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Rekord: Elf Jungpoeten beim Poetry Slam!


Schon um 19.00 Uhr staute sich die Schlange der Gäste im Roxy, die sich am vergangenen Samstag, 04. Mai, den Poetry Slam ansehen wollten. Um 19.30 Uhr waren die meisten Plätze bereits belegt, um 20.00 Uhr gibt es nur noch vereinzelt Sitzplätze. Auch auf der Bühne wird es heute eng. Elf Jungpoeten haben sich angemeldet, um das Publikum mit seinen Texten zu verzaubern: Zehn Jungen, ein Mädchen.

Nach einer kurzen Instruktion von Seiten der Moderatoren Dana Hoffman und Ko Bylanzky –wie immer waren auch diesmal beim Poetry Slam nur selbstgeschriebene Texte und Auftritte von maximal 6 Minuten gestatte, während Hilfsmittel wie gewöhnlich, draußen bleiben mussten – ging es endlich los.


 Als erster Jungpoet an diesem Abend bekam das Publikum Andy Giordano zu sehen beziehungsweise zu hören. Er trug einen Text über den Sinn des Lebens und des Liebens vor und beschrieb eine Liebe in drei Akten. In der Hauptrolle: Eine Frau, deren Lippen ihn am Abend noch grausam verließen, die er am nächsten Morgen dann aber doch so früh wie möglich loswerden wollte. Mit deren Besitzerin er Binden kaufen musste und deren Nähte im Negligé der Schwerkraft wichen.

 

 

 Kurz darauf wich Andy von der Bühne und machte Platz für den nächsten Poeten des Abend: Felix Lobrecht aus Berlin. Er beschrieb das alltägliche Leben in Berlin, heißt ein Date mit einem Löwen, den er eines Tages auf der Straße traf, ein Klassentreffen mit sechs Toten, darunter einer Gans und ähnlich verrückten Situationen.
Er, der sich selbst als Gesellschafts- und Kapitalismuskritiker bezeichnet, frühstücke in dieser Erzählung Cornflakes ohne Flakes und entschuldigte sich bei einem Buch, da er es respektlos fand, es die ganze Zeit anzustarren, ohne dabei etwas zu lernen.


 Jonathan Held aus Ulm war nach ihm an der Reihe und informierte das Publikum auf sehr direkte Art und Weise über die "Sackratten", die es sich in seinem Intimbereich bequem gemacht hätten. Nicht aktuell, aber erst kürzlich habe dort eine ganze Familie, samt Enkel, Sohn, Mutter und Großmutter, gehaust. Dann hatte er sie grausam im Waschbecken ertränkt, mittlerweile würden sie ihm aber doch fehlen, erzählte er, und schrieb deshalb in seinem vorgetragenen Text ein Gedicht für die tote Sackrattenfamilie.


Als nächster gehörte die Bühne Thomas Spitzer, Halbfinalist in den deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften. Er brachte nicht nur einen interessanten und unterhaltsamen Text, sondern gleich ein ganzes Buch mit. Mit den Worten „In diesem Buch sind viele tolle Texte – wenn man sie vorher hineinlegt“ zog er anschließend seinen Text heraus. Dann fasziniert er das Publikum nicht nur mit seinen Erinnerungen an die Beerdigung seines Postbotens, die er mit „wuff wuff“ musikalisch untermalte, sondern auch mit der Vorstellung von kleinen fliegenden Elefanten.



 Auf ihn folgte Christian Weiblen aus Augsburg, der fünfte Poet an diesem Abend. Er erzählte, dass er eines Tages in Anlehnung an Max Frisch beschloss, ein Buch an einem Tag zu schreiben, sprich ein Tagebuch. Denn: „Wenn man nichts kann, dann wird man halt Autor.“ Und so schickt er das Publikum in seinem Text auf eine Reise durch die Jahre – angefangen von der frühzeitlichen Epoche bis in die ferne Zukunft des Jahres 2359. Lustiges Extra: Aus Stunden wurden Jahre – und so befand er sich um 14.50 Uhr im Jahr 1450.


Bevor er allerdings weiterreisen konnte,
war bereits Malin Lamparter, die erste und einzige Dame an diesem Abend, an der Reihe. Sie erzählte von der Ewigkeitsdichtkunst, der Eigenschaft, besser in fremden Betten schlafen zu können und – statt zu reden – doch lieber zu schweigen. Außerdem appellierte sie: „Wir stützen uns auf die Basis von Philosophen. Warum? Stützen wir uns doch besser auf uns selbst!“

PAUSE

Nach der Pause betrat Jan Möbus, Rapper und Storyteller aus
Remscheid bei Köln, die Bühne. Er trug einen Brief  an J.K. Rowling, die Autorin von Harry Potter, vor und machte seinem Ärger über die unrealistische Darstellung von geheimen Baumhäusern und Backsteinwänden, die durch Antippen aufgehen, Luft. Unterstützt wurden seine Behauptungen durch eigene Experimente: „Ich habe es selbst versucht, und es hat nichts gebracht!“.


Als nächster trug Chris Schröder, ein Amerikaner, seinen Text vor - natürlich auf Englisch.
Er handelte von den Drohnenangriffen unter Bush und Obama aus der Perspektive eines Piloten, der von seinem Onkel immer gesagt bekommen hatte, dass er ein Loser sei und aus diesem Grund nach der Highschool zum Militär gegangen sei.

 



Doch nicht nur Chris Schröder war ein bekannter Slammer an diesem Abend, auch ein Gast, den das Roxy schon im November letzten Jahres begrüßen durfte, stand wieder auf der Bühne: Indiana Jonas erzählte, wie er eine Doktorarbeit schrieb, einfach, weil er es könne und davon, wie ihn die Dummheit anderer Menschen anekele. Und was passiert, wenn man statt Toilettenpapier Buchseiten auf dem Klo zur Hand nimmt, erklärt er auch: Schund. „Aber Belletristik hört sich besser an. Und ja, diese Vampirgeschichten sind auch von mir!“ schließt er.

 

Als nächstes war es Abram Schiffmann, dem das Publikum seine Aufmerksamkeit schenkte. Er trug ein Gedicht an den Valentinstag vor, sagte darin: „Am Valentinstag bin ich alleine, weil ich mich so gerne mag“ und: Die Einzige, mit der er geht ist seine Laterne. Dann folgte ein zweites Gedicht, welches von der Jugend handelte. Pickel, die auf der Haut Feste feieren und unnötige Haare könne sie gerne wieder mitnehmen, meinte er, aber die Jugend an sich solle doch bitte bleiben.

Der letzte Slammer an diesem Abend war Tobias Grahlke aus Freiburg, der ein Lied für die Frau mit den fettigen Haaren, die auf der Straße schläft, die verwirrten Geister, die Schwachen, die Kranken, die Schlekkerfrauen und seine Mutter, die viel zu früh starb, vortrug. Damals, das wurde in seinem Text deutlich, hat er den Tod gesehen, aber nicht verstanden, weshalb sein Lied ein Lied gegen den Tod sei.

Im Finale fanden sich Tobias Grahlke, Malin Lamparter und Felix Lobrecht wieder - und letzterer war es schließlich auch, der den Wettstreit für sich entschied.

Fotos: Michael Vogt

Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur und Stadtgeschehen
Tags: Poetry Slam, Roxy

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