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Forum / Politik und Wirtschaft
Unruhen in London

golomo
Halbprofi
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Geschrieben am: 09.08.2011 um 22:59 Uhr
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Zitat von djrene: Zitat von golomo:
Hast Recht. Der Vergleich hinkt wohl wirklich etwas. Wahrscheinlich kann man die heutige Zeit einfach nicht sinnvoll mit der Zeit von vor 60 Jahren vergleichen. Wobei 60 Jahre ja eigentlich kein großer Zeitraum ist.
Bei deiner Argumentation fehtl mir einfach die Selbstverantwortung.
Es ist einfach die anderen/den Staat/die Polizei für sein eigenes Versagen verantwortlich zu machen. Da kann man sich dann mit Genausodenkenden zusammenschließen und sich als Gruppe stark fühlen.
Viel schwieriger ist es, sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen.
Da gebe ich Dir durchaus recht. Ich bin ja vom Charakter her auch ein Mensch, der gerne selbst die Ärmel hochkrempelt. Aber ich erwarte das halt nicht von jedem. Und mir hat irgendjemand halt auch ein wenig Grips in die Wiege gelegt um damit was anzufangen. Es gibt halt einfach Menschen, die sind zu besonderen geistigen Leistungen nicht in der Lage, oder haben aus anderen Gründen keine Chance sich selbst aus dem Schlamassel zu ziehen. Das soll keine Rechtfertigung für Gewalt sein, es ist vielmehr eine Aufforderung Chancengleichheit herzustellen. Vermutlich ilusorisch - und selbst wenn - die Frage ist ob wir nicht schon einen point of no return überschritten haben.
Mh. Ich muss jetzt wieder auf D ausweichen. Aber hier bei uns besteht mMn weitestgehend Chancengleicheit. Bzw. es besteht soviel Chancengleichheit, wie ein Staat die eben die Möglichkeiten dazu hat. D.h. wenn die Eltern nicht mitarbeiten, dann sind einem Staat irgendwann die Hände gebunden. Dann ist eine vollständige Chancengleichheit einfach nicht möglich. Wenn die Eltern mitmachen, kann jedes Kind in Deutschland arbeiten was es möchte/ studieren was es möchte etc.
Dein Punkt mit "point of no return" lässt sich auch gut mit der aktuellen USA/EURO-Krise verknüpfen. Es ist davon auszugehen, dass der Sozialstaat in Zukunft eher abnehmen wird als zunehmen. Dies ist auch durchaus verständlich, da die meisten Industriestaaten hoffnungslos verschuldet sind. Dh. ein "Ruhigstellen" der "Benachteiligten" durch monetäre Alimentierung wird immer weniger möglich sein und somit wird auch die Häufigkeit von kriminellen Unruhen mMn in Zukunft zunehmen.
„Bevor du dich daran machst, die Welt zu verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus"
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DerGeneral - 38
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Geschrieben am: 09.08.2011 um 23:03 Uhr
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Das mit der Abgrenzung und der sozialen Slums bzw. Ghettos ist in England meiner Ansicht nach noch ein weitaus größeres Problem als in Frankreich. Das fing schon in der Zeit von Thatcher an, als man rücksichtslos alles privatisierte und die dadurch arbeitlos Gewordenen auch noch damit brüskierte, dass man radikal die staatlichen Leistungen kürzte. Man baute dann die schönen Arbeitersiedlungen in Liverpool, Manchester und London - und glaubte, dass man das Problem damit erledigt hatte. Gleichzeitig leistet sich die politische Klasse einen Spesenskandal nach dem anderen, bandelt mit einer extrem neoliberalen Boulevardzeitung, die die gesamte Polizei unterwandert und am Ende muss für die Folgen der Finanzkrise nicht die Bankenbranche gerade stehen (Nein! Auf keinen Fall! Die wird mit Staatsgeld aufgepäppelt wie das Kälbchen mit der warmen Milch...), sondern die Mittel- und Unterklasse - wobei man fragen muss, wer die Unterklasse eigentlich dazu gemacht hat...???
Und die Polizei? Die darf jetzt für die Politiker die Symptome bekämpfen (sprich: Drecksarbeit) während sich der fesche Herr Cameron in die Kameras stellt und markige Reden hält.
GSG 9 - Helden und Verteidiger unserer Freiheit!
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nordmann95 - 16
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 13:21 Uhr
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bei uns ist der "friede" nur erkauft, wenn man bei uns im land die sozialausgaben kürzen würde, dann würden wie in paris und london ganze straßen brennen.
es ist also nur eine reine zeitfrage bis dies auch bei uns geschieht. Grund ist die andauernde staatsverschuldung bzw. staatsrettung durch rettungspakete, was auch in unserem land kürzungen bei den sozialausgaben (und anderen bereichen natürlich auch) zur folge haben wird.
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Honig76 - 49
Fortgeschrittener
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 16:10 Uhr
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dummes gelaber hier: jeder ist seines glückes schmied und es besteht chancengleichheit.
Die Situation vieler Migranten in Deutschland ist nach Einschätzung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, im Bildungssektor und auf dem Arbeitsmarkt dramatisch. "Diese Großbaustellen der Integration müssen wir in den nächsten Jahren verstärkt angehen", sagte die CDU-Politikerin bei der Vorstellung ihres Berichts zur Lage der Ausländer.
Migranten haben nach Einschätzung der Bundesregierung in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt immer noch dramatische Probleme. "Diese Großbaustellen der Integration müssen wir in den nächsten Jahren verstärkt angehen", sagte die Integrationsbeauftragte der Regierung, Maria Böhmer, bei der Vorstellung des 8. Berichts zur Lage der Ausländer. "Noch kann von Chancengleichheit keine Rede sein."
und das selbe gilt für kinder aus sozial schwachen familienverhältnissen die sind genauso benachteiligt. also kommt nicht immer mit eurer scheiss chancengleichheit.
und in england siehts ähnlich aus.
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DerGeneral - 38
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 16:18 Uhr
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Zitat von Honig76: dummes gelaber hier: jeder ist seines glückes schmied und es besteht chancengleichheit.
Die Situation vieler Migranten in Deutschland ist nach Einschätzung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, im Bildungssektor und auf dem Arbeitsmarkt dramatisch. "Diese Großbaustellen der Integration müssen wir in den nächsten Jahren verstärkt angehen", sagte die CDU-Politikerin bei der Vorstellung ihres Berichts zur Lage der Ausländer.
Migranten haben nach Einschätzung der Bundesregierung in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt immer noch dramatische Probleme. "Diese Großbaustellen der Integration müssen wir in den nächsten Jahren verstärkt angehen", sagte die Integrationsbeauftragte der Regierung, Maria Böhmer, bei der Vorstellung des 8. Berichts zur Lage der Ausländer. "Noch kann von Chancengleichheit keine Rede sein."
und das selbe gilt für kinder aus sozial schwachen familienverhältnissen die sind genauso benachteiligt. also kommt nicht immer mit eurer scheiss chancengleichheit.
und in england siehts ähnlich aus.
Wie gesagt. Diese Krawallen in London sind kein Ausdruck von scheinbarer sozialer Benachteiligung. Hier geht es um blinde Zerstörungswut und Lust an Kriminalität. Wer hier dann dieses blasiert-selbstgerechte Argument hervorgräbt, das sei alles nur die Schuld der Politiker, der rechtfertigt pure Gewalt gegen Staat und Gesellschaft als Ausdruck von politischem Protest. Das ist unerträglich. Die gleichen Pseudointellektuellen mit ihrer hochtrabenden moralischen Selbstgerechtigkeit haben damals auch die Gewalttaten der RAF (immerhin 34 Morde) gerechtfertigt. Der Rechtstaat gilt für alle - auch für sozial Benachteiligte. Dumm nur, dass sich diese Menschen dieses Prädikat immer selber anheften, damit man wieder Ansprüche an den Staat stellen kann, den man jetzt bekämpft...
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Honig76 - 49
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 16:30 Uhr
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gebt den jungen menschen arbeit und zukunftsperspektiven dann werden sie auch nicht kriminell so einfach ist das!!!!!
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DerGeneral - 38
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 16:31 Uhr
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Zitat von Honig76: gebt den jungen menschen arbeit und zukunftsperspektiven dann werden sie auch nicht kriminell so einfach ist das!!!!!
Ja so einfach ist es eben nicht!
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Roddi - 39
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 17:36 Uhr
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Zitat von DerGeneral: Das mit der Abgrenzung und der sozialen Slums bzw. Ghettos ist in England meiner Ansicht nach noch ein weitaus größeres Problem als in Frankreich. Das fing schon in der Zeit von Thatcher an, als man rücksichtslos alles privatisierte und die dadurch arbeitlos Gewordenen auch noch damit brüskierte, dass man radikal die staatlichen Leistungen kürzte. Man baute dann die schönen Arbeitersiedlungen in Liverpool, Manchester und London - und glaubte, dass man das Problem damit erledigt hatte. Gleichzeitig leistet sich die politische Klasse einen Spesenskandal nach dem anderen, bandelt mit einer extrem neoliberalen Boulevardzeitung, die die gesamte Polizei unterwandert und am Ende muss für die Folgen der Finanzkrise nicht die Bankenbranche gerade stehen (Nein! Auf keinen Fall! Die wird mit Staatsgeld aufgepäppelt wie das Kälbchen mit der warmen Milch...), sondern die Mittel- und Unterklasse - wobei man fragen muss, wer die Unterklasse eigentlich dazu gemacht hat...???
Und die Polizei? Die darf jetzt für die Politiker die Symptome bekämpfen (sprich: Drecksarbeit) während sich der fesche Herr Cameron in die Kameras stellt und markige Reden hält.
Naja ich denke der Vergleich zieht schon,da die Banlieus auch in den 60-er,70-er Jahre gebaut wurdenund man dachte dass "sich die sozialen Probleme schon von selbst lösen werden" als die ärmere Bevölkerung immer mehr aus Paris gedrängt wurde.Die Hauptfrage ist aber ob in England die Zustände bleiben werden,die solche Auschreitungen begünstigen oder ob man ein Einsehen hat.Ich tippe aber darauf "dass man alles beim alten lässt".
"Nope".
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golomo
Halbprofi
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 17:45 Uhr
Zuletzt editiert am: 10.08.2011 um 17:45 Uhr
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Ein aktueller Artikel aus der ZEIT (online), vom Inhalt her eher ZEIT-untypisch mMn:
klich mich
„Bevor du dich daran machst, die Welt zu verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus"
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BR-Irrsinn
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 20:19 Uhr
Zuletzt editiert am: 10.08.2011 um 20:19 Uhr
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Zitat von DerGeneral: Gleichzeitig leistet sich die politische Klasse einen Spesenskandal nach dem anderen, bandelt mit einer extrem neoliberalen Boulevardzeitung, die die gesamte Polizei unterwandert und am Ende muss für die Folgen der Finanzkrise nicht die Bankenbranche gerade stehen (
Ein wichtiger Punkt für den Verlust vor der Autorität der Polizei und Eliten und einen Vertrauensverlust gegenüber der Politik allgemein.
Das war sicher keiner der großen Punkte für die Randale, aber eine Entwicklung, die so etwas noch beschleunigen und verschlimmern haben könnte.
Bei der Gemengenlage in GB mit sehr vielfältigen und unübersichtlichen Gründe der sehr heterogenen Gruppen, die jetzt Randalieren sollte man aber vorsichtig mit der "Politastrologie" sein.
Jetzt das ganze als "blinde Zerstörungswut von Kriminellen" pauschal zu bewerten gehört da genauso dazu, wie die massiven Kürzungen im Sozialsystem als einfache Erklärung aufzubieten.
Wie gesagt, es besteht eine unübersichtliche Situation, insbesondere, was Interessen und Absichten der Handelnden anbetrifft.
Diese selbstbezogenen "Analysen", ob die Polizei hier anders reagieren würde und ob die Gewalt in Berlin jetzt auch zunehmen wird und ob es hier in D die Illusion von sozialer Gerechtigkeit gibt, sind schon sehr egozentrisch.
Gerade Vergleiche zur RAF finde ich kaum noch ernstzunehmen. Da ging es um politisch motivierte Gewalt. In GB sind es unpolitische Krawalle als Symptom der gesellschaftlichen und politischen Situation ganz verschiedener benachteiligter Gruppen in GB.
Danke, Klischeepunk und dein Bashing. Ich suche mir ein neues Forum zum Diskutieren.
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Cymru - 35
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 20:46 Uhr
Zuletzt editiert am: 10.08.2011 um 20:47 Uhr
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Zitat von DerGeneral: Zitat von Honig76: gebt den jungen menschen arbeit und zukunftsperspektiven dann werden sie auch nicht kriminell so einfach ist das!!!!!
Ja so einfach ist es eben nicht!
Eben. Das sagt sich mal eben so schnell. Zum einen sind solche Prozesse aber sehr langsam. In einem Jahr sieht man da meist keine großen Entwicklungen. Gegen die Unruhen jedenfalls werden politische Veränderungen vorerst nichts bewirken, weil die Erfolge dauern.
Vorerst muss es darum gehen, die Gewalt einzudämmen.
Zitat von BR-Irrsinn: Gerade Vergleiche zur RAF finde ich kaum noch ernstzunehmen. Da ging es um politisch motivierte Gewalt. In GB sind es unpolitische Krawalle als Symptom der gesellschaftlichen und politischen Situation ganz verschiedener benachteiligter Gruppen in GB.
Können denn Proteste aufgrund einer politischer Situation gänzlich unpolitisch sein? Der RAF-Bezug wäre sicherlich zu weit. Aber ein bisschen Politik spielt wohl immer mit. Auch wenn die Faktoren natürlich vielfältig sind.
„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“
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jo_04
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 20:52 Uhr
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Zitat von Honig76: gebt den jungen menschen arbeit und zukunftsperspektiven dann werden sie auch nicht kriminell so einfach ist das!!!!!
nicht kriminell ist falsch.
kriminelle gibt es immer. ich würde sagen das kriminalität so eingeschränkt wird.
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DerGeneral - 38
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 22:36 Uhr
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Zitat von BR-Irrsinn: Zitat von DerGeneral: Gleichzeitig leistet sich die politische Klasse einen Spesenskandal nach dem anderen, bandelt mit einer extrem neoliberalen Boulevardzeitung, die die gesamte Polizei unterwandert und am Ende muss für die Folgen der Finanzkrise nicht die Bankenbranche gerade stehen (
Ein wichtiger Punkt für den Verlust vor der Autorität der Polizei und Eliten und einen Vertrauensverlust gegenüber der Politik allgemein.
Das war sicher keiner der großen Punkte für die Randale, aber eine Entwicklung, die so etwas noch beschleunigen und verschlimmern haben könnte.
Bei der Gemengenlage in GB mit sehr vielfältigen und unübersichtlichen Gründe der sehr heterogenen Gruppen, die jetzt Randalieren sollte man aber vorsichtig mit der "Politastrologie" sein.
Jetzt das ganze als "blinde Zerstörungswut von Kriminellen" pauschal zu bewerten gehört da genauso dazu, wie die massiven Kürzungen im Sozialsystem als einfache Erklärung aufzubieten.
Wie gesagt, es besteht eine unübersichtliche Situation, insbesondere, was Interessen und Absichten der Handelnden anbetrifft.
Diese selbstbezogenen "Analysen", ob die Polizei hier anders reagieren würde und ob die Gewalt in Berlin jetzt auch zunehmen wird und ob es hier in D die Illusion von sozialer Gerechtigkeit gibt, sind schon sehr egozentrisch.
Gerade Vergleiche zur RAF finde ich kaum noch ernstzunehmen. Da ging es um politisch motivierte Gewalt. In GB sind es unpolitische Krawalle als Symptom der gesellschaftlichen und politischen Situation ganz verschiedener benachteiligter Gruppen in GB.
Mag sein, dass der RAF-Vergleich etwas übers Ziel hinaus geht. Tatsache ist aber, dass man gelegentlich den Eindruck bekommt, dass hier kriminelle Verhaltensweisen mit soziologischen Befunden entschuldigt werden sollen. Und Tatsache ist auch, dass hier ein Vorfall dazu missbrauch wurde, in der Stadt Verwüstung, Kriminalität und Plünderung zu verbreiten. Es geht hier prinzipiell um die Akzeptanz des Staates als alleiniger Inhaber des Gewaltmonopols. Es geht auch darum (vgl. Artikel in "Die Welt"), dass sich vermeintliche Täter zu Opfern stilisieren (Viktimisierungstendenz) und damit versuchen, Verständnis für Kriminalität zu erhaschen. Diese Taktik ist in England allerdings grandios gescheitert. In der Bevölkerung herrscht weitverbreitete Abscheu - selbst bei Bewohnern dieser Viertel.
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BR-Irrsinn
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 22:42 Uhr
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Zitat von Cymru:
Können denn Proteste aufgrund einer politischer Situation gänzlich unpolitisch sein? Ich meine, dass es keine politischen Proteste sind wie in Spanien, Griechenland, Israel, den arabischen Ländern etc. wo die Jugend auch auf die Straße geht.
In GB haben wir Krawalle, ohne dass diese eine vergleichbare politische Motivation haben. Es sind keine organisierten oder ideologischen Gruppen, keine linken oder anarchistischen Gruppen. Sie stellen keine politischen Forderungen oder dergleichen. Es sind in diesem Sinne eben keine antikapitalistischen oder Anti-Sozialstaatskürzungs-Proteste, sondern Krawalle einer frustrierten Jugend einer Konsumgesellschaft, die ihre Bedürfnisse auf krmininelle Weise befriedigt. Der Grund für diese Situation ist wohl in großen Teilen politisch, der Frust, die hohe Jugendarbeitslosigkeit, alles hat politische Hintergründe. Bin ich bei dir.
Es wurden ja schon viele politischen Dinge genannt, momentane und vergangene:
- Der Premier Cameron, der unklug provoziert und mit Law & Order gut auf Stimmenfang geht, aber nicht deeskalierend agiert.
- Abbau der Polizisten auf den Straßen und Ersetzung durch tausende Kameras.
- Wirtschaftskrise und massive Einschnitte in den Sozialsystemen
- Gigantische Unterschiede bei den extrem reichen in London, die kaum von den Maßnahmen nach Krise getroffen wurden, und den Armen.
- Hohe Frustration durch die Verteilung der Lasten und fehlende Chancen auf soziale Teilhabe.
- Soziale Unruhen, die in England alle paar Jahre auftraten und schon eine gewisse Tradition haben.
- Die Milliarden für Olympia, die an den Armen vorbei ging, obwohl ihnen hier viele Jobs und eine große wirtschaftliche Teilhabe versprochen wurde.
- Der News of the World Skandal, in dem sämtliche Eliten verstrickt sind bis hin zu systematischen Bestechung von Polizisten. Ein Verfall der Autorität.
- Die Ghettoisierung unter Thatcher und radikale Sparprogramme.
- Die Geschichte über den Tod des Familienvaters, der zuerst auf die Polizisten geschossen haben soll und ein Polizist nur durch das getragene Funkgerät vor der Kugel gerettet worden sei. Und dann stellt sich das alles als falsch heraus.
- Das Krisenmanagement der Polizei und Regierung / Missstände in selbigen
etc.
Alles politische Dinge, die diese Gemengenlage ergeben, aber die Krawalle sind in meinen Augen Symptom dieser gesellschaftlichen und politischen Dinge, aber kein politischer Protest dagegen, sondern "recht unpolitische" Krawalle.
Ansonsten wäre jedwede Form von Kriminalität politisch, da die politischen und gesellschaftlichen Dinge immer mit hineinspielen. Kriminalität hat immer eine politische Dimension.
Zwischen den politisch motivierten Protesten in anderen Ländern und den Krawallen in England besteht hier ein großer Unterschied.
Danke, Klischeepunk und dein Bashing. Ich suche mir ein neues Forum zum Diskutieren.
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BR-Irrsinn
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Geschrieben am: 10.08.2011 um 22:46 Uhr
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Zitat von DerGeneral: Zitat von BR-Irrsinn: Zitat von DerGeneral: Gleichzeitig leistet sich die politische Klasse einen Spesenskandal nach dem anderen, bandelt mit einer extrem neoliberalen Boulevardzeitung, die die gesamte Polizei unterwandert und am Ende muss für die Folgen der Finanzkrise nicht die Bankenbranche gerade stehen (
Ein wichtiger Punkt für den Verlust vor der Autorität der Polizei und Eliten und einen Vertrauensverlust gegenüber der Politik allgemein.
Das war sicher keiner der großen Punkte für die Randale, aber eine Entwicklung, die so etwas noch beschleunigen und verschlimmern haben könnte.
Bei der Gemengenlage in GB mit sehr vielfältigen und unübersichtlichen Gründe der sehr heterogenen Gruppen, die jetzt Randalieren sollte man aber vorsichtig mit der "Politastrologie" sein.
Jetzt das ganze als "blinde Zerstörungswut von Kriminellen" pauschal zu bewerten gehört da genauso dazu, wie die massiven Kürzungen im Sozialsystem als einfache Erklärung aufzubieten.
Wie gesagt, es besteht eine unübersichtliche Situation, insbesondere, was Interessen und Absichten der Handelnden anbetrifft.
Diese selbstbezogenen "Analysen", ob die Polizei hier anders reagieren würde und ob die Gewalt in Berlin jetzt auch zunehmen wird und ob es hier in D die Illusion von sozialer Gerechtigkeit gibt, sind schon sehr egozentrisch.
Gerade Vergleiche zur RAF finde ich kaum noch ernstzunehmen. Da ging es um politisch motivierte Gewalt. In GB sind es unpolitische Krawalle als Symptom der gesellschaftlichen und politischen Situation ganz verschiedener benachteiligter Gruppen in GB.
Mag sein, dass der RAF-Vergleich etwas übers Ziel hinaus geht. Tatsache ist aber, dass man gelegentlich den Eindruck bekommt, dass hier kriminelle Verhaltensweisen mit soziologischen Befunden entschuldigt werden sollen. Und Tatsache ist auch, dass hier ein Vorfall dazu missbrauch wurde, in der Stadt Verwüstung, Kriminalität und Plünderung zu verbreiten. Es geht hier prinzipiell um die Akzeptanz des Staates als alleiniger Inhaber des Gewaltmonopols. Es geht auch darum (vgl. Artikel in "Die Welt"), dass sich vermeintliche Täter zu Opfern stilisieren (Viktimisierungstendenz) und damit versuchen, Verständnis für Kriminalität zu erhaschen. Diese Taktik ist in England allerdings grandios gescheitert. In der Bevölkerung herrscht weitverbreitete Abscheu - selbst bei Bewohnern dieser Viertel. Ich Teile weitestgehend deine Auffassung, nur nicht, dass die soziologische Komponente entschuldigen soll. Ich denke, dass sie erklären will. Da ist ein großer Unterschied.
Täter haben sich schon immer und werden sich immer mit einer Opferrolle verteidigen versuchen. Kann man immer beobachten.
Ich verabscheue auch die Taten und Krawalle, aber will sie eben auch verstehen, was leider oft als rechtfertigen empfunden wird. Die Ursachen legitimieren aber die Taten nicht schon per se.
Danke, Klischeepunk und dein Bashing. Ich suche mir ein neues Forum zum Diskutieren.
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