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Forum / Musik
Maurice ravel: Bolero

dreiohrhase
Anfänger
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Dabei seit 12.2009
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 20:15 Uhr
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weiß jm von euch warum er zum impressionismus und nicht zum expressionismus gehört?
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Goatlordlord - 42
Experte
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Dabei seit 02.2009
1762
Beiträge
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 20:20 Uhr
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Nein, weiß ich leider nicht
Aber warum ist das überhaupt wichtig? Das ist ein verdammt gutes Stück Musikgeschichte, und da ist mir völlig egal, wo man das zuordnet!
Ich saufe, ich zocke und ich mißbrauche meine Macht!
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dreiohrhase
Anfänger
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Dabei seit 12.2009
7
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 20:22 Uhr
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naja ich würde es von den merkmalen her eher dem expressionismus zuordnen, es ist aber ein impressionistisches stück :(
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noctilux - 38
Fortgeschrittener
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Dabei seit 05.2010
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 20:28 Uhr
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Zitat von dreiohrhase: naja ich würde es von den merkmalen her eher dem expressionismus zuordnen, es ist aber ein impressionistisches stück :(
Quatsch. Ravel ist kein Stück Expressionismus, auch wenn es irgendwann mal taktweise anklingen dürfte. Vergleich doch einfach mal das Sacre von Stravinskij mit Ravels Musik. Die Richtung Freitonalität, die Ravel eingeschlagen hat, hat Stravinskij in wesentlich krasserer Weise durchgesetzt und damit der Atonalität eines Schönberg die Wege bereitet. Gegen den Expressionismus im Bolero spricht die - vordergründige - Wohlgeordnetheit des Werks, die klassischen Strukturen, was weiß ich (hab das Stück jetzt nicht in Partitur vor mir liegen), aber die Phrasen kommen schon fast an die klassizistische 8Takte-Phraserei ran. Von diesem Fesseln löst sich ein Expressionist völlig, die Impressionisten waren da noch etwas mehr verbunden. Das Stichwort Polytonalität taucht im Bolero noch gar nicht auf, das Explodieren der Tonalität bleibt noch im Rahmen, wohingegen wir bei typisch expressionstischer Musik eine vollkommene Loslösung von allen Zwängen und Regeln haben. Auf gut Deutsch: Der Bolero ist für den Expressionismus zu brav.
Schöne Grüße.
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Goatlordlord - 42
Experte
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Dabei seit 02.2009
1762
Beiträge
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 21:00 Uhr
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Zitat von noctilux: Zitat von dreiohrhase: naja ich würde es von den merkmalen her eher dem expressionismus zuordnen, es ist aber ein impressionistisches stück :(
Quatsch. Ravel ist kein Stück Expressionismus, auch wenn es irgendwann mal taktweise anklingen dürfte. Vergleich doch einfach mal das Sacre von Stravinskij mit Ravels Musik. Die Richtung Freitonalität, die Ravel eingeschlagen hat, hat Stravinskij in wesentlich krasserer Weise durchgesetzt und damit der Atonalität eines Schönberg die Wege bereitet. Gegen den Expressionismus im Bolero spricht die - vordergründige - Wohlgeordnetheit des Werks, die klassischen Strukturen, was weiß ich (hab das Stück jetzt nicht in Partitur vor mir liegen), aber die Phrasen kommen schon fast an die klassizistische 8Takte-Phraserei ran. Von diesem Fesseln löst sich ein Expressionist völlig, die Impressionisten waren da noch etwas mehr verbunden. Das Stichwort Polytonalität taucht im Bolero noch gar nicht auf, das Explodieren der Tonalität bleibt noch im Rahmen, wohingegen wir bei typisch expressionstischer Musik eine vollkommene Loslösung von allen Zwängen und Regeln haben. Auf gut Deutsch: Der Bolero ist für den Expressionismus zu brav.
Schöne Grüße.
Wirklich sehr beeindruckende Analyse. Es scheint ja doch tatsächlich noch Menschen zu geben, die sich wirklich mit etwas auseinandersetzen, bevor sie hier irgendwas schreiben.

Ich saufe, ich zocke und ich mißbrauche meine Macht!
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Blackmore - 39
Halbprofi
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Dabei seit 05.2005
393
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 21:01 Uhr
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Der Bolero nimmt halt ne Sonderstellung ein...
Die ganzen Effekte des Stückes werden ja ausschließlich durch die unterschiedliche Instrumentierung erzeugt.
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noctilux - 38
Fortgeschrittener
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Dabei seit 05.2010
84
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 21:18 Uhr
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Zitat von Blackmore: Der Bolero nimmt halt ne Sonderstellung ein...
Die ganzen Effekte des Stückes werden ja ausschließlich durch die unterschiedliche Instrumentierung erzeugt.
Sonderstellung wo? Bei Ravel? Das ja, aber aus anderen Gründen. Im Expressionismus nimmt der Bolero natürlich eine Sonderstellung ein, da er diesem nicht zuzurechnen ist. Expressionismus in der Musik hat auch DEFINITIV nichts mit Effekten zu tun - sondern mit der Behandlung von Rhythmik und Tonalität (!). Selbst Telemann und Rameau hatten schon - für ihre Zeit - krasse Effekte drin gehabt, und Telemann und Rameau waren alles andere als expressionstisch.
Die Instrumentierung beim Bolero ist so lala eigentlich als "normal" zu bezeichnen - worin das Besondere des Boleros liegt, ist, dass hier zwei oder drei Themen aufgenommen, aber nicht durchgeführt und damit weiterentwickelt, sondern nebeneinander gereiht werden. Das thythmische Ostinato der kleinen Trommel, die Monothematik und halt der große Krach zum Schluss, das ist das, was den Bolero ausmacht. Und Monothematik hatten wir schon bei Liszt, und das Aneinanderreihen der Themen schon bei Chopin - also wo ist das Expressionstische am Bolero? ...
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dreiohrhase
Anfänger
(offline)
Dabei seit 12.2009
7
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Geschrieben am: 21.11.2010 um 21:48 Uhr
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Zitat von noctilux: Zitat von dreiohrhase: naja ich würde es von den merkmalen her eher dem expressionismus zuordnen, es ist aber ein impressionistisches stück :(
Quatsch. Ravel ist kein Stück Expressionismus, auch wenn es irgendwann mal taktweise anklingen dürfte. Vergleich doch einfach mal das Sacre von Stravinskij mit Ravels Musik. Die Richtung Freitonalität, die Ravel eingeschlagen hat, hat Stravinskij in wesentlich krasserer Weise durchgesetzt und damit der Atonalität eines Schönberg die Wege bereitet. Gegen den Expressionismus im Bolero spricht die - vordergründige - Wohlgeordnetheit des Werks, die klassischen Strukturen, was weiß ich (hab das Stück jetzt nicht in Partitur vor mir liegen), aber die Phrasen kommen schon fast an die klassizistische 8Takte-Phraserei ran. Von diesem Fesseln löst sich ein Expressionist völlig, die Impressionisten waren da noch etwas mehr verbunden. Das Stichwort Polytonalität taucht im Bolero noch gar nicht auf, das Explodieren der Tonalität bleibt noch im Rahmen, wohingegen wir bei typisch expressionstischer Musik eine vollkommene Loslösung von allen Zwängen und Regeln haben. Auf gut Deutsch: Der Bolero ist für den Expressionismus zu brav.
Schöne Grüße.
danke!
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