Zitat von GreenGecko12:
Ich habe hier schon länger nichts mehr gepostet und das wird voraussichtlich auch
so bleiben. Aber ich habe in letzter Zeit wieder einmal über dieses Thema nachgedacht und möchte
euch meine Meinung mitteilen. Vorerst gesagt, ich bin Christ.
Zuerst einmal will ich nichts zum konkreten Thema des Threads sagen- denn diese Frage kann ich
nicht beantworten. Das können keine Theisten und keine Atheisten. Wenn es aber darum geht, die
Wahrscheinlichkeit, dass es einen Gott gibt, zu senken, sind die Atheisten klar im Vorteil. Sie haben
die Logik auf ihrer Seite. Denn auf den vielen Seiten, die uns Atheisten in diesem Thread gezeigt
haben, werden einige Gründe, warum wir an einen Gott glauben oder glauben sollten, logisch
widerlegt. Dagegen ist nichts einzuwenden, rein theoretisch stehen die Chancen auf einen Gott, wie
wir oder zumindest der Großteil der Christen sich ihn vorstellen, schlecht.
Das lässt darauf schließen, dass wir ohne logische Begründung an Gott glauben. Soweit ich das
verstanden habe, ist das auch die Hauptmotivation des Atheismus- nicht zu glauben, weil es nicht
logisch erscheint. Dann müsste jedoch noch die Frage aufgeworfen werden, wie sich das
Christentum über 2000 Jahre lang gehalten und es zur größten Religion der Welt geschafft hat.
Doch dazu später mehr.
In diesem Thread findet man häufig Kritik an der Bibel. Seltsamerweise wird jedoch nur das Alte
Testament kritisiert- von Kritik am Neuen Testament habe ich noch nichts gelesen. Im Gegensatz
zur (begründeten) Kritik an der logischen Begründung unseres Glaubens finde ich diese Art von
Kritik unangemessen. Jeder Christ, ob katholisch oder evangelisch, weiß, vorausgesetzt, er hat
sich eine Weile mit seinem Glauben befasst, dass das Alte Testament nichts als eine uralte
Geschichtensammlung ist. Wir sind uns einig, dass es keinen Adam und keine Eva gegeben hat,
diese Geschichten sollen nur gewisse Werte verdeutlichen bzw zeigen, was diese Menschen zu
der Zeit geglaubt haben bzw uns einfach nur mitteilen, wie sich das Christentum entwickelt hat.
Diese Verse sind nicht von Gott erschaffen worden, sondern von Geschichsschreibern. Für mich
und die meisten Christen ist das Alte Testament nicht viel mehr als das oben Beschriebene.
Anhand einiger weniger Textstellen im A.T. beweisen zu wollen, dass der christliche Gott grausam
ist, finde ich deshalb unangebracht.
Was für uns Christen wirklich zählt, sind die Lehren des Neuen Testaments. Am Beispiel Jesu
kann man sehen, dass dieser auch nicht wollte, dass wir die Bibel als Dogma sehen, während er
selbst einige der 10 Gebote missachtete. Sollen uns diese Erzählungen nicht auch zeigen, dass wir
keinen Zwang im Glauben besitzen? Jesus machte den Menschen klar, dass Gott lange nicht so
streng ist, wie es im A.T. beschrieben wurde. Somit kann man die Bedeutung der beiden einfach
zusammenfassen: A.T. -1, N.T. +1, was sich gegenseitig ausgleicht.
Doch nicht nur Kritik am Alten Testament ist hier zu finden. Dass unser Glaube negative
Wirkungen auf das Weltgeschehen hat, zeigen uns die Atheisten anhand vieler geschichtlich
nachgewiesener Besipiele- allen voran die Kreuzzüge und die Inquisition. Dazu möchte ich nur
eines sagen: Religion wurde schon immer von Menschen ausgenutzt und für ihre Zwecke
missbraucht. Das ist auch schon zu Anbeginn der Menschheit so gewesen, als der Kluge unter
den Dummen seinen Kameraden anbot, die Götter zu einem gewissen Preis günstig zu stimmen.
Ist das denn Grund genug, darauf zu schließen, dass der jeweilige Gott grausam ist? Denn dieser
Missbrauch kam und kommt in allen Religionen vor- und auch im Atheismus. Beispiel
Kommunismus.
Aber wie habe ich es formuliert? Der Kluge unter den Dummen? Basiert unser Glaube also in
Wirklichkeit auf Unwissenheit und Angst? So gesehen, ja. Daraufhin lässt sich also sagen, dass
der Atheismus eine neue Stufe der Evolution, ja, den geistigen Fortschritt der Menschen
symbolisiert. Ist es nicht ein Schritt nach vorn, wenn sich Menschen von dieser "Lüge" losreißen
können, frei von irgendwelchen Vernebelungen und Illusionen? Ja und Nein.
Denn nun komme ich darauf zurück, was uns Christen denn noch an unserem Glauben hält,
obwohl wir sehen, dass wir keinen Grund mehr dazu haben. Ich habe einmal einen interessanten
Satz gelesen: Mensch statt Gott. Damals habe ich mir noch nicht besonders viel dabei gedacht, ich
war fast der Meinung der Atheisten, dass heutzutage keines Gottes mehr bedarf. Doch ob es einen
Gott gibt oder nicht, ob er nun ist wie in der Bibel beschrieben oder völlig anders, der Mensch darf
sich nicht an die Spitze stellen. Damit will ich nicht sagen, dass der Mensch sich nicht ständig
weiterentwickeln soll, sondern dass er nun einmal nicht alles tun darf, wozu er in der Lage ist. Wir
Menschen haben gewisse Grenzen, die es nicht zu überschreiten gilt, und Werte, die nicht
verlorengehen sollen. Diese Werte sind besonders jetzt, wenn wir uns besonders schnell
entwickeln und unsere Möglichkeiten nahezu ins Unendliche steigen mögen, wichtig. Und ich bin
der Meinung, dass durch die Religion diese Werte erhalten bleiben. Sollte sich der Mensch
endgültig von Religion distanziert haben, so fürchte ich, werden sie nach und nach
dahinschwinden, bis sie irgendwann keine Bedeutung mehr haben werden.
So... das war jetzt meine Meinung dazu. Danke fürs Lesen
