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Stopfenten ,Tierquälerei

phoenix89 - 36
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 18:21 Uhr
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Zitat von Harmachis: Zitat: Was mir auffällt, ist, dass bei Sex, der in Einvernehmlichkeit aller Beteiligten praktiziert wird, sozusagen eine „Win-Win-Situation“ darstellt.
Win Win beim Sex?  Aber auch nur selten.
Damit machst du dir nicht eben ein großes Kompliment. ^^
Und beim Sex dürfte doch noch eher von einer Win-Win-Sitution die Rede sein als beim Verzehr eines Schnitzels. ;)
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MackieMesser - 41
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 18:23 Uhr
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Zitat von phoenix89:
Damit machst du dir nicht eben ein großes Kompliment. ^^
Und beim Sex dürfte doch noch eher von einer Win-Win-Sitution die Rede sein als beim Verzehr eines Schnitzels. ;)
Sofern das Schwein keine Suizidgedanken hatte, ja.
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BlackDemon
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 18:24 Uhr
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Zitat von MackieMesser: Zitat von phoenix89:
Damit machst du dir nicht eben ein großes Kompliment. ^^
Und beim Sex dürfte doch noch eher von einer Win-Win-Sitution die Rede sein als beim Verzehr eines Schnitzels. ;)
Sofern das Schwein keine Suizidgedanken hatte, ja.
was bei den lebensbedingungen manchmal nicht unwahrscheinlich ist. :D
"Die Sprache ist eine Waffe, haltet Sie scharf!"
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Harmachis - 34
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 18:27 Uhr
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Zitat von BlackDemon: Zitat von MackieMesser: Zitat von phoenix89:
Damit machst du dir nicht eben ein großes Kompliment. ^^
Und beim Sex dürfte doch noch eher von einer Win-Win-Sitution die Rede sein als beim Verzehr eines Schnitzels. ;)
Sofern das Schwein keine Suizidgedanken hatte, ja.
was bei den lebensbedingungen manchmal nicht unwahrscheinlich ist. :D
Na also - wieder n Grund mehr zu schlachten - Suizidgefährdete Schweine.
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ZuGuttenberg
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 19:04 Uhr
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den Zusammenhang versteh ich jetzt nicht ganz.
"Jeder Beginn einer Idee entspringt einer unmerklichen Verletzung des Geistes."
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Moschusbock - 44
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 19:49 Uhr
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Zitat von phoenix89:
Was mir auffällt, ist, dass bei Sex, der in Einvernehmlichkeit aller Beteiligten praktiziert wird, sozusagen eine „Win-Win-Situation“ darstellt. Bei Stopflebern dürfte das nicht der Fall sein.
Auch wenn ich in oben Genanntem „Sexualität“ durch „omnivore Ernährung“ ersetze, komme ich zu keinem anderen Ergebnis: Die Möglichkeit, Sex zu haben, ist natürlich gegeben; die Notwendigkeit, Sex zu haben (bzw. mit welcher Art von Partner), ist keine notwendige Folgerung daraus. Ebenso ist es auch natürlich, dass ein Mensch Fleisch essen kann. Ich sehe nicht, dass es unnatürlich wäre, darauf zu verzichten, ebenso wie ich auch im Verzicht auf Geschlechtsverkehr nichts unnatürliches finde, sofern das Individuum kein Verlangen danach hat.
Was bitte hat Einvernehmlichkeit mit Natürlichkeit zu tun? Einvernehmlichkeit ist eine moralische Größe, kein natürliches Prinzip, schon gar nicht beim (Fr)Essen. Ein Löwe fragt das Zebra auch nicht um Erlaubnis, bevor er es reißt.
Und auch wenn es sich krass anhören mag, eine Vergewaltigung ist primär nicht unnatürlicher als einvernehmlicher Sex. Apropos, mit welchem Recht verurteilst du Vergewaltigungen, sprichst der Kirche aber das Recht auf Einmischung in deine sexuellen Belange ab? Weil hier keine Win-Win-Situation entsteht? Sicher, das nicht, aber was hat das bitte wiederum mit Natürlichkeit zu tun?
Zitat von phoenix89:
Und wieder verallgemeinerst du.
Erneut: Die Möglichkeit zum Geschlechtsverkehr ist natürlich gegeben. Die Art des Auslebens, so es denn erfolgt, ist individuell verschieden: So mag es für manche Leute das Richtige sein, sich gänzlich zu enthalten, wie es für wieder andere das Richtige ist, mit andersgeschlechtlichen Partnern zu verkehren, und für wieder andere, mit gleichgeschlechtlichen. Keine dieser Arten ist unnatürlich – sie alle sind mögliche Handlungsweisen, denen die naturgegebene Fähigkeit, überhaupt Sex zu haben, zugrunde liegt.
Genau aus diesem Grund ist omnivore Ernährung nicht unnatürlich.
Zitat von phoenix89:
Erneut hast du die Formulierung „in manchen Bereichen“ außer Acht gelassen:
Die Triebe des Menschen sind ihm natürlich gegeben. Die Kultur unterdrückt aber z. B. den Trieb eines Zoophilen, der sich gerne mit der Ziege des Nachbarsbauern vergnügen würde. Ein derartiges Vorgehen "der Kultur" ist selbstredend verständlich, dennoch eine Unterdrückung der naturgegebenen Zustände des besagten Zoophilen. Im England der Viktorianischen Zeit war Sexualität, auch in heterosexuellen Formen, grundsätzlich unterdrückter als es heutzutage der Fall ist. Auch hier liegt eine gewisse Unterdrückung der naturgegebenen Dinge vor.
Aber: Nicht unterdrückt würden dadurch beispielsweise Leute, die keinerlei sexuelle Neigungen empfinden.
Und eben deshalb(!) sprach ich von „manchen Bereichen“: Eine Universalisierung ist hier ebensowenig angebracht wie im Falle der omnivoren bzw. herbivoren Ernährung.
– Die Möglichkeit zum Geschlechtsverkehr mit Frauen ist auch homosexuellen Männern gegeben; dennoch nehmen sie sie nicht wahr. Die Möglichkeit zum Fleischverzehr ist auch Vegetariern gegeben; dennoch nehmen sie sie nicht wahr. In beiden Fällen ist die Möglichkeit naturgegeben, die Umsetzung jedoch individuell. Deshalb ist es inkorrekt, für alle Menschen einen Schluss zu ziehen, dieses oder jenes Verhalten sei nun universell natürlich oder unnatürlich.
Warum ist das Unterdrücken der Triebe des Zoophilen "verständlich", kirchlichte Sexualmoral aus deiner Sicht aber nicht? Halte mir jetzt keinen Vortrag über individuelle Freiheiten und Win-Win-Situationen, beide Beispiele sind rein subjektive Moralvorstellungen.
Deine Vorstellung von "natürlich" ist mir einfach zu willkürlich und selbstgefällig. Wenn jeder einfach das als "natürlich" definieren kann, was ihm seine Handlungen legitimiert, dann ist diese Vokabel einfach nur wertlos. Objektivere Kriterien sind da z.B. das Gebiss und das liefert ein recht eindeutiges Ergebnis. Nicht zu verwechseln ist dieses Ergebnis mit einer qualitativen Veurteilung im Sinne von gut und schlecht.
Zitat von phoenix89:
Und machte man Natürlichkeit in Bezug auf die Behandlung seiner Mitmenschen an den menschlichen Gliedmaßen fest, so wäre es – deiner Folgerung nachgehend – nicht nur möglich, sondern auch notwendig, bei Auseinandersetzungen direkt handgreiflich zu werden, wenn man sich natürlich verhalten will.
Sprichst du dem Intellekt, und damit dem Abwägen, ob man gewalttätig wird oder nicht bzw. ob man Fleisch isst oder nicht (ohne diese beiden in irgendeiner Art vergleichen zu wollen, außer in dem ihnen gleichen Prinzip), etwa die Natürlichkeit ab?
Und was bitte ist an deiner Definition von Natürlichkeit plausibel? Mehr als reine, zweckgebundene Willkür erkenne ich darin nicht. Frage 100 Leute auf der Straße und ich garantiere dir, dass niemand unter "natürlich" die Art und Weise der Behandlung seiner Mitmenschen versteht. Im weitesten Sinne bedeutet "Natürlichkeit" wohl Freiheit von menschlichen Einflüssen / Beiinflussungen. In diesem Sinne ist omnivore Ernährung, abgeleitet vom menschlichen Gebiß, um längen plausibler als natürlich zu bezeichen als Vegetarismus.
Menschliche Gliedmaßen ziehst du als Argument heran? Man merkt, dass dir so langsam die Argumente ausgehen. Schau deinen Hände doch mal an. Siehst du da Krallen, Klauen, Messer, Stacheln, Giftdrüsen, Panzerplatten oder sonstige eindeutig der physischen Konfrontation zurechenbaren Teile? Nein? Wie kommst du dann darauf, dass es für Menschen "natürlich" sei, diese als Konfrontationswerkzeug einzusetzen? Ach ja, ich hab vergessen, dass "Natürlichkeit" und Plausibilität für dich keine gemeinsame Schnittmenge haben.
Zitat von phoenix89:
Da mir deine Definition, wie du hieraus entnehmen kannst, missfällt, würde ich hier „natürlich“ als das definieren, was dem Individuum von Natur aus, also aus ihm selbst heraus und ursprünglich, gegeben ist: in unserem Falle wäre dies also die Möglichkeiten, Fleisch zu konsumieren, Geschlechtsverkehr zu haben, gewaltsam mit Problemen umzugehen etc.
Dass sich hieraus nicht für die gesamte Menschheit folgern lässt, welche Nahrung sie konsumieren, welche sexuellen Praktiken sie ausleben, und wie sie ihre Konflikte lösen soll, dürfte sich erkennen lassen.
Halt, halt, du machst es dir wieder zu einfach."aus sich selbst heraus und ursprünglich" ist der Mensch kein Vegetarier. Warum bewertest du deine Möglichkeiten höher als das, was du aus dir selbst heraus und ursprünglich bist? Das ist wieder kein automatisch plausibler Gedankengang.
Käfer sind dufte!
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phoenix89 - 36
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 20:48 Uhr
Zuletzt editiert am: 23.05.2011 um 22:17 Uhr
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Zitat von Moschusbock: Was bitte hat Einvernehmlichkeit mit Natürlichkeit zu tun? Einvernehmlichkeit ist eine moralische Größe, kein natürliches Prinzip, schon gar nicht beim (Fr)Essen. Ein Löwe fragt das Zebra auch nicht um Erlaubnis, bevor er es reißt.
Und auch wenn es sich krass anhören mag, eine Vergewaltigung ist primär nicht unnatürlicher als einvernehmlicher Sex. Apropos, mit welchem Recht verurteilst du Vergewaltigungen, sprichst der Kirche aber das Recht auf Einmischung in deine sexuellen Belange ab? Weil hier keine Win-Win-Situation entsteht? Sicher, das nicht, aber was hat das bitte wiederum mit Natürlichkeit zu tun
Der qualitative Unterschied zwischen vorhandener und nicht vorhandener Einvernehmlichkeit war das, was mir auffiel, als du Ernährung durch Sexualität ersetzt hast. Wieviel die beiden Punkte mit Natürlichkeit zu tun haben, habe ich bereits geschrieben:
Die Möglichkeit zu beidem ist natürlich gegeben; das wie auch immer geartete Ausleben beider ist nicht allein aus irgendeiner Natürlichkeit heraus begründbar.
(Alle Hinweise, wie: „Man hat aber einen Kiefer“, oder: „Man hat aber Geschlechtsorgane“, sagen etwas über die naturgegebene Möglichkeit aus, diese auch zu benutzen. Wenn man sie also benutzt, dann ist es zwar durch die Natur ermöglicht, aber eben nicht allein aus dieser heraus motiviert. Sowohl das Nutzen als auch das Nicht-Nutzen wären nicht unbedingt unnatürlich, denn hier sind noch andere Faktoren beteiligt; „die Natur“ schreibt keinem Menschen unbedingt vor, welches Körperteil er wie zu verwenden hat, – sondern nur, wie er es verwenden kann.)
Eine Vergewaltigung ist keinesfalls zwingend unnatürlicher als normaler Sex (wenn evtl. auch moralisch verwerflicher – aber das gehört nicht hierher); das hatte ich auch nicht gesagt, als ich schrieb, dass sich kulturelle Faktoren gegen natürliche Triebe (nicht gegen „die Natur“, die – es wurde bereits mehrfach genannt – nur ein sprachliches Abstraktum ist, sondern gegen die Triebe, die der Mensch von Natur aus hat).
Zitat von Moschusbock: Zitat von phoenix89:
Und wieder verallgemeinerst du.
Erneut: Die Möglichkeit zum Geschlechtsverkehr ist natürlich gegeben. Die Art des Auslebens, so es denn erfolgt, ist individuell verschieden: So mag es für manche Leute das Richtige sein, sich gänzlich zu enthalten, wie es für wieder andere das Richtige ist, mit andersgeschlechtlichen Partnern zu verkehren, und für wieder andere, mit gleichgeschlechtlichen. Keine dieser Arten ist unnatürlich – sie alle sind mögliche Handlungsweisen, denen die naturgegebene Fähigkeit, überhaupt Sex zu haben, zugrunde liegt.
Genau aus diesem Grund ist omnivore Ernährung nicht unnatürlich.
Ich sage auch nicht, dass omnivore Ernährung unnatürlich sei – dazu gäbe es keinen Grund.
Ich sagte lediglich, dass herbivore ebenfalls nicht unnatürlich ist, und dass man aus der Möglichkeit, sich omnivor zu ernähren, nicht ableiten kann, dass allein eine omnivore Ernährung natürlich wäre.
Zitat von Moschusbock: Warum ist das Unterdrücken der Triebe des Zoophilen "verständlich", kirchlichte Sexualmoral aus deiner Sicht aber nicht? Halte mir jetzt keinen Vortrag über individuelle Freiheiten und Win-Win-Situationen, beide Beispiele sind rein subjektive Moralvorstellungen.
Deine Vorstellung von "natürlich" ist mir einfach zu willkürlich und selbstgefällig. Wenn jeder einfach das als "natürlich" definieren kann, was ihm seine Handlungen legitimiert, dann ist diese Vokabel einfach nur wertlos. Objektivere Kriterien sind da z.B. das Gebiss und das liefert ein recht eindeutiges Ergebnis. Nicht zu verwechseln ist dieses Ergebnis mit einer qualitativen Veurteilung im Sinne von gut und schlecht.
Das Unterdrücken zoophiler Triebe ist aus meiner Sicht deshalb verständlich, da der Wille eines Tieres, was das geschlechtliche Verhalten gegenüber Menschen angeht, nicht eingeschätzt werden kann: Man kann es nicht fragen, ob es nun gerne möchte, oder nicht (und zunächst würde ich davon ausgehen, dass ein Tier nicht anthropophil ist, im Gegensatz zum Zoophilen, dessen Triebe ihn zu Tieren hinziehen).
Das ist aber selbstverständlich ein subjektives Werturteil. Mit Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit hat das nichts zu tun: Für den Zoophilen ist sein Verhalten nicht unnatürlich.
Zitat von Moschusbock: Und was bitte ist an deiner Definition von Natürlichkeit plausibel? Mehr als reine, zweckgebundene Willkür erkenne ich darin nicht. Frage 100 Leute auf der Straße und ich garantiere dir, dass niemand unter "natürlich" die Art und Weise der Behandlung seiner Mitmenschen versteht. Im weitesten Sinne bedeutet "Natürlichkeit" wohl Freiheit von menschlichen Einflüssen / Beiinflussungen. In diesem Sinne ist omnivore Ernährung, abgeleitet vom menschlichen Gebiß, um längen plausibler als natürlich zu bezeichen als Vegetarismus.
Darin ist keinerlei Zweckdienlichkeit: Wozu auch, – wo ich weder herbivores noch omnivores Ernährungsverhalten als unnatürlich ansehe? – Was sollte ich rechtfertigen?
Alles, was ich sagte, war, dass sich aus einer Möglichkeit keine Notwendigkeit folgern lässt. Vom menschlichen Gebiss kannst du lediglich ableiten, dass man dazu in der Lage ist, Fleisch zu verzehren (also ist Fleischverzehr an sich nicht unnatürlich). Ob man es nun letztendlich tut oder unterlässt, steht auf einem anderen Blatt, und hat mit der Frage nach Natürlichkeit nichts mehr zu tun (folglich kann auch der Nicht-Fleisch-Verzehr nicht in allen Fällen unnatürlich sein).
Zitat von Moschusbock: Menschliche Gliedmaßen ziehst du als Argument heran? Man merkt, dass dir so langsam die Argumente ausgehen. Schau deinen Hände doch mal an. Siehst du da Krallen, Klauen, Messer, Stacheln, Giftdrüsen, Panzerplatten oder sonstige eindeutig der physischen Konfrontation zurechenbaren Teile? Nein? Wie kommst du dann darauf, dass es für Menschen "natürlich" sei, diese als Konfrontationswerkzeug einzusetzen? Ach ja, ich hab vergessen, dass "Natürlichkeit" und Plausibilität für dich keine gemeinsame Schnittmenge haben.
Ich habe eher das Gefühl, nicht verstanden worden zu sein: Du hast ein Gebiss, mit dem du Fleisch zerkauen kannst, – also kannst du, von Natur aus, Fleisch essen. Du hast Arme und Hände, mit denen du dein Gegenüber schädigen kannst, – also kannst du, von Natur aus, deinem Gegenüber Schaden zufügen. (Ja, auch menschliche Hände können als Waffe dienen oder eine solche führen.)
Aus beiden Möglichkeiten, welche gleichermaßen naturgegeben sind, kannst du nicht schließen, dass nur die volle Ausnutzung des Potentiales dieser beiden auch natürlich ist, und ein Verzicht (Verzicht auf Fleisch, Verzicht auf Prügeln) unnatürlich wäre.
Sowohl das Fleischessen als auch der gewaltsame Angriff wäre ein Nutzen seiner naturgegebenen Möglichkeiten. Nutzt man diese Möglichkeiten jedoch nicht, ist dies kein unnatürliches Verhalten.
Das ist alles, was ich sagte.
Da ist auch kein Mangel an Argumenten dabei; – beiden Beispielen liegt das selbe Prinzip zugrunde: Sowohl zum Fleischverzehr als auch zur Gewaltanwendung hat man von Natur aus die Möglichkeit; ob man es im konkreten Fall tut oder unterlässt, ist von mehr als dem beeinflusst, und ist nicht länger Frage der Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit, sondern nur der Nutzung oder Nichtnutzung natürlich gegebener Möglichkeiten.
Man kann nicht aus einer Möglichkeit eine Notwendigkeit folgern – schon garnicht für jedes Individuum.
Zitat von Moschusbock: Halt, halt, du machst es dir wieder zu einfach."aus sich selbst heraus und ursprünglich" ist der Mensch kein Vegetarier. Warum bewertest du deine Möglichkeiten höher als das, was du aus dir selbst heraus und ursprünglich bist? Das ist wieder kein automatisch plausibler Gedankengang.
„Aus sich selbst heraus und ursprünglich“ ist der Mensch auch nicht dazu verdammt, alles zu essen, was ihm vor die Kiefer kommt: „Aus sich selbst und ursprünglich“ hat der Mensch nämlich nur die Möglichkeit dazu; der Rest – also ob man Fleisch und Pflanzen, oder nur eines von beiden isst – ist sowohl natürlich bedingt (durch die Fähigkeit, es überhaupt zu können – die geben ist), als auch situativ (durch das tatsächliche Vorhandensein von essbarer Pflanze oder essbarem Tier), kognitiv (durch Werte etc., die eine bestimmte Nahrungsaufnahme gut- oder schlechtheißen) und sozial (durch Gesetze, Sitte etc., die bestimmte Verhaltensweisen ächten oder strafen). Deshalb kann auch weder eine omnivore noch eine herbivore Ernährung als unnatürlich abgetan werden.
Hat nun jemand keinen Drang danach, seine Kiefer zum Zerkauen von Fleisch zu nutzen – wie sollte es da unnatürlich sein, wenn er diese Möglichkeit, die er ja durchaus hat, nicht nutzt (zumal auch das Nutzen für's Fleischzerkauen, wie schon gesagt, nicht rein aus natürlichen Gründen motiviert wäre)?
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Moschusbock - 44
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Geschrieben am: 23.05.2011 um 22:53 Uhr
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Zitat von phoenix89:
Der qualitative Unterschied zwischen vorhandener und nicht vorhandener Einvernehmlichkeit war das, was mir auffiel, als du Ernährung durch Sexualität ersetzt hast. Wieviel die beiden Punkte mit Natürlichkeit zu tun haben, habe ich bereits geschrieben:
Die Möglichkeit zu beidem ist natürlich gegeben; das wie auch immer geartete Ausleben beider ist nicht allein aus irgendeiner Natürlichkeit heraus begründbar.
(Alle Hinweise, wie: „Man hat aber einen Kiefer“, oder: „Man hat aber Geschlechtsorgane“, sagen etwas über die naturgegebene Möglichkeit aus, diese auch zu benutzen. Wenn man sie also benutzt, dann ist es zwar durch die Natur ermöglicht, aber eben nicht allein aus dieser heraus motiviert. Sowohl das Nutzen als auch das Nicht-Nutzen wären nicht unnatürlich, denn hier sind noch andere Faktoren beteiligt; „die Natur“ schreibt keinem Menschen unbedingt vor, welches Körperteil er wie zu verwenden hat, – sondern nur, wie er es verwenden kann.)
Eine Vergewaltigung ist keinesfalls unnatürlicher als normaler Sex (wenn evtl. auch moralisch verwerflicher – aber das gehört nicht hierher); das hatte ich auch nicht gesagt, als ich schrieb, dass sich kulturelle Faktoren gegen natürliche Triebe (nicht gegen „die Natur“, die – es wurde bereits mehrfach genannt – nur ein sprachliches Abstraktum ist, sondern gegen die Triebe, die der Mensch von Natur aus hat).
Du argumentierst schon wieder wirr. Wenn der Mensch von Natur aus Triebe hat, dann greifst du auf dieselbe sprachliche Abstraktion zurück, die du eben noch kritisierst hast. "Natur" und "natürlich" lässt sich nicht von einander trennen, entweder es gibt beides oder beides nicht.
Was allerdings am Mensch natürlich ist und was nicht, da begibst du dich auf dünnes Eis. Asuxuelle Menschen haben z.B. gar keine sexuellen Triebe. Wenn Sexualität auf natürlichen Trieben beruht, dann sind asexuelle Menschen deiner Definition nach unnatürlich. Es hilft dir auch nicht über "Möglichkeiten" eine Hintertür zu suchen, du hast das Wort natürlich in den Mund genommen, also lebe damit.
Ein Ausweg für dich wäre die Behauptung, dass Asexualität genetische Ursachen hat und somit doch natürlichen Ursprungs ist. Ich glaube aber nicht, dass du dieses Schlupfloch gerne nutzen möchtest, weil du das a) nicht beweisen kannst und du b) z.B. mit Homosexualität dann in die Bredouille kommst.
Zitat von phoenix89:
Das Unterdrücken zoophiler Triebe ist aus meiner Sicht deshalb verständlich, da der Wille eines Tieres, was das geschlechtliche Verhalten gegenüber Menschen angeht, nicht eingeschätzt werden kann: Man kann es nicht fragen, ob es nun gerne möchte, oder nicht (und zunächst würde ich davon ausgehen, dass ein Tier nicht anthropophil ist, im Gegensatz zum Zoophilen, dessen Triebe ihn zu Tieren hinziehen).
Das ist aber selbstverständlich ein subjektives Werturteil. Mit Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit hat das nichts zu tun: Für den Zoophilen ist sein Verhalten nicht unnatürlich.
Bist du dir da so sicher, dass Zoophile ihr Verhalten nicht als unnatürlich betrachten (können)? Wie ist es denn, wenn man etwas für falsch erachtet, es aber trotzdem tut? Hat derjenige dann nach deiner Definition natürlich oder unnatürlich gehandelt?^^
Zitat von phoenix89:
Darin ist keinerlei Zweckdienlichkeit: Wozu auch, – wo ich weder herbivores noch omnivores Ernährungsverhalten als unnatürlich ansehe? – Was sollte ich rechtfertigen?
Alles, was ich sagte, war, dass sich aus einer Möglichkeit keine Notwendigkeit folgern lässt. Vom menschlichen Gebiss kannst du lediglich ableiten, dass man dazu in der Lage ist, Fleisch zu verzehren (also ist Fleischverzehr an sich nicht unnatürlich). Ob man es nun letztendlich tut oder unterlässt, steht auf einem anderen Blatt, und hat mit der Frage nach Natürlichkeit nichts mehr zu tun (folglich kann auch der Nicht-Fleisch-Verzehr nicht unnatürlich sein).
Ich formuliere es mal anders. Würde ein Löwe kein Fleisch fressen, würdest du dich sicherlich wundern, weil man von einer fleischfressenden Spezies genau das erwarten kann. Es liegt in der Natur der Löwen, Fleischfresser zu sein. Würden wir Menschen anhand unserer gesamten Anatomie beurteilt, würden sich externe Beobachter über Vegetarier ebenfalls wundern. Zwar fänden sie mögliche Erklärungen wie das hochentwickelte Gehirn, was den Handlungsspielraum erweitert, aber keiner der Beobachter würde Vegetarismus als natürliche Ernährungsgewohnheit beschreiben, sondern als kulturelle Entwicklung.
Zitat von phoenix89:
Ich habe eher das Gefühl, nicht verstanden worden zu sein: Du hast ein Gebiss, mit dem du Fleisch zerkauen kannst, – also kannst du, von Natur aus, Fleisch essen. Du hast Arme und Hände, mit denen du dein Gegenüber schädigen kannst, – also kannst du, von Natur aus, deinem Gegenüber Schaden zufügen. (Ja, auch menschliche Hände können als Waffe dienen oder eine solche führen.)
Aus beiden Möglichkeiten, welche gleichermaßen naturgegeben sind, kannst du nicht schließen, dass nur die volle Ausnutzung des Potentiales dieser beiden auch natürlich ist, und ein Verzicht (Verzicht auf Fleisch, Verzicht auf Prügeln) unnatürlich wäre.
Sowohl das Fleischessen als auch der gewaltsame Angriff wäre ein Nutzen seiner naturgegebenen Möglichkeiten. Nutzt man diese Möglichkeiten jedoch nicht, ist dies kein unnatürliches Verhalten.
Das ist alles, was ich sagte.
Da ist auch kein Mangel an Argumenten dabei; – beiden Beispielen liegt das selbe Prinzip zugrunde: Sowohl zum Fleischverzehr als auch zur Gewaltanwendung hat man von Natur aus die Möglichkeit; ob man es im konkreten Fall tut oder unterlässt, ist von mehr als dem beeinflusst, und ist nicht länger Frage der Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit, sondern nur der Nutzung oder Nichtnutzung natürlich gegebener Möglichkeiten.
Man kann nicht aus einer Möglichkeit eine Notwendigkeit folgern – schon garnicht für jedes Individuum.
Deine Definition von "natürlich" über die Möglichkeiten finde ich einfach unplausibel. Ein Skorpion kann seinen Stachel auch dazu benutzen Löcher in Luftballons zu stechen, trotzdem fändest du es wohl ziemlich unnatürlich wenn er es täte.
Die Menschliche Hand ist eindeutig aufs Greifen ausgerichtet und die Natur hat die Hand aus diesem Grund so geformt wie sie ist. Anders ausgedrückt ist eine Hand nicht dafür "gemacht", sie deinem Widersacher unter Kinn zu rammen, das ist eher ein zufälliger Nebeneffekt.
Ja, ich weiß, das ist aus evolutionsbiologischer Sicht nicht sauber formuliert, aber darum gehts gerade nicht.
Es geht vor allem darum, dass wir immer noch unterschiedliche Definitionen von "Natur" und "natürlich" verwenden, was aber auch nicht anders zu erwarten war. Für meine Version spricht aber eindeutig die Plausibilität und ihre Anlehnung an ihre umgangssprachliche (natürliche^^) Bedeutung.
Zitat von phoenix89:
„Aus sich selbst heraus und ursprünglich“ ist der Mensch auch nicht dazu verdammt, alles zu essen, was ihm vor die Kiefer kommt: „Aus sich selbst und ursprünglich“ hat der Mensch nämlich nur die Möglichkeit dazu; der Rest – also ob man Fleisch und Pflanzen, oder nur eines von beiden isst – ist sowohl natürlich bedingt (durch die Fähigkeit, es überhaupt zu können – die geben ist), als auch situativ (durch das tatsächliche Vorhandensein von essbarer Pflanze oder essbarem Tier), kognitiv (durch Werte etc., die eine bestimmte Nahrungsaufnahme gut- oder schlechtheißen) und sozial (durch Gesetze, Sitte etc., die bestimmte Verhaltensweisen ächten oder strafen). Deshalb kann auch weder eine omnivore noch eine herbivore Ernährung als unnatürlich abgetan werden.
Hat nun jemand keinen Drang danach, seine Kiefer zum Zerkauen von Fleisch zu nutzen – wie sollte es da unnatürlich sein, wenn er diese Möglichkeit, die er ja durchaus hat, nicht nutzt (zumal auch das Nutzen für's Fleischzerkauen, wie schon gesagt, nicht rein aus natürlichen Gründen motiviert wäre)?
Wieder ein Definitionsproblem. Umgangssprachlich wird "natürlich" eben nicht als Ausschöpfung von Möglichkeiten betrachtet, sondern als Abwesenheit menschlicher Einflüsse bzw. Gegebenheiten, für die der Mensch nicht verantwortlich ist. Da davon auszugehen ist, dass das menschliche Omnivorengebiss nicht durch menschliche Gentechnik entstand, sondern "natürlich", Vegetarismus aber eine eindeutig menschlich kulturelle Entwicklung darstellt, darf man Vegetarismus folglich als unnatürlich bezeichnen.
Käfer sind dufte!
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phoenix89 - 36
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 08:27 Uhr
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Ich glaube, es wäre für alles Weitere hilfreich, wenn ich meinen Begriff des Natürlichen, samt seiner Entstehung, ein wenig genauer schildere:
Als ich sagte, dass das, was natürlich ist, dasjenige ist, das dem Menschen von sich aus und ursprünglich gegeben sei, dann meinte ich damit nichts anderes als du, wenn du es als dasjenige definierst, das ohne menschliches Einwirken entstand.
Gerade bei der Sexualität ist das jedoch schwer zu beurteilen: Sie kann durch verschiedene Erlebnisse im Laufe eines Lebens beeinflusst werden, und ist damit nicht nur natürlich bedingt, sondern auch kulturell.
(Die Urachen der Entstehung von Homo- bzw. Asexualität sind meines Wissens – man korrigiere mich, wenn ich falsch liege – nicht belegt; deshalb könnte ich hier auch nicht einwandfrei sagen, ob es sich hier um eine rein natürliche, eine natürlich-kulturelle oder sonsteine Entwicklung handelt.)
Da aber würde ich einhaken: Was ist denn den Menschen grundsätzlich, in Hinblick auf die Sexualität, von Natur aus gegeben (quasi noch ohne eine kulturelle Beeinflussung)? Ist das nicht das Geschlechtsorgan an sich, und – eventuell bzw. meistens – die Möglichkeit, es zu verwenden (oder eben auch nicht)? Der Drang, es auch zu tatsächlich zu tun – und in welcher Weise –, ist häufig schon stark kulturell beeinflusst. Dasselbe mit der Nahrungsaufnahme: Ist dem Menschen da nicht, von Natur aus, der gesamte Mundraum mit seinen Werkzeugen, sowie der Verdauungstrakt gegeben, sowie der Drang, Nahrung aufzunehmen? – Nun ist dem Menschen zudem auch das Vermögen des Denkens, des Abschätzens und Abwiegens etc. von Natur aus gegeben. (– Stimmen wir bis hierher noch überein? –) Gehen wir nun also von einem Menschen aus, der von Natur aus über einen Sexualtrieb verfügt, und über die Fähigkeit des Denkens; so wird dieser Mensch seinen Intellekt dazu verwenden, den besagten Trieb zu steuern. Dies ist ein Gebrauch einer naturgegebenen Fähigkeit, die sich wiederum gegen eine naturgegebene Sache richtet. – Würdest du diese Situation nun als widernatürlich bezeichnen? Sie wäre doch zugleich beides: Ausleben der Natur und zugleich Unterdrückung der Natur. Aus diesem Grund würde ich mir schwer tun, hier von unnatürlichem Verhalten zu sprechen: Denn sowohl der Trieb in seiner Ausprägung als auch das Verwenden des Intellekts zu dessen Lenkung sind durch mehr Faktoren bedingt als durch ihr natürliches Vorhandensein; es werden hierbei äußere Umstände, andere Lebewesen, der Blick in die Zukunft etc. mit einbezogen – und es ist hier meines Erachtens nicht möglich, Kulturelles von Natürlichem abzugrenzen, davon abgesehen, dass eine solche Abgrenzung hier auch nicht allzu sinnvoll wäre.
Ich sehe jedoch keine Ausprägung der Sexualität als unnatürlich an, sondern vielmehr (– hier mus ich erneut betonen, dass Universalisierungen problematisch sind –) sehe ich abweichende natürliche Grundlagen in den verschiedenen Menschen: Würde nun, bloß einmal angenommen, ein Mensch ohne jeglichen Sexualtrieb geboren werden (und wäre seine Asexualität nicht nur kulturellen Ursprungs), so wäre die Asexualität keinesfalls gegen seine Natur: Vielmehr wäre einfach das, was ihm von Natur aus gegeben ist, etwas anderes, was einem Hetero- oder Homosexuellen von Natur aus gegeben ist.
Ebenso verhält es sich mit verschiedenen Gemütern: Es entspricht der Natur eines Menschen, der von Natur aus ein temperamentvolleres Wesen hat, schneller aufzubrausen, gleichwie es der Natur eines Menschen mit sanfterem Wesen entspricht, länger ruhig zu bleiben. Hier sind unterschiedliche natürliche Gegebenheiten (die ihrerseits natürlich später auch kulturell etc. beeinflusst werden) gegeben, die nicht für alle Menschen schlechthin zutreffen. – Dieses Übertragen gewisseer Aspekte auf die gesamte Spezies Mensch (z. B. das Ausleben von Grausamkeit, das Betrachten des Menschen als etwas „schlechtes“, „böses“) war es, wogegen sich meine Kritik zu Beginn richtete, da unterschiedliche Individuen – trotz all ihrer Gemeinsamkeiten – unterschiedliche natürliche Grundvoraussetzungen haben.
Würden wir uns nun auf die Definition von Natürlichkeit einigen auf das, was dem Menschen ursprünglich, und unabhängig von bzw. bereits vor kulturellen Einflüssen gegeben ist (ich denke, das wäre eine für uns beide tragbare Definition, oder nicht?), dann können wir damit aber weder das Sexualverhalten noch das Nahrungsverhalten als rein natürlich oder rein unnatürlich bezeichnen: Beides sind Faktoren, die stark sozial und kulturell beeinflusst werden, und würde jemand fern von anderen menschlichen Individuen aufwachsen, könnte es passieren, dass er weder Fleisch zu sich nimmt noch überhaupt Lust zu Geschlechtsverkehrt hat. – Wäre dies nun etwa unnatürlich? Es müsste ja vielmehr das einzig Natürliche sein (da völllig unbeeinflusst von jeglicher Kultur), wohingegen alles, was durch Kultur geprägt wäre, wiederum – jedenfalls zu einem gewissen Grad – unnatürlich sein müsste.
Als einziges wirklich von Natur aus Gegebenes kann ich die körperlichen und kognitiven Möglichkeiten ansehen: Der Körper des Menschen ist dazu geeignet, sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung zu sich zu nehmen, Werkzeuge zu bauen etc.; der Intellekt des Menschen ist dazu geeignet, die Triebe und Wünsche, die der Mensch hat, zu lenken, zu beförderun, zu unterdrücken.
Bei allem weiteren – also auch bei der Realisierung dieser Möglichkeiten – fiele es mir jedoch schwer, von einer reinen Natürlichkeit zu sprechen: Die Kultur wird überhaupt erst ermöglicht durch naturgegebene Dinge wie den Intellekt, und doch wird sie als nicht-rein-natürlich angesehen. Da sie jedoch auch in die Entwicklung und Auslebung menschlicher Triebe mit heineinwirkt, ist es auch problematisch, diese als etwas bloß Natürliches zu sehen.
In diesem Bereich der Definition, in welchem Natürliches und Kulturelles sich überschneiden und vermischen, befinden wir beide uns – und befände sich jeder andere auch – auf dünnem Eis, da eine klare Abgrenzung in Bezug auf menschliche Handlungs- und Verhaltensweisen eben nicht klar natürlich, unnatürlich, rein natürlich oder rein kulturell sein kann. Das einzige, was wirklich als rein naturgegeben angesehen werden kann, das sind die Möglichkeiten, Fähigkeiten, Kompetenzen etc., kurz: die Gegebenheiten, mit denen ein Mensch auf die Welt kommt. Die weitere Ausprägung und die Anwendung dieser Fähigkeiten ist – in Betreff ihrer bloßen Natürlichkeit – schon wieder nicht klar einzuordnen.
Zitat von Moschusbock: Bist du dir da so sicher, dass Zoophile ihr Verhalten nicht als unnatürlich betrachten (können)? Wie ist es denn, wenn man etwas für falsch erachtet, es aber trotzdem tut? Hat derjenige dann nach deiner Definition natürlich oder unnatürlich gehandelt?^^
Aus oben Geschriebenem könnte ich das Zoophile Verhalten nicht klar als natürlich oder unnatürlich definieren. Natürlich gegeben ist, dass die Person imstande ist, Sexualität auszuleben. Aber es ist, wie ich bereits sagte, schwierig, hier abzugrenzen, wieviel kultureller Einfluss in ein derartiges Verhalten hineinspielt. Entspräche es der Natur des Menschen, sich zu Tieren hingezogen zu fühlen (evtl. aufgrund eines Vorfalles während der Heranreifung seiner Sexualität – ich bin mit den Ursprüngen der Zoophilie nicht sonderlich vertraut – doch wäre auch hier vermutlich ein kultureller Einfluss auf diese Entwicklung gegeben: sie kann also nicht bloß rein natürlich verlaufen sein, wenn man „natürlich“ als „nicht vom Menschen beeinflusst“ hernimmt), dann wäre es gegen seine Natur, es stattdessen mal mit Menschen „zu probieren“. – Vielleicht muss man hier aber auch abgrenzen und „die Natur eines Menschen“ von dem unterscheiden, was ihm „von Natur aus gegeben ist“: Letzteres wären, nach meiner oben genannten Definition, die von kulturellem Einfluss unabhängigen Grundlagen; ersteres wäre das, was dem Menschen entspricht (in Verhalten, Einstellung, Ansicht etc.) … Demnach wäre „die Natur des Menschen“ etwas Wandelbares, das verschiedenen – auch kulturellen Einflüssen – ausgesetzt ist. Dann läge es z. B. in „der Natur eines Kindes“, zu spielen und eine ihm noch unbekannte Welt zu erkunden, wohingegen es in der Natur eines Erwachsenen läge, sich zur Welt wissender, rationaler etc. zu verhalten. Das wäre aber auch schon wieder unter kulturellem Einfluss entstanden und nicht rein naturgegeben.
(Letzterer Ausflug nur als ein kurzes Gedankenexperiment.)
Zitat von Moschusbock: Ich formuliere es mal anders. Würde ein Löwe kein Fleisch fressen, würdest du dich sicherlich wundern, weil man von einer fleischfressenden Spezies genau das erwarten kann. Es liegt in der Natur der Löwen, Fleischfresser zu sein. Würden wir Menschen anhand unserer gesamten Anatomie beurteilt, würden sich externe Beobachter über Vegetarier ebenfalls wundern. Zwar fänden sie mögliche Erklärungen wie das hochentwickelte Gehirn, was den Handlungsspielraum erweitert, aber keiner der Beobachter würde Vegetarismus als natürliche Ernährungsgewohnheit beschreiben, sondern als kulturelle Entwicklung.
Da würde ich mich durchaus wundern: deshalb, weil der Löwe auf Fleisch angewiesen ist, und auch keine Kultur entwickelt hat, die ihm den Verzehr von Ersatzstoffen (ein leckeres Tofü-Würstchen z. B. ^^) ermöglicht. Es läge also in der Natur eines Löwen, Fleisch essen zu können, Pflanzen jedoch nicht. (Ihm fehlen aber auch schon die Fähigkeiten und Möglichkeiten dazu.)
Ein Mensch hingegen ist in der Lage, sowohl Pflanzen als auch Fleisch zu essen. Das Gehirn ist in der Tat in der Lage, das Ernährungsverhalten zu beeinflussen; jedoch ist es nicht zwingend unnatürlich, wenn ein Mensch nun kein Fleisch zu sich nimmt: Lebte beispielsweise ein Mensch allein in einem Wald, ohne Kontakt zu Mitmenschen – wie beispielsweise Victor von Aveyron –, so könnte es passieren, dass er kein Fleisch zu sich nimmt, ja mit den Möglichkeiten, Fleisch zu erlegen, garnicht vertraut wäre. Hierzu wären kulturelle Errungenschaften vonnöten: Werkzeuge, Waffen, Zubereitungsverfahren etc. Fleischverzehr kann also in diesen Fällen – außenvor gelassen, dass man z. B. eine Maus schnappt und kräftig hineinbeißt – nicht als etwas rein Natürliches, sondern muss als etwas in diesem Maße erst durch Kultur Mitermöglichtes angesehen werden.
Das war es, was ich meinte, als ich sagte, dass es hier schwer ist, zu differenzieren, was nun wirklich ausschließlich natürlich ist, und was durch kulturelle Faktoren ermöglicht, erweitert oder unterdrückt wird. Fleisch zu verzehren ist natürlich möglich; die Möglichkeit, sich dagegen zu entscheiden, Fleisch zu verzehren, ist auch natürlich möglich; beides auszuführen ist unter Umständen jedoch natürlich und kulturell bedingt.
Zitat von Moschusbock: Ein Skorpion kann seinen Stachel auch dazu benutzen Löcher in Luftballons zu stechen, trotzdem fändest du es wohl ziemlich unnatürlich wenn er es täte.
Die Menschliche Hand ist eindeutig aufs Greifen ausgerichtet und die Natur hat die Hand aus diesem Grund so geformt wie sie ist. Anders ausgedrückt ist eine Hand nicht dafür "gemacht", sie deinem Widersacher unter Kinn zu rammen, das ist eher ein zufälliger Nebeneffekt.
Ja, ich weiß, das ist aus evolutionsbiologischer Sicht nicht sauber formuliert, aber darum gehts gerade nicht.
Es geht vor allem darum, dass wir immer noch unterschiedliche Definitionen von "Natur" und "natürlich" verwenden, was aber auch nicht anders zu erwarten war. Für meine Version spricht aber eindeutig die Plausibilität und ihre Anlehnung an ihre umgangssprachliche (natürliche^^) Bedeutung.
Ein Skorpion hat von Natur aus die Möglichkeit, mit seinem Stachel in wasauchimmer zu stechen. Jede Form der tatsächlichen Verwendung wäre, wie oben gesagt ^^, schwer einzuordnen: Mit dem Stachel zu stechen ist Ausschöpfen einer natürlichen Gegebenheit, aber in einen Luftballon zu stechen wäre in der Tat seltsam; dasselbe mit Menschen: seinen Penis zur Penetration zu nutzen ist Ausschöpfen einer natürlichen Gegebenheit, aber in einen Luftballon zu stechen wäre wohl ohne kulturellen Einfluss (aber eben auch ohne natürlichen – deshalb ist das hier ein sich überlappender Bereich) nicht möglihc.
Zitat von Moschusbock: Wieder ein Definitionsproblem. Umgangssprachlich wird "natürlich" eben nicht als Ausschöpfung von Möglichkeiten betrachtet, sondern als Abwesenheit menschlicher Einflüsse bzw. Gegebenheiten, für die der Mensch nicht verantwortlich ist. Da davon auszugehen ist, dass das menschliche Omnivorengebiss nicht durch menschliche Gentechnik entstand, sondern "natürlich", Vegetarismus aber eine eindeutig menschlich kulturelle Entwicklung darstellt, darf man Vegetarismus folglich als unnatürlich bezeichnen.
Aber hier lässt du den einen wichtigen Teil außer Acht: Der Mensch ist auch, naturgegeben, in der Lage, zu denken, und dadurch die Art seiner naturgegebenen Fähigkeiten auf eine bestimmte Art zu nutzen. Hier besteht schon ein menschlicher Einfluss – wie in allem Verhalten überhaupt.
Ein jedes Verhalten ist durch die naturgegebenen Fähigkeiten des Menschen ermöglicht, aber auch die Kultur selbst ist es. Wenn du kulturelle Errungenschaften als in erster Linie nicht natürlich bezeichnest dann ist auch jedes Sich-selbst-Lenken des Menschen nicht natürlich: Kultur entsteht, wie jede Verhaltensweise, durch ein wie auch immer geartetes Nutzen und Anwenden naturgegebener Dinge.
Die Kultur ist nicht zwingend für den Vegetarismus erforderlich: Es wäre auch denkbar, dass sich ein Mensch schlicht nicht in der Situation befindet, Fleich essen zu können (– ich verweise erneut auf Victor von Aveyron, bei dem dies, meines Wissens, der Fall war –), z. B. da er nicht von Tieren umgeben ist, diese nicht jagen kann bzw. bereits tote Tiere nicht auszuweiden vermag oder will … die Kultur ermöglicht – v. a. durch den Einsatz von Werkzeugen – dem Fleischverzehr eine größere Entwicklung, als sie dies für den Vegetarismus tut (ohne jede Kultur und ohne den Einsatz von Werkzeugen lassen sich leichter Beeren sammeln als Hirsche jagen).
Dass der Mensch Werkzeuge erschafft, um auch jagen und Fleisch essen zu können, ist jedoch von der Natur, aufgrund der menschlichen Fähigkeiten, ermöglicht worden; das Schaffen zwischen Natur und Kultur abzugrenzen ist wiederum so nicht möglich (da natürliche und kulturelle Faktoren hineinspielen); und das Erzeugnis (also die Werkzeuge selbst) dürften eindeutig kulturell zu nennen sein (wenn auch zu Beginn ihres Schaffensprozesses wiederum die Natur steht, mit den Möglichkeiten, die sie dem Menschen ermöglicht).
Bei der Bezeichnung von Vegetarismus als etwas Unnatürliches wird außer Acht gelassen, dass erneut ein Schluss von der menschlichen Möglichkeit, Fleisch zu konsumieren, auf die Notwendigkeit, er müsse es auch tun, um sich natürlich zu verhalten, getan wird. Dabei bleibt außer Acht, wie auch der Fleischverzehr kulturell bedingt ist, und dass es situativ bedingt ist, ob ein Mensch nun Fleisch isst oder nicht. – Ein universeller Schluss, wie dass das Essen von Fleisch eine Voraussetzung für Natürlichkeit sei (an den verschiedenen sexuellen Ausrichtungen sehen wir, dass die Möglichkeiten dazu natürlich gegeben sind, aber die Art der Ausübung keine rein natürlich bedingte Konstante ist), ist so nicht möglich, und würde sich ausschließlich daraus begründen, von der Physiognomie des Menschen (die etwas ermöglicht) darauf schließen, er müsste sie ausnutzen (wobei das kognitive Vermögen vernachlässigt wird, dass den Gebrauch der physiognomischen lenkt und, je nach Situation, anpasst). Definierst du natürliches Verhalten darüber, dass man seine naturgegebenen Möglichkeiten ausnutzt, so musst du diese kognitiven Faktoren einbeziehen, – und dann haben wir beim Vegetarier zwei Aspekte: den (deiner Ansicht nach!) natürlichen Fleischverzehr, und den ebenfalls natürlichen Akt des Denkens, der diesen unter Umständen verhindert. Was wäre aber gewonnen, wenn man nun so ein zugleich natürliches und unnatürliches Verhalten bekäme? – Es bleibt in meinen Augen nichts übrig, als sowohl die Fähigkeit, Fleisch zu verzehren, als auch die Fähigkeit, seine Nahrungsaufnahme zu lenken, als von der Natur ermöglicht zu betrachten, jedes tatsächliche Ausleben aber weder als rein natürlich noch als rein unnatürlich zu bezeichnen, da sowohl das eine als auch das andere von der jeweiligen Situation, von naturgegebenen Trieben und kulturellen Errungenschaften etc. beeinflusst wird.
Ich muss sagen, diese Unterhaltung ist ungeheuer bereichernd. Bis hierher schon einmal danke dafür. ^^
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Moschusbock - 44
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 09:57 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.05.2011 um 10:45 Uhr
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Es macht eben sehr wohl einen Unterschied ob man Natur als das bezeichnet, was dem Menschen von sich aus und ursprünglich gegeben sei, oder ob man es als dasjenige definiert, das ohne menschliches Einwirken entstand.
Bei deiner Definition ist Platz für Kultur und kognitive Leistungen, weil dem Menschen von Natur aus die Möglichkeit zu beidem mitgegeben wurde.
Definiert man Natur aber als das, was ohne menschliches Einwirken enstand (was übrigens auch Wikipedia tut), so ist kein Platz mehr für Kultur und kognitive Leistung mit daraus folgender Handlung, eben weil diese Kultur und diese Handlungen durch menschliches Einwirken entstanden, obwohl der Mensch "nur" seine von der Natur mitgegebenen Fähigkeiten genutzt hat!
Ich sehe dein Dilemma, aber es hilft alles nicht, die offizielle Definition ist nunmal nicht auf deiner Seite.
Deshalb ist auch dein Beispiel mit dem Geschlechtsorgan nicht korrekt. Zwar hast du von Natur aus einen Penis (nehme ich mal an^^) aber die Möglichkeit ihn zu benutzen ist keine primär natürliche Ausgangsbasis, sondern erfordert bereits bewusste Entscheidungen. Anschaulich erklärt wäre es noch natürlich, lägest du im Koma und jemand spielte an deinem besten Stück und du bekämst eine Latte. Hier wäre das Lattebekommen (aus deiner Sicht) natürlich, weil es ohne deine Beeinflussung geschah.
Alles was dein bestes Stück allerdings tut, während du bei Bewusstsein bist, ist nicht mehr klar natürlichen Gegebenheiten oder kulturellen Einflüssen zuzuordnen und jede sexuelle Handlung, bei der du deine Geschlechtsorgane benutzt, erfordert bereits bewusste Entscheidungsprozesse, die somit nicht mehr frei von menschlichen Einflüssen stattfinden und deshalb laut Definition unnatürlich sind.
Jetzt halt, wirst du vielleicht denken, wenn das so ist, dann kann der Mensch ja sowieso nicht natürlich handeln und omnivore Ernährung ist genauso unnatürlich wie Vegetarismus. Das stimmt, weil es schon aus der Definition von "Natur" hervorgeht, dass der Mensch nicht natürlich handeln kann. Betrachtet man bei einer Handlung allerdings nicht die Motivation sondern das Ergebnis, so ist es möglich eine natürliche Handlung auszuführen, ohne dabei natürlich gehandelt zu haben. Wie das? Nun, benutzen wir mal den menschlichen Grips, den uns Mutter Natur so freundlich zur Verfügung gestellt hat, so finden wir anhand unserer Anatomie ausschließlich Hinweise auf omnivore Ernährung, Vegetarismus scheint allerdings kein natürliches Programm für den Menschen zu sein, das mutet er sich schon selbst zu, freiwillig oder unfreiwillig.
Wenn ich also auch Fleisch esse kann ich mich natürlich ernähren, ohne dass meine Entscheidung auf natürlichem Wege zustande gekommen ist^^. Ich bin nun zwar nicht das selbe wie ein natürlicher Omnivore, aber immerhin das gleiche^^.
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phoenix89 - 36
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 12:36 Uhr
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Zitat von Moschusbock: Es macht eben sehr wohl einen Unterschied ob man Natur als das bezeichnet, was dem Menschen von sich aus und ursprünglich gegeben sei, oder ob man es als dasjenige definiert, das ohne menschliches Einwirken entstand.
Exakter formuliert: Natur ist das, was ohne menschliches Einwirken entstand. Zur Natur des Menschen gehört das, was ihm ursprünglich, ohne weitere menschliche Einwirkung gegeben ist.
Eine solche Definition, die das Natürliche allgemein und die natürlichen Aspekte des Menschen differenziert betrachtet, sollte nun alle Bereiche abdecken, denke ich.
Zitat von Moschusbock: Bei deiner Definition ist Platz für Kultur und kognitive Leistungen, weil dem Menschen von Natur aus die Möglichkeit zu beidem mitgegeben wurde.
Nein: Dass der Mensch die Möglichkeiten dazu hat, ist naturgegeben. Das Benutzen jedoch ist, wie ich bereits sagte, nicht mehr rein natürlich, sondern auch durch kulturelle Faktoren etc. bedingt, mithin kann man also nicht sagen, diese oder jene kognitive Leistung etc. sei schlechthin natürlich; nur dass sie überhaupt stattfinden kann, ist natürlich begründet. So fern liegen unsere Definitionen nicht.
Zitat von Moschusbock: Definiert man Natur aber als das, was ohne menschliches Einwirken enstand (was übrigens auch Wikipedia tut), so ist kein Platz mehr für Kultur und kognitive Leistung mit daraus folgender Handlung, eben weil diese Kultur und diese Handlungen durch menschliches Einwirken entstanden, obwohl der Mensch "nur" seine von der Natur mitgegebenen Fähigkeiten genutzt hat!
Siehe oben: Die Handlungen, die Kultur ist nicht schlechthin natürlich, sondern wurzelt auf natürlichen Grundalgen.
Zitat von Moschusbock: Ich sehe dein Dilemma, aber es hilft alles nicht, die offizielle Definition ist nunmal nicht auf deiner Seite.
Allgemeine Anerkennung ist kein Garant für Korrektheit. Zudem beschrieb ich oben, dass meine Definition von dieser nicht großartig verschieden ist.
Deshalb ist auch dein Beispiel mit dem Geschlechtsorgan nicht korrekt. Zwar hast du von Natur aus einen Penis (nehme ich mal an^^) aber die Möglichkeit ihn zu benutzen ist keine primär natürliche Ausgangsbasis, sondern erfordert bereits bewusste Entscheidungen. Anschaulich erklärt wäre es noch natürlich, lägest du im Koma und jemand spielte an deinem besten Stück und du bekämst eine Latte. Hier wäre das Lattebekommen (aus deiner Sicht) natürlich, weil es ohne deine Beeinflussung geschah.
Alles was dein bestes Stück allerdings tut, während du bei Bewusstsein bist, ist nicht mehr klar natürlichen Gegebenheiten oder kulturellen Einflüssen zuzuordnen und jede sexuelle Handlung, bei der du deine Geschlechtsorgane benutzt, erfordert bereits bewusste Entscheidungsprozesse, die somit nicht mehr frei von menschlichen Einflüssen stattfinden und deshalb laut Definition unnatürlich sind.
Nun, mein Lieber, sagen wir genau dasselbe^^: Durch die Natur ist dem (männlichen) Menschen die Möglichkeit zur Erektion gegeben (die Möglichkeit, sie gezielt zu benutzen, ist natürlich mit im Bewusstsein begründet, also mithin, wie du sagtest, nicht mehr rein natürlich; das Bewusstsein selbst jedoch ist eine naturgegebene Sache); aber jegliches Verwenden – da gebe ich dir uneingeschränkt Recht – ist nicht nur durch die bloße naturgegebene Voraussetzung (dass man einen Penis hat), sondern auch durch andere (individuelle, kulturelle, situative) Faktoren bedingt, völlig korrekt.
Zitat von Moschusbock: Jetzt halt, wirst du vielleicht denken, wenn das so ist, dann kann der Mensch ja sowieso nicht natürlich handeln und omnivore Ernährung ist genauso unnatürlich wie Vegetarismus. Das stimmt, weil es schon aus der Definition von "Natur" hervorgeht, dass der Mensch nicht natürlich handeln kann.
Dass der Mensch nicht schlechthin natürlich handeln kann, versuche ich seit mehreren Posts zu vermitteln. ^^ Die Natur schafft die Voraussetzungen; die Umsetzung sind nicht allein natürlich motiviert (wobei natürlich die übrigen Motivationen irgendwo aus der Natur hervorgingen, aber das tut nichts zur Sache). – Ich würde jedoch nicht so weit gehen und sagen, dass jedes Verhalten schlechthin unnatürlich sei, sondern behaupten, dass es von Natur (das nicht vom Menschen Geschaffene bzw. Beeinflusste) und Kultur (das vom Menschen Geschaffene bzw. Beeinflusste) gleichermaßen bedingt ist: Ohne die natürlichen Grundlagen wären die Handlungen nicht möglich, aber jede Handlung ist kulturell beeinflusst. Somit ist sie nicht rein-natürlich, aber eben auch nicht rein-unnatürlich.
Zitat von Moschusbock: Betrachtet man bei einer Handlung allerdings nicht die Motivation sondern das Ergebnis, so ist es möglich eine natürliche Handlung auszuführen, ohne dabei natürlich gehandelt zu haben. Wie das? Nun, benutzen wir mal den menschlichen Grips, den uns Mutter Natur so freundlich zur Verfügung gestellt hat, so finden wir anhand unserer Anatomie ausschließlich Hinweise auf omnivore Ernährung, Vegetarismus scheint allerdings kein natürliches Programm für den Menschen zu sein, das mutet er sich schon selbst zu, freiwillig oder unfreiwillig.
Wenn ich also auch Fleisch esse kann ich mich natürlich ernähren, ohne dass meine Entscheidung auf natürlichem Wege zustande gekommen ist^^. Ich bin nun zwar nicht das selbe wie ein natürlicher Omnivore, aber immerhin das gleiche^^.
Ich verstehe deinen Gedankengang, und finde ihn naheliegend; jedoch hält er einer genauen Analyse nicht stand:
Die Hinweise auf die Fähigkeit zur omnivoren Ernährung sind eindeutig; etwas anderes zu behaupten wäre Schwachsinn. Daraus zu schließen, dass ausschließlich eine omnivore Ernährung ein natürliches Ergebnis darstellen würde, ist jedoch auch nicht ganz korrekt: denn sonst wäre jede Mahlzeit, die nicht aus Pflanze und Fleisch zugleich besteht, unnatürlich (also z. B. der Gurkensalat, den man sich mal eben macht, da man keine Zeit hat, sich ein Steak in die Pfanne zu knallen). Noch genauer zerlegt, wäre nur ein Gericht, dass zugleich Fleisch und Pflanze ist, natürlich, da jeder Bissen Fleich oder jeder Bissen Pflanze, den du einzeln, und ohne das jeweils andere, zu dir nimmst, unnatürlich wäre: man würde schließlich sich nicht omnivor, sondern abwechselnd herbi- und carnivor ernähren.
Deshalb würde ich diese Theorie verwerfen, und folgende dafür aufstellen wollen: Nahrung zu sich zu nehmen, die dem menschlichen Körper bzw. Organismus entsprechend ist (also fleischliche sowie pflanzliche), ist keineswegs ein naturwidriges Ergebnis. Auf eine der beiden Komponenten zu verzichten, ist ebenfalls nicht naturwidrig, denn man verstößt gegen keine „Vorgaben“ oder überschreitet keine „Beschränkungen“, sondern nutzt nur nicht alle „Rechte“, die einem naturgemäß zu eigen wären.
(Dass die bewusste Entscheidung zum Vegetarismus nichts schlechthin Natürliches ist, steht außer Frage. Der vorige Abschnitt bezieht sich auf das Nicht-Fleischessen, z. B. aus Gründen mangelnder Möglichkeiten, beispielsweise durch die bloße Abwesenheit anderer Tiere, also losgelöst von kulturellen Motivationen, und nur auf die Nahrungsaufnahme selbst bezogen.)
Und bezieht man sich nur auf die Nahrungsaufnahme, so schöpft Vegetarismus das Spektrum menschlicher Möglichkeiten nicht aus, und bleibt also hinter der Grenze der natürlich abgesteckten Ernährungsgrenze zurück. Ein unnatürliches Ernährungsverhalten sähe ich lediglich darin, wenn der Mensch nun unverdaubare Dinge (Knochen, Steine etc.) in größeren Menschen zu sich nehmen wollte: denn mit diesem können weder sein Mundbereich noch sein Verdauungstrakt etwas anfangen, weshalb eine derartige Ernährung nicht dem natürlichen „Grundbau“ des Menschen entspräche. Der Vegetarismus entspricht ihm durchaus, nur dass eben manche Bereiche schlicht ungenutzt bleiben.
Mit alledem will ich keinesfalls vegetarische Ernährung als unbedingt natürlich legitimieren (dass jedes menschliche Verhalten nicht rein-natürlich ist, hatten wir schon festgehalten; ein solches Unterfangen wäre also unnütz). – Was ich damit lediglich will, ist: zeigen, dass es nicht gegen das Prinzip verstößt, hinter seinen Möglichkeiten zurückzubleiben und dadurch zu einem unnatürlichen Ergebnis zu kommen, sondern dass einzig etwas der natürlichen Grundlage völlig Zuwiderlaufendes als unnatürlich bezeichnet werden könnte; – nicht aber ein Verhalten im Einklang mit besagter natürlicher Grundlage, wenngleich auch dieser Einklang, um ein wenig gleichnishaft zu werden, nicht alle Seiten zum Schwingen bringt …
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Moschusbock - 44
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 14:15 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.05.2011 um 14:17 Uhr
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Zitat von phoenix89:
Nein: Dass der Mensch die Möglichkeiten dazu hat, ist naturgegeben. Das Benutzen jedoch ist, wie ich bereits sagte, nicht mehr rein natürlich, sondern auch durch kulturelle Faktoren etc. bedingt, mithin kann man also nicht sagen, diese oder jene kognitive Leistung etc. sei schlechthin natürlich; nur dass sie überhaupt stattfinden kann, ist natürlich begründet. So fern liegen unsere Definitionen nicht.
Jetzt widersprichst du dir selbst. Wenn man Möglichkeiten zum natürlichen Repertoire zählt dann sind automatisch auch ausgeschöpfte Möglichkeiten natürlich. Jetzt behauptest du aber, dass das Benutzen (Ausschöpfen) von Möglichkeiten nicht mehr rein natürlich sei. Du hast also die gängige Definition von Natur einfließen lassen.
Der Knackpunkt an der Sache ist, dass zum Erkennen der Möglichkeiten ein Bewusstsein Voraussetzung, was laut eingeflossener Definition aber schon wieder außerhalb der Natur liegt. Du kannst Möglichkeiten nicht in deiner Definition unterbringen ohne dir selbst zu widersprechen.
Zitat von phoenix89:
Allgemeine Anerkennung ist kein Garant für Korrektheit. Zudem beschrieb ich oben, dass meine Definition von dieser nicht großartig verschieden ist.
Nun gut, wenn du der Meinung bist, dass die allgemeine Definition nicht korrekt ist, dann erklärt das deinen Standpunkt hier. Es könnte aber auch sein, dass du unter Natur einfach etwas anderes verstehst als der Rest der Menschheit. Dann hast du zwar Natur definiert, meinst aber nicht das selbe^^.
Zitat von phoenix89:
Dass der Mensch nicht schlechthin natürlich handeln kann, versuche ich seit mehreren Posts zu vermitteln. ^^ Die Natur schafft die Voraussetzungen; die Umsetzung sind nicht allein natürlich motiviert (wobei natürlich die übrigen Motivationen irgendwo aus der Natur hervorgingen, aber das tut nichts zur Sache). – Ich würde jedoch nicht so weit gehen und sagen, dass jedes Verhalten schlechthin unnatürlich sei, sondern behaupten, dass es von Natur (das nicht vom Menschen Geschaffene bzw. Beeinflusste) und Kultur (das vom Menschen Geschaffene bzw. Beeinflusste) gleichermaßen bedingt ist: Ohne die natürlichen Grundlagen wären die Handlungen nicht möglich, aber jede Handlung ist kulturell beeinflusst. Somit ist sie nicht rein-natürlich, aber eben auch nicht rein-unnatürlich.
Dass du damit ein Problem hast liegt einzig und allein an deiner eigensinnigen Definition. Offiziell ist Natur das, was nicht durch den Menschen beeinflusst wurde, Punkt. Welchen Anteil irgendwelche Triebe oder kulturelle Eigenheiten am Verhalten haben spielt dabei nicht die geringste Rolle, weil es sich ohnehin nicht klar von einander trennen lässt und beides letztlich in menschlichem Verhalten mündet, was laut Definition aber nicht mehr natürlich ist.
Zitat von phoenix89:
Ich verstehe deinen Gedankengang, und finde ihn naheliegend; jedoch hält er einer genauen Analyse nicht stand:
Die Hinweise auf die Fähigkeit zur omnivoren Ernährung sind eindeutig; etwas anderes zu behaupten wäre Schwachsinn. Daraus zu schließen, dass ausschließlich eine omnivore Ernährung ein natürliches Ergebnis darstellen würde, ist jedoch auch nicht ganz korrekt: denn sonst wäre jede Mahlzeit, die nicht aus Pflanze und Fleisch zugleich besteht, unnatürlich (also z. B. der Gurkensalat, den man sich mal eben macht, da man keine Zeit hat, sich ein Steak in die Pfanne zu knallen). Noch genauer zerlegt, wäre nur ein Gericht, dass zugleich Fleisch und Pflanze ist, natürlich, da jeder Bissen Fleich oder jeder Bissen Pflanze, den du einzeln, und ohne das jeweils andere, zu dir nimmst, unnatürlich wäre: man würde schließlich sich nicht omnivor, sondern abwechselnd herbi- und carnivor ernähren.
Deshalb würde ich diese Theorie verwerfen, und folgende dafür aufstellen wollen: Nahrung zu sich zu nehmen, die dem menschlichen Körper bzw. Organismus entsprechend ist (also fleischliche sowie pflanzliche), ist keineswegs ein naturwidriges Ergebnis. Auf eine der beiden Komponenten zu verzichten, ist ebenfalls nicht naturwidrig, denn man verstößt gegen keine „Vorgaben“ oder überschreitet keine „Beschränkungen“, sondern nutzt nur nicht alle „Rechte“, die einem naturgemäß zu eigen wären.
(Dass die bewusste Entscheidung zum Vegetarismus nichts schlechthin Natürliches ist, steht außer Frage. Der vorige Abschnitt bezieht sich auf das Nicht-Fleischessen, z. B. aus Gründen mangelnder Möglichkeiten, beispielsweise durch die bloße Abwesenheit anderer Tiere, also losgelöst von kulturellen Motivationen, und nur auf die Nahrungsaufnahme selbst bezogen.)
Und bezieht man sich nur auf die Nahrungsaufnahme, so schöpft Vegetarismus das Spektrum menschlicher Möglichkeiten nicht aus, und bleibt also hinter der Grenze der natürlich abgesteckten Ernährungsgrenze zurück. Ein unnatürliches Ernährungsverhalten sähe ich lediglich darin, wenn der Mensch nun unverdaubare Dinge (Knochen, Steine etc.) in größeren Menschen zu sich nehmen wollte: denn mit diesem können weder sein Mundbereich noch sein Verdauungstrakt etwas anfangen, weshalb eine derartige Ernährung nicht dem natürlichen „Grundbau“ des Menschen entspräche. Der Vegetarismus entspricht ihm durchaus, nur dass eben manche Bereiche schlicht ungenutzt bleiben.
Du verwendest schon wieder anstruse Definitionen und diesmal hat es den Omnivorismus erwischt. Omnivorismus bedeutet nicht, dass jeder Nahrungsbissen zu gleichen Teilen aus Tier und Pflanze bestehen muss, sondern lediglich, dass beides auf der Speisekarte steht, in jedem bieliebigen Verhältnis, mit beliebig langen Zeitabständen dazwischen und das eine kann auch mal ohne das andere konsumiert werden.
Die Evolution hat dem Menschen nunmal eine omnivore Anatomie spendiert, keine vegetarische und so leid es mir für dich tut ist Vegetarismus der gängigen Definition von Natur nach unnatürlich. Dem Dilemma kannst du nur durch selbsterfundene bzw. angepasste Definitionen entkommen, wie gerade eben.
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phoenix89 - 36
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 19:07 Uhr
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Zitat von Moschusbock: Jetzt widersprichst du dir selbst. Wenn man Möglichkeiten zum natürlichen Repertoire zählt dann sind automatisch auch ausgeschöpfte Möglichkeiten natürlich. Jetzt behauptest du aber, dass das Benutzen (Ausschöpfen) von Möglichkeiten nicht mehr rein natürlich sei. Du hast also die gängige Definition von Natur einfließen lassen.
Der Knackpunkt an der Sache ist, dass zum Erkennen der Möglichkeiten ein Bewusstsein Voraussetzung, was laut eingeflossener Definition aber schon wieder außerhalb der Natur liegt. Du kannst Möglichkeiten nicht in deiner Definition unterbringen ohne dir selbst zu widersprechen.
Ich habe nicht die gängige Definition einfließen lassen, sondern bin überhaupt erst von dem Verständnis ausgegangen, dass Natur das vom Menschen Unbeeinflusste sei, als ich die Möglichkeiten erläuterte. Was ich sagte, war: dass der Mensch naturgegebene Grundlagen besitzt, die ihm die Möglichkeit eröffnen, sich zu verhalten (das Gebiss ermöglicht das Zerkauen von Nahrung, das Gehirn ermöglicht das Erkennen derselben und das Darüber-Nachdenken).
Ich sagte ebenfalls, dass das Verhalten des Menschen nicht schlechthin natürlich sein kann, da es sowohl durch die natürlichen Gegebenheiten (Kiefer, Hirn usw.) als auch durch kulturelle Faktoren und letztlich auch die jeweilige Situation bedingt ist. Was könnte das denn überhaupt Anderes sein, als das dem Menschen unabhängig von ihm selbst Gegebene von dem zu trennen, was er selbst (mit) hervorbringt?
Wir widersprechen uns in diesem Punkt im Prinzip nicht: Der Mensch ist ein Produkt der Natur, mitsamt all seinen Grundlagen, auf denen er wiederum andere Dinge (Kultur etc.) bewirken kann. Die Natur stellt dem Menschen diese Grundlagen bereit, aus denen sich Möglichkeiten ergeben. (Dass die Kultur noch weitere Möglichkeiten eröffnet, tut dem keinen Abbruch, denn letzten Endes wurzelt auch die Entstehung einer Kultur in natürlich gegebenen Grundlagen.)
Die Natur schafft Grundlagen, aus denen sich Möglichkeiten ergeben; indem der Mensch diese nutzt (was schon wieder kein rein-natürlicher Vorgang ist), bringt er Kulturelles (Unnatürliches) hervor. – Aus der Tatsache, dass manche Möglichkeiten des Menschen naturgegeben sind, zu folgern, dass auch ihre Anwendung rein natürlich sein müsse, ist nicht schlüssig.
Zitat von Moschusbock: Dass du damit ein Problem hast liegt einzig und allein an deiner eigensinnigen Definition. Offiziell ist Natur das, was nicht durch den Menschen beeinflusst wurde, Punkt. Welchen Anteil irgendwelche Triebe oder kulturelle Eigenheiten am Verhalten haben spielt dabei nicht die geringste Rolle, weil es sich ohnehin nicht klar von einander trennen lässt und beides letztlich in menschlichem Verhalten mündet, was laut Definition aber nicht mehr natürlich ist.
Dass hier keine klare Trennung vollzogen werden kann, da mehrere (auch unnatürliche) Faktoren zusammenspielen, schrieb ich bereits mehrfach.
Ich verstehe daher den erneuten Hinweis nicht ganz?
Zudem – ich sage es erneut – habe ich nicht bestritten, dass Natur etwas anderes sein sollte als das, was nicht durch den Menschen beeinflusst wäre: Die Grundlagen und die aus ihnen hervorgehenden Möglichkeiten des Verhaltens (nicht alle, wie oben erwähnt: die Kultur erweitert dieses Spektrum) sind dem Menschen ohne dessen Einwirken ohne eigenes Zutun gegeben, also natürlich. Meine Definition läuft der allgemeinen damit nicht entgegen:
Alles, was ich tat, als ich den Begriff der Möglichkeiten in’s Spiel brauchte, war, zu erklären, was natürlich sei und was nicht: Dass der Mensch einen Kiefer zum Fleischzerkauen hat, ist natürlich gegeben; ebenso ist natürlich gegeben, dass er darüber nachdenken kann, ob oder auf welche Weise er es tut. Sowohl das Darüber-Nachdenken als auch das Zerkauen selbst wären jedoch nicht nur durch Natürliches beeinflusst, und somit nicht mehr als etwas wirklich Natürliches anzusehen. – Worin unterscheiden sich nun unsere Standpunkte?
Zitat von Moschusbock: Du verwendest schon wieder anstruse Definitionen und diesmal hat es den Omnivorismus erwischt. Omnivorismus bedeutet nicht, dass jeder Nahrungsbissen zu gleichen Teilen aus Tier und Pflanze bestehen muss, sondern lediglich, dass beides auf der Speisekarte steht, in jedem bieliebigen Verhältnis, mit beliebig langen Zeitabständen dazwischen und das eine kann auch mal ohne das andere konsumiert werden.
Die Evolution hat dem Menschen nunmal eine omnivore Anatomie spendiert, keine vegetarische und so leid es mir für dich tut ist Vegetarismus der gängigen Definition von Natur nach unnatürlich. Dem Dilemma kannst du nur durch selbsterfundene bzw. angepasste Definitionen entkommen, wie gerade eben.
Mit meinem letzten Post wollte ich keine neue Definition von „omnivor“ schaffen, sondern dir zeigen, an welchem Punkt dein eigener Ausgangspunkt (im Folgenden zitiert) hinkt:
„Betrachtet man bei einer Handlung allerdings nicht die Motivation sondern das Ergebnis, so ist es möglich eine natürliche Handlung auszuführen, ohne dabei natürlich gehandelt zu haben.“
Erstens: Das Ergebnis wäre demzufolge der Natur gemäß; die Handlung selbst wäre nicht allein aufgrund der Tatsache, dass ihr Ergebnis der Natur nicht zuwiderläuft, auch natürlich. (Natürliche oder unnatürliche Handlungen hatten wir beide zuvor ohnehin schon selbst ausgeschlossen, und das Der-Natur-Entsprechen eines Ergebnisses impliziert nicht notwendigerweise das Natürlich-Sein der Handlung, welches ja eben, wie wir schon sagte, ohnehin nicht gegeben ist.)
Desweiteren: Von deiner Aussage ausgehend, kann man jede Handlung eines Individuums durchaus einzeln beurteilen (schließlich ist es ja ebendiese Handlung, von der du ausgehst). Man könnte also sowohl das Zusichnehmen einer Mahlzeit als auch jeden einzelnen Bissen daraufhin untersuchen, ob er nun herbi-, carni- oder omnivor ist; ebenso kann man mit dem Speiseplan für eine Woche, für ein Jahr oder für das ganze Leben verfahren. Die gängige Definition von „omnivor“ lasse ich dabei, wie oben schon gesagt, unangetastet, da ich an ihr nichts auszusetzen habe.
Da du aber die Motivation einer Handlung bewusst außenvor gelassen hast, besteht keine Notwendigkeit, als Bezugsrahmen den Lebensabschnitt eines Menschen heranzunehmen, in welchem der Betrachtete von sich sagte, er ernähre sich omni- oder herbivor: Man könnte auch jeden einzelnen anderen Abschnitt seines Lebens untersuchen. (Einen Salat zu essen, ist eine herbivore Nahrungsaufnahme; isst man morgens etwas Herbivores, und mittags etwas carni- oder omnivores, so ist der gesamte Tag in seiner Gänze von omnivorem Verhalten geprägt usw.) – Die Zuordnung des jeweils Betrachteten hängt also davon ab, auf welche Zeitspanne hin man sein Nahrungsverhalten untersucht: In einem Moment kann ein Mensch sich also carnivor, im nächsten herbivor, und insgesamt omnivor verhalten.
Beispielsweise ein Tiger ernährt sich immerzu carnivor, ein Haifisch ebenso; ein Hase wird immer Herbivor bleiben; ein Insekt omnivor …Beim Menschen sehe ich eine derartige Einteilung – eben da er sein Ernährungsverhalten umstellen kann – als komplexer an:
Der Mensch ist – seinen Möglichkeiten gemäß – ein Omnivor, der sich – je nach Situation und Bezugsrahmen – omni-, carni- oder herbivor ernähren kann.
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Niccita - 31
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 19:19 Uhr
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ach ja ... man sollte aufhören diese viecher als tiere zu sehen, sondern eher als güter. und wenn man das vieh stopft, nimmts schnell und ganz fix kann man das teil verkaufen.
so und jetzt die frage: wer gibt uns das recht? mutter natur. ganz einfach, weil der mensch KANN.
Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann.
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phoenix89 - 36
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Geschrieben am: 24.05.2011 um 19:24 Uhr
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Zitat von Niccita: ach ja ... man sollte aufhören diese viecher als tiere zu sehen, sondern eher als güter. und wenn man das vieh stopft, nimmts schnell und ganz fix kann man das teil verkaufen.
so und jetzt die frage: wer gibt uns das recht? mutter natur. ganz einfach, weil der mensch KANN.
Es ist in der Tat traurig, dass genau diese Ansicht, die du hier so schön ironisch dargestellt hast, noch immer präsent ist ... und dass allzu oft aus der Möglichkeit, etwas zu tun, direkt abgeleitet wird, dass man es auch tun sollte ...
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