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Regierung schränkt politische Neutralität der Schulen ein

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teacher-1
Champion (offline)

Dabei seit 02.2007
5594 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 07:40 Uhr

Zitat von doloresgomez:



Aber ich teile nicht deinen Schluss, die Entscheidungsbefugnis vom Fürst auf den Reichskanzler zu übertragen. Ich wäre stattdessen für Selbstbestimmung in der und Demokratisierung der Schule.


Jetzt sage ich, dass das idealistisch ist ;-) ... ohne das aber abzuwerten oder gar falsch zu finden. Im Prinzip wäre das ideal und ich fände das auch gut. Nur leider funktioniert es (noch) nicht und das hängt meines Erachtens damit zusammen, dass wir gesellschaftlich noch lange nicht so weit sind, als dass dies funktionieren würde. Wir haben in der kompletten Gesellschaft, auch in der Wirtschaft überall, noch immer das Prinzip der Ober- und Unterordnung, genauso in den Schulen. Wenn man ehrlich ist, so geht es in kaum einem Unternehmen so wahnsinnig demokratisch zu, wie immer geredet wird. Ich kenne (schließlich bin ich im beruflichen Schulwesen tätig, wo man viel mit Firmen zu tun hat) viele Firmen, wo die ganze Mitbestimmung zwar vorhanden, aber letztlich inhaltlich eine einzige Farce ist. Die Realität ist also (noch) eine andere. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass es hier zu viele "Fürsten" oder "Reichskanzler" gibt, wie Du das nennst, das ist nur die eine Seite, nein - es hängt nach meinen Erfahrungen auch damit zusammen, dass sehr viele Individuen auch im 21. Jahrhundert noch immer nicht gelernt haben mit der Freiheit sorgsam und verantwortungsbewusst umzugehen. Wie ich schon geschrieben habe, ich kenne das Bildungssystem backstage und Du kannst Dir nicht vorstellen, was es da alles für Korken gibt, es gibt beinahe nichts, was nicht vorfällt, von Schüler- wie von Lehrerseite. Deswegen halte ich es gegenwärtig für absolut notwendig, dass es Kontrollinstanzen auch in diesem Bereich gibt, weil es sonst zu Chaos kommen würde. Das heißt jedoch nicht, dass sich die Gesellschaft nicht in die von Dir favorisierte Richtung verändern sollte, aber momentan sind wir definitiv noch nicht so weit.

Ich möchte an dieser Stelle einmal einen neuen Gedanken einfügen: Ich wäre dafür, das komplette Bildungssystem zu entpolitisieren. Das Sagen sollte nicht ein Minister oder eine Ministerin haben, der oder die parteipolitische Interessen vertritt, sondern das komplette Bildungssystem sollte parteipolitisch unabhängig sein. Statt eines Ministeriums könnte eine unabhängige Behörde aus Fachleuten die Leitung übernehmen, wo das parteipolitische gezänk keinen Raum hat. Das würde vermutlich für erheblich mehr Kontinuität in der Bildung sorgen, die Entscheidungen wären neutraler und eher an der Sache ausgerichtet. Die Politik hätte dann in der Bildung nichts mehr zu melden. Das wäre für mich ein erster sinnvoller Schritt in die richtige Richtung, aber der ist wohl leider Utopie.
teacher-1
Champion (offline)

Dabei seit 02.2007
5594 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 07:44 Uhr

Zitat von Cymru:


Wenn, muss Lobbyismus versucht werden, unvoreingenommen behandelt zu werden.
Sowohl du als auch teacher sehen darin nur den negativen Aspekt, wie er allgemein verbreitet ist. Letztendlich muss man sich aber auch bewusst machen, dass jede Interessenvertretung eine gewisse Lobby ist. Lobbyismus gehört in einem gesunden Maß zur Demokratie, jemand versucht schlicht seine Meinung zu verbreiten.
Aber das nur am Rande


An sich kan man Lobbyismus vielleicht zunächst als neutralen Begriff ansehen. Du weißt aber selbst, welche Rolle Lobbyisten in Berlin und in der Regierung inzwischen eingenommen haben, dass sie direkt an Gesetzen mitschreiben, dass sie die gewählten Volksvertreter zunehmend als Mittel zum Zweck für ihre ureigensten Belange versuchen zu instrumentalisieren und dass sie - in meinen Augen ein Unding - den Apparat inzwischen vollkommen unterwandert haben. Der Begriff hat dadurch zunehmend eine Bedeutungsverschiebung hin zum Negativen erfahren oder siehst Du das anders?
DocLove - 44
Champion (offline)

Dabei seit 05.2006
3568 Beiträge

Geschrieben am: 29.01.2011 um 07:46 Uhr

@ teacher: Solange die Bildung "Ländersache" ist, wird man denen das nicht nehmen können, jeder hängt gern an seinen Befugnissen ;-)
Unabhängig ist nicht schlecht, leider aus o.g. Punkten schwer durchzusetzen

Dieser Beitrag enthielt Spuren von Sarkasmus und Ironie. Im Zweifel fragen sie ihren Arzt/Apotheker

McBudaTea - 32
Experte (offline)

Dabei seit 06.2008
1620 Beiträge

Geschrieben am: 29.01.2011 um 09:19 Uhr

Zitat von teacher-1:


Ich möchte an dieser Stelle einmal einen neuen Gedanken einfügen: Ich wäre dafür, das komplette Bildungssystem zu entpolitisieren. Das Sagen sollte nicht ein Minister oder eine Ministerin haben, der oder die parteipolitische Interessen vertritt, sondern das komplette Bildungssystem sollte parteipolitisch unabhängig sein. Statt eines Ministeriums könnte eine unabhängige Behörde aus Fachleuten die Leitung übernehmen, wo das parteipolitische gezänk keinen Raum hat. Das würde vermutlich für erheblich mehr Kontinuität in der Bildung sorgen, die Entscheidungen wären neutraler und eher an der Sache ausgerichtet. Die Politik hätte dann in der Bildung nichts mehr zu melden. Das wäre für mich ein erster sinnvoller Schritt in die richtige Richtung, aber der ist wohl leider Utopie.

So verlockend dein Vorschlag auch ist, sollte man sich dabei eins klar machen: So ein "Expertengremium" ist unter Umständen schlicht undemokratisch.
Als erstes stellt sich die Frage, wie diese Unabhängigkeit gewährleistet werden soll. Als Modell könnte die Bundesbank dienen. Die Mitglieder des Vorstandes können nur einmal gewählt werden (was "Wahlkämpfe" zur Wiederwahl verhindert) und sie können fast nicht aus ihren Amt gedrängt werden. Außerdem verfügen sie über ein eigenes Vermögen, was sie nicht abhängig von Parlamentbeschlüssen macht. Natürlich sind die Vorstandsmitglieder nicht weisungsgebunden und könne dadurch mehr oder weniger unabhängig entscheiden.
Will man ein unabhängigen Bildungsgremium schaffen, braucht sie ein gewisses Vermögen und eine eigene Steuer, welches das Parlament nicht einfach so ändern kann, sondern nur das Gremium. Diese "Schulsteuer" könnte beispielsweise ein Aufschlag auf die Mehrwertsteuer sein. Immerhin bräuchte das Gremium jährlich viele Milliarden.
Auch stellt sich die Frage, wer diese Gremium wählen soll, was eher ein kleineres, aber nicht zu unterschätzendes Problem ist. Immerhin würde z.B. SPD-geführte Länder eher Fachleute wählen, die für eine Gesamtschule sind, während CDU eher für ein mehrgliedrigen Bildungssystem aussprechende Fachleute vorziehen.
Ich nehme mal an, dass das Gremium ein gesamtdeutsches sein soll, nicht zergliedert in einzelnen Ländern.
Kurz um: Es entsteht ein relativ kleines Gremium mit einem vielleicht 50 (?) Milliarden Euro Etat nach eigenen Gutdünken entscheiden kann, ohne Kontrolle von außen. Das könnte eine massive Korruption und Verschwendung ermöglichen.
Natürlich kann man diesen Weg gehen. Es gibt auch viele gute Gründe dafür, aber besonders demokratisch ist dies nicht.

Morgen wird die Zukunft besser sein

teacher-1
Champion (offline)

Dabei seit 02.2007
5594 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 17:14 Uhr
Zuletzt editiert am: 29.01.2011 um 17:27 Uhr

Nun, es ist klar, dass man so etwas im Detail ausgestalten müsste. Wenn ich mir die einzelnen Länder so anschaue, dann spielt die Bildungspolitik immer eine recht große Rolle bei den bisherigen Landtangswahlkämpfen. Man könnte ein solches unabhängiges Schulgremium also auch von der Bevölkerung direkt wählen lassen. Die Sache mit dem Geld stellt kein Problem dar. Das Geld ist bislang ja auch da, es dürfte also egal sein, ob das Geld durch ein Ministerium verteilt wird oder durch eine unabhängige Behörde. In der Tat wäre ein bundesweites Gremium wünschenswert, damit endlich die Kleinstaaterei in der Bildung aufhört. Eine zeitliche Begrenzung der dort arbeitenden Leitungsfiguren könnte man ebenfalls locker einführen. Sowohl der Bundespräsident ist auf 10 Jahre fixiert, der Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen ebenfalls und so könnte das hier auch sein. Man könnte dafür Sorge tragen, dass die Leitungsfiguren keiner Partei angehören dürfen, was ich nebenbei bemerkt auch beim Bundespräsidenten für richtig halten würde. Sicherlich gäbe es im Einzelnen noch Regelungsbedarf, aber ich denke schon, dass man einen Weg finden könnte - so man denn wollte - der gangbar wäre. Da man das aber gar nicht will, sondern sich lieber weiterhin über die Bildungspolitik zerstreiten und parteipolitisch profilieren will, bleibt das eben eine Utopie.
doloresgomez
Profi (offline)

Dabei seit 09.2010
847 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 17:20 Uhr

Zitat von teacher-1:

Zitat von doloresgomez:



Mit Tendenziös mein ich, dass der Lehrer immer beeinflusst. Allein schon dadurch, was er für Themen behandelt und welche nicht.

UNd warum kann es keine Freiheit geben? Ich sehe keinen (sinnvollen) Grund Schüler zu bevormunden. (außer dass man als Regierung an der Macht bleiben will...)


Hm - ich finde, dass Du Dir da selbst etwas widersprichst, kommt mir zumindest so vor. Auf der einen Seite forderst Du für die Schülerinnen und Schüler die maximale Freiheit ein, sagst dann aber im selben Atemzug, dass die Lehrer immer beeinflussen würden.

(...) Natürlich üben wir Lehrer einen Einfluss auf die Schülerinnen und Schüler ein, das geht auch gar nicht anders, denn die jungen Leute wollen ja in Einzelfragen auch unsere Meinung wissen. Beeinflussung und Bevormundung sind aber zwei Paar Stiefel.


Du erklärst ja im Prinzip selbst, dass Freiheit nicht die Abwesenheit von Einflüssen, sondern von Bevormundung und Zwang ist.

Zitat von teacher-1:

Im Prinzip wäre das ideal und ich fände das auch gut. Nur leider funktioniert es (noch) nicht und das hängt meines Erachtens damit zusammen, dass wir gesellschaftlich noch lange nicht so weit sind, als dass dies funktionieren würde.


Deswegen muss man ja die Schule demokratisieren. Also Mit- und Selbstbestimmung Schritt für Schritt ausbauen. Nur so wird sich auch "die Gesellschaft" ändern.

Zitat von teacher-1:

Ich wäre dafür, das komplette Bildungssystem zu entpolitisieren. Das Sagen sollte nicht ein Minister oder eine Ministerin haben, der oder die parteipolitische Interessen vertritt, sondern das komplette Bildungssystem sollte parteipolitisch unabhängig sein. Statt eines Ministeriums könnte eine unabhängige Behörde aus Fachleuten die Leitung übernehmen, wo das parteipolitische gezänk keinen Raum hat. Das würde vermutlich für erheblich mehr Kontinuität in der Bildung sorgen, die Entscheidungen wären neutraler und eher an der Sache ausgerichtet. Die Politik hätte dann in der Bildung nichts mehr zu melden.


Ein Stück weit teile ich den Gedanken und auch den Wunsch, Entscheidungen von parteitaktischen Spielchen (siehe Saarland) zu befreien. Aber das darf nicht zu einer Entdemokratisierung kommen.
Denkbar wäre eine ähnliche Konstruktion wie im Jugendhilfeausschuss, in dem Politiker und Fachleute gemeinsam Entscheidungen treffen.
Das wäre zumindest ein enormer Schritt in die richtige Richtung.
Cymru - 35
Champion (offline)

Dabei seit 07.2005
11505 Beiträge

Geschrieben am: 29.01.2011 um 19:51 Uhr

Zitat von teacher-1:

Nun, es ist klar, dass man so etwas im Detail ausgestalten müsste. Wenn ich mir die einzelnen Länder so anschaue, dann spielt die Bildungspolitik immer eine recht große Rolle bei den bisherigen Landtangswahlkämpfen.


Das liegt schlicht daran, dass die Bildungspolitik neben der Polizeiarbeit das größte Ressorts ist, was die Länder wirklich noch frei entscheiden können.


Zitat von teacher-1:

Man könnte ein solches unabhängiges Schulgremium also auch von der Bevölkerung direkt wählen lassen.


Du müsstest wohl die Bevölkerung direkt wählen lassen, wenn eine demokratische Legitimation stattfinden sollte. Denn mal ehrlich: An den Bundesbankvorständen wie auch bei den Bundesverfassungsrichtern, die beide von Bundestag/Bundesrat gewählt werden, fühlt wohl kein Bürger, dass er an deren Ernennung beteiligt ist (mal unabhängig davon, dass manches Mal auch hier parteipolitische Erwägungen mitspielen).

Was mich aber immer mehr beschäftigt ist, ob Schule tatsächlich nach demokratischen Regeln ablaufen muss.
Ich will erklären weshalb: Letzte oder vorletzte Woche war Frau Sarrazin im Focus-Interview. Nebenbei wurden diverse prominente Menschen zu ihrer Meinung gefragt. Interessant fand ich vor allem die Aussage von Prof. Spitzer aus Ulm, der meinte, dass bei Bildungspolitik sehr selten wissenschaftliche Erwägungen eine Rolle spielen. Es geht weniger darum, wie Schüler besser oder schneller lernen, sondern es wird einfach verordnet. In der Gesundheitspolitik undenkbar, man erhebt über alles Studien und stützt sich darauf. Bei der Bildung spielt das keine Rolle.
Kurz: Demokratie ist sicher wichtig in unserem Staat, aber man sollte nicht vergessen, dass man demokratisch Naturgesetze und natürliche Begebenheiten nicht einfach "abwählen" kann.

„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“

doloresgomez
Profi (offline)

Dabei seit 09.2010
847 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 21:41 Uhr

Zitat von Cymru:



Was mich aber immer mehr beschäftigt ist, ob Schule tatsächlich nach demokratischen Regeln ablaufen muss.
Ich will erklären weshalb: Letzte oder vorletzte Woche war Frau Sarrazin im Focus-Interview. Nebenbei wurden diverse prominente Menschen zu ihrer Meinung gefragt. Interessant fand ich vor allem die Aussage von Prof. Spitzer aus Ulm, der meinte, dass bei Bildungspolitik sehr selten wissenschaftliche Erwägungen eine Rolle spielen. Es geht weniger darum, wie Schüler besser oder schneller lernen, sondern es wird einfach verordnet. In der Gesundheitspolitik undenkbar, man erhebt über alles Studien und stützt sich darauf. Bei der Bildung spielt das keine Rolle.
Kurz: Demokratie ist sicher wichtig in unserem Staat, aber man sollte nicht vergessen, dass man demokratisch Naturgesetze und natürliche Begebenheiten nicht einfach "abwählen" kann.


Meinst du die Schule selbst oder die Bildungspolitik?

Bei beidem müsste ich dir widersprechen.

Bildungspolitik: Auch die Erziehungswissenschaft gibt keine Handlungsanweisungen. Sie erklärt nur Zusammenhänge und Wirkweisen etc. Das heißt man lernt verstehen, was es bewirkt, wenn ich Schule so oder so gestalte und auf eine gewisse Art mit den Schülern umgehe. Trotzdem gibt es unterschiedliche Ziele, Ideale und Menschenbilder. Deswegen muss immer noch eine Entscheidung getroffen werden, in welche Richtung es gehen soll und das geht (in einer Demokratie) nun mal nur auf demokratischem Wege.

Schule: Wenn man das Grundgesetz ernst nimmt und die Erkenntnisse der Wissenschaft beachtet, liegt es einfach auf fachlicher Sicht nahe Schule demokratisch zu organisieren.
DerGeneral - 38
Experte (offline)

Dabei seit 05.2005
1827 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 21:51 Uhr

Zitat von teacher-1:

Zitat von DerGeneral:


Damit Schüler(innen) nie auf Lobbyisten hereinfallen (eine sehr idealistische Vorstellung!) müssen sie erst einmal lernen, wie Lobbyisten ticken - dafür würde eine solche Veranstaltung einen perfekten Rahmen geben. Und mal ganz im Ernst: Es geht hier nicht vordergründig um eine Legitimierung solcher Veranstaltungen, es ist eine Frage der Organisation und des Engagements des Lehrers. Wie bereits gesagt: Bei Klassenfahrten nach Berlin nimmt man einen kleine Unterstützung oder das Angebot des entsprechenden Bundestagsabgeordneten gerne an - da regen sich dann die Eltern auch nicht auf. Die Schule ist nicht irgendein abgeschlossenes Vakuum - sie ist Teil der Öffentlichkeit und kann sich nicht von völlig normalen Entwicklungen abschotten.Die Frage der Kompetenzenverteilung auf die Schulen selbst hat natürlich einen - wie ich finde - völlig richtigen Hintergedanken: Man kann nicht umgehend im Falle des Scheitern die Verantwortung dem Kultusministerium in die Schuhe schieben - endlich muss man selbst gerade stehen. Das heißt: Mehr Freiraum - und eben auch mehr Verantwortung!


Zunächst einmal halte ich Ideale für nichts schlechtes, außerdem brauchst Du Dir nicht einzubilden, dass ich so dumm sei zu glauben, man könne jeden erreichen. Dennoch finde ich es wichtig - genauso wie ich es geschrieben habe - dass Lehrer die Schülerinnen und Schüler zum eigenen Denken erziehen sollen. Solltest Du das falsch finden, dann würde ich das nicht nachvollziehen können.

Das Thema als Organisation oder Engagement der Lehrkraft darzustellen ist in meinen Augen töricht. Das hat damit gar nichts zu tun. Die drei Telefonanrufe sind schnell erledigt und dann hält irgendein Parteienvertreter oder Abgeordneter für mich den Unterricht und ich brauche nichts vorzubereiten. Genial, aber zu einfach und zu billig. Deine verallgemeinernde Aussage was Zuschüsse angeht und Treffen mit Abgeordneten bei Fahrten nach Berlin ist auch unrichtig. Ich habe so etwas noch nie in Anspruch genommen und würde es auch nicht tun und ich kenne zahlreiche Kollegen, die das ebenso wenig tun würden. Man sollte ncht von dem, was man einmal irgendwo mitbekommen hat, immer gleich auf alle anderen schließen.

Deine weiteren Ausführungen zum Thema Schule und Kultusministerium zeigen dann, dass Du leider - sorry - keine Ahnung hast. Das ist Dir auch nicht übel zu nehmen, weil Du den Betrieb nicht von innen kennst und auch über die Hintergründe nicht Bescheid weißt. Da ich seit mehreren Jahren bei sämtlichen Behörden des Landes, die irgendetwas mit Bildung zu tun habe, mitarbeite, kann ich Dir sagen, dass Deine Einschätzung leider vollkommen an der Realität vorbeigeht. Die Hintergründe dieser Entscheidungen sind vollkommen andere. Leider kann ich hier - das muss man bitte verstehen - keine Interna ausbreiten und so muss das genügen, was ich weiter oben bereits gepostet habe. Es ist dies auch nicht etwa bloß meine Einschätzung, sondern die zahlreicher Kolleginnen und Kollegen im Land, nicht zuletzt auich die von Schulleiterinnen und Schulleitern. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass man irgendwelche begangenen Fehler dem Kultusministerium in die Schuhe schieben will, das ist albern, so eigenständig waren die Schulen schon lange und das ist auch nicht passiert.

Schön, dann weiß ich ja jetzt mehr. Ich frage mich allerdings, warum jemand, der scheinbar so viel besser weiß wie alle anderen, nicht andere, viel höhere Ambitionen hat. Ich denke Frau Dr. Schavan oder Frau Prof. Schick würden angesichts dieser geballten Sachkenntnis ihren Stuhl fluchtartig verlassen.

GSG 9 - Helden und Verteidiger unserer Freiheit!

teacher-1
Champion (offline)

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5594 Beiträge
Geschrieben am: 29.01.2011 um 23:45 Uhr

Ah sauber - Du zeigst wieder einmal Dein schon beinahe sprichwörtliches Niveau. Nun ja, wenn Du das nötig hast und es Dir nun besser geht ... geschenkt! Manche Leute haben ein wenig Schwierigkeiten erwachsen zu werden.
Cymru - 35
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11505 Beiträge

Geschrieben am: 30.01.2011 um 01:24 Uhr

Zitat von doloresgomez:

Bildungspolitik: Auch die Erziehungswissenschaft gibt keine Handlungsanweisungen. [...]
Schule: Wenn man das Grundgesetz ernst nimmt und die Erkenntnisse der Wissenschaft beachtet, liegt es einfach auf fachlicher Sicht nahe Schule demokratisch zu organisieren.


Ich wollte mehr auf psychologische und neurodidaktische Erforschung des Problems hinaus. Die Gestaltung der Schule an sich spielt meist eine eher geringere Rolle. Es könnte höchstens so sein, dass es vielleicht vom Entwicklungsstand her sinnvoller wäre, Kinder etwa nicht schon nach der 4. Klasse zu trennen. Wie ich Schule also insgesamt gestalte (Fächerbezeichnungen und dergleichen) würden solche Erkenntnisse wohl wenig beeinflussen.

„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“

doloresgomez
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Dabei seit 09.2010
847 Beiträge
Geschrieben am: 30.01.2011 um 01:32 Uhr

Zitat von Cymru:

Zitat von doloresgomez:

Bildungspolitik: Auch die Erziehungswissenschaft gibt keine Handlungsanweisungen. [...]
Schule: Wenn man das Grundgesetz ernst nimmt und die Erkenntnisse der Wissenschaft beachtet, liegt es einfach auf fachlicher Sicht nahe Schule demokratisch zu organisieren.


Ich wollte mehr auf psychologische und neurodidaktische Erforschung des Problems hinaus. Die Gestaltung der Schule an sich spielt meist eine eher geringere Rolle. Es könnte höchstens so sein, dass es vielleicht vom Entwicklungsstand her sinnvoller wäre, Kinder etwa nicht schon nach der 4. Klasse zu trennen. Wie ich Schule also insgesamt gestalte (Fächerbezeichnungen und dergleichen) würden solche Erkenntnisse wohl wenig beeinflussen.


Die Erziehungswissenschaft bezieht die Erkenntnisse aus den von dir genannten Hilfswissenschaften mit ein. Und auch bei den Fächern bleibt das Prinzip das gleiche.
Cymru - 35
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11505 Beiträge

Geschrieben am: 30.01.2011 um 01:44 Uhr

Zitat von doloresgomez:

Die Erziehungswissenschaft bezieht die Erkenntnisse aus den von dir genannten Hilfswissenschaften mit ein. Und auch bei den Fächern bleibt das Prinzip das gleiche.


Es ist aber nur eine Einbeziehung dieser Disziplinen, sie finden keinen entsprechenden Niederschlag in der Pädagogik. Zudem fehlt es wohl an Forschung in der Pädagogik an sich.

Hab das Zitat von Prof. Spitzer wiedergefunden:
[...]Wie ein Kind lernt, ist keine Frage der Politik, ob Rot-Grün oder Schwarz-Gelb, sondern eine Frage, die sich wissenschaftlich beantworten lässt. Die Grundlagen liefert die Gehirnforschung, die Anwendung muss jedoch im Einzelnen erprobt werden. Hierzu gibt es in der Medizin klinische, translationale Forschung. Diese anwendungsorientierte Forschung gibt es im Bereich der Bildung praktisch nicht."
[Quelle: Focus Nr. 03/11 vom 17. Januar 2011]

„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“

doloresgomez
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847 Beiträge
Geschrieben am: 30.01.2011 um 01:58 Uhr

Zitat von Cymru:

Zitat von doloresgomez:

Die Erziehungswissenschaft bezieht die Erkenntnisse aus den von dir genannten Hilfswissenschaften mit ein. Und auch bei den Fächern bleibt das Prinzip das gleiche.


Es ist aber nur eine Einbeziehung dieser Disziplinen, sie finden keinen entsprechenden Niederschlag in der Pädagogik. Zudem fehlt es wohl an Forschung in der Pädagogik an sich.

Hab das Zitat von Prof. Spitzer wiedergefunden:
[...]Wie ein Kind lernt, ist keine Frage der Politik, ob Rot-Grün oder Schwarz-Gelb, sondern eine Frage, die sich wissenschaftlich beantworten lässt. Die Grundlagen liefert die Gehirnforschung, die Anwendung muss jedoch im Einzelnen erprobt werden. Hierzu gibt es in der Medizin klinische, translationale Forschung. Diese anwendungsorientierte Forschung gibt es im Bereich der Bildung praktisch nicht."
[Quelle: Focus Nr. 03/11 vom 17. Januar 2011]


Sie findet schon niederschlag in der Erziehungswissenschaft / Pädagogik, aber diese wiederum findet keine Berücksichtigung in der Bildungspolitik.
Cymru - 35
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Dabei seit 07.2005
11505 Beiträge

Geschrieben am: 30.01.2011 um 02:19 Uhr

Zitat von doloresgomez:

Sie findet schon niederschlag in der Erziehungswissenschaft / Pädagogik, aber diese wiederum findet keine Berücksichtigung in der Bildungspolitik.


Man hört allerdings wenig von bahnbrechenden Studien. Und ganz ohne Zweifel findet die Wissenschaft hier keine Berücksichtigung in der Bildungspolitik. Mit mehr Demokratisierung (das war unser Ausgangspunkt) hat das aber nichts zu tun. Wie gesagt kann man Naturgesetze nicht demokratisch abwählen.

„Handle so, dass jeder Zeit dein Handeln zur Maxime des Handelns erhoben werden kann.“

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