Forum / Young Life / Schieflage unsere Gesellschaft

Der Anlass für diesen Thread war ein Anderer, der gerade aufgemacht wurde, allerdings, bis ich meine Antwort absenden konnte, schon wieder gelöscht war(danke -.-).. Der Titel war "Ist Robert Enke mehr wert als du und ich" und so bescheuert diese Frage auch sein mag, denn prinzipiell geben wir in unserer freien deutschen Gesellschaft ja in der Mehrheit vor, nach dem Grundsatz zu leben, dass jeder Mensch gleich viel wert sei, so berechtigt finde ich sie im Gegenzug allerding auch!
Ich nehme Enkes Selbstmord hier einfach mal als willkürliches, allerdings ziemlich zeitnahes Beispiel heran(es gibt genügend andere Fälle, die meine Kritik an unsere Gesellschaft stützen).
Was für ein Hype ging durch die Medien, als sein Selbstmord publik wurde?!.. Auf jedem Sende war es tagelang gefühlte 24 Stunden am Tag zu sehen. Jede Menge Diskussionsrunden, Dokumentationen und Liveübertragungen von trauernden Menschen.. Dass vieles was die Medien heut zu Tage für Einschaltquoten abziehen, indiskutabel ist, möchte ich hierbei auch mal außenvor lassen, vielmehr geht es mir um diese "trauernden" Menschen, die sich zu kollektiven Weinkrämpfen zu hunderttausenden zusammenfinden.
Keine Frage, ich halte das, was passiert ist, ebenso für eine schreckliche Tragödie und mir tut die ganze Sache leid, vor allem für die Hinterbliebenen. Doch mit Hinterbliebenen meine ich die Familie und enge Freunde und Bekannte und garantiert nicht diese genannten Menschenansammlungen die gemeinsam ihre Trauer zum Ausdruck bringen, während am selben Tag zig Kinder in Afrika, deren Leben mit Sicherheit weit aus schrecklicher verlief, als das Leben Enkes, misshandelt werden oder an Hunger sterben. Genauso wenig habe ich derart große Menschentrauerzüge gesehen, wenn ein Jugendlicher, der im Gegensatz zu Enkes noch einiges an Lebensjahren mehr vor sich hatte, vor lauter Kummer aus Liebe oder anderen Gründen von einem Hochhaus stürtzt.
Wieso werden da keine Tränen hinterher geweint? Wieso führt man da keine langen Medienaufklärungsprozeduren durch?
Denkt unsere Gesellschaft überhaupt noch nach im Alltag? Werden täglich all' die grausamen Dinge, die auf diesem Planeten geschehen einfach ausgeblendet und wenn man dann durch die Medien dazu genötigt ist, einmal hinzusehen und zu hinterfragen, entläd sich alles in diesen riesen Trauerfeiern?

Ansonsten haben wir doch auch eine so große Reizüberflutung, dass viele von uns so abgestumpft sind, dass man über beinahe tägliche Meldungen wie "16 Tote durch Selbstmordanschlag in Isreal getötet", garnicht mehr nachdenkt und auf die Idee kommt, dass hinter den Opfern genauso komplexe Lebensläufe, genauso Kinder, die den Vater verloren haben, genauso Lebenspartner, die ihre bessere Hälfte verloren haben, stecken können, wie es bei Enkes der Fall war.
Es macht mir alles durchaus den Eindruck, als wären manche Menschen mehr wert als andere...(nur weil sie gut Bälle halten können?!)

Was ist nur los mit uns.. Kann mir dieses Phänomen bitte jemand mal erklären?