschaut wird, welche Branche wirklich Hilfe braucht um Konkurrenzfähig zu sein.

Zitat:

Persönlich halte ich dies für den falschen Weg und bin (vielleicht durch meine Zeit dort) anhänger des US-Systems mit einer minimalsten Absicherung

Die minimalste Absicherung liegt kann aber mMn nicht unter die Standards der UN-Menschenrechtskonvention gehen. Alles weitere orientiert sich natürlich an dem Reichtum des Landes...

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mjoukov - 43
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Dabei seit 09.2002
628 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:17 Uhr

Ich war aus diversen Gründen lange ein Gegner des Mindestlohns. Aber inzwischen hat sich etwas geändert: das EuGH und das GEI haben entschieden, dass die Vorgabe bestimmter Tarife bei Ausschreibungen nur zulässig ist, wenn es einen Branchen-Mindestlohn gibt. Also brauchen wir die Mindestlöhne, sonst gehen alle Ausschreibungen an Firmen, die 1-3 Euro die Stunde zahlen.

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mjoukov - 43
Profi (offline)

Dabei seit 09.2002
628 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:20 Uhr

Zitat von Lerouxe:


Das Aufstocken (und die damit verbundenen niedrigen Löhne) z.B. ist in meinen Augen ein Schritt die Wettbewerbsnachteile durch die hohen Sozialabgaben auszugleichen.


Die Effizienzverluste sind da viel zu hoch. Dann lieber einen zweiten Arbeitsmarkt.



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Lerouxe - 45
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Dabei seit 09.2008
950 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:41 Uhr

Zitat von mmhurt:


Wenn es so einfach wäre, könnte man auch sagen:
Höhere Löhne => Mehr Kaufkraft => Mehr Nachfrage => Mehr Produktion => Mehr Jobs

Oder aber:
Alles für alle und zwar umsonst => Enorm hohe Nachfrage => Vollbeschäftigung => Reichtum für alle ;-)

Eben nicht, da höhere Löhne zwar für die Betroffenen zu mehr Kaufkraft führt, diese Menschen jedoch nicht zwangsläufig auch die Zielgruppe des Produktes sind.
Zudem würden höhere Löhne die die Preise ebenfalls steigern, wodurch die "gewonnene" Kaufkraft dann verpuffen würde.


Zitat:


Tut man ja nicht. Nur die Untergrenze der Löhne um echten Wettbewerb zu garantieren.

Wenn Du die Löhne festlegst, legst Du auch indirekt die Preise fest.
Bei in Deutschland ist der Lohnkostenanteil einer der größten "Preistreiber". Wird also der Lohn um 10% erhöht, werden die Preise ebenfalls um ca. 10% steigen, da der Produzent die Mehrkosten natürlich an die Kunden weiter gibt.
Zudem würde hierdurch kein Wettbewerb garantiert werden, sondern Deutschland hätte im internationalen Verlgeich ein Hindernis mehr.
Nachdem die Löhne aktuell unterschiedlich sind, herrscht ja ein echter Wettbewerb unter den Arbeitgebern. Diejenigen die mehr zahlen haben i.d.R. eine größere Chance auf "den richtigen AN", da sie mehr Bewerber haben und - zumindest finanziell - eine höhere AN-Bindung ans Unternehmen.

Zitat:


Das ist relativ genau in den UN-Menschenrechtskonventionen festgelegt.

Wenn Du diese Definition heranziehst, sind wir einer Meinung, hier steht aber nichts von Luxusgütern. Das Recht auf Leben, Freiheit usw. wird auch durch reine Existenzsicherung gewährleistet.
In den Menschenrechtskonventionen werden nur die universalen Menschenrechte geregelt, was für eine Senkung der Sozialleistungen sprechen würde.

Zitat:


Wenn das mal keine Binsenweißheit ist... Ich wüsste nicht wieso Lohnerhöhungen nicht möglich sein sollten.

Hier wären wir wieder beim Preis.
Hat man bei einem Produkt nur eine recht kleine Gewinnmarge, können schon moderate Kostensteigerungen (z.B. durch eine Lohnerhöhung) dazu führen, dass die Produktion nicht mehr rentabel ist.
Als AG kann ich also entweder die Preise anheben (was meine Stellung im Markt und somit u.U. die ganze Firma gefährdet), oder die Produktion einstellen (für den Fall, dass Verlust entsteht).

Zitat:


Das ist aber eine sehr schlechte Möglichkeit, da es nur Firmen belohnt, die schlecht zahlen. Für den Staat ist das kontraproduktiv. Daher würde ich dafür plädieren, dass erstmal alle Firmen anständige Löhne zahlen und dann geschaut wird, welche Branche wirklich Hilfe braucht um Konkurrenzfähig zu sein.

Hier muss man einfach schauen bei welchen Jobs eine Aufstockung überhaupt in Frage kommt. Bei Jobs die keine oder nur eine geringe Qualifikation benötigen oder bei Berufen die den Markt überschwemmt haben (z.B. Friseur).
D.h. es werden Firmen belohnt, die Menschen mit geringen Qualifikationen einstellen, was ich persönlich richtig finde.

Zitat:


Die minimalste Absicherung liegt kann aber mMn nicht unter die Standards der UN-Menschenrechtskonvention gehen. Alles weitere orientiert sich natürlich an dem Reichtum des Landes...

Wie oben schon geschrieben, die Menschenrechtskonventionen legt nur Grundrechte (z.B. Recht auf Bildung usw.) fest, erwähnt aber mit keinem Wort welchen materiellen Grundanspruch ein Mensch hat.
Argumentiert man rein nach den Menschenrechten, wäre unser Sozialsystem eine absolute Überversorgung.

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Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:43 Uhr

Zitat von Lerouxe:

Ich meine, dass es viele (natürlich nicht alle) zum "Faulsein" verleitet und empfand das US-System während meiner Zeit dort als effektiver.
"Get rich or die tryin" ist zwar etwas überspitzt, aber stellt es dennoch recht gut dar.


Dann schau dir doch mal die Armut in vielen Teilen der USA an. Ich halte das angeischts unserer Geschichte nicht für besonders sinnvoll, den Sozialstaat weiter auszuhöhlen. Immerhin reicht ja offensichtlich jetzt das Geld schon oft nicht.
Nicht jeder kann absoluten Reichtum erreichen. Wir sollten uns auch nicht die Kontraste der USA als Vorbild nehmen. Dann lieber ein System, dass von einigen missbraucht wird, aber gleichzeitig eine erträgliche Schere zwischen arm und reich zu haben.

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Zitat von mjoukov:

Zitat von Lerouxe:


Das Aufstocken (und die damit verbundenen niedrigen Löhne) z.B. ist in meinen Augen ein Schritt die Wettbewerbsnachteile durch die hohen Sozialabgaben auszugleichen.


Die Effizienzverluste sind da viel zu hoch. Dann lieber einen zweiten Arbeitsmarkt.



Zu Kompliziert meiner Meinung nach.
Einfachste Lösung, wäre die Einkommensgrenze für Sozialabgaben zu erhöhen.
Würde zumindest eine Hürde für Neueinstellungen beseitigen und wäre kein zusätzlicher bürokratischer Aufwand.
Da die Einnahmen aus dem Niedriglohnsektor sowieso nur sehr gering sind, wäre es auch für das Sozialsystem kein all zu großer Verlust.
Einziger Nachteil der mir spontan einfallen würde, wäre bei steuerwirksamen Sparanlagen (z.B. Bruttoentgeltumwandlung). Da diese Form bei sehr geringen Einkommen aber sowieso eher selten ist, dürfte es nicht wirklich ins Gewicht fallen.

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Lerouxe - 45
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Dabei seit 09.2008
950 Beiträge

Geschrieben am: 15.02.2010 um 22:53 Uhr

Zitat von Cymru:


Dann schau dir doch mal die Armut in vielen Teilen der USA an. Ich halte das angeischts unserer Geschichte nicht für besonders sinnvoll, den Sozialstaat weiter auszuhöhlen. Immerhin reicht ja offensichtlich jetzt das Geld schon oft nicht.
Nicht jeder kann absoluten Reichtum erreichen. Wir sollten uns auch nicht die Kontraste der USA als Vorbild nehmen. Dann lieber ein System, dass von einigen missbraucht wird, aber gleichzeitig eine erträgliche Schere zwischen arm und reich zu haben.


Ich habe in meinen Jahren in den USA sehr viel Armut gesehen, aber ich habe auch gesehen, dass sich kaum Menschen damit abfinden und alles geben um wieder auf einen "grünen Zweig" zu kommen.
Dieser unbedingte Wille hat mich am meisten beeindruckt und ich hab mir damals schon überlegt woher er wohl kommt.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sie einfach keine andere Möglichkeit haben, weil Faulheit sehr direkt "bestraft" wird.
Ob dies nun die beste Möglichkeit ist, Menschen zu mehr Eigenverantwortung und mehr Leistung zu motivieren glaube ich zwar nicht, aber es ist die beste Methode die ich kenne.

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