mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 15:43 Uhr
Zuletzt editiert am: 21.11.2010 um 15:44 Uhr
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Ich lese hier immer wieder einen großen Unmut über die Existenz der Parteien in Deutschland, sinngemäß, dass sie sich die Pfründe gesichert hätten, eine einmalige Stellung im deutschen Recht noch dazu und eigentlich überflüssig seien.
Als Parteimensch habe ich natürlich eh eine andere Meinung, aber ich setze mal die Brille eines Wissenschaftlers auf:
das politische System in Großbritannien setzt in keinster Weise die Existenz der Parteien voraus (wer anderer Meinung ist, bitte belegen, wie), es wäre ohne weiteres möglich, das Parlament auf die Vertretung der Regionalinteressen zurück zu schrauben (dafür sind die Abgeordneten eigentlich da) und die Politik parteienfrei zu gestalten. Aber das Gegenteil ist der Fall – in kaum einem Land sind die Parteien derart mächtig und haben eine so hohe Parteidisziplin. Was ist der Grund, wenn Parteien angeblich doch überflüssig sind und sich in D. nur kraft selbst gezimmerter Rechtslage halten können?
Sachbeiträge gerne, Pöbeleien gibt es in diesem Forum eh schon genug.
Habe den Mut, selbstständig zu denken und verlass Dich nicht drauf, dass es jemand für Dich tut!
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luftprinzip - 82
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 15:46 Uhr
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Du musst doch die Legitimation für eine Existenz beweisen, nicht umgekehrt? Erklär uns warum Parteien so schön und sinnvoll sind.
I still don't believe in Germanys right to exist.
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 15:56 Uhr
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In Kurzform: Parteien schaffen, dadurch dass sie „als Ganzes“ für das Tun und Lassen einzelner Mitglieder in Haftung genommen werden, den notwendigen Spagat zwischen Außendarstellung und Sachpolitik und hinterfragen die Konzepte der Konkurrenz auf einem anderen Niveau als es Menschen, die wenns hochkommt 10 Minuten Zeit pro Tag in Politik investieren, möglich wäre. In der Antike kamen die Staaten ohne aus – weil es Heloten und Sklaven gab, die die Alltagsarbeit erledigt haben – so konnten sich alle an der Res Publica, der öffentlichen Sache, täglich einbringen. Den meisten ist es aber nur als KonsumentIn (will ich – oder nicht) möglich – also braucht es Produzenten von Konzepten in der Politik. Dies sind die Parteien.
Wie sie mit dem Auftrag umgehen steht auf einem ganz anderen Blatt....
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Der666Diablo
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:05 Uhr
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was uns sagt, wir brauchen wieder sklaven, um uns selbst aus dem sklaventum der parteien zu befreien?
Bei Geld, Sex und Kunst gibt es keinen abnehmenden Grenznutzen. http://shortlinks.de/oee9
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:09 Uhr
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Zitat von Der666Diablo: was uns sagt, wir brauchen wieder sklaven, um uns selbst aus dem sklaventum der parteien zu befreien?
Tut es nicht - es begründet, wieso das System der Antike nicht so ohne weiteres übertragbar ist. Aber Ausgangsfrage - wenn es Sklaventum ist, wieso geht es auch in GB nicht ohne?
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luftprinzip - 82
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:26 Uhr
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Zitat von Der666Diablo: was uns sagt, wir brauchen wieder sklaven, um uns selbst aus dem sklaventum der parteien zu befreien?
Bzw. wir die Sklaven sind, wie du gerade selbst erkannt hast. Wir müssen einfach alle aufhören zu arbeiten, dann haben die Parteien keine Macht mehr :)
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luftprinzip - 82
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:28 Uhr
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Zitat von mjoukov:
Tut es nicht - es begründet, wieso das System der Antike nicht so ohne weiteres übertragbar ist. Aber Ausgangsfrage - wenn es Sklaventum ist, wieso geht es auch in GB nicht ohne?
Weil es, wegen dem Wahlrecht, das möglicherweise von den machtierenden Parteien sogar durchgesetzt wurde nicht möglich ist anders in die Regierung zu kommen?
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:32 Uhr
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Doch, genau in GB gibt es bei Wahlen keinerlei Notwendigkeit für die Existenz der Parteien....
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luftprinzip - 82
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:35 Uhr
Zuletzt editiert am: 21.11.2010 um 16:36 Uhr
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Zitat von mjoukov: Doch, genau in GB gibt es bei Wahlen keinerlei Notwendigkeit für die Existenz der Parteien....
Ich meinte meinen Sozialkundelehrer vor kurzem noch gehört zu haben, genauso wie in Deutschland?
Oder nur auf regionaler Ebene?
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:42 Uhr
Zuletzt editiert am: 21.11.2010 um 16:45 Uhr
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Also nochmals die Kurzfassung: das Unterhaus besteht aus 650 Abgeordneten, die in 650 Wahlkreisen gewählt werden. Es gibt keinerlei Listen oder Ähnliches. Die Mehrheit des UH des Parlaments wählt eineN PremierministerIn, die/der die Regierung zusammenstellt. Es ist nicht einmal zwingend, dass der PM dem Unterhaus angehört, es ist auch ein Oberhaus-Mitglied denkbar. Und da die Queen frei ist, wen sie ins Oberhaus beruft, könnte eine tolle Persönlichkeit, die alle überzeugt, auch ohne jede Parteimitgliedschaft PM werden.
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:46 Uhr
Zuletzt editiert am: 21.11.2010 um 16:50 Uhr
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Nachtrag: das Oberhaus hat kaum formelle Macht mehr, kann Gesetze nur noch um ein Jahr verzögern, aber das war es auch. So ging die letzte Wahl aus - genau 1 Person ohne Pateimitgliedschaft
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pogorausch - 37
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 16:55 Uhr
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Aber wieso sollte es bitte keie Parteien geben, wer haette davon einen Vorteil?
Die Parteien koennen die Kandidaten in den Wahlkaempfen unterstuetzen, die Abgeordneten muessen nicht mehr Experten fuer alles sein, weil sie in der Partei Experten haben, die die gleichen Grundwerte haben wie sie selber, etc. Wo laege hingegen der Vorteil, keine Partei im Ruecken zu haben, also fuer den einzelnen Kandidaten/Abgeordneten.
Ausserdem hat Grossbritannien ein System mit relatier Mehrheitswahl, welches ein (Zwei-)Parteiensystem extrem wahrscheinlich macht. Weil in jedem Wahlkreis einfach der Kandidat mit den meisten Stimmen (nicht mit der absoluten Stimmenmehrheit) gewinnt, lohnt es sich fuer einen "dritten" Kandidaten nicht, anzutreten, weil er im Zweifelsfall dem nahestehenderen Gegenkandidaten Stimmen entzieht und so den gemeinsamen Gegner staerkt.
In den USA ist zum Beispiel der Gruene Ralph Nader stark dafuer kritisiert worden, weil er dem Demokraten Al Gore stimmen "weggenommen" hat, wodurch der Republikaner George Bush gewinnen konnte. Das linke Lager war zwar groesser als das rechte, aber die Stimmen haben sich auf zwei Kandidaten aufgeteilt.
Vegan warrior for life, so FUCK THE LAW!
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MackieMesser - 41
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 17:36 Uhr
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Zitat von mjoukov: Doch, genau in GB gibt es bei Wahlen keinerlei Notwendigkeit für die Existenz der Parteien....
Das zeigt doch, dass Parteien nichts weiter sind als Interessenverbände mit dem Ziel der Selbsterhaltung. Parteistrategie über alles. Das passiert wenn Wettbewerb außer Kraft gesetzt wird. Schon mal überlegt, dass die Parteien in Deutschland nichts weiter sind als die EnBw Eon,.... in der Energiebranche? Wir haben kein System wo sich Leute einfach aufstellen lassen können und mit ihren Argumenten antreten können.
Jeder muss den langen weg des Arschkriechens gehen und nur wenige schaffen es mit Kometenz.
Parteien sind aus einer vergangenen Zeit. Es müssen neue Konzepte geschaffen werden, wo sich kompetente Cluster bilden können, ohne das Parteipolitik dahinter steht. Schauen wir uns die Piraten an. Die Piraten scheitern daran, dass sie eine Partei werden wollen. Sie wollen jeden Kram abdecken, den sie eigentlich gar nicht besetzen können. So ist das auch in Parteien.
Wieso muss ich die Grünen wählen wenn ich nur Winfried Nachtwei will?
Wieso muss ich die CDU wählen wenn ich nur Gutenberg will?
Wieso muss ich die SPD wählen, wenn ich .. ähhmm. lassen wir mal
Aus der FDP kann auch nur die Leutheuser leiden.
Zudem sollten Sachen wie Lobbygesetze nicht von Parteien entschieden werden.
Alles suboptimal. Egal was man wählt, man muss den Ratrenschwanz an Inkompetenz mitnehmen. Deshalb wird die Wahlbeteiligung weiter sinken - und das zeigt dass unsere Umsetzung der Demokratie überhaupt nicht funktioniert.
Es stellen sich auch Fragen, wieso wir den Bundestag wählen? Soll doch der Bundesrat die Kandidaten wählen.
Dann noch wahlen bitte auf einen Tag wählen, dann würde diese Nation schon deutlich schneller werden in ihrer Entwicklung.
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 17:44 Uhr
Zuletzt editiert am: 21.11.2010 um 17:45 Uhr
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Blödsinn!
1. In GB können die Leute sich einfach aufstellen lassen - und? Sieht die Wirklichkeit anders aus?
2. Auch Einzelkandidaturen sind in D. möglich.
3. Die Gründung der Parteien ist frei,
4. Auf kommunaler Ebene können Personen gewählt werden - aber auch sie sog. "freien" Verbände sind von Parteien kaum zu unterscheiden...
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MackieMesser - 41
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 17:51 Uhr
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Zitat von mjoukov: Blödsinn!
1. In GB können die Leute sich einfach aufstellen lassen - und? Sieht die Wirklichkeit anders aus?
2. Auch Einzelkandidaturen sind in D. möglich.
3. Die Gründung der Parteien ist frei,
4. Auf kommunaler Ebene können Personen gewählt werden - aber auch sie sog. "freien" Verbände sind von Parteien kaum zu unterscheiden...
Das hilft Dir recht wenig, solange die allgemeine politische Struktur nicht fördert. Parteien haben ein zu hohes Gewicht. Dies zu ändern bedeutet mehr als Gesetze zu ändern. Es wäre auch eine Reform in den Köpfen der Menschen und vor allem der Medien.
Kommunal ist nicht Landespolitik. Da liegt der Hund begraben. Kommunal funktioniert das auch oft recht gut.
Aber Du hast es ja schon zugegebn. Es geht um Macht und Selbsterhaltung. Wieso also den Ast absägen worauf man sitzt?
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mjoukov - 43
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 18:09 Uhr
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Eine Reform in den Köpfen ist ein Widerspruch in sich. Die kann nie von jetzt auf nachher folgen. Wann habe ich zugegeben, dass es um "Selbsterhalt" geht?
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