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Forum / Politik und Wirtschaft
Jungenförderung

-Flo - 46
Halbprofi
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 16:27 Uhr
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Zitat von ennui: Zitat von -Flo: [..] andererseits eben das, was ich mit gesellschaftlichen Prozessen gemeint habe. Auch Autoren unterliegen diesen!
War das nicht die angebliche Feminisierung der Gesellschaft? Oder habe ich dich da auch falsch verstanden?
Könnte man so nennen, wobei der Begriff ja gleich wieder Abwehrreflexe hervorruft.
Gehen wir mal ganz abstrakt vor:
Die Gesellschaft besteht 50/50 aus Männlein/Weiblein.
Nun fängt die eine Hälfte auf einmal an sich Gedanken über ihre Stellung im System zu machen und unternimmt aktiv etwas, um ihre Anschauungen durchzusetzen. Problematisch dabei ist nicht die Forderung nach Gleichberechtigung, sondern dass der Kern dieser Bewegung extrem radikale, die andere Hälfte verachtende Ansichten vertritt.
Die andere Hälfte dagegen schaut lediglich passiv zu, nimmt es entweder nicht ernst oder lässt sich zuquatschen. Insbesondere macht sie sich keine eigenen Gedanken über ihre Rolle im System.
Es ist doch ganz einfach und logisch nachvollziehbar, dass dies zu einer erneuten Schieflage führt. Und wir sind mittendrin.
Ob das nun als Feminisierung der Gesellschaft bezeichnet werden darf oder nicht, muss jeder selbst wissen.
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ennui - 41
Champion
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 16:39 Uhr
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Naja, ich kann deinem abstrakten Modell nicht zustimmen. Fängt schon da an, dass "am Anfang" zwar die biologischen Geschlechter zwar etwa 50/50 verteilt waren - die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft aber wohl nicht. Das würdest du doch nicht behaupten wollen, oder?
Auch in den Punkten "entweder radikal oder verachtend" kann ich dir so nicht zustimmen - wie auch nicht in dem Punkt der Passivität der männlichen Hälfte. Auch sehe ich die Schieflage schlicht nicht - in einigen Bereichen vielleicht, aber gewiss nicht in der gesamten Gesellschaft. Sicher, in einigen Bereichen - wie etwa bei Jungen in der Grundschule/Unter-/Mittelstufe besteht nach (berechtigter) Förderung von Mädchen nun auch Bedarf an Förderung für Jungen, da kann ich dir zustimmen. Und obwohl der "Girl's Day" in techn. Berufen durchaus noch Sinn macht, ist ein "Boy's Day" für Jungens z.B. in soz. oder pädagogischen Berufen auch Sinn voll in meinen Augen, zum Beispiel.
Aber bevor ich einer "Feminisierung der Gesellschaft" zustimme, würde ich erstmal genauer wissen, was das überhaupt sein soll.
Und wieso gehst du eigentlich davon aus, dass ich ein verbissener, ideologischer (2nd wave) Feminist bin? Scheint mir zumindest so.
Let's just imitate the real until we find a better one.
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xian
Profi
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 16:46 Uhr
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Zitat von ennui: Und obwohl der "Girl's Day" in techn. Berufen durchaus noch Sinn macht, ist ein "Boy's Day" für Jungens z.B. in soz. oder pädagogischen Berufen auch Sinn voll in meinen Augen, zum Beispiel.
Meiner Einschätzung nach will da weder Flo, noch der Autor des Artikels zustimmen.
Jungs sollen ja gerade nicht an das Mädchenhafte angepasst werden. Also keine Pädagogik und keine Pflegeberufe für Jungs, sondern in der Schule schon eine ihren technischen und praktischen Begabungen gerechte "Entlohung".
Zumindest, wenn ich die Positionen recht deute...
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-Flo - 46
Halbprofi
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 17:10 Uhr
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Zitat von ennui: Naja, ich kann deinem abstrakten Modell nicht zustimmen. Fängt schon da an, dass "am Anfang" zwar die biologischen Geschlechter zwar etwa 50/50 verteilt waren - die Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaft aber wohl nicht. Das würdest du doch nicht behaupten wollen, oder?
Sicher nicht. Es ging mir auch nur um die biologische Verteilung.
Zitat von ennui: Auch in den Punkten "entweder radikal oder verachtend" kann ich dir so nicht zustimmen - wie auch nicht in dem Punkt der Passivität der männlichen Hälfte.
Hmm...
Welche Männer sind denn aktiv? Und mit aktiv meine ich nicht einen "Ja Schatzi du hast recht"-Pantoffelhelden, sondern einen, der sich aktiv an der Weiterentwicklung der Männerrollen beteiligt. Gibts sowas wie Emma für Männer? Und sag jetzt nicht Men's Health 
Was radikal und verachtend angeht, das bezog sich ja auf den Kern. Hast du dir schonmal Material von Alice Schwarzer und co. reingezogen?
Zitat von ennui: Auch sehe ich die Schieflage schlicht nicht - in einigen Bereichen vielleicht, aber gewiss nicht in der gesamten Gesellschaft. Sicher, in einigen Bereichen - wie etwa bei Jungen in der Grundschule/Unter-/Mittelstufe besteht nach (berechtigter) Förderung von Mädchen nun auch Bedarf an Förderung für Jungen, da kann ich dir zustimmen. Und obwohl der "Girl's Day" in techn. Berufen durchaus noch Sinn macht, ist ein "Boy's Day" für Jungens z.B. in soz. oder pädagogischen Berufen auch Sinn voll in meinen Augen, zum Beispiel.
Aber bevor ich einer "Feminisierung der Gesellschaft" zustimme, würde ich erstmal genauer wissen, was das überhaupt sein soll.
Eben, letzteres ist der Punkt. Ich hab auch keine exakte Definition, deshalb hatte ich es versucht auf diese Weise zu erklären.
Was die Schieflage angeht: Erst sagst du es gäbe sie nicht, dann aber doch in einigen Bereichen. Also eben schon!
Ich hab ja nicht behauptet, dass es generell mittlerweile für Männer eine Situation gäbe wie für Frauen im vorletzten Jahrhundert! Aufgrund der Fehlformulierung einschlägiger Gesetze wird sich der Trend zur Schieflage aber noch fortsetzen, weswegen man schon heute dagegen ankämpfen muss.
Zitat von ennui: Und wieso gehst du eigentlich davon aus, dass ich ein verbissener, ideologischer (2nd wave) Feminist bin? Scheint mir zumindest so.
Kann ich nur zurückgeben: Scheint mir zumindest so 
Du äußerst desöfteren wiedergekäute Scheinargumente aus dem feministischen Lager, daher kommt mein Eindruck.
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-Flo - 46
Halbprofi
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 17:23 Uhr
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Zitat von xian: Zitat von ennui: Und obwohl der "Girl's Day" in techn. Berufen durchaus noch Sinn macht, ist ein "Boy's Day" für Jungens z.B. in soz. oder pädagogischen Berufen auch Sinn voll in meinen Augen, zum Beispiel.
Meiner Einschätzung nach will da weder Flo, noch der Autor des Artikels zustimmen.
Jungs sollen ja gerade nicht an das Mädchenhafte angepasst werden. Also keine Pädagogik und keine Pflegeberufe für Jungs, sondern in der Schule schon eine ihren technischen und praktischen Begabungen gerechte "Entlohung".
Zumindest, wenn ich die Positionen recht deute...
Tja, das ist ein guter Punkt! Einen "Boy's Day", wie es ihn hier und da bereits gegeben hat (übrigens im Unterschied zum Girl's Day nicht gesponsert vom Bundesministerium für alles außer Männer), lehne ich in der Tat ab. Hier wird ja einfach versucht Jungs umzuerziehen (genauso wie ja am Girl's Day versucht wird, Mädels umzuerziehen - die Anteile weiblicher Studenten an einschlägigen Studiengängen sollten das wohl belegen).
Ich weiß es nicht genau, aber ich denke mal die ursprüngliche Begründung für einen Girl's Day war, dass Mädchen sich ohne von überlegenen Jungs ausgelacht zu werden, in aller Ruhe über technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge informieren können sollen. Wenn dem so ist, und wenn man sich die heutige Jugend anschaut, dann ist dieser Grund doch längst entfallen. Stattdessen sollten allgemeine "Berufstage" eingeführt werden, die das komplette Spektrum abdecken. Jeder soll selbst entscheiden worüber er sich informieren will.
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teacher-1
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 19:27 Uhr
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Zitat von xian: Zitat von ennui:
Naja, eine öffentliche Kampagne um Lesen auch für (mehr) Jungen zum lesen zu bewegen wäre durchaus denkbar und sinnvoll. Der Lehrplan ist aber davon hoffentlich nicht betroffen - oder werden neuerdings die Mädchenplüschpferdeschmonzetten im Unterricht behandelt?
WENN das Problem ist, dass Jungs nicht lesen, weil es keine Bücher für sie gibt - wo soll eine Kampagne dann ansetzen? Subventionierung für Jungstypische Literatur?!
Wenn die Kampagne sich das Ziel setzt Motivationen für Jungs zu setzen die vorhandenen Bücher zu lesen (und meiner Meinung nach gibt es genug für Jungs lesbare Bücher), dann habe ich natürlich nichts dagegen. Aber das hat ja nichts mit dem Kritikpunkt zu tun, dass das Angebot an Mädchenliteratur dominierend ist.
Kleine Info von meiner Seite: Gegenwärtig ist das KMK-Projekt (also ein Projekt der Kultusministerkonferenz in Deutschland) ProLesen angelaufen. Baden-Württemberg hat sich für die Zielgruppe junger Menschen an der Schwelle zur Ausbildung entschieden, andere Bundesländer decken andere Schularten ab. Ich bin Modulverantwortlicher des Landes Baden-Württemberg und arbeite am Landesinstitut für Schulentwicklung und empirische Bildungsforschung in Stuttgart an diesem Projekt. Gebt uns mal noch bis zum Jahr 2010 Zeit, dann haben wir Ergebnisse und haben auch im Unterricht in den Schulen schon einiges verändert. Gegenwärtig ist das an acht Projektschulen im Land angelaufen. Wir arbeiten darüber hinaus mit der PH Ludwigsburg und der Universität Stuttgart zusammen. Es bedarf also gar keiner Kampagne mehr, wir sind bereits intensiv bei der Arbeit.
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xian
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Geschrieben am: 24.10.2008 um 21:15 Uhr
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Zitat von teacher-1:
Kleine Info von meiner Seite: Gegenwärtig ist das KMK-Projekt (also ein Projekt der Kultusministerkonferenz in Deutschland) ProLesen angelaufen. Baden-Württemberg hat sich für die Zielgruppe junger Menschen an der Schwelle zur Ausbildung entschieden, andere Bundesländer decken andere Schularten ab. Ich bin Modulverantwortlicher des Landes Baden-Württemberg und arbeite am Landesinstitut für Schulentwicklung und empirische Bildungsforschung in Stuttgart an diesem Projekt. Gebt uns mal noch bis zum Jahr 2010 Zeit, dann haben wir Ergebnisse und haben auch im Unterricht in den Schulen schon einiges verändert. Gegenwärtig ist das an acht Projektschulen im Land angelaufen. Wir arbeiten darüber hinaus mit der PH Ludwigsburg und der Universität Stuttgart zusammen. Es bedarf also gar keiner Kampagne mehr, wir sind bereits intensiv bei der Arbeit.
Na das ist ja schön. Geht aber, wenn ich es nicht ganz falsch verstanden habe, auch in eine ganz andere Richtung als der Artikel vorschlägt (um das nochmal hervorzuheben).
Das ist außerdem genau die Reaktion auf die PISA-Studie, auf die ich gewartet habe.
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teacher-1
Champion
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Geschrieben am: 25.10.2008 um 05:17 Uhr
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Das war auch keine Antwort auf den Artikel, sondern auf Eure kleine Zwischendiskussion zum Thema Lesen.
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ennui - 41
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Geschrieben am: 26.10.2008 um 15:44 Uhr
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Zitat von xian: Zitat von ennui: Und obwohl der "Girl's Day" in techn. Berufen durchaus noch Sinn macht, ist ein "Boy's Day" für Jungens z.B. in soz. oder pädagogischen Berufen auch Sinn voll in meinen Augen, zum Beispiel.
Meiner Einschätzung nach will da weder Flo, noch der Autor des Artikels zustimmen.
Jungs sollen ja gerade nicht an das Mädchenhafte angepasst werden. Also keine Pädagogik und keine Pflegeberufe für Jungs, sondern in der Schule schon eine ihren technischen und praktischen Begabungen gerechte "Entlohung".
Zumindest, wenn ich die Positionen recht deute...
Also Frauen an den Herd, Männer an den Hobel. Ist doch Bullshit.
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-Flo - 46
Halbprofi
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Geschrieben am: 26.10.2008 um 21:28 Uhr
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Zitat von ennui: Zitat von xian: Zitat von ennui: Und obwohl der "Girl's Day" in techn. Berufen durchaus noch Sinn macht, ist ein "Boy's Day" für Jungens z.B. in soz. oder pädagogischen Berufen auch Sinn voll in meinen Augen, zum Beispiel.
Meiner Einschätzung nach will da weder Flo, noch der Autor des Artikels zustimmen.
Jungs sollen ja gerade nicht an das Mädchenhafte angepasst werden. Also keine Pädagogik und keine Pflegeberufe für Jungs, sondern in der Schule schon eine ihren technischen und praktischen Begabungen gerechte "Entlohung".
Zumindest, wenn ich die Positionen recht deute...
Also Frauen an den Herd, Männer an den Hobel. Ist doch Bullshit.
Generell ist das sicher Quatsch. Deshalb sag ich ja: jeder soll selbst gucken können, was er will, ohne dass irgendjemand "vorfiltert". Siehe meinen Beitrag vom 24.10.2008 um 17:23 Uhr.
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ennui - 41
Champion
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Geschrieben am: 26.10.2008 um 21:36 Uhr
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Zitat von -Flo:
Generell ist das sicher Quatsch. Deshalb sag ich ja: jeder soll selbst gucken können, was er will, ohne dass irgendjemand "vorfiltert". Siehe meinen Beitrag vom 24.10.2008 um 17:23 Uhr.
Sicherlich. Und deswegen ist die Idee eines "Boy's Day"s auch Umerziehung, weil es ja gar so abwägig ist, dass sich ein Junge tatsächlich aus freien Stücken für einen 'femininen' Beruf interessieren kann und vice versa.
Denn an den girl/boy day sollen nicht alle zu diesen Berufen gezwungen werden. Aber es ist nun mal (leider) so, dass manche Berufe/Berufsfelder ein "Männer" bzw. "Frauenjob" Image anhaftet. Im Rahmen dieser Tage - die es zusätzlich zu den anderen Berufsorientierungstagen gibt - soll nun Jugendlichen, dies sich für dieses Gebiet interessieren, die Sache näher gebracht werden. Quasi spezielle PR-Arbeit in einer noch nicht erschlossenen Zielgruppe. Und keine Umerziehung.
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-Flo - 46
Halbprofi
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Geschrieben am: 27.10.2008 um 13:25 Uhr
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Zitat von ennui: Zitat von -Flo:
Generell ist das sicher Quatsch. Deshalb sag ich ja: jeder soll selbst gucken können, was er will, ohne dass irgendjemand "vorfiltert". Siehe meinen Beitrag vom 24.10.2008 um 17:23 Uhr.
Sicherlich. Und deswegen ist die Idee eines "Boy's Day"s auch Umerziehung, weil es ja gar so abwägig ist, dass sich ein Junge tatsächlich aus freien Stücken für einen 'femininen' Beruf interessieren kann und vice versa.
Denn an den girl/boy day sollen nicht alle zu diesen Berufen gezwungen werden. Aber es ist nun mal (leider) so, dass manche Berufe/Berufsfelder ein "Männer" bzw. "Frauenjob" Image anhaftet. Im Rahmen dieser Tage - die es zusätzlich zu den anderen Berufsorientierungstagen gibt - soll nun Jugendlichen, dies sich für dieses Gebiet interessieren, die Sache näher gebracht werden. Quasi spezielle PR-Arbeit in einer noch nicht erschlossenen Zielgruppe. Und keine Umerziehung.
Klingt sinnvoll, aber dann würde es ja nicht Boy's Day und Girl's Day heißen, sondern Sozialberufetag und Techniktag, oder?
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ennui - 41
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Geschrieben am: 27.10.2008 um 15:03 Uhr
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Zitat von -Flo:
Klingt sinnvoll, aber dann würde es ja nicht Boy's Day und Girl's Day heißen, sondern Sozialberufetag und Techniktag, oder?
Wenn bei einem 'Sozielberufetag' und einem 'Technikberufetag' auch der gewünschte Effekt des Aufbrechens der Berufeklischees geschehen würde, könnte man sie auch so nennen, sicher. An den Begriffen hänge ich mich nicht auf.
Aber selbst wenn man sie Boy/Girl Day nennt - den Vorwurf der Umerziehung kann ich noch immer nicht nachvollziehen.
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