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Forum / Politik und Wirtschaft
Schlecker pleite?

Cymru - 35
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 16:27 Uhr
Zuletzt editiert am: 29.05.2012 um 16:31 Uhr
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Zitat von journalist: Dieses Risiko will keiner übernehmen. Ich bleibe dabei, dass die Transfergesellschaft die bei weitem bessere - und billigere - Lösung gewesen wäre.
Man wird abwarten müssen, ob es wirklich zur Zerschlagung kommt oder ob nicht etwa Herr Berggruen doch noch ein ausreichendes Konzept und/oder mehr Geld auf den Tisch legt. Es ist erstmal ja auch eine gewisse Rhetorik, wenn man so ein Ultimatum stellt.
In der Diskussion ging es zumindest mir nicht darum, ob eine Transfergesellschaft an sich besser wäre. Für mich spielte in erster Linie eine Rolle, ob der Staat hier eintreten sollte. Und das halte ich nach wie vor für falsch, weil es zu einem Zweiklassen-Recht führt. Zudem verwundert es, dass keine Bank für eine solche Bürgschaft bereit war, wenn das Konzept doch so stabil ist.
Ich empfand es auch als sehr heuchlerisch, wenn gewisse Politiker so taten, als hätten Transfergesellschaften primär den Sinn, Arbeitsplätze zu retten. Tatsächlich ist das so nicht richtig. Transfergesellschaften sind in erster Linie zur Umgehung des § 613a BGB nützlich: Ein neuer Arbeitgeber muss alle Arbeitsverhältnisse übernehmen, sofern die betroffenen Arbeitnehmer nicht widersprechen.
edit:
Zu bedenken ist auch, dass ein Insolvenzverwalter nicht die Interessen der Arbeitnehmer vertritt. Seine Aufgabe ist es, dass er die Interessen der Gläubiger primär im Blick hat.
„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“
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bredator - 41
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 17:39 Uhr
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Zitat von journalist:
So - und jetzt? Keine zwei Monate später ist es wohl so weit. Die Finanzinvestoren weg, windig oder nicht zahlungskräftig genug - und wahrscheinlich wird der Insolvenzverwalter am Freitag das "aus" für die restlichen deutschen Schleckerläden verkünden müssen. 3.300 Filialen, 14.000 Jobs. Hat im Übrigen auch was damit zu tun, dass es derzeit 4.400 Kündigungsschutzklagen gegen die erste Entlassungswelle gibt. Dieses Risiko will keiner übernehmen. Ich bleibe dabei, dass die Transfergesellschaft die bei weitem bessere - und billigere - Lösung gewesen wäre.
Ja, zwei Monate und noch immer haben sich viele nicht um einen neuen Job bemüht bzw. das vielleicht getan, aber keinen bekommen. Was hätte eine Transfergesellschaft denn dann gebracht? Entweder sind die Mitarbeiter zu bequem für neue Jobs oder aber es gibt keine. Beides hätte eine Transfergesellschaft genau gar nicht besser machen können, außer dass damit die Mitarbeiter ihren Kündigungsschutz aufgegeben hätten. Es handelt sich um ein Unternehmen, von einem e.K. geführt. Der Staat muss und soll hier gar nichts tun, denn es würde der Eindruck entstehen, dass man nur genug Schaden anrichten muss, dass einem der Staat das Händchen halten kommt. Kleinere, die nicht viel kaputt machen, deren Unternehmen aber trotzdem an die Wand fährt, werden allein gelassen. Das nennt sich mit zweierlei Maß messen und diesbezüglich finde ich es richtig, dass genau das nicht gemacht wurde.
Lache nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht. Er könnte Anlauf nehmen.
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journalist - 64
Halbprofi
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 18:05 Uhr
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Ok – sind ja bedeutsame Argumente, der Staat soll sich nicht einmischen usw… das habe ich hier mehr als einmal gelesen, und es wird dadurch nicht richtiger. Wir leben nach wie vor in einer sozialen Marktwirtschaft, was bedeutet, dass sich der Staat durchaus einmischen darf, wenn es um das Wohl der Arbeitnehmer(innen, in diesem Fall) geht. Es ist außerdem eine marktwirtschaftliche Rechnung. Auf jeden Fall wäre es billiger gewesen, die jetzt anstehende Arbeitslosigkeit von weiteren 14.000 Menschen nicht auch noch finanzieren zu müssen.
Eine Transfergesellschaft hätte die Phase der Arbeitslosigkeit bei annehmbaren Bezügen um 6 Monate verlängert, die meisten Schlecker-Frauen hätten dieses Angebot wohl angenommen. Dass eine Transfergesellschaft durchaus bessere Ergebnisse erzielen kann als eine Vermittlung „nur“ über die Arbeitsagentur, ist ebenfalls unbestritten. Und bei weniger Kündigungsschutzklagen wäre das Risiko für einen Investor bei weitem kalkulierbarer gewesen. Andersrum: Die Klagen haben den Preis für Schlecker so weit nach unten gedrückt, dass die Gläubiger sich jetzt von einer Zerschlagung und Einzelverwertung mehr erhoffen.
Deshalb wäre eine Transfergesellschaft der bessere Weg gewesen.
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septicus
Team-Ulmler
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 18:21 Uhr
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Meiner bescheidenen Meinung nach wäre es auch mit den Transfergesellschaften so gekommen, wie es sich jetzt andeutet. Die Firma macht diversen Presseberichten zufolge selbst jetzt nach der Schließung der 2200 Filialen täglich 6-stellige Verluste.
Das heißt, dass die Bewertung der Kriterien für die zu schließenden Filialen wohl zu optimistisch war und mehr Filialen nicht rentabel waren oder in den letzten Wochen unrentabel wurden. Wäre das Filialnetz aber deutlich mehr gestrafft worden, so hätte es u.U. passieren können, dass von vorneherein kein Interessent mehr dagewesen wäre.
Auf der anderen Seite hätte aber auch die Entwicklung der letzten Wochen anders laufen können, als sie es sind. Dann wäre die Perspektive jetzt anders.
Fazit: ich glaube nicht, dass die Transfergesellschaften etwas geändert hätten. Im Gegenteil: bei der Abwicklung würden die Länder auf den Bürgschaften sitzen bleiben UND die nun fälligen Sozialleistungen für die Schlecker-Mitarbeiter übernehmen.
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Wettergeist
Anfänger
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 18:41 Uhr
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Zitat von septicus: Meiner bescheidenen Meinung nach wäre es auch mit den Transfergesellschaften so gekommen, wie es sich jetzt andeutet. Die Firma macht diversen Presseberichten zufolge selbst jetzt nach der Schließung der 2200 Filialen täglich 6-stellige Verluste.
Das heißt, dass die Bewertung der Kriterien für die zu schließenden Filialen wohl zu optimistisch war und mehr Filialen nicht rentabel waren oder in den letzten Wochen unrentabel wurden. Wäre das Filialnetz aber deutlich mehr gestrafft worden, so hätte es u.U. passieren können, dass von vorneherein kein Interessent mehr dagewesen wäre.
Auf der anderen Seite hätte aber auch die Entwicklung der letzten Wochen anders laufen können, als sie es sind. Dann wäre die Perspektive jetzt anders.
Fazit: ich glaube nicht, dass die Transfergesellschaften etwas geändert hätten. Im Gegenteil: bei der Abwicklung würden die Länder auf den Bürgschaften sitzen bleiben UND die nun fälligen Sozialleistungen für die Schlecker-Mitarbeiter übernehmen.
ich möchte auch noch einmal an einen großen Baukonzern erinnern, der unter einer ROT/GRÜNEN Regierung saniert werden sollte! GESCHEITERT!!!
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journalist - 64
Halbprofi
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 19:50 Uhr
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Zitat von septicus: Meiner bescheidenen Meinung nach wäre es auch mit den Transfergesellschaften so gekommen, wie es sich jetzt andeutet. Die Firma macht diversen Presseberichten zufolge selbst jetzt nach der Schließung der 2200 Filialen täglich 6-stellige Verluste.
Das heißt, dass die Bewertung der Kriterien für die zu schließenden Filialen wohl zu optimistisch war und mehr Filialen nicht rentabel waren oder in den letzten Wochen unrentabel wurden. Wäre das Filialnetz aber deutlich mehr gestrafft worden, so hätte es u.U. passieren können, dass von vorneherein kein Interessent mehr dagewesen wäre.
Auf der anderen Seite hätte aber auch die Entwicklung der letzten Wochen anders laufen können, als sie es sind. Dann wäre die Perspektive jetzt anders.
Hmm. Das möchte ich gerne ergänzen. Ich glaube nicht, dass Schlecker generell marktunfähig war/ist. Es gibt dieses wahnsinnige Imageproblem, aber es gibt immer noch viele treue Kunden. Aber die Kette hat ein Problem. Die Gehälter sind für die dezentrale Ertragsstruktur mit den (immer noch) vielen ungünstig gelegenen, ertragsschwachen Filialen zu hoch. Oder andersrum: Für die Gehälter sind die Filialen zu klein. Und Schlecker zahlt nicht schlecht. Nach meinen Informationen resultiert der Fehlbetrag zum großen Teil aus dem nicht in der erforderlichen Höhe abgeschlossenen Sanierungstarifvertrag . Auch damit hätte Schlecker sicher keine großen Sprünge machen können, aber die „schwarze Null“ wäre vielleicht drin gewesen. Auf der anderen Seite fehlen dem Unternehmen nach wie vor Finanzmittel für Preisoffensiven, die Lieferanten halten sich in dieser Lage zurück – die Katze beißt sich da irgendwie in den Schwanz. Manchmal läuft alles für ein Unternehmen, manchmal gegen es. Schlecker scheint so ein Fall zu sein.
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Wettergeist
Anfänger
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 20:24 Uhr
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Zitat von journalist: Zitat von septicus: Meiner bescheidenen Meinung nach wäre es auch mit den Transfergesellschaften so gekommen, wie es sich jetzt andeutet. Die Firma macht diversen Presseberichten zufolge selbst jetzt nach der Schließung der 2200 Filialen täglich 6-stellige Verluste.
Das heißt, dass die Bewertung der Kriterien für die zu schließenden Filialen wohl zu optimistisch war und mehr Filialen nicht rentabel waren oder in den letzten Wochen unrentabel wurden. Wäre das Filialnetz aber deutlich mehr gestrafft worden, so hätte es u.U. passieren können, dass von vorneherein kein Interessent mehr dagewesen wäre.
Auf der anderen Seite hätte aber auch die Entwicklung der letzten Wochen anders laufen können, als sie es sind. Dann wäre die Perspektive jetzt anders.
Hmm. Das möchte ich gerne ergänzen. Ich glaube nicht, dass Schlecker generell marktunfähig war/ist. Es gibt dieses wahnsinnige Imageproblem, aber es gibt immer noch viele treue Kunden. Aber die Kette hat ein Problem. Die Gehälter sind für die dezentrale Ertragsstruktur mit den (immer noch) vielen ungünstig gelegenen, ertragsschwachen Filialen zu hoch. Oder andersrum: Für die Gehälter sind die Filialen zu klein. Und Schlecker zahlt nicht schlecht. Nach meinen Informationen resultiert der Fehlbetrag zum großen Teil aus dem nicht in der erforderlichen Höhe abgeschlossenen Sanierungstarifvertrag . Auch damit hätte Schlecker sicher keine großen Sprünge machen können, aber die „schwarze Null“ wäre vielleicht drin gewesen. Auf der anderen Seite fehlen dem Unternehmen nach wie vor Finanzmittel für Preisoffensiven, die Lieferanten halten sich in dieser Lage zurück – die Katze beißt sich da irgendwie in den Schwanz. Manchmal läuft alles für ein Unternehmen, manchmal gegen es. Schlecker scheint so ein Fall zu sein.
Politik und Wirtschaft! Wirtschaft und Politik! Da beißt sich etwas! Beide können und wollen z.Zt. nicht!
Fazit: Bezahlen wird es der/die Mitarbeiter/in, oder längerfristig der Steuerzahler!
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Cymru - 35
Champion
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Geschrieben am: 29.05.2012 um 20:40 Uhr
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Zitat von journalist: Ok – sind ja bedeutsame Argumente, der Staat soll sich nicht einmischen usw… das habe ich hier mehr als einmal gelesen, und es wird dadurch nicht richtiger. Wir leben nach wie vor in einer sozialen Marktwirtschaft, was bedeutet, dass sich der Staat durchaus einmischen darf, wenn es um das Wohl der Arbeitnehmer(innen, in diesem Fall) geht.
Soziale Marktwirtschaft bedeutet aber nicht, dass der Staat strauchelnde Unternehmen stützt. Wie bredator richtig sagte: Hilft der Staat hier, dann entsteht tatsächlich der Eindruck, dass diejenigen, die großen Schaden anrichten, damit durchkommen. Denn der e.K. mit seinen drei oder vier Arbeitnehmern, der in Zahlungsschwierigkeiten gerät, bekommt keine Hilfe. Wo bleibt denn hier die soziale Marktwirtschaft, wenn die nur dann existiert, wenn der Staat helfend eingreift?
Unser Sozialstaat ist so ausgestaltet, dass Arbeitnehmerinnen nach Jobverlust ins Nichts fallen, sondern Sozialleistungen beziehen können. Auch stellt die InsO bestimmte Möglichkeiten dar.
Zitat von journalist: Es ist außerdem eine marktwirtschaftliche Rechnung. Auf jeden Fall wäre es billiger gewesen, die jetzt anstehende Arbeitslosigkeit von weiteren 14.000 Menschen nicht auch noch finanzieren zu müssen.
Die marktwirtschaftliche Rechnung muss aber getrennt von dem Argument der sozialen Marktwirtschaft gesehen werden.
Insgesamt ist es Spekulation. Billiger ist es nur, wenn die staatliche Bürgschaft zurückgezahlt wird und die Arbeitnehmer wieder in Arbeitsverhältnisse kommen. Beim Punkt der Rückzahlung verweise ich auch auf das Gutachten von PwC (siehe hier). Ob die Arbeitnehmer nach 6 Monaten in feste Arbeitsverhältnisse kommen, lässt sich auch nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Wenn nicht, verschiebt sich die Arbeitslosigkeit lediglich um 6 Monate.
Zitat von journalist: Und bei weniger Kündigungsschutzklagen wäre das Risiko für einen Investor bei weitem kalkulierbarer gewesen.
Ich hoffe, du siehst dieses Argument aber nicht als Punkt pro Arbeitsplatzsicherheit an.
„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“
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journalist - 64
Halbprofi
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Geschrieben am: 30.05.2012 um 14:10 Uhr
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Zitat von Cymru: [ Zitat von journalist: Und bei weniger Kündigungsschutzklagen wäre das Risiko für einen Investor bei weitem kalkulierbarer gewesen.
Ich hoffe, du siehst dieses Argument aber nicht als Punkt pro Arbeitsplatzsicherheit an. 
Doch. Genau das mach ich. Nicht für die 10.000 schon Gekündigten, sondern für die 14.000 noch dort Beschäftigten.
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septicus
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Geschrieben am: 30.05.2012 um 18:38 Uhr
Zuletzt editiert am: 30.05.2012 um 18:50 Uhr
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Zitat von journalist:
Hmm. Das möchte ich gerne ergänzen. Ich glaube nicht, dass Schlecker generell marktunfähig war/ist. Es gibt dieses wahnsinnige Imageproblem, aber es gibt immer noch viele treue Kunden. Aber die Kette hat ein Problem. Die Gehälter sind für die dezentrale Ertragsstruktur mit den (immer noch) vielen ungünstig gelegenen, ertragsschwachen Filialen zu hoch. Oder andersrum: Für die Gehälter sind die Filialen zu klein.
Teils. Das System Schlecker hat funktioniert solange die Zahl der Filialen gewachsen ist (WKZs, Sonder-WKZs, Lieferantenrabatte). Als die nicht mehr gewachsen sind, und dann sogar weniger wurden, wurde das immer mehr eine Spirale nach unten. (Stand neulich mal in einem der vielen Presseberichte, eine Quelle habe ich leider nicht mehr zur Hand. ) Die direkte Konsequenz daraus war diese ganze unglücksselige XL und Meniar-Geschichte (Personal kündigen und für weniger wieder einstellen).
Zitat von journalist: Und Schlecker zahlt nicht schlecht.
Richtig. Wird leider oft anders dargestellt. Die Bezahlung des Verkaufspersonals war in letzter Zeit aber definitiv alles andere als schlecht.
Zitat von journalist:
Nach meinen Informationen resultiert der Fehlbetrag zum großen Teil aus dem nicht in der erforderlichen Höhe abgeschlossenen Sanierungstarifvertrag . Auch damit hätte Schlecker sicher keine großen Sprünge machen können, aber die „schwarze Null“ wäre vielleicht drin gewesen. 200 Mio EUR Fehlbetrag im Jahr 2011 über einen Sanierungstarifvertrag auffangen? Wo die klagenden 4000 Ex-Arbeitnehmer ein Kostenrisiko in Höhe von 100 Mio darstellen? Das lässt mich dann eher zweifeln, dass der Sanierungstarifvertrag zu einer schwarzen Null geführt hätte.
Zitat von journalist: Auf der anderen Seite fehlen dem Unternehmen nach wie vor Finanzmittel für Preisoffensiven, die Lieferanten halten sich in dieser Lage zurück – die Katze beißt sich da irgendwie in den Schwanz.
Bingo.
Zitat von journalist: Manchmal läuft alles für ein Unternehmen, manchmal gegen es. Schlecker scheint so ein Fall zu sein.
Von den Problemen ist vieles hausgemacht... das lief nicht gegen Schlecker... da lief Schlecker gegen sich selbst. Klingt böse, ich weiß. Ist aber gar nicht so böse gemeint.
Ich habe großen Respekt vor der Lebensleistung von Anton Schlecker. Auch wenn's am Ende eben leider nun so ausgeht.
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Cymru - 35
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Geschrieben am: 30.05.2012 um 18:50 Uhr
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Zitat von journalist: Zitat von Cymru: [ Zitat von journalist: Und bei weniger Kündigungsschutzklagen wäre das Risiko für einen Investor bei weitem kalkulierbarer gewesen.
Ich hoffe, du siehst dieses Argument aber nicht als Punkt pro Arbeitsplatzsicherheit an. 
Doch. Genau das mach ich. Nicht für die 10.000 schon Gekündigten, sondern für die 14.000 noch dort Beschäftigten.
Für die verbleibenden Arbeitnehmer unter Umständen schon, das habe ich nicht angezweifelt. Eine Transfergesellschaft dagegen rettet erstmal keine Arbeitsplätze.
Bei den verbleibenden Arbeitnehmern käme es aber auch wieder auf ein ausreichendes Konzept an. Nur weil man verhindert, dass der Betriebserwerber (zu) viele Arbeitnehmer übernehmen muss, muss daraus nicht automatisch folgen, dass er den verbleibenden einen sicheren Arbeitsplatz bietet. Im Kampf mit Rossmann und dm (und in Süddeutschland noch mit Müller), fragt sich, ob wirklich noch Platz für Schlecker sein wird.
„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“
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journalist - 64
Halbprofi
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Geschrieben am: 01.06.2012 um 16:44 Uhr
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Zitat von Cymru:
Bei den verbleibenden Arbeitnehmern käme es aber auch wieder auf ein ausreichendes Konzept an. Nur weil man verhindert, dass der Betriebserwerber (zu) viele Arbeitnehmer übernehmen muss, muss daraus nicht automatisch folgen, dass er den verbleibenden einen sicheren Arbeitsplatz bietet. Im Kampf mit Rossmann und dm (und in Süddeutschland noch mit Müller), fragt sich, ob wirklich noch Platz für Schlecker sein wird.
Jetzt ja nicht mehr. 13.200 zusätzliche Schlecker-Frauen können sich künftig zu Jubelchören für die FDP treffen. Zeit genug haben sie ab Ende Juni.
Ein tschechischer Investor hatte übrigens den unterschriftsreifen Vertrag zurückgezogen, nachdem es mehr als 4.000 Kündigungsschutzklagen gab...
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bredator - 41
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Geschrieben am: 01.06.2012 um 16:54 Uhr
Zuletzt editiert am: 01.06.2012 um 16:54 Uhr
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Tja, so ist es nunmal, wenn man beschissen wirtschaftet und sich das Image selbst unnötig versaut, weil man noch mehr Kohle abhaben möchte. Irgendwann geht der Laden den Garten runter und die Mitarbeiter sind die Dummen. Aber das wären sie auch so gewesen. Poste doch bitte mal eine Quelle zu dem tschechischen Investor. Sowas kann man gerne einfach mal behaupten, was dann letztlich wirklich dahinter steckte muss aber nicht dem entsprechen, was behauptet wurde.
Wie ich schonmal sagte: Ich finde es richtig, dass die Transfergesellschaft nicht gegründet wurde. Letztlich hätte das vielen Beschäftigten nämlich auch nicht geholfen. Mindestens die Hälfte der jetzt arbeitslos werdenden wäre trotzdem arbeitslos geworden. Transfergesellschaft hätte bedeutet, auf eine Kündigungsschutzklage zu verzichten, schriftlich. Anschließend hätte der Investor eine größere Menge auf die Straße setzen können, ohne wenn und aber und es wäre letztlich für die verbleibenden nicht unbedingt besser gewesen. Die Unsicherheit wäre weiter da gewesen. So wenig ich die FDP auch leiden mag, dein polemisches Gewäsch kannst du gerne weiter schreiben, aber dann brauchst du nicht erwarten, dass mit dir irgendwer ernsthaft diskutiert.
Lache nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht. Er könnte Anlauf nehmen.
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Cymru - 35
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Geschrieben am: 01.06.2012 um 20:12 Uhr
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Zitat von journalist: Jetzt ja nicht mehr. 13.200 zusätzliche Schlecker-Frauen können sich künftig zu Jubelchören für die FDP treffen.
Also bitte: Du gehörst hier doch zu den intelligenteren und gebildeteren Leuten. Dieses populistische Geschwätz, dass die FDP an der Zerschlagung von Schlecker schuld ist, ist doch albern. Es verkennt vor allem die Sachlage.
Fakt 1: Das Schlecker-Management hat Misswirtschaft betrieben. Erst gestern habe ich in einer Zeitung gelesen, dass ein ehemaliger Schlecker-Manager meinte, dass die große Leistung des Anton Schlecker darin bestünde, die Pleite solange hinausgezögert zu haben. Offenbar begann der Niedergang bereits in den 1990er-Jahren.
Fakt 2: Die Leute wollten doch nicht mehr in ausreichendem Maße bei Schlecker einkaufen. Sei es, weil man sich gegen die Geschäftspraktiken der Firma stellen wollte oder einfach das Sortiment bei Mitbewerbern ansprechender fand.
Es ist etwas heuchlerisch, wenn man stets darauf schimpft, wie fies Schlecker mit seinen Mitarbeitern umgeht, man den Laden meidet und sich nun wundert, wenn er pleite geht.
Fakt 3: Wenn eine realistische Chance bestanden hätte, dass Schlecker gerettet und damit auch die Transfergesellschaft finanziert worden wäre, hätte sich auch eine Bank gefunden, die hier einen Kredit vergibt. Aufgrund der Analyse von PwC standen die Chancen offenbar aber sehr schlecht, dass ein Kreditgeber oder Bürge sein Geld wiedersehen würde. Verlangst du also tatsächlich, dass Steuergelder vepulvert werden? In meinen Augen hätte das zwar den Befürwortern der Staatshilfe ein paar Prozent bei den Umfragewerten gebracht, den Arbeitnehmern aber hätte man zum einen ihren Kündigungsschutz genommen und zum anderen wäre nicht sicher gewesen, was denn passiert wäre, wenn die Transfergesellschaft ausgelaufen wäre.
Die Situation ist alles andere als schön. Trauer und Wut bei Betroffenen ist völlig nachvollziehbar. So manche Arbeitnehmerin wird auch nicht gleich einen Job finden. Es kann und darf trotzdem nicht Aufgabe des staates sein, große Unternehmen anders zu behandeln als Kleine und dabei etwas am Leben zu halten, was letztendlich nicht mehr tragfähig ist. Denn offenbar bestanden für Schlecker keine größeren Chancen, sonst hätte sich womöglich auch ein Investor an einer Transfergesellschaft finanziell beteiligt oder man hätte doch noch geschafft, eine Bank ins Boot zu holen. Man darf annehmen, dass die Gläubiger sich die Sache genau angesehen haben.
„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“
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septicus
Team-Ulmler
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Geschrieben am: 01.06.2012 um 20:58 Uhr
Zuletzt editiert am: 01.06.2012 um 20:58 Uhr
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Zitat von journalist:
Jetzt ja nicht mehr. 13.200 zusätzliche Schlecker-Frauen können sich künftig zu Jubelchören für die FDP treffen. Zeit genug haben sie ab Ende Juni.
Ich schätzte diese Diskussion bis zu diesem Zeitpunkt dafür, dass sie nicht am Stammtisch geführt wurde. Was sich nun mit diesem Beitrag leider geändert hat.
Die Ursache für die Pleite liegt nicht bei der Politik, sondern beim Management der vergangenen (nicht nur ein paar, sondern ein paar mehr) Jahre. Die Kinder Schleckers und auch COO Rusch und CFO Sagur waren erst seit ca Mitte 2010 am Ruder und hatten damit letztlich trotz aller Anstrengungen gar nicht mehr die Zeit und die Mittel noch große Wunder zu vollbringen. Zumal die Entscheidungen letztlich immer noch bei Schlecker Senior lagen (der zu dem Zeitpunkt mangels ausreichender Ressourcen aber auch keine wirklichen Handlungsoptionen mehr hatte).
Aufgabe des Staates kann es nicht sein, Unternehmen deren Geschäftskonzept nicht mehr aufgeht, künstlich am Leben zu erhalten. Entweder gibt es staatliche Bürgschaften für Transfergesellschaften aller insolventen Unternehmen (bis hin zum Einzelunternehmer mit einem Angestellten) oder für Niemanden. Und ja, diese Meinung habe ich auch zu dem Zeitpunkt schon gehabt, als es darum ging, ob die Transfergesellschaften zustande kommen oder nicht. Und bis gestern war ich noch Mitarbeiter von Schlecker, also selbst betroffen (und damals ohne Aussicht auf einen neuen Arbeitsplatz).
Zitat von journalist: Ein tschechischer Investor hatte übrigens den unterschriftsreifen Vertrag zurückgezogen, nachdem es mehr als 4.000 Kündigungsschutzklagen gab...
Penta? Gibt's ne Quelle dafür, dass der Vertrag unterschriftsreif war? In den Medien kam das anders rüber.
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