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Großes Kabarett ohne einfache Lösungen


Am Donnerstag, den 17. Oktober, spielte der österreichische Kabarettist Josef Hader in der beinahe ausverkauften Werkshalle des Roxy in Ulm. Er präsentierte dabei sein immer noch aktuelles Programm „Hader spielt Hader“, eine zu Monologen umgeformte Mischung seiner letzten fünf Programme.

Ein bisschen verspätet, kurz nach 20:00, betrat der immer leicht grantig aber doch sympathisch wirkende Österreicher die Bühne und interagierte sofort mit dem Publikum. Ob denn schon Zeit für eine Pause sei oder ob wenigstens einer der Zuschauer etwas vorbereitet hätte, fragte er natürlich flapsig gemeint und begann dann mit einer Erzählung aus seinem Alltag in Wien. 

Die Anspielungen auf das strenge Format des Kabarett und seinen vielleicht zu großen Wirkungsanspruch war auch einer der Hauptpunkte an dem sich Hader an diesem Abend abarbeitete. Er kritisierte stark, wie wichtig sich manche Kabarettisten nahmen und vor allem die Deutungshoheit und die absoluten Lösungen, die sie dabei präsentierten.

Hader legte dagegen bei allen seinen Programmpunkten wert darauf, möglichst ausgeglichen alle denkbaren Sichtweisen darzulegen, kritisch zu beleuchten und natürlich auch mit gekonntem Witz auf die Schippe zu nehmen.

Dabei hangelte er sich gekonnt durch die Themen Kirchen- und Politikkritik, die Frage nach Vorurteilen und deren Wahrheitsgehalt bis zum Wettstreit zwischen dem modernen industriellen Stadtleben und dem aufkommenden Back-to-the-Roots Öko-Dorf Lebenswandel.

Ein besonderes Highlight war ein kurzer Einschub bei dem Hader mit seinem Partner und Soundtechniker Gerhard Pimperl interagierte und sich über die schlecht funktionierende Technik auf der Bühne beschwerte. Es entwickelte sich in der Folge ein sehr witziger Dialog zwischen den beiden, der wirkte, wie wenn ein altes Ehepaar sich streitet und dann doch wieder versöhnt, weil man ja doch voneinander abhängig ist.

Das besondere an Programmen von Joseph Hader ist aber immer auch die Melancholie, die bei allen Teilen des Programms mitschwingt. Viele seiner witzigen Situationsbeschreibungen machen einem auch immer wieder die kleinen und großen Sorgen der Menschen bewusst und werfen die großen und wichtigen Fragen des Lebens auf, ohne Sie jedoch beantworten zu wollen.

Ganz in diesem Stil schloss das Programm dann auch mit Hader am Klavier, wo er eine ins wienerische übersetzte Version des Tom Waits Klassikers „In the Neighborhood“ spielte:

"Vor der Tankstelle stehen sie Schlange, und der Schnee liegt vorm Tor.
Aber der Hauswart hat leider Asthma, und das Heizoel ist gar.
Und die Tabaktrafik ist gerammelt voll, und der Jackpot so hoch.
Und die Mutterin schauen schon wieder im leeren Postkasten nach.

In der Nachbarschaft,
in der Nachbarschaft,
in der Nachbarschaft."

Mit diesen und weiteren wunderschönen und nachdenklichen Bildern verabschiedete Hader sein Publikum in die Nacht und beschloß einen sehr komischen und doch nachdenklich machenden Abend. Ein Erlebnis das jedem Fan von intelligentem Humor ohne Einschränkung zu empfehlen ist.

Veröffentlicht in der Kategorie:Kultur
Tags: Hader, Kabarett, Kabarettist, Roxy

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