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Mit der Fußball-WM 2006 hatte der Berliner Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele so seine Schwierigkeiten: Die zahlreichen Flaggen, etwa an Autos und Balkonen, verursachten ihm "ein unwohles Gefühl". Vertreter von Union und FDP sind empört. Ein CDU-Politiker wirft Ströbele gar Senilität vor.
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Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist mit Äußerungen über die Deutschlandflagge auf scharfe Kritik gestoßen. Er hatte im Deutschlandfunk gesagt, dass ihn eine übermäßige Beflaggung ein wenig „an nationale Überbetonung, an nationalistische Tendenzen“ erinnere. Der Bundestagsabgeordnete aus Kreuzberg bezog sich dabei auf die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
Ströbele sagte, er habe sich während der WM, als Flaggen „überall und in Massen, an Autos, in Gärten und an Balkonen“ zu sehen waren, „doch etwas unwohl gefühlt“. Gegen die normale Beflaggung beispielsweise auf dem Reichstagsgebäude habe er nichts.
An dem Fahnenmeer während der WM habe ihm das „nationale Raushängen“ nicht gepasst, sagte Ströbele. „Da hatte ich ein unwohles Gefühl in der Magengegend.“ Er möge es auch nicht, wenn er das in anderen Ländern sehe, beispielsweise in den USA.
Auf die Frage, ob er selbst überhaupt eine Flagge besitze, antwortete Ströbele: „Nein, eigentlich nicht, aber ich habe mir bei der letzten Fußballeuropameisterschaft in Kreuzberg ein Fähnchen geben lassen, auf dem auf der einen Seite die türkische Flagge ist und auf der anderen Seite die deutschen Farben. Das ist ganz nett.“
Politiker von Union und FDP reagierten mit Empörung auf Ströbeles Äußerungen. CDU-Präsidiumsmitglied Philipp Mißfelder sprach in der „Passauer Neuen Presse“ von einer „Verhöhnung“. Mißfelder, der auch Vorsitzender der Jungen Union ist, sagte der Zeitung, Ströbeles Äußerungen seien „der Würde des Bundestags nicht angemessen. Herr Ströbele muss sich fragen, warum er in Deutschland im Parlament sitzt und nicht anderswo.“
Der CDU-Rechtspolitiker Jürgen Gehb wurde mit den Worten zitiert, Ströbele sei ein „Politclown, ein Wirrkopf, bei dem inzwischen noch ein wenig Altersstarrsinn und Senilität hinzu kommen.“ Ströbele ist 69 Jahre alt.
Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, nannte Gehbs Äußerung seinerseits unverschämt und beleidigend. Sie „entsprechen nicht den Gepflogenheiten des Umgangs der Parlamentarier miteinander“, sagte Beck der Nachrichtenagentur AP.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis bezeichnete Ströbeles Äußerungen als „völlig deplaziert“. „Wenn Herr Ströbele ein gebrochenes Verhältnis zu seinem Vaterland hat, muss er das nicht an die große Glocke hängen. Abgeordnete sollten ein respektvolleres Verhältnis zu den Symbolen der deutschen Nation haben“, sagte er.
seiner Meinung nach nicht einmal im eigenen Wahlkreis auf Verständnis stoße. „Wenn sich Herr Ströbele für die deutsche Fahne schämt, versteht ihn kein Türke in seinem Kreuzberger Kiez.“
CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg sagte spöttisch: „Es kann einen ja fast das Mitgefühl übermannen bei der Vorstellung, dass Herr Ströbele sich jeden Morgen mit flauem Gefühl in der Magengegend in den Berliner Reichstag zwingen muss, weil oben die Flaggen schwarz-rot-gold wehen – und zwar ohne türkischen Halbmond auf der Rückseite.“ Irgendwann fordere Ströbele „bestimmt noch, dass wir einen Halbmond in unserer Flagge aufnehmen sollen“.