Anstellen um Mitternacht: Ist das Ruhetal überlaufen?

Am Samstag vor zwei Wochen, 16. März, fand im Café Jam die diesjährige Anmeldung für das Feriencamp Ruhetal statt, in dem Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren seit über 60 Jahren teilnehmen. Während die Tagesbetreuung früher nur in den Sommerferien stattfand, wurde das Angebot in den letzten Jahren ausgebaut, so dass zusätzlich zu den Sommerferienplätzen welche in den Pfingstferien zur Verfügung stehen.
Für die Anmeldung am Samstag standen einige Eltern bereits ab Mitternacht an, so dass ab 03.00 Uhr Zettel mit einer Anmeldezeit verteilt wurden.

Wieso ist das Ruhetal so überlaufen? Wie reagierten die Organisatoren?
Team-Ulm.de-Redakteurin Sophia Kümmerle hat Dietmar Oppermann, Leiter des Waldheims, zum Interview getroffen.

Team-Ulm: Herr Oppermann, wie haben Sie als Organisatoren die Anmeldung am Samstag wahrgenommen?
Dietmar Oppermann: Tatsächlich standen viele Eltern schon um 03.00 Uhr an, was wir aber keinesfalls wollen. Ab 09.00 Uhr kann man sich anmelden, dass ist aber auf keinen Fall notwendig. Das hat sich bei der Anmeldung später bestätigt, bis 10.00 Uhr konnten sich alle in ihren Wunschabschnitten anmelden und auch am Ende des Tages hatten wir nur 6 Kinder auf der Warteliste.

Wie kommt es dann dazu, dass Eltern meinen sich bereits so früh anstellen zu müssen?
Manche Eltern scheinen es als extra Event zu sehen, ihre Kinder für das Ruhetal anzumelden. Die sind auch nicht gegangen, als wir Zettel mit Nummern verteilt hatten, um die Anmeldung besser zu regulieren. Mit Decken und Stühlen haben die gewartet, weil es für die dazugehört. Daher kommt es sicherlich, dass andere Eltern glauben, dass man so früh kommen muss, um einen Platz zu bekommen. Das soll sich nächstes Jahr aber auf jeden Fall ändern!

Gibt es dazu einen Plan?
Ja, wir haben uns fest vorgenommen, nächstes Jahr auf eine Online-Anmeldung umzusteigen, auch wenn der Vorschlag bei manchen Eltern nicht auf Begeisterung gestoßen ist. Auch wenn es für manche ein Event ist, sich anzumelden, kann es gerade im Fall von berufstätigenden Eltern und Alleinerziehenden nicht sein, dass man sich so früh anstellen muss.

Gibt es aktuell Möglichkeiten für Alleinerziehende, das anerkennen zu lassen?
Im Prinzip möchten wir natürlich jemandem, der darauf angewiesen ist, einen Platz für sein Kind geben, was wir aber natürlich nicht immer können. Viele Eltern sagen bei der Anmeldung beispielsweise, dass sie auf die Plätze angewiesen sind, reagieren auf unsere Vorschläge ähnlicher Freizeitangebote dann aber oft mit dem Satz „Mein Kind möchte aber doch ins Ruhetal“. Da kann die Notwendigkeit dann so groß nicht sein…
Trotzdem haben wir zusätzlich zu den Wartelisten, die wir jedes Jahr erstellen, einige Plätze pro Abschnitt für Härtefälle aufgehoben.

Wie könnte ein solcher Härtefall aussehen?
Das entscheidet ein Sozialarbeiter, der bei uns die Anträge der Härtefälle durchgeht und die Plätze je nach Notwendigkeit vergibt.

Wie erklären Sie sich, dass das Ruhetal so an Beliebtheit gewonnen hat?
Das Ruhetal war eigentlich schon immer beliebt, die Kinder sind dort schon immer gerne hingegangen. Ich denke das liegt an dem vielfältigen Programm, das wir bieten, und daran, dass bei uns einfach immer sehr viele Kinder dabei sind und man dadurch auch mit mehr anderen Kindern spielen kann.
Die Entwicklung bei der Anmeldung finden wir aber trotzdem bedenklich und wollen das, wie gesagt, nächstes Jahr durch eine Onlineanmeldung einfacher machen.