Auf den Parteiaustritt der Landesvorsitzenden der Liberalen Frauen, Brigitte Susanne Pöpel, haben FDP-Politiker ganz unterschiedlich reagiert. Pöpel hatte ihren Austritt unter anderem damit begründet, dass in der FDP „ein frauen- und familienfeindlicher Ton die Regel, nicht die Ausnahme“ sei – und zwar nicht nur in der Wiesbadener Lokalpolitik, sondern „auch auf Landes- und Bundesebene“.
Explizit spricht sie also schon vor einigen Tagen auch von der Bundesebene.
Zitat:
Grünen-Geschäftsführer Matthias Münz nannte den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit in der FDP „erschreckend, aber nicht wirklich überraschend“. Hermann Schaus (Linke) urteilte, Pöpels Darstellung sei „leider eine zutreffende Zustandsbeschreibung des Männerclubs FDP“.
Schon traurig. Aber auch wirklich nicht überraschend. Das Buch "Hammelsprünge: Sex und Macht in der deutschen Politik " von Ursula Kosser machte ja vor einigen Monaten mächtig Furore.
Okay, es handelt sich "nur" um Piraten und so ein Artikel ist nicht sonderlich weitreichend für die Journalistin und alle gaben ihr mit ihrer Kritik recht.
Nun schreibt eine Journalistin in Stern über ihre Erlebnisse mit Rainer Brüderle. Hier ist es anders. Er gehört zum Establishment und hier ist es verpönt, dass bei den "informellen" Teilen des Politikbetriebs berichtet wird. Das soll schon vertraulich bleiben, was hier in lockerer Atmosphäre bei Alkohol an der Hotelbar läuft. Denn sonst hat es sich mit dem Vertrauensverhältnis zwischen Politikern und Journalistinnen erledigt und das dürfte hier jetzt auch der Fall sein. Die Journalistin wird bestimmt von fielen Bürgerlichen jetzt zerfetzt und dass sie noch in diesen Zirkeln als politische Korrespondentin so einfach arbeiten kann, wage ich zu bezweifeln. Der Teil ihres Berufs als Korrespondentin in der Hauptstadt wird ziemlich vorbei sein. Und warum? Sie schreibt über ihre Erlebnisse an der Hotelbar beim informellen Teil:
"Brüderles Blick", schreibt Laura Himmelreich, wandert auf meinen Busen. "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen." Im Laufe unseres Gesprächs greift er nach meiner Hand und küsst sie. "Ich möchte, dass Sie meine Tanzkarte annehmen." "Herr Brüderle", sage ich, "Sie sind Politiker, ich bin Journalistin." "Politiker verfallen doch alle Journalistinnen", sagt er. Ich sage: "Ich finde es besser, wir halten das hier professionell." "Am Ende sind wir alle nur Menschen."
...
Gegen ein Uhr nachts tippt ihm seine Sprecherin an die Schulter. Brüderle verabschiedet sich von den umstehenden Männern. Dann steuert er mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu. Ich weiche einen Schritt zurück und halte meine Hände vor meinen Körper. Die Sprecherin eilt von hinten heran: "Herr Brüderle!", ruft sie streng. Sie führte ihn aus der Bar. Zu mir sagt sie:"Das tut mir leid." Zu ihm sagte sie: "Zeit fürs Bett." [Stern.de]
Überraschend? Wohl kaum. Wir wissen doch, was für Schürzenjäger unter den Machtpolitikern schon in der Vergangenheit immer steckten. Die Liste ist ewig lang, aber meistens wird darüber erst nach den Tod der Persönlichkeiten geredet, wie bei JFK. Bei Clinton oder Berlusconi sah das anders aus, aber auch schon von Horst Seehofer ist die Liebelei mit einer deutlich jüngeren in Berlin bekannt, aus der ja auch ein uneheliches Kind stammt. Kaum rief die Karriere in Bayern, kehrte er reumütig zu seiner alten Frau zurück. Wäre sonst auch schwer im "konservativen" Bayern. Hier eine Büromitarbeiterin eines Parteifreundes, was allein schon ein Unding ist. Sex und Macht eben und meine Moralvorstellungen sind wohl einfach nicht kompatibel mit dem Politikbetrieb.
Aber zurück zu Brüderle und der Journalistin. Für ihre Karriere ist der Artikel ein richtig großes Risiko. Ob es ihr nutzt oder massiv schadet ist nicht abzusehen. Warum macht sie es dann publik? Und warum jetzt? Gut, der Wahlkampf ist erst mal in einer kleinen Pause. Hier kann ihr kaum eine Kampagne vorgeworfen werden. Vorher wurde Brüderle immer als potentieller Nachfolger von Rösler gehandelt, der schon damals sehr angeschlagen war und viele in schon gestürzt sahen mit Brüderle in Wartestellung. Auch hier wäre ein Motiv gegen Brüderle zu schießen leicht zu unterstellen. Nun hat sich Brüderle aber verzockt und konnte seinen Dolchstoß kurz vor der Niedersachsenwahl nach dem Ergebnis nicht mehr vollenden. Rösler bot den Rücktritt an und Brüderle den Vorsitz, der lehnte ab und hatte sich verzockt. Jetzt darf er wieder nicht voll ran und gilt mit stramm auf die 70 zugehend als massiv beschädigt. Auch nachdem sich inzwischen die beiden Kolleginnen mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit trauten, dürfte sie bestärkt haben. Ich kann es ganz gut nachvollziehen.
Falls die Geschichte aber eine Erfindung sein sollte, dann sollte dies sauber juristisch aufgearbeitet werden. Denn es gibt hier ja Gesetze von übler Nachrede bis Verleumdung und natürlich das Presserecht mit Gegendarstellungen etc. Mit der Sprecherin der FDP hat sie ja auch noch weitere Zeugen angeführt, die die Sache beobachtet haben. Aber ob die sich für sie hergibt und ihre Karriere auch aufs Spiel setzt? Müssten ja aber auch noch andere dagewesen sein, die etwas gesehen haben könnten und ihre Erfahrungen, auch aktuelle Erfahrungen, nun schildern könnten. Die Journalistin hat zwar nicht den juristischen Weg nach dem Fall beschritten, aber den an die Öffentlichkeit. Ihr könnte deswegen aber eine Menge juristischer Ärger drohen.
Und wo bleibt die Moral? Wenn das so war, wie sie es geschildert hat, wie soll dann mit so etwas umgegangen werden? Sollte es weiterhin hier diese Tabus geben, dass erst Jahre später über solche Erfahrungen geschrieben werden sollte. JFK und Konsorten waren hier ja offene Geheimnisse, was ihr außereheliches Sexleben und Anmachen gegenüber jüngeren Frauen anging und trotzdem hat keiner darüber Berichtet. Gehört das zur Privatsphäre, wenn sich solche Szenen zutragen, oder sollte darüber berichtet werden können ohne, dass es automatisch ein Tabubruch und Schlag unter die Gürtellinie ist. Etwas worüber Medien nicht berichten sollten, da es nur Dreck ist und bestimmt nur gehofft wird, dass etwas hängen bleibt und bestimmt erfunden ist und ähnliche Reaktionen als spekulative Schutzbehauptungen kommen. Ich meine, Brüderle ist als Weinliebhaber bekannt und berüchtigt. Er gilt als gesellig und einer, der es auch mal feucht-fröhlich mag und kein Blatt vor den Mund nimmt und für spitze Sprüche bekannt ist. Sind da seine Äußerungen so abwegig? Er wird ja nicht juristisch angeklagt, wo eine Unschuldsvermutung gilt, aber ist dieses öffentliche anklagen nicht fast schlimmer für ihn? Was wenn die Journalistin lügt? Wie kann mit solchen Fällen umgegangen werden, ohne dass eine Situation wie bei Kachelmann entsteht? Wobei hier natürlich die Konstellation deutlich anders war und auch ein deutlich erkennbares Motiv der betrogenen Freundin leicht angeführt werden konnte. Aber einfach schweigen ist ja auch keine Lösung, auch wenn ein darüber Reden für viele unangenehm ist und auch keine so super Lösung ist. Ich will zumindest nicht, dass es solche Fälle wie in Israel mit Mosche Katzav gibt, dem ehemaligen Ministerpräsidenten, der jetzt für etliche Jahre ins Gefängnis muss, da er mehrere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und auch vergewaltigt hat. Er wird als „Serientäter“ bezeichnet. In der Urteilsbegründung hieß es, Katsav habe die Macht als Tourismusminister (1996 bis 1999) und später als Präsident (2000 bis 2007) ausgenutzt, um ihm unterstellte Frauen zu vergewaltigen und sexuell zu nötigen, mehrere über etliche Jahre. Seine anzügliche Art Frauen gegenüber war bekannt, aber es wollte keiner darüber berichten. Die Frauen trauten sich lange nicht gegen ihn vorzugehen und waren von der Macht eingeschüchtert und es waren ja auch etliche harte Jahre, bei denen die Frauen übelst angefeindet wurden, bis er dann wirklich schuldig gesprochen und rechtskräftig verurteilt war und ob sich das für die Frauen dann gelohnt hat, insbesondere für die, die das ins Rollen gebracht hat? Ich kann mir gut vorstellen, dass es viel bequemer für alle ist, wenn über so etwas einfach nicht gesprochen wird und "allen" geht es besser. Nur gut ist so nichts. Wie war das erst jetzt wieder in Indien. Eine Frau wird aus ihrem Dorf gejagt, weil sie ihren Vergewaltiger anzeigt. Denn so entsteht erst die Scham und die Schande für das Dorf - durch das Opfer, wenn es sichtbar wird.
Schöne Welt in der wir leben! Aber es läuft ja das Dschungelcamp.
Wie stand es vor ein paar Tagen im Spiegel: "Schön ist es nicht, wenn mich ein amtierender Bundesminister zur Begrüßung extrafest an die Taille packt. Oder wenn, wie es eine Volontärin erlebte, ein Spitzenpolitiker nach einem Arbeitsessen 'Ich vermisse deine Nähe' simst."
Alltag!
Vielleicht muss das ausgehalten werden. Vielleicht fehlt es ihr an Härte und sie für den Beruf nicht geeignet und das gehörten nun einmal zum Geschäft. Oder so ähnlich war doch die Argumentation bei der Taxifahrerin aus Deggendorf, die einen Grapscher nicht nochmal mitnehmen wollte und deswegen ihren Job verloren hat.
Geschrieben am: 24.01.2013 um 09:57 Uhr Zuletzt editiert am: 24.01.2013 um 09:58 Uhr
Gott im Himmel...
Okay. Brüderle hat sich, sofern die Vorwürfe stimmen daneben benommen. Sofern sie stimmen. SOFERN SIE STIMMEN.
Meiritz und ihr lustiges PiratensindSexisten geseier find ich sehr lustig. Ihr wurde keineswegs unterstellt eine Prostituierte zu sein (im klassischen Sinn, sex und so) sondern vornehmlich sich billig für einen Zweck zu verkaufen - als Schreiberling - das ist die Prostitution. Inwiefern ihre Angriffe/Vorwürfe zählen weil ihr "Piraten nicht in die Augen schauen" - ja, das sei doch bitte mir überlassen, ob ich ihr lieber auf die Fußspitzen schau oder in die Augen. Auch hier möchte ich nicht von der Hand weisen, das sie vielleicht angegangen wurde, weiss ich nicht, aber das vorgeworfene entbehrt in erster Linie seinen Grundlagen.
Was das Dildogeschenk angeht - gut man sollte wissen in welchem Verhältnis man zueinander steht, aber auch das Maße ich mir nicht an zu beurteilen. (Kam schon jemand der Gedanke, das sich ein Verhältnis auf freundschaftlich-lockerer Ebene befunden hat und sich nacher in einen Streit verwandelt hat? Nur so? Oder kann das nicht sein, weil sie behauptet das war nicht so? Keine Ahnung, ich kenn die Story nicht.)
Es ist okay, wenn sich Frauen dagegen wehren minderwertig behandelt zu werden (Auch wenn sie es aufgrund ihres Geschlechtes natürlich verdient haben), aber lasst doch dabei bitte die Kirche im Dorf, hört beide Seiten an und fragt auch nach, wer aus Aufmerksamkeitsgeilheit die Dramaqueen spielt und wer tatsächlich angegangen wurde, sonst kümmern wir uns irgendwann um die laut weinende Dramaqueen der der Nagel abgebrochen ist, während wir die soeben vergewaltigte, psychisch zerstörte, leise und introvertierte Frau nebendran ignorieren.
Bedenkt: Der Sexismusvorwurf kann Karrieren zerstören (was gut ist, wenn er zutrifft) und ist damit auch ein Machtinstrument, das genau betrachtet werden muss.
(Lustigerweise gilt das btw. vornehmlich für Frauen, wenn ich als Mann angegangen werde ist das völlig legitim, auch wenn's die gleichen Muster sind. Wie gut dass ich Humor hab und eh das bewusstsein, dass ich euch allen überlegen bin. \o/)
Geschrieben am: 24.01.2013 um 13:44 Uhr Zuletzt editiert am: 24.01.2013 um 13:45 Uhr
Die Alte hat halt keinen Humor, SOFERN SIE NICHT LÜGT.
Herrenwitze sind doch nicht ernstzunehmen und das weiß doch auch jeder.
Der Sexismusvorwurf ist doch ein Machtinstrument (lustigerweise von Frauen) um Karrieren zu zerstören. Das wissen wir doch spätestens seit Dominique Strauss-Kahn. Wurde nie verurteilt und die Karriere ist hin.
Und die Alte hatte doch eh nie eine echte Karriere, die sie damit riskiert und will sich bestimmt nur wichtig machen.
(Alles total ernst gemeint \o/)
Die Alte hat halt keinen Humor, SOFERN SIE NICHT LÜGT.
Herrenwitze sind doch nicht ernstzunehmen und das weiß doch auch jeder.
Der Sexismusvorwurf ist doch ein Machtinstrument (lustigerweise von Frauen) um Karrieren zu zerstören. Das wissen wir doch spätestens seit Dominique Strauss-Kahn. Wurde nie verurteilt und die Karriere ist hin.
Und die Alte hatte doch eh nie eine echte Karriere, die sie damit riskiert und will sich bestimmt nur wichtig machen.
(Alles total ernst gemeint \o/)
Oh niedlich, hab ich nun meinen eigenen Stalkertroll der nicht erkannt werden will?
(Du hast btw. völlig recht, ich sehe Frauen als Menschen an, die in der Lage sind Macht zu erkennen und sie zu nutzen. Das werden sie tun wie der männliche Gegenpart: Die einen bei jeder Gelegenheit, die anderen nie, der Rest dazwischen. Das kann auch bedeuten, das man seine Karriere mit Kalkül riskiert, auch das ist nicht selten. Willst du echt sagen, Frauen sind zu dumm um zu taktieren, täuschen oder betrügen?)
Geschrieben am: 24.01.2013 um 16:01 Uhr Zuletzt editiert am: 24.01.2013 um 16:01 Uhr
...ich frage mich eher warum hier manche eine Verschwörung wittern , wenn mehere Frauen dies bezeugen können, obwohl sie damit auch ihre ehemalige/eigene Partei in Verruf bringen?
...ich frage mich eher warum hier manche eine Verschwörung wittern , wenn mehere Frauen dies bezeugen können, obwohl sie damit auch ihre ehemalige/eigene Partei in Verruf bringen?
Verschwörung halt ich für übertrieben. Mir passt nur nicht die Selbstverständlichkeit in der der Fall gehandhabt wird (Konkret Brüderle) ohne das es bisher von außen bestätigt wurde - zumindest heute morgen hat mich mal niemand drauf hingewiesen, dass dem so sei.
Zur Meiritz hab ich meinen Teil ja schon herausgegrunzt.
Und nur weil "irgendjemand" von Brüderle angegangen wurde, heisst das nicht, das es auch hier zutrifft. Wie gesagt, Fall prüfen, wenn bestätigt Skandal draus machen. Wenn Wichtigtuerei, dann die gute Frau zum Skandal machen. Easy as this.