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Lustig, englisch, melancholisch


Ein Wort passt nicht in die Reihe? Quatsch, die passen alle! Denn alle Wörter beschreiben eines: Den Poetry-Slam, der am Samstag den 08.September im Roxy in Ulm stattfand.

Eröffent wurde der Dichterwettstreit, der regelmäßig stattfindet, diesmal der Schotte Kevin Cadwallender, der mit drei Texten auf die bevorstehenden Teilnehmer einstimmte: Er begann mit einem Gedicht, das er mit den Worten "Ich bin ein Lügner.." begann und dann zweisprachig fortsetzte. Darauf folgte ein umgeschriebenes Lied, das er teilweise sogar sang und schließlich ein Text, in dem es um Gott alias McGott und Ronald McDonald ging. Alles in allem schienen ihn die Zuhörer sehr gut zu verstehen, gelacht wurde an den richtigen Stellen und auch an Applaus wurde nicht gespart, als der Schotte, der bereits bei einem Slam in Frankreich im Finale gelandet war, die Bühne verlies.

Oli Doblisch: "Tief in seinem Herzen trägt jeder ein Feuer, das Risiko es zu entfachen, ist nur leider vielen zu teuer."

 

 

 

 

 

 

 

 

Erste Gruppe

Dann begann erst der eigentliche Teil des Abends: Der Wettstreit. Dieser war in zwei Gruppen aufgeteilt, aus der jeweils eins Sieger hervorzog, welche sich dann im Finale messen mussten.In der ersten Gruppe machte Robert Janson mit einem Text über Männertoiletten den Anfang. Einen sehr guten sogar, denn das Publikum lachte über die skurile Geschichte mit Toten und Toiletten - und einem tollen Schlusssatz: "Diese Geschichte hat kein Happy-End, denn ein Besuch auf dem Männerklo macht nun mal keinen Spaß."

Es folgte darauf Julian Lukas, der bereits beim Do-Nau-Riss-Cup im Roxy

auf der Bühne stand. Sein Text hatte ein ganz anderes Thema, Kätchen von Heilbronn. Und während er zwischenzeitlich klang, als hätte er ein bisschen zu viel Zeit mit Theresa Hahl verbracht, brachte er in seinem Text wunderbare Liebesbekundungen unter, zum Beispiel: "Zwischen dichten Nebenschwaden schreiben Sonnenstrahlen ihren Namen." Haaach... .

Der dritte Poet war ein sehr erprobter, ein Profi, falls es soetwas unter Dichtern überhaupt gibt. Grund dafür ist, dass der Ludwigsburger kürzlich bereits seinen 100.Sieg gefeiert hatte. Dabei sah er so jung aus... Entsprechend ging es in seinem Text auch über einen Saunabesuch seinerseits, bei dem er ausversehen in einen Männertag stolperte und sich dort mit den Rentnern anfreundete. Lebendig, ironisch, lustig - das Publikum liebte "Hanz", der sogar Buch und CD von sich dabei hatte.

Der nächste Künstler der ersten Runde, ein gewisser Martin aus Konstanz, hatte das Publikum schon beim ersten Gag auf seiner Seite. Dabei ging es um das Gespräch mit einer Mitarbeiterin an einer Autobahntankstelle:

Er:"Einmal die drei und eine Schachtel Zigaretten, bitte."

Sie:"Sind Sie denn schon 18?"

Er, schaut verständnislos: "Wir sind an einer AUTObahntankstelle."

Sie:"Und? Sie könnten ja auch hergelaufen sein."

Er: "Genau, ich laufe nachts um 2:30h hier her und würde jetzt gerne mit Zigratten und einem Kanister Benzin wieder heimlaufen."


 Als erstes Mädchen aber vorletzter Poet von Gruppe eins war Cleo, die freundlich mit "Moin Mädls" grüßte. Sie brachte drei kurze Gedichte, mit den Titeln "In Liebe gestorben", "Nachwuchs" und "First touch". Allesamt sehr tragisch und melancholisch, kamen sie doch überraschend gut beim Publikum an, das von diesem Abend bisher ausschließlich positive Texte gewöhnt war.

 Als letzter Teilnehmer und schließlich auch Sieger der ersten Gruppe stand Florian Cieslik auf der Bühne. Sein Text war die Fortsetzung eines bereits bekannten Gedichts von ihm, namens "Die letzten Worte". In diesem predigte der Frankfurter den Untergang der Sprache und Grammatik, was er am Samstag mit "Die letzten Worte II" fortführte. Dabei veranstaltete er ein sprachliches Gemisch der Extraklasse. Dabei kam beispielsweise aus der Perspektive der Sprache heraus:"Sprache war mal Gedicht, Emotion, jetzt bin ich nur noch Emoticon" und der Jugend legte der Mann Sätze wie: "Ist es eine Bitch, die ich da erblicke, holder Homie", in den Mund.

 

Zweite Gruppe

Dann begann auch schon die zweite Gruppe, bestehend aus fünf Slammern, mit dem Laupheimer Fabian Wolf.

Er verarbeite in seinem Text "Stadtmusik" Selbstfindungsversuche, verkündete er und fügte nach amüsierten Lachen aus dem Publikum, das wohl immer noch an den Großteils humoristischen Abend gewöhnt war, hinzu: "Nein, das ist leider nicht lustig." War es dann auch nicht - gut am kam der Junge trotzdem an und schloss seinen tragischen Text über den Versuch, aus dem System auszusteigen, mit dem Fazit: "Bin weder Hippie, noch Hipster, noch Punk, noch Partybruder, bin einfach nur ich, mehr nicht."

Ganz im Gegensatz dazu steht die Grundaussage in Svenja Gräfens Gedicht, die da lautete: "Man nimmt gefälligst, wenn man Feiern geht, eine andere Identität an!" Darüber, wie ihr das allerdings selbst misslang und sie danach eine Mail von einem Kerl bekam, dem sie nicht mal ihren richtigen Namen verraten wollte, erzählte sie in ihrem Text. Geschmückt, mit tollen Sätzen wie: "Ey, ich kann so romantisch sein, da kotzt du in Herzform!"

Es folgte eine weitere PoetIN - Silke, die bereits vor der Sommerpause im Roxy beim Poetry Slam aufgetreten war. Sie las zwar, wie bisher kaum ein Poet, vom Blatt ab, verwendete dafür aber Reime und redete so schnell, dass man ihr das zeitweilige Ablesen verzeihen konnte. Und es wird ihr wohl keiner wiedersprechen, wenn sie sagt: "Der Regen macht alle gleich, alt, jung, arm und reich".

Auch ihr Nachfolger, Oli Doblisch, hatte kesse Sprüche auf Lager und das, obwohl er nicht nur zum ersten Mal auf der Bühne stand, sondern auch noch ein sehr philosophisches Thema ansprach - den Sinn des Lebens.  "Tief in seinem Herzen trägt jeder ein Feuer", erklärte er, "das Risiko es zu entfachen ist aber vielen zu teuer." Zum Denken regten aber vorallem Fragen wie "Und glauben wir tatsächlich, dass uns nach unserem Ableben jemand vermisst?" an. Und nicht nur zum Denken, auch zum Klatschen. Nach der Tragik und Melancholie des Textes, war der Applaus des Publikums fast schon zu laut für diese nachdenkliche Stille. Ins Finale schaffte es Oli aber trotzdem nicht.

Dafür war er es, der aus dieser zweiten Gruppe als Finalist hervorging: Laurin Busa aus Basel. Bereits beim PoetrySlam "Dead or Alive" im Theater war er mehrere Male dabei gewesen, also ein erfahrener Slammer trotz jungem Alter. Sein Text "Die selben Lieder" beschäftigte sich mit ständigem Ein- und Ausloggen, Schuldzuweisungen und Beziehungen - und kam mehr als gut an.

 

Finale

Er durfte deshalb gleich nocheinmal mit einem Text auf die Bühne, diesmal im Finale gegen Florian Cieslik.

Sein zweiter Text war "Ein cooler Text über Naturschutz", in dem er unter anderem einen Trailer nachmachte, den er kürzlich im Kino gesehen hatte. Also Geräusche, Geschrei, PoetrySlam, wie er leibt und lebt. Dabei war der Text nichtmal eine eigene Idee gewesen. Nein, eine begeisterte Vertreterin der Grünen hatte den Schweizer nach einem Auftritt gebeten, einen coolen Text über Naturschutz zu schreiben.

 Ein "Auftrag" in einem weiteren Sinne war auch der Text, den sein Kontrahent Florian Cieslik im Finale vortrug: Er stammte noch von einem der "Dead or Alive"-Slams im Theater, bei dem ein toter Dichter gegen einen lebendigen antrat. Im Rahmen dessen schrieb er eine "Erwiederung" auf "Dantons Tod" von Georg Büchner. "Wo bleibt unser wohlüberlegter Zorn?" fragt er darin entrüstet, stellt fest "Aus Ruinen aufzustehen ist schwer, aus einem Federbett erst recht."

 Gereicht hat Ciesliks Text für den Sieg leider nicht und nach einem letzten Mal Abstimmen per Publikumsbeifall, durfte Laurin Busa seinen Gewinn, eine Flasche Whisky, mit nach Hause nehmen. Wir gratuelieren und freuen und schon auf den nächsten Slam am 6.10. im Roxy.

Fotos: Devin Sancakli

Veröffentlicht in der Kategorie:Kultur
Tags: Cleo, Fabian Wolf, Florian Cieslik, Hanz, Julian Lukas, Kevin Cadwallender, Laurin Busa, Martin, Oli Doblisch, Poetry Slam, Robert Janson, Roxy, Silke, Svenja Gräfen

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