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Kurznachrichten 10.10.2012 »

Ein A-B-Teuerlicher Abend im Roxy


Ein Bericht über den allmonatlichen Poetry-Slam im Roxy, am 06. Oktober 2012.

Gegen 20h eröffnete Moderator Ko Bylanzki den Abend mit einer weniger guten Nachricht: Seine Co-Moderatorin Dana Hoffmann liege im Krankenhaus. Doch Ko führte auch alleine mit Heiterkeit und guter Laune durch den Abend. So zog er nach dieser Ankündigung den ersten Kandidaten und kommentierte gleich fröhlich: „Sieht aus wie ein Los, ist aber die Arschkarte“. Am gestrigen Abend zog die „Arschkarte“ eine nicht unbekannte Slammerin aus Nürnberg: Frau Wortwahl.

Der erste Text des Programmes war ein Gedicht über die Stille, die hin und wieder bei jedem vorbeischaut. „Der Soundtrack deines Lebens ist die traurige Klarinette“ erklärte sie in dem melancholischen Text, den sie souverän und überzeugend vortrug. So äußerte sie kluge Gedanken und Weisheiten wie „wer am Boden ist, fällt nicht“ und unterhielt sich mit ihrer Stille. Mit einem gehauchten „Danke“ verließ Frau Wortwahl schließlich die Bühne um Platz für den zweiten Kandidaten des Abends zu machen. 

Nächster Poet war der Schweizer Simon Libsig, der Gewinner des „Swiss Comedy Award“. Er zog das Publikum mit einer amüsanten Liebesgeschichte „Doppelherz und intel inside“, die fast ausschließlich aus Werbungszitaten bestand, in seinen Bann. Sein Auftrittes sorgte für Erheiterung: „Mon Cheri, du bist mein Fruchtzwerg“ wurde gefolgt von „sei nicht schwach, sei stork“ oder etwas anderen Komplimenten, wie beispielsweise: „Deine Beine sind die längsten Pralinen der Welt“. Leider kam die Kreativität bei der Dame nicht an, da selbige schlussfolgert: „Ist ja alles Schrott, ist ja bloß ein Werbespot.“

Auch der dritte Bewerber trat mit äußerst unterhaltsamen Gedichten an, gleich acht Stück, die alle vom Mittelalter handeln. Peter Marber fragte sich zum Beispiel: „Was fürchtet der Ritter?“ und antwortete zugleich „Gewitter“! Er erklärte, dass der schwarze Ritter schwarz war, da er der einzige Überlebende eines Blitzeinschlages sei und deshalb „verschmorte“.

Der letzte Erzähler vor der Pause war Indiana Jonas aus Rheinland-Pfalz. Er trat mit einem Text an, der den Titel: „Auf dieser Tür steht 'drücken'." und den Untertitel: „Ich war noch nie der Schnellste“ trug. Er handelte von einem kurzen und intensiven Leben, an dem zuerst die Welt vorbeizieht, bis der Erzähler bis zum Hirnfehler mit Herzinfarkt selbst an der Welt vorbeizog.

Das verzückte Publikum applaudierte den scharfsinnigen, humorvollen Text und seinen Verfasser als Gewinner der ersten Runde ins Finale.

Nach der Pause ging das Programm weiter mit der französischen Fadila Janvier, die die Zuhörer mit charmantem Akzent und nachdenklichen Gedichten verzauberte. Die Texte aus der Welt erzählten von einer Zwangsehe als Flucht aus der Familie und über den Weg. Der letzte handelte von einer verzweifelten Mutter mit Kinderwagen und nur einem gesunden Bein, der niemand hilft, außer einem Mann, der nur einen Arm hat. Als Resumee führt dieser an: „Was wir selber fühlen, können wir am Besten verstehen.“

Nach diesem gefühlvollen Auftritt beginnt der bayrische Landesfinalist Thomas Spitzer den seinigen mit „Hallo Ulm“. Der Titel lautet „Immerhin steht hier kein Nietzsche-Zitat“ und ist ein wahres Feuerwerk aus Späßen, die er in langen und schnellen, aber immer korrekt vorgetragenen, Sätzen abschießt. Das Publikum tobte, als er seine Nerdkarriere vortrug, und erzählte, wie er ein ehrenhafter Wissenschaftler „ohne Bitches und Fame“ werden wollte um zum Mond zu fliegen und wichtige Fragen wie „Wieso stehen Bettenlager immer an großen Kreuzungen?“ zu beantworten.

Donnernden Applaus auch für die nächste Mitstreiterin, mit einem ebenso gelungenen Beitrag zum Abendprogramm. Malin Lamparter aus Freiburg rezitierte ihr „Gewitter-Gedicht“ aus drei Teilen, in drei Städten. Hier überzeugte sie, als sie ganz authentisch und mit klarer Stimme die teilhabenden Personen, wie zum Beispiel das Pärchen, welches denkt es brauche sich, schildert. Allen gemein war der Blick auf die schöne Fassade, und das alles noch gut ist solange noch „die Mauer steht“ obwohl im Inneren ein Sturm aufbraust.

Im Kontrast zu dem von Sehnsucht geprägten Text, steht der des nächsten Wettstreiters, Lucas Fassnacht. In seinem gereimten Werk war die Rede von dem „Burger-Bürgerkrieg“ der ausgelöst wurde durch den Wunsch des Salatblattes im BigTasty, endlich Bio zu werden. Zu allgemeiner Belustigung des Publikums spielte sich dieser Krieg „mitten in tiefster, dunkelster Nacht“ in einer Fast-Food-Filiale ab, bei dem „nicht mal [mehr] das Happy-Meal lacht“, eine „Burgerwehr“ gegründet wurde und „Fatman“ sowie der brutale „Magerquark, der wie bekloppt die Sahne schlug“ eine Rolle spielten. Dennoch ging alles gut aus, weil sich der „bitterzarte Ritter Sport“ in eine „Kokosnuss“ verliebte und „Fatman“ sich in einen „ranken, schlanken Rettich“.

Die zweite Runde galt als unentschieden, da bei allen Poeten lautstark geklatscht wurde. Nach mehrmaligen Abstimmungen im Publikum gingen Malin Lamparter und Thomas Spitzer als Favoriten hervor und Malin zog ins Finale ein.

Ladies first, hieß es dort, und so ging Malin an den Start und begann mit einem Gedicht über „Fragen“ und beantwortet „Darf ich fragen?“ mit konsequentem „Nein, da dich die Antwort nicht interessiert“ oder „Nein, ich bin müde zu erklären“. Leider hieng die Dichterin hier und entschuldigte sich für das Vergessen des Endes. Und obwohl im Finale eigentlich nur ein Text präsentiert werden darf, machte man hier eine Ausnahme und Malin durfte neu anfangen. Diesmal wurde sie von „viel zu großen Schuhe inspiriert“. Wieder eher melancholisch erzählte sie von verlorenen starken Armen und Umarmungen und endete mit dem Fazit „Liebe ist auch nur ein anderes Wort für Besitzanspruch“.

Auf ihre Auftritt folgte der des anderen Mitstreiters, der noch vor der Pause gewählt wurde - Indiana Jonas.

Er betrat die Bühne mit einem „A-B-Teuer“, bei dem das Publikum sich für A oder B entscheiden musste. Die erste Entscheidung stand beispielsweise bevor, als Indiana Jonas entweder A) in dem tiefen Dschungel oder B) in einer „süffige Kellerkneipe wie zum Beispiel Frau Berger“ landen konnte. Die Zuhörer wählten fast einstimmig B) und so lies sich Indiana Jonas auf Abenteuer mit Frauen aus Stein ein, die er küssen musste und einem Riesen mit riesigen Ohren, welchem er - Dank der Anwesenden - „aufs Maul schlug“, bis er alle A-B-Teuer überstanden hatte. Zufrieden resümierte er Zuhause treffend: „Abenteuer sind nur so spannend wie die Summe der falschen Entscheidungen, die man unterwegs trifft.“

Nach diesem Schlusswort bestimmte das Auditorium durch lauten Beifall den Sieger des Abends - Indiana Jonas. 

Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur und Stadtgeschehen
Tags: Indiana Jonas, Lucas Fassnacht, Malin Lampater, Poetry Slam, Roxy, Simon Libsig, Thomas Spitzer

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