Die Farben leuchteten grell, der Bildschirm wirkte an diesem Morgen heller als sonst. Einen Augenblick lang hatte er den Eindruck, alles würde stillstehen. Er starrte unentwegt auf die Buchstaben. Und die Botschaft, die sie ihm entgegen schrieen: Meist gesehenes Video (heute).
Das war es, er hatte es geschafft. Das Gefühl überrollte ihn regelrecht. Denn auch wenn das sein erster Beat war, war dem 18-Jährigen klar, dass es jetzt einfach so weitergehen musste. "Ich wusste einfach, dass das erst der Anfang war", meint er. "Und mein Bauchgefühl", verrät der Jugendliche, "täuscht mich nie."

Glückwunschkarten, einen Kuchen, viele bunte Kerzen. All das fällt Niels Schönebeck ein, wenn man ihn zu den Anfängen seiner Youtube-Karriere befragt. Das Wichtigste an diesem Tag waren allerdings die Geschenke. Vor allem das eine: ein Mixprogramm.

"Es war mein 15. Geburtstag", erzählt Niels versonnen, "und wie allen in meinem Alter, war mir das Feiern erstmal wichtiger." Dass ihn das Programm, das er damals achtlos in die Ecke warf, mal so weit bringen würde, hätte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht träumen lassen. "Ich konnte erst gar nichts damit anfangen", erinnert er sich heute lachend. "Aber ich habe es ausprobiert. Irgendwann hat es Spaß gemacht und mich überzeugt." Das Ergebnis überzeugte nicht nur Freunde und Nachbarn, sondern sogar international.
Von da an ging es steil bergauf. Innerhalb von eineinhalb Jahren veröffentlichte Niels 56 Remixe, gewann eine große Fangemeinde und sahnte Youtube-Auszeichnungen ab: "Meist gesehenes Video diesen Monat", "Top Favorit heute", "Meist abonnierter Kanal global diese Woche". Mit fast jedem Video kam eine neue Auszeichnung.
"Es war zwar ganz schön", meint Niels. "Aber irgendwann wollte ich zeigen, dass ich etwas selber gemacht habe, statt nur Sachen von anderen Leuten zusammen zu schneiden." Sein Vorhaben gelang, denn trotz des Erfolgs, macht er heute keine Remixe mehr. Stattdessen gibt es einen neuen Kanal, mit dem auf  Youtube aktiv ist. Unter dem Namen "Starlight" präsentiert er dort seine Beats.

"Zwischen all den anderen Hobbys und meinem Beruf", verrät der Jugendliche," ist das mein Ruhepol." Kein Wunder, dass er den braucht, denn das andere große Hobby von Niels ist Schlittschuhlaufen. Wer den Jungen bei seinen waghalsigen Sprüngen und wilden Kurven beobachtet, der weiß, dass es dort alles andere als ruhig zugeht. "Auch mein Beruf ist anstrengend", bestätigt Niels. Er ist angehender Kindergärtner, hat die Ausbildung vor einem Jahr begonnen. Davor hat er den Alltag dort durch ein "Soziales Freiwilliges Jahr" und ein Praktikum bereits kennen gelernt. "Wenn ich von einem stressigen Tag im Kindergarten nach Hause komme, sitze ich wirklich gerne vor den PC und mixe etwas. Oder ich klimpere auf meinem Keyboard rum, dabei kommen mir die meisten Ideen." Manchmal entsteht an einem Abend sogar ein ganzer Beat. "Für meinen letzten", erläutert Niels, "habe ich zum Beispiel nur zwei Stunden gebraucht und nebenher noch telefoniert. Es kommt ganz darauf an, wie kreativ man gerade ist."

Als "Jedermannshobby" würde er das Mixen trotzdem nicht bezeichnen. "Das Wichtigste sind Takt- und Rhythmusgefühl", erläutert er. Beides scheint Niels zu haben, denn kürzlich bekam er sogar eine persönliche Mail von Youtube. Stolz verrät er: "Ich wurde zum Partnerprogramm eingeladen. Das heißt, jetzt werden Anzeigen vor meine Videos geschaltet und ich verdiene so endlich Geld mit den Beats."
"Trotzdem werde ich mir weiterhin Mühe beim Produzieren geben", stellt Niels klar. "Wie seit meinem ersten Beat.“ Er erinnert sich wieder einmal. An die grellen Buchstaben, an die Auszeichnung. Und an das Bauchgefühl, es hat ihn nicht enttäuscht.

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