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Forum / Politik und Wirtschaft
Klonfleisch und -milch

cheesemaker - 43
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 10:00 Uhr
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Zitat von Biebe_666: Zitat von McBudaTea: Der Nutzen ist doch mehr als offensichtlich: 2 Zuchttiere können mehr Kälber auch in unterschiedlichen Höfen; mehr Kälber mehr Profit/bessere Auswahl möglich.
Das wäre offensichtlich wenn es wirklcih so frappierende UNterschiede geben würde und die Nachkommen von Klonen wirklich immer gleich wären. SInd sie aber nicht.
Edit: Warum "mehr kälberl"?!?!?
Eine Kuh = 1 Kalb/Jahr
Zwei Kühe = 2 Kälber/Jahr
Wobei in diesem Bereich bereits mit Leihmüttern gearbeitet wird, aber auch das ist recht teuer und rechnet sich nur bei absoluten Spitzenkühen.
Bei Bullen sind die Effekte natürlich viel größer, dafür aber auch die Gefahr den Genpool zu stark zu verengen.
"Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - zu Null." Voltaire
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Biebe_666 - 47
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 11:00 Uhr
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Zitat von cheesemaker: Eine Kuh = 1 Kalb/Jahr
Zwei Kühe = 2 Kälber/Jahr
Ja, das ist aber bei geklonten Tieren nicht anders. Also bleibt die Frage stehen.
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cheesemaker - 43
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 17:13 Uhr
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Zitat von Biebe_666: Zitat von cheesemaker: Eine Kuh = 1 Kalb/Jahr
Zwei Kühe = 2 Kälber/Jahr
Ja, das ist aber bei geklonten Tieren nicht anders. Also bleibt die Frage stehen.
Achtung!
Stark vereinfachte Darstellung:
1 Kuh = 1 super Kalb/Jahr x 5 Jahre = 5 super Kälber
1 Kuh + 1 Klonkuh = 2 super Kälber/Jahr x 5 Jahre = 10 super Kälber
Nächste Generation:
5 Kühe x 5 Jahre x 1 Kalb/Jahr = 25 super Kälber
10 Kühe x 5 Jahre x 1 Kalb/Jahr = 50 super Kälber
Nächste Generation:
25 Kühe x 5 Jahre x 1 Kalb/Jahr = 125 super Kälber
50 Kühe x 5 Jahre x 1 Kalb/Jahr = 250 super Kälber
Mittels eines Klons kann man also innerhalb von 15 Jahren 125 Nachkommen mehr mit der Ursprungs-DNA züchten. Bei angenommener Mehrmilchleistung von 2.000 kg/Jahr gegenüber einer "Durchschnittskuh" kommt man in den 15 Jahren auf eine Mehrmilchmenge von ca. 300.000 kg. Und das ist lediglich auf Kühe bezogen. Macht man das Ganze mit Bullen kann man den Effekt geschätzt um Faktor 1.000 bis 10.000 erhöhen.
Die Züchtung wird damit nicht besser, aber schneller. Das ist gerade im Hinblick darauf, dass sich die Zuchtziele schneller verändern als früher ein gewisser Vorteil.
Ich sehe die Vorteile, bin mir allerdings auch bewusst, dass es eine Technologie ist, deren Spätwirkungen wir noch nicht bis ins Detail erforscht haben. Wie sollten wir auch, ist ja eine sehr junge Technologie. Im Gegensatz zur Pflanzenzucht mittels Genmanipulation erscheint mir jedoch der Eingriff deutlich geringer und die Beherrschbarkeit größer, da die erzeugten Tiere sich nicht unkontrolliert ausbreiten können.
"Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - zu Null." Voltaire
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Biebe_666 - 47
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 19:05 Uhr
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@Cheese: Dise Rechnung ist doch viel zu unrealistisch.
1.) Warum soll eine "normal trächtige Kuh" ein Kalb/Jahr werfen, eine Trächtigkeit mit einem Klonpartner allerdings zwei Kälber bringen?
2.) Ein Klonpartner bringt keineswegs zwangsweise ein "Superkalb" mit sich.
3.) Wäre die Zahl der Schlachttiere groß genug (zum Beispiel auch im Austausch mit anderen Züchtern), so könnte/sollte man Kriterien einführen die die "Besten" Kälber herausfiltern. Diese Kälber könnte man dann untereinander weiter verpaaren etc. Wäre (fast) ganz natürlich und ohne Klonierung möglich.
4.) Nur nochmal zum Grundsatz, vielleicht verstehe ich das ja falsch: Aber Geklont wird doch nur die DNA der "stärksten Tiere" die dann zur Zucht weiter verwendet werden, oder? Ich kann mir nicht vorstellen dass jedes geklonte Tier als Schlachttier verwendet wird. Das wäre doch von den Kosten niemals tragbar.
Oder steh ich nur auf dem Schlauch?
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compesino - 33
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 19:35 Uhr
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Dass man durch klonen mehr Nachkommen erzeugen kann, ist doch wohl logisch. Eine Kuh bringt im Jahr ein Kalb zur Welt. Mehr geht bei der normalen Züchtung nicht (ausgenommen Zwillinge, die bei Rindern aber äußerst selten vorkommen). Klont man jetzt eine Kuh, kann man gleichzeitig mehrere Kälber züchten. Die Frage ist aber immer noch, ob dies sinnvoll ist.
Bei uns geklonte Rinder einzusetzten um mehr milch zu produzieren ist aber das hirnrissigste, was ich bisher hier gelesen habe. Wir haben hier in Deutschland eine enorme Überproduktion an Milch und für den Weltmarkt ist diese zu teuer. Unser Staat zahlt dafür, dass unser Michpulver billig nach Afrika verkauft werden kann.
Außerdem geht es hier bei der Frage um das Klonen doch nicht darum, inwiefern sich das Fleisch bzw. die Milch geklonter Tiere vom Fleisch oder der Milch herkömmlich gezüchteter Tiere unterscheidet sondern vielmehr darum, ob man das Klonen unter ethischen Gesichtspunkten verantworten kann, denn es ist ein extremes Eingreifen in die Natur.
Dazu kommt noch, und deshalb bin ich auch Gegner der Gentechnik in der Landwirtschaft, dass man meiner Meinung nach die genetische Vielfalt unseres Planeten erhalten sollte.
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Necromantic_ - 28
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 19:38 Uhr
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Ich kann mir gar nicht vorstelln das dass billiger sein soll als normales fleisch
"Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein!"
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Biebe_666 - 47
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 19:39 Uhr
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Zitat von compesino: Dass man durch klonen mehr Nachkommen erzeugen kann, ist doch wohl logisch. Eine Kuh bringt im Jahr ein Kalb zur Welt. Mehr geht bei der normalen Züchtung nicht (ausgenommen Zwillinge, die bei Rindern aber äußerst selten vorkommen). Klont man jetzt eine Kuh, kann man gleichzeitig mehrere Kälber züchten.
Ich versteh diese scheinbar einfache Logik nicht, vielleicht sitz ich auch auf dem Schlauch. Auch ein geklontes Kalb muss ausgetragen werden....ich gehe davon aus dass eine Kuh ein Kalb austrägt. Nun, wo ist hier KLonen dann effizienter?
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compesino - 33
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 19:44 Uhr
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Zitat von Biebe_666: Zitat von compesino: Dass man durch klonen mehr Nachkommen erzeugen kann, ist doch wohl logisch. Eine Kuh bringt im Jahr ein Kalb zur Welt. Mehr geht bei der normalen Züchtung nicht (ausgenommen Zwillinge, die bei Rindern aber äußerst selten vorkommen). Klont man jetzt eine Kuh, kann man gleichzeitig mehrere Kälber züchten.
Ich versteh diese scheinbar einfache Logik nicht, vielleicht sitz ich auch auf dem Schlauch. Auch ein geklontes Kalb muss ausgetragen werden....ich gehe davon aus dass eine Kuh ein Kalb austrägt. Nun, wo ist hier KLonen dann effizienter?
Das Ziel beim Klonen ist ein Tier mit guten Eigenschaften zu vermehren um viele Tiere mit diesen Eigenschaften zu haben. Nun züchtet man aus der DNA Embryonen. Diese müssen aber nicht von der eigenen Mutter ausgetragen werden sondern können sogenannten Leihmüttern eingesetzt werden.
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Biebe_666 - 47
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Geschrieben am: 04.04.2011 um 19:51 Uhr
Zuletzt editiert am: 04.04.2011 um 19:57 Uhr
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Zitat von compesino:
Das Ziel beim Klonen ist ein Tier mit guten Eigenschaften zu vermehren um viele Tiere mit diesen Eigenschaften zu haben. Nun züchtet man aus der DNA Embryonen. Diese müssen aber nicht von der eigenen Mutter ausgetragen werden sondern können sogenannten Leihmüttern eingesetzt werden.
Jo, das geht auch ohne klonen. Aus einem großen Kollektiv wähle ich die besten Tiere und züchte diese weiter. Auch dies kann künstlich geschehen. Eine Klonierung ist nicht nötig und die Anzahl der Tiere ist eben nicht größer bei Klonen. Das möchte ich nochmal ganz klar sagen!
Zitat von cheesemaker:
1 Kuh = 1 super Kalb/Jahr x 5 Jahre = 5 super Kälber
1 Kuh + 1 Klonkuh = 2 super Kälber/Jahr x 5 Jahre = 10 super Kälber
Also ums nochmal genauer zu sagen: ihr vergleicht immer zwei Tiere mit einem Tier. Das ist schlichtweg falsch. Wenn dann brauch ich auch zwei Kühe um vergleichen zu können. Ich nehm die besten eines Kollektives und dazu die Besten Bullen - und krieg genausoviele Kälber.
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cheesemaker - 43
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Geschrieben am: 05.04.2011 um 09:11 Uhr
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Zitat von Biebe_666: Zitat von compesino:
Das Ziel beim Klonen ist ein Tier mit guten Eigenschaften zu vermehren um viele Tiere mit diesen Eigenschaften zu haben. Nun züchtet man aus der DNA Embryonen. Diese müssen aber nicht von der eigenen Mutter ausgetragen werden sondern können sogenannten Leihmüttern eingesetzt werden.
Jo, das geht auch ohne klonen. Aus einem großen Kollektiv wähle ich die besten Tiere und züchte diese weiter. Auch dies kann künstlich geschehen. Eine Klonierung ist nicht nötig und die Anzahl der Tiere ist eben nicht größer bei Klonen. Das möchte ich nochmal ganz klar sagen!
Zitat von cheesemaker:
1 Kuh = 1 super Kalb/Jahr x 5 Jahre = 5 super Kälber
1 Kuh + 1 Klonkuh = 2 super Kälber/Jahr x 5 Jahre = 10 super Kälber
Also ums nochmal genauer zu sagen: ihr vergleicht immer zwei Tiere mit einem Tier. Das ist schlichtweg falsch. Wenn dann brauch ich auch zwei Kühe um vergleichen zu können. Ich nehm die besten eines Kollektives und dazu die Besten Bullen - und krieg genausoviele Kälber.
Nee Biebe, da stehst du aufm Schlauch. Ich versuchs mal etwas blumiger darzustellen. Nicht dass ich an deinen kognitiven Fähigkeiten zweifeln würde, aber manchmal funktioniert die Methode Sendung mit der Maus einfach besser.
Nennen wir die Kuh einfach mal Lisa. Die Lisa ist ne echt gute Kuh, sie gibt sehr viel Milch und man kann davon ausgehen, dass sie diese Eigenschaft an ihre Töchter weitergibt und über ihre Söhne auch an ihre Enkelinnen. So funktioniert die klassische Zucht. Die Lisa wirft jedoch nur ein Kalb pro Jahr und wird in Ihrem Leben wohl nur ca. 5 - 8 Kälber werfen. Wäre es da nicht schön 2 Lisas zu haben? Hier kommt der Onkel Doktor ins Spiel. Der macht aus unserer Lisa zwei Lisas. Jede wirft ein Kalb pro Jahr und schon haben wir mehr Töchter und Enkelinnen von unserer Ursprungslisa.
"Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - zu Null." Voltaire
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cheesemaker - 43
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Geschrieben am: 05.04.2011 um 09:41 Uhr
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Zitat von compesino:
Bei uns geklonte Rinder einzusetzten um mehr milch zu produzieren ist aber das hirnrissigste, was ich bisher hier gelesen habe. Wir haben hier in Deutschland eine enorme Überproduktion an Milch und für den Weltmarkt ist diese zu teuer. Unser Staat zahlt dafür, dass unser Michpulver billig nach Afrika verkauft werden kann.
Ich fürchte da muss ich widersprechen. Wir haben in Deutschland eine "Überproduktion" an Milch, das ist Fakt. Ist das schlimm? Wir haben auch eine Überproduktion an Autos und Maschinen, sollen wir deshalb weniger davon herstellen?
Ich gebe zu, dass früher unsere Überschüsse mit entsprechenden Subventionen auf dem Weltmarkt abgesetzt wurden. Das ist aber Vergangenheit. Die Exportsubventionen wurden in den vergangen 10 Jahren Stück für Stück zurückgefahren. Unsere Milchprodukte können inzwischen mit dem Weltmarkt konkurrieren.
Unser Pulver natürlich nicht, aus den selben Gründen wie beispielsweise Textilien. Unser Käse aber schon, aus den selben Gründen wie beispielsweise Autos. Qualitativ hochwertige, hochveredelte Lebensmittel aus deutschen Landen haben ihren festen Platz auf dem Weltmarkt.
Abgesehen davon gibt es in der EU auch Nettoimporteure von Milchprodukten, die ohne unsere Überproduktion Milchpulver auf dem Weltmarkt kaufen müssten um daraus Käse herzustellen (z.B. Italien). .
Um wieder aufs Ursprungsthema zurück zu kommen, ist eine höhere Milchleistung unabhängig davon vorteilhaft. Heutige Kühe geben doppelt so viel Milch wie vor 40 Jahren. Das heißt ich kann heute mit halb so vielen Kühen die gleiche Menge herstellen. Weniger Stallplätze, weniger Futter, weniger Besamungen führen zu geringeren Kosten. Das ist der wahre Hintergrund der Züchtung auf Milchleistung, nicht die Erzeugung von immer mehr. Denkst du das läuft "auf dem Weltmarkt" anders?
Wenn unsere Landwirtschaft mit dem Weltmarkt konkurrieren soll, muss man sich von der Idylle der 50-er Jahre verabschieden. Gleicher Preis ist nur bei gleichen Produktionsbedingungen denkbar. Das wollen die Verbraucher nicht und die Bauern wollens auch nicht.
Die Aufgabe der GAP ist es die Gradwanderung zu schaffen, zwischen Umwelt- / Tierschutz und sozialen Aspekten auf der einen Seite und Konkurrenzfähigkeit zum Weltmarkt auf der anderen Seite. Hier sehe ich die EU auf einem vertretbaren Weg und Deutschland in einer Vorreiterrolle innerhalb der EU.
"Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - zu Null." Voltaire
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Biebe_666 - 47
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Geschrieben am: 05.04.2011 um 14:07 Uhr
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Zitat von cheesemaker: Nee Biebe, da stehst du aufm Schlauch. Ich versuchs mal etwas blumiger darzustellen. Nicht dass ich an deinen kognitiven Fähigkeiten zweifeln würde, aber manchmal funktioniert die Methode Sendung mit der Maus einfach besser.
Nennen wir die Kuh einfach mal Lisa. Die Lisa ist ne echt gute Kuh, sie gibt sehr viel Milch und man kann davon ausgehen, dass sie diese Eigenschaft an ihre Töchter weitergibt und über ihre Söhne auch an ihre Enkelinnen. So funktioniert die klassische Zucht. Die Lisa wirft jedoch nur ein Kalb pro Jahr und wird in Ihrem Leben wohl nur ca. 5 - 8 Kälber werfen. Wäre es da nicht schön 2 Lisas zu haben? Hier kommt der Onkel Doktor ins Spiel. Der macht aus unserer Lisa zwei Lisas. Jede wirft ein Kalb pro Jahr und schon haben wir mehr Töchter und Enkelinnen von unserer Ursprungslisa.
Hört sich jetzt vielleicht komisch an, iss aber so:
In einer gaaaaaaaaaanz riiiiieeeeesengroßen Herde von Muhkuhs gibt es 4-5 Kühe die auch ganz supertoll und spitze sind. Nicht nur die Lisa, sondern auch die Erna, Berta, Milka & Sieglinde.
jetzt hat dann noch Bauer Kevin aus dem Osten noch die Superkühe Mandy, Mindy, Sandy & Cindy die auch noch supertoll sind!
Und mit diesen Lisas, Ernas, Bertas, Milkas, Siglindes, mandys, Mindys, Sandys & Cindys kann man auch ganz toll weiterzüchten.
Mal ernsthaft, was ich sagen will: Ist das Kollektiv groß genug so ist Klonen unnötig.
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compesino - 33
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Geschrieben am: 05.04.2011 um 18:32 Uhr
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Zitat von cheesemaker: Zitat von compesino:
Bei uns geklonte Rinder einzusetzten um mehr milch zu produzieren ist aber das hirnrissigste, was ich bisher hier gelesen habe. Wir haben hier in Deutschland eine enorme Überproduktion an Milch und für den Weltmarkt ist diese zu teuer. Unser Staat zahlt dafür, dass unser Michpulver billig nach Afrika verkauft werden kann.
Ich fürchte da muss ich widersprechen. Wir haben in Deutschland eine "Überproduktion" an Milch, das ist Fakt. Ist das schlimm? Wir haben auch eine Überproduktion an Autos und Maschinen, sollen wir deshalb weniger davon herstellen?
Ich gebe zu, dass früher unsere Überschüsse mit entsprechenden Subventionen auf dem Weltmarkt abgesetzt wurden. Das ist aber Vergangenheit. Die Exportsubventionen wurden in den vergangen 10 Jahren Stück für Stück zurückgefahren. Unsere Milchprodukte können inzwischen mit dem Weltmarkt konkurrieren.
Unser Pulver natürlich nicht, aus den selben Gründen wie beispielsweise Textilien. Unser Käse aber schon, aus den selben Gründen wie beispielsweise Autos. Qualitativ hochwertige, hochveredelte Lebensmittel aus deutschen Landen haben ihren festen Platz auf dem Weltmarkt.
Abgesehen davon gibt es in der EU auch Nettoimporteure von Milchprodukten, die ohne unsere Überproduktion Milchpulver auf dem Weltmarkt kaufen müssten um daraus Käse herzustellen (z.B. Italien). .
Um wieder aufs Ursprungsthema zurück zu kommen, ist eine höhere Milchleistung unabhängig davon vorteilhaft. Heutige Kühe geben doppelt so viel Milch wie vor 40 Jahren. Das heißt ich kann heute mit halb so vielen Kühen die gleiche Menge herstellen. Weniger Stallplätze, weniger Futter, weniger Besamungen führen zu geringeren Kosten. Das ist der wahre Hintergrund der Züchtung auf Milchleistung, nicht die Erzeugung von immer mehr. Denkst du das läuft "auf dem Weltmarkt" anders?
Wenn unsere Landwirtschaft mit dem Weltmarkt konkurrieren soll, muss man sich von der Idylle der 50-er Jahre verabschieden. Gleicher Preis ist nur bei gleichen Produktionsbedingungen denkbar. Das wollen die Verbraucher nicht und die Bauern wollens auch nicht.
Die Aufgabe der GAP ist es die Gradwanderung zu schaffen, zwischen Umwelt- / Tierschutz und sozialen Aspekten auf der einen Seite und Konkurrenzfähigkeit zum Weltmarkt auf der anderen Seite. Hier sehe ich die EU auf einem vertretbaren Weg und Deutschland in einer Vorreiterrolle innerhalb der EU.
Man muss aber hinzufügen, dass der Milchpreis in Deutschland für die deutschen Landwirte zu gering ist um langfristig zu überleben, eben wegen dieser Überproduktion.
Eine Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt ist aber nur möglich, wenn man die gleichen Produktionsbedingungen auf der Welt hat. Deutschland ist zwar im Autobau in der Welt spitze, aber lange nicht in der Milchproduktion.
Lebensmittel auf dem Weltmarkt abzusetzen halte ich ohnehin umweltpolitisch gesehen für wenig sinnvoll. Warum müssen wir Milch exportieren, wenn wir gleichzeitig Butter aus Irland einkaufen? Da könnten wir gleich unsere eigene Milch zu Butter verarbeiten und essen.
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cheesemaker - 43
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Geschrieben am: 05.04.2011 um 21:31 Uhr
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Zitat von Biebe_666: Zitat von cheesemaker: Nee Biebe, da stehst du aufm Schlauch. Ich versuchs mal etwas blumiger darzustellen. Nicht dass ich an deinen kognitiven Fähigkeiten zweifeln würde, aber manchmal funktioniert die Methode Sendung mit der Maus einfach besser.
Nennen wir die Kuh einfach mal Lisa. Die Lisa ist ne echt gute Kuh, sie gibt sehr viel Milch und man kann davon ausgehen, dass sie diese Eigenschaft an ihre Töchter weitergibt und über ihre Söhne auch an ihre Enkelinnen. So funktioniert die klassische Zucht. Die Lisa wirft jedoch nur ein Kalb pro Jahr und wird in Ihrem Leben wohl nur ca. 5 - 8 Kälber werfen. Wäre es da nicht schön 2 Lisas zu haben? Hier kommt der Onkel Doktor ins Spiel. Der macht aus unserer Lisa zwei Lisas. Jede wirft ein Kalb pro Jahr und schon haben wir mehr Töchter und Enkelinnen von unserer Ursprungslisa.
Hört sich jetzt vielleicht komisch an, iss aber so:
In einer gaaaaaaaaaanz riiiiieeeeesengroßen Herde von Muhkuhs gibt es 4-5 Kühe die auch ganz supertoll und spitze sind. Nicht nur die Lisa, sondern auch die Erna, Berta, Milka & Sieglinde.
jetzt hat dann noch Bauer Kevin aus dem Osten noch die Superkühe Mandy, Mindy, Sandy & Cindy die auch noch supertoll sind!
Und mit diesen Lisas, Ernas, Bertas, Milkas, Siglindes, mandys, Mindys, Sandys & Cindys kann man auch ganz toll weiterzüchten.
Mal ernsthaft, was ich sagen will: Ist das Kollektiv groß genug so ist Klonen unnötig.
Was ist denn heutzutage schon nötig? Ist es nötig Breitbanddatennetze zu schaffen? Früher gings doch auch mit 56k.
Klar gings bisher auch ohne Klonen bei der Zucht gut voran. Ich habe ja schon weiter oben erwähnt, dass diese Technologie die Zucht nicht besser macht, aber schneller und effektiver. Eine gewünschte Eigenschaft kann schneller und umfassender eingezüchtet werden, wenn Tiere bei denen diese Eigenschaft enorm stark ausgeprägt ist mehr Nachkommen erzeugen.
Leihmutterschaft ist da eine gute Lösung die sich bewährt hat. Das war ein großer Fortschritt, wird allerdings auch nur dann eingesetzt wenn die Kosten wieder reinkommen, was selten ist. Klonverfahren könnten der nächste Schritt sein, müssen aber nicht. Das hängt meines Erachtens, abgesehen von ethischen Überlegungen, in erster Linie von der Kosten/Nutzen Thematik ab.
Ich persönlich bin dieser Technologie gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen. Ob die positiven Effekte die Kosten rechtfertigen kann ich nicht beurteilen. Im HInblick darauf, dass eine vergleichsweise einfache Technologie (Leihmutterschaft) aus Kostengründen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommt, wäre Klonen wohl noch seltener.
Dennoch möchte ich dieser Technologie nicht dadurch den Todesstoß versetzt sehen, dass Fleisch und Milch von Nachkommen als nicht verkehrsfähig eingestuft wird.
"Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - zu Null." Voltaire
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cheesemaker - 43
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Geschrieben am: 05.04.2011 um 22:28 Uhr
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Zitat von compesino:
Man muss aber hinzufügen, dass der Milchpreis in Deutschland für die deutschen Landwirte zu gering ist um langfristig zu überleben, eben wegen dieser Überproduktion.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht gebe ich dir Recht, dass die Milchpreise in Deutschland langfristig nicht kostendeckend sind, aus diesem Grund habe ich die Milchproduktion aufgegeben. Fakt ist aber auch, dass viele Landwirte für sich selbst ganz andere Rechnungen aufmachen als die Kostenrechner der Verbände, Forschungseinrichtungen oder Statistiker.
Ich kenne mehrere Betriebe die nach offizieller Lesart Produktionskosten jenseits von 60 Ct/kg hätten. Die müssten schon seit Jahren vom Markt verschwunden sein. Sind sie aber nicht, da sie selbst ganz anders rechnen. Arbeitszeit wird in vielen Fällen mit einem Stundensatz von 0,- angesetzt, da keine Ausgaben anfallen. Kalkulatorischer Zins für das eingesetzte Eigenkapital wird aus den selben Gründen auch oft außer Acht gelassen. So rechnet sich mancheiner seinen Betrieb schön.
Im Übrigen hat jeder Betrieb es selbst in der Hand dem Mengendruck entgegenzuwirken. Es gibt inzwischen einen Berufsverband der sehr öffentlichkeitswirksam Forderungen nach Reduzierung der Milchkontingente stellt, bzw. diese nicht erhöht sehen möchte. Vielleicht sollte man diese Herren und ihre Mitglieder mal darauf hinweisen, dass sie nicht verpflichtet sind ihre Quote zu erfüllen. So planwirtschaftlich war das System nichtmal bei seiner Einführung.
Jedem steht es frei weniger zu produzieren als er darf. Weniger liefern wird als Gesamtziel gesehen, nicht als persönlicher Anspruch. Sollen doch die anderen zurückstecken, dass ich meine Mengen zu höheren Preisen absetzen kann.
Zitat von compesino: Eine Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt ist aber nur möglich, wenn man die gleichen Produktionsbedingungen auf der Welt hat. Deutschland ist zwar im Autobau in der Welt spitze, aber lange nicht in der Milchproduktion.
Und warum sind wir in der Milchproduktion weltweit nicht führend? Das hängt zum einen mit reinrassigen Standortfaktoren zusammen, wie bspw. Klima und vor allem Flächenausstattung. Deutschland ist nunmal relativ stark besiedelt, da ist nicht daran zu denken eine 10.000 Rinder große Herde ganzjährig weiden zu lassen. Das könnte man durch andere Faktoren zwar ausgleichen, aber wir haben, zu Recht, in der EU gewisse Standarts was Umwelt-, Tier-, und Verbraucherschutz angeht und auch gewisse Anforderungen im sozialen Bereich, die anderswo in der Form nicht gegeben sind.
Im Bereich der Milchverarbeitung machen wir jedoch einen gewissen Sprung nach vorne indem wir unseren hohen Veredelungsgrad in die Waagschale werfen. Kostenführerschaft kann nicht unser Ziel sein. Wir müssen das Premiumsegment anstreben. Milchpulver kann man anderswo günstiger herstellen. Einen Käse für den jemand 15 €/kg und mehr zu zahlen bereit ist aber nicht. Da sehe ich schon gewisse Paralellen zu anderen Wirtschaftsbereichen. Unsere Automobilindustrie bewegt sich auch weitestgehend im Premiumsegment. Ich habe jedenfalls im außereuropäischen Ausland noch keinen VW Polo gesehen.
Zitat von compesino:
Lebensmittel auf dem Weltmarkt abzusetzen halte ich ohnehin umweltpolitisch gesehen für wenig sinnvoll. Warum müssen wir Milch exportieren, wenn wir gleichzeitig Butter aus Irland einkaufen? Da könnten wir gleich unsere eigene Milch zu Butter verarbeiten und essen.
Ist der globale Handel aus ökologischen Aspekten nicht als Ganzes in Frage zu stellen? Das beschränkt sich nicht nur auf Lebensmittel. Die mit der industriellen Revolution in Gang gesetzte Arbeitsteilung gipfelte in diesem System, das sich weitestgehend ausschließlich an Kostenaspekten orientiert. Ökologie spielt hier im Tagesgeschäft keine Rolle, sondern wird nur in Laberbuden ohne Einflussmöglichkeiten angemahnt.
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Forum / Politik und Wirtschaft
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