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Für gewöhnlich anders
01.10.2013 um 00:29 Uhr von ma_fia
Zuletzt geändert 15.03.2014 um 09:28 Uhr
Ein wenig spektakulärer Anblick bot sich den Zuschauern, die an diesem Abend um 19:30 Uhr zur Premiere des Stücks "Welche Droge passt zu mir?" kamen: Ein Tisch mit Radio, einer Flasche Wasser bildete zusammen mit einem Stuhl und einem Flipchart das Bühnenbild. Die einzige Schauspielerin, Tini Prüfert, lief durch die Zuschauerreihen und verteilte Gummibärchen. Ein typisches Theaterstück war das nicht, wie das Publikum, das einen überraschend großen Altersdurchschnitt bildete, schnell feststellte. Doch nicht nur wer ein "normales" Stück erwartete, auch, wer seine Erwartungen anhand des spärlichen Bühnenbilds herunterschraubte, wurde eines anderen belehrt: Mit kraft- und ausdrucksvoller Stimme, einer gekonnten Betonung und üppiger Mimik und Gestik zog Prüfert die Zuschauer in ihren Bann. Sie erzählte davon, wie toll ihr Leben durch diverse Drogen geworden sei. Speed zum Abnehmen, Ecstasy, um ihren Mann wieder zu lieben und Zärtlichkeit zu empfinden und Kokain für Mut und Stärke. Immer mehr Vorteile, so erklärte sie es mit der Geschichte ihrer Sucht und zahlreichen Beispielen, hätten die Drogen ihr gebracht, ihre Sinne erweitert und ihre Augen von einem Schleier befreit. Abwechslungreich wurden die Erzählungen dadurch, dass jede Droge kurz mit Plakaten und dem Flipchart erklärt wurde, während die Schauspielerin an anderen Stellen mit den Worten "Seneca sagt..." den römischen Philosophen zitierte oder die Wirkung der Drogen und ihre eigenen Anfänge nachspielt. Der Zugang zur Hauptperson, und das ist das eigentlich Erstaunliche, findet man als Zuschauer und Anti-Drogenkonsument dank des praktischen Einstiegs sehr gut: "Erinnern Sie sich", sprach Tini Prüfert - in strengem Business-Outfit, ganz anders, als das Bild, das man durch Hollywood und RTL von einem Drogenkonsumenten hat - einen Zuschauer an. "Wann hatten Sie zuletzte die Möglichkeit, sich ihren Traum zu erfüllen, und haben es nicht gemacht, obwohl sie kurz davor standen?" Träume sollte man sich erfüllen! Und ihr Traum war es eben, einmal eine dieser Tabletten auszuprobieren. Eine von denen, mit der interessanten Prägung. Und so falsch kann die Erfüllung eines Traums ja nicht sein, oder? Eine ungewöhnliche Betrachtung und Inszenierung, die es im Podium des Theaters zu sehen gibt und mit dem das Haus zeigt, dass auch die nächste Spielzeit alles andere als langweilig wird. Man darf gespannt sein. Fotos: Hermann Posch
Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur, Musik und Stadtgeschehen |
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