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Medizin in Comic, Film und Serien: Kulturwissenschaftler Arno Görgen im Interview
25.09.2014 um 23:07 Uhr von ma_fia
Es ist schon eine Weile her, dass am 11. und 12. September in Ulm die Tagung „Medical Images and Medical Narratives in Late Modern Popular Culture“ stattfand. Dabei ging es um die Darstellung der Medizin in Filmen, Computerspielen und Serien. Was abstrakt klingt, sieht jeder von uns tagtäglich in Serien wie Dr. House, wenn in Arztromanen Operationen geschildert oder in Mangas Lungenschnitte ausgeführt werden – die Pressemitteilung nennt einige Beispiele. Team-Ulm.de sprach darum mit dem 36-jährigen Kulturwissenschaftler Arno Görgen aus Neu-Ulm. Er ist Mitarbeiter am Zentrum Medizin und Gesellschaft der Uni Ulm und Mitorganisator der Tagung. Team-Ulm.de: Herr Görgen, gibt es aktuelle Trends oder Änderungen im Vergleich zu den letzten Jahren, die Sie während der Sitzung im Austausch mit Kollegen feststellen konnten?Arno Görgen: Was wir sicher feststellen können, ist eine zunehmende Vermischung der beiden Welten Medizin und Popkultur. Umgekehrt spielt aber auch die Popkultur in der Medizin eine große Rolle, wenn Bilder in der Medizin sich an Wissen orientiert, das eigentlich aus der Popkultur stammt. Beispielsweise werden bei medizinischen Bildgebungen (wie MRT, Ultraschall, Röntgen, etc.) oft Bilder konstruiert, die bewusst an Traditionen, Techniken oder Ästhetiken der Popkultur andocken, weil die Ärzte so besser den Zugang zu diesen Bildern finden. Wie ändert das Internet die Darstellung der Medizin, wie sind die Unterschiede in einzelnen Ländern?Einer unserer Vortragenden, Ian Williams, Arzt und Comiczeichner, hat in seinem Vortrag schön beschrieben, dass das Comic genauso wie das Internet ein Weg ist, die Macht der Medizin zu brechen. Wir müssen also nicht mehr alles glauben, was die Ärzte diagnostizieren, denn wir haben das Internet, um es nachzuschlagen. Und wir haben neue Möglichkeiten, mit unseren Krankheiten umzugehen. Wir posten Fotos unserer Krankheiten um Rat bei anderen Ärzten oder auch Laien einzuholen und im Comic kann man beispielsweise genau nachzeichnen, wie man sich fühlt, wenn man eine schlimme Diagnose bekommt. Wir sind also nicht mehr so allein mit unseren kranken Körpern und wir werden nicht mehr so kritisch von der Gesellschaft beäugt, wenn wir genau sagen können, wie es uns geht und was wir haben. Die Ärzte haben natürlich gleichzeitig Angst vor diesem Autoritätsverlust und sind oft genervt, wenn der Patient kritisch ist, weil im Internet vielleicht etwas ganz anderes stand.
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