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Finale des "Slam it! Do-Nau-Riss Poetry Slam-Cups" 2012
03.08.2012 um 16:45 Uhr von ma_fia
Zuletzt geändert 08.01.2013 um 09:55 Uhr Acht Poeten, sechs Minuten, vier Runden aber nur ein Sieger: Am vergangenen Samstag, den 28.Juli, wurde im Roxy mal wieder ein PoetrySlam ausgetragen. Diesmal allerdings kein normaler, sondern das Finale des "Do-Nau-Riss Cups 2012". Der Wettbewerb war ein Teil der Veranstaltungsreihe "Literatursommer Baden-Würrtemberg", im Rahmen dessen im ganzen Bundesland von Mai bis Oktober gute 300 Veranstaltungen im Zusammenhang mit Literatur stattfinden. Das Ganze steht unter dem Motto "60 Jahre Literatur in und aus Baden-Würrtemberg", was beim "Do-Nau-Riss Poetry Slam-Cups" nur begrenzt gilt, da nicht alle Künstler aus unserem Bundesland kamen. Dennoch hatten die Teilnehmer in den Vorrunden in Biberach (25.Juli), Laupheim (26.Juli) und Langenau (27.Juli) viel Spaß - und natürlich auch beim Finale in Ulm. Dabei waren noch acht Teilnehmer im Rennen, welche nach dem K.O.-Verfahren gegeneinander antraten. Das heißt, es traten immer zwei Slammer gegeneinander an und das Publikum entschied dann per Applaus, welcher der beiden weiterkommt.
Die einzigen drei Regeln dabei: 1. Jeder Kandidat darf nicht länger als sechs Minuten brauchen. Viertelfinale 1.Battle - Volker Strübing vs. Frank Klötgen
So ging es in seinem Viertelfinaltext um Fitnessstudios, die Volker als "Fettgewebskrematorien" bezeichnete, während er von seinen Erlebnissen dort erzählte. Die Besuche dort waren beispielsweise reine "Selbstversklavung" und er war der Meinung es handle sich um Firmen, oftmals auch ganz offen "Body Factory" genannt, bei der die Mitarbeiter dafür bezahlten, an die Maschinen zu dürfen. Auch er geht dorthin, allerdings zu "Kieser, dem Rentner unter den Fitnessstudios", denn dort "sind Erfolgserlebnisse garantiert". Dachte er zumindest... . Frank Klötgen war ein angemessener Gegner, denn er kam ebenfalls aus Berlin. Außerdem war er letztes Jahr Boxpoetryslammeister. In seinem Text ging es um den "Meisterschnecken-bergersnacktreff". Im Gegensatz zu seinem Vorredner beachtete Frank eine weitere Besonderheit des Slamens: Er trug seinen Text nicht nur vor, er rappte ihn sogar. Das entspricht dem Hintergedanken, die Texte beim Poetry Slam auch zu performen, zu schreien, flüstern, .... . Der Titel seines Textes war "Einzelhaft versus Zellteilung" mit dem Untertitel "Zur Evolution des Brotteigs". GEWINNER des Battles war Kandidat Nummer eins - Volker Strübing.
2. Battle - Julian Lukas vs. Michael Schill
Sein "Gegner", Michael Schill, begeisterte durch ein flüssiges Vortragen und mit einem Text über "die Leichtigkeit des Seinlassens". Auch er sorgte mit seinen Texten für Lacher. "Es gibt Fehler, aus denen man lernen kann", erzählte er zum Beispiel. "Nicht an den Stromzaun pinkeln, nicht alles mit Brüsten ist eine Frau."
Phasenweise sehr schnell zog er das Publikum in seine Überlegungen zur Titelfrage mit ein. "Sie sagt 'Ich liebe dich', ich antworte 'Macht ja nichts' und bin weg", heißt es, als er einen normalen Tag schildert. Wenig später: "Irgendwann wirds mit dem Job auch klappen, vier mal die Woche Autos knacken, ab und an ein Messerstich, man muss sich weiterbilden, sicherlich". Die Menge lachte - aber hat's gereicht? Seine Kontrahentin: Theresa Hahl, das erste Mädchen des Samstagabends im Roxy. Doch nicht nur dort war und ist sie zu sehen, auch im Kinofilm "Dichter und Kämpfer - Das Leben als Poetry Slammer in Deutschland" spielt sie eine Rolle. Die Vorrunde in Laupheim entschied die Marbugerin bereits für sich, am 28.Juli stand sie dann mit dem Text "Das Herzmeere" oder auch "Eine Herzgeschichte" auf der Bühne. Während bei den anderen Texten oft gelacht worden war, als gäbe es kein Ende mehr, war es bei ihrem ganz still. Kein Wunder, denn es war der erste Text des Abends, der eher tragisch, traurig und dramatisch war, als ein Lacher. "Ich häng mein Herz an 'nen Fahnenmast", philosophierte das Mädchen, "nur um zu sehen, wie viel Himerl zwischen zwei Herzklappen passt". Überraschenderweise stark viel der Applaus auch aus und scheinbar war die Dramatik eine willkommene Abwechslung gewesen - Theresa Hahl war die GEWINNERIN dieser Runde.
4. Battle - Bente Varlemann vs. Sebastian 23
Scheinbar mit Erfolg, denn der GEWINNER dieses Battles war er - Sebastian 23. Unter dem Titel "Schlechte Laune hier" schilderte er sein Benehmen in solchen Ausnahmesituationen, mit Phrasen, die er so schnell vortrug, dass sie fast gerappt wirkten. "Aber Schluss mit Hip-Hop", stellte er dann klar, "ich zitier lieber Bushido."
Halbfinale 1. Battle - Volker Strübing vs. Michael Schill
Es begann der Gewinner des ersten "Battles", Volker Strübing, mit einem Text, in dem es um Liebe geht. "Deshalb heißt er auch 'Die Stinkmorchel im Blumenbeet'", kündigte er an. Mühsam versucht er sich darin an einer Liebeserklärung. "Ich liebe dich. Manche Menschen sind häßlicher als du", bekommt er dabei raus. Dann probiert er es mit "die meisten Menschen sind häßlicher als du" und verhaspelt sich schließlich mehr und mehr - zum Vergnügen des Publikums. Ganz im Gegensatz dazu steht Michaels Text, in dem er beispielsweise meint "Der Tod ist nur eine Idee" und in dem er über sich sagt: "Mein Lieblingsaccessoires sind mein Hirn und meine Eier" und dann mit dem aufheiternden Satz "Wenn der Weg wirklich das Ziel ist, ist es auch nicht all zu schlimm, auf der Strecke zu bleiben" punktet. Auch er wurde beklatscht, aber leider nicht genug - GEWINNER der 1.Halbfinalrunde war Volker Strübing.
Diesmal mit dem Titel "3 Lebensweisheiten in 4 Strophen" oder "Wir haben unsere eigenen Philosophen". Wie auch im bisherigen Wettbewerb trägt die junge Poetin ihren Text ruhig und gelassen vor, wie bisher, mit Sätzen, die zum Zitieren geradezu zwingen. Beispielsweise dieser hier: "An den Schnittstellen der Wahrheit faltet man Origami." Bei seinem Text im Halbfinale begann Sebastian 23 wie folgt: "Der Text beginnt mit einem Zitat. Ich sage das so deutlich, weil ich auch mal Verteidigungsminister bleiben will." Die ersten Lacher, dann beginnt er mit "Schwerkraft und Leichtsinn" - und mit singen. Doch scheinbar war das eine Spur zu locker, denn die Zuschauer lassen die nachdenkliche Theresa Hahl als GEWINNERIN aus dieser Runde hervor und somit ins Finale hinein gehen.
Nachdenklich, tragisch und tiefgründig, Theresa Hahl: "Ich habe es satt, [...] ständig mein Herz aus Routineruinen zu tragen",
beziehungsweise lustig, ironisch und übertrieben, Volker Strübing: "Was war mein Wunsch, der eines lebenden, frierenden Menschen, gegen den einer Maschine?", wurde Volker Strübing zum Sieger des 1. "Slam it! Do-Nau-Riss Poetry Slam-Cups" gewählt. Wie findet ihr seine Texte? War der Sieg berechtigt, oder hättet ihr lieber jemand anderen auf dem Siegertreppchen gesehen?
Fotos: Marlene Kümmerle
Veröffentlicht in der Kategorie:Kultur |
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3 Kommentare zu "Finale des "Slam it! Do-Nau-Riss Poetry Slam-Cups" 2012"
06.09.2012 um 17:37 Uhr
09.10.2012 um 06:30 Uhr
09.10.2012 um 06:30 Uhr