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Her

Narcoleptic - 37
Profi (offline)

Dabei seit 11.2004
792 Beiträge

Geschrieben am: 20.04.2014 um 13:02 Uhr
Zuletzt editiert am: 20.04.2014 um 16:52 Uhr

Mein Kinokritik zu dem Film "Her" mit Joaquin Phoenix .

https://www.youtube.com/watch?v=6Gb2gfXX454

Nach all den überschwänglich positiven Kritiken entschied ich mich den Film "Her" in einem der wenigen Arthouse-Kinos in der Nähe anzusehen. Nach dem Oscar für das beste Originaldrehbuch bei den Oscars 2014 konnte man noch lang nicht davon ausgehen, dass es sich hierbei tatsächlich um einen guten Film handelt. Selbstverständlich beurteile ich das total subjektiv, aber wenn ich sehe das filmische Gurken wie "Gravity" mit 7 Oscars überhäuft werden, dann bestätigt sich mein Eindruck der letzten Jahre. Den "Bester Film"- Oscar gewinnt nur der Film, der tatsächlich auf geschichtlich (zumindest angeblich) realen Ereignissen beruht (12 Years a slave, The King's Speech, Argo) oder wie in obigem Beispiel mit seinem Effektfeuerwerk in 3D punktet, obwohl dieser wenigstens nicht mit dem wichtigsten aller Filmoscars geehrt wurde. Und achja... Oscars gewinnt nur der Schauspieler, in dessem Namen die Wortkonstellation Leonardo DiCaprio nicht auftaucht.

Zu viele Enttäuschungen bringt das heutige Mainstream-Kino hervor. Need for Speed, Battleship, Transformers, Gravity, Pacific Rim etc. um ein paar Beispiele zu nennen. Und warum überflutet solcher Einheitsbrei die Kinos? Weil es funktioniert! Produzenten werden in ihrer Meinung bestätigt, dass das heutige Publikum mehr wert auf teure Effekte und Blockbuster-Feeling legt, als auf eine interessante Story.
Doch manchmal, aber nur manchmal kommt man dann doch einen Film wie "Her" zu Gesicht, der einem auch nach dem Kinobesuch nachdenklich stimmt und das moderne Leben mit all seinen Privilegien mit einer cleveren Idee und auf eine intelligente Art und Weise hinterfragt.

Wir schreiben eine gar nicht so allzu ferne Zukunft. Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) ist in seinem Job ein echter Durchstarter. Es ist nämlich an ihm mittels modernster Spracherkennungs-Software Liebesbriefe für seine Klienten zu verfassen, die diese ihm in Auftrag geben. Er ist ein wahres Ass darin Menschen mit seiner philosophischen und sensiblen Lyrik zu bewegen und ist daher bei seinem Kundenstamm und Publikationen sehr beliebt. Das war es dann zunächst mit all der Leidenschaft und Liebe in seinem Leben. Er lebt mit seiner Frau Catherine (Atemberaubend schön: Rooney Mara (Verblendung)) in Scheidung, vergnügt sich mit Computerspielen und hat bizarren Telefonsex mit anderen einsamen Seelen der Nacht. In Wahrheit besteht aber seit der Trennung von Catherine keine echte Freude mehr in seinem Leben. Er legt sich eine spezielle Software für seinen Computer zu, einen sogenannten OS (Operating System). Ihr Name ist Samantha, hat eine eindringliche weibliche Stimme, Charme und ein echtes Bewusstsein durch künstlich geschaffene Intelligenz. Eine Software also die sich quasi mit ihm unterhält, lästige Kleinigkeiten für ihn abarbeitet, belesen ist und ganz nebenbei, so scheint es, ihm die Leere in seinem Leben raubt. Doch was wenn er dadurch Gefühle zu einem nicht real existierenden Wesen aufbaut?...

Ich schätze es wird zwei Sorten von Menschen geben. Die einen werden (wollen oder können?) sich auf die Geschichte überhaupt nicht einlassen und finden allein die Idee dahinter total absurd. Oder aber die anderen, die sich auf diese vielschichtige Geschichte einlassen und dadurch mit einem kleinen Meisterwerk belohnt werden. Nachdem der Regisseur Spike Jonze sich mit Filmen wie dem ebenfalls innovativen "Being John Malkovich" und Nicolas Cage's letzten erwähnenswerten Film "Adaption" einen Namen gemacht hatte, schuf er also "Her". Ein Film der in vielen Punkten absolute Faszination in sich birgt. Das weibliche Operating System Samantha erhält so viel Profil und Charakter wie es mir paradoxerweise in keiner anderen Liebesromanze der letzten Jahre aufgefallen ist und das obwohl in diesen Filmen in der Regel die Hauptdarstellerin leibhaftig zu sehen ist. Samantha gewinnt allein durch ihre stimmliche Präsenz, deren Tonfall stets Freude, Trauer, Wut und Eifersucht offenbart einen fasst schon greifbaren Charakter, sodass man als Zuschauer irgendwann selber nicht mehr glauben kann, dass es sich bei Samantha um keine reale Person handelt. Und so kann man die aufrichtige Beziehung, die Theodore mit seinem Computer führt nachvollziehen, da auch im Laufe des Films bekannt wird dass OS nicht darauf programmiert werden sich in den Benutzer der Software zu verlieben. Manche OS lassen sogar die Zuneigungen ihres Nutzers abblitzen, sodass die Computersoftware noch weiter vermenschlicht wird bis sie schlussendlich die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den realen Menschen unnötig macht.

Interessant ist auch der körperliche Aspekt. Wenn Theodore sich mit einer realen Frau trifft schwingt in der Stimme des Computers Samantha Eifersucht mit und auch die Wut über den Umstand, dass sie ihn niemals so berühren würde wie es ein echter Mensch könnte. Es scheint so als wäre Samantha ein vollwertiger Mensch, genauso fernab von der Perfektion wie alle von uns. Was sie unheimlich liebenswert und spürbar macht. Auch Reisen mit ihr zusammen sind möglich, sie sammelt Eindrücke durch die Kamera von Theodores Smartphone, welches er stets in seiner Hemdtasche mit sich trägt und durch das auch sie für ihre eigene Existenz dazu lernt. Sie erfindet selbständig Klaviermelodien als Erinnerungen an besondere Momente und Reisen mit Theodore, in der tragischen Gewissheit, dass sie sich niemals auf einem der Urlaubsfotos zusammen mit ihrem Liebsten wiederfinden wird. Es scheint als wären die beiden unzertrennlich aber doch unendlich weit voneinander entfernt. Getrennt durch die Wand einer anderen Dimension.

Mich hat der Film unheimlich ergriffen und bewegt, was nicht zuletzt auch an der wundervollen Filmmusik von der kanadischen Band Arcade Fire bzw. dem Komponisten Owen Pallett lag. Auch wenn man kein Fan von klassischen Liebes-Romanzen ist, was ich vollkommen nachvollziehen kann, würde ich diesen Film jedem über alle Maßen empfehlen. Ich habe schon wirklich vieles gesehen. Aber seltenst sowas derart innovatives und bewegendes.

"Her" ist meiner Meinung nach nicht weniger als ein Meisterwerk in einer Kinowelt, die außer einem Meer von Fortsetzungen, Einheitsbrei und Uninspiriertheit nicht mehr viel zu bieten hat. Ausnahmen wie diese bestätigen die Regel. Daher von mir die Höchstwertung...

10/10 Punkte!

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Don´t do drugs...

le_mon - 31
Experte (offline)

Dabei seit 02.2011
1771 Beiträge

Geschrieben am: 20.04.2014 um 13:55 Uhr

Zitat von Narcoleptic:


"Her" ist meiner Meinung nach nicht weniger als ein Meisterwerk in einer Kinowelt, die außer einem Meer von Fortsetzungen, Einheitsbrei und Uninspiriertheit nicht mehr viel zu bieten hat. Ausnahmen wie diese bestätigen die Regel.


Das würde ich genau so unterschreiben.

Aber entweder lags daran, dass mein Englisch (im originalton angeschaut) nicht ganz auf der Höhe war oder ich einfach nicht genug aufgepasst habe, denn warum "Sie" irgendwann verschwindet, war mir nicht ganz klar, es hat mich verwirrt und ein wenig unbeantwortet stehen gelassen.

Darum nicht ganz die Top-Wertung.

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FakeJew - 8
Anfänger (offline)

Dabei seit 06.2013
24 Beiträge
Geschrieben am: 20.04.2014 um 14:48 Uhr

>69/10 would bang "Her" again ( ͡° ͜ʖ ͡°) - Fakejew
Jonsen - 36
Experte (offline)

Dabei seit 02.2006
1565 Beiträge

Geschrieben am: 20.04.2014 um 16:13 Uhr

Hört sich gut an.
Narcoleptic, hast du den Film auch in Englisch angeschaut? Da ja wohl ziehmlich viel von der Stimme abhängig ist würd mich interesieren ob man den Film auch in Deutsch anschauen kann oder hat man dann zuviele einbußen.

Achtung! Dieser Post könnte Ironie oder Sarkasmus enthalten.

Narcoleptic - 37
Profi (offline)

Dabei seit 11.2004
792 Beiträge

Geschrieben am: 20.04.2014 um 16:51 Uhr

Zitat von Jonsen:

Hört sich gut an.
Narcoleptic, hast du den Film auch in Englisch angeschaut? Da ja wohl ziehmlich viel von der Stimme abhängig ist würd mich interesieren ob man den Film auch in Deutsch anschauen kann oder hat man dann zuviele einbußen.


Also ich hab den Film in der deutschen Synchro gesehen. Ich bin auch gespannt auf die Englische. Aber da werde ich wohl auf die BluRay warten. Ich kann nur sagen, dass die deutsche Synchro sehr gelungen ist. Die weibliche Stimme enthält sehr viel Charme. Ebenso die Synchronstimmen von Joaquin Phoenix, Rooney Mara und Amy Adams waren sehr passend. Ich kann ihn demnach in der Synchro empfehlen. Kann ja nur besser werden auf Englisch, was Angesichts meiner Wertung kaum noch möglich ist ;)

Don´t do drugs...

Jonsen - 36
Experte (offline)

Dabei seit 02.2006
1565 Beiträge

Geschrieben am: 20.04.2014 um 18:12 Uhr

Dann in Deutsch. Manchmal gefällt mir auch die synchronisierte Version besser.

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nemophilie - 33
Halbprofi (offline)

Dabei seit 01.2014
309 Beiträge

Geschrieben am: 28.04.2014 um 06:36 Uhr

Zitat von Jonsen:

Dann in Deutsch. Manchmal gefällt mir auch die synchronisierte Version besser.


Sieh ihn dir auf jeden Fall in der Originalfassung an. Was Scarlett Johansson stimmlich kann, ist großartig!
Ich sah mir im Anschluss an den Kinofilm noch den deutschen Trailer an und fand vor allem Phoenix' Synchronstimme wieder ziemlich unpassend-meh.

Don't be sad because of people - they will all die.

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