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Basso und Mancebo ausgeschlossen
STRASSBURG, 30.06.06 (rsn) - Die Organisatoren der 93. Tour de France haben am Freitag alle Radprofis ausgeschlossen, deren Namen im Zusammenhang mit dem spanischen Dopingskandal genannt werden. Darauf haben sich die Teamchefs laut Tour-Direktor Christian Prudhomme geeinigt. Suspendiert sind damit unter anderen Jan Ullrich und Oscar Sevilla von T-Mobile, Ivan Basso aus Italien sowie die Spanier Francisco Mancebo und Joseba Beloki.
CSC suspendiert Basso
STRASSBURG, 30.06.06 (rsn) - Der Italiener Ivan Basso, der große Favorit bei der Tour de France, ist von seinem CSC-Team suspendiert worden wegen seiner Involvierung in die spanische Dpopingaffäre. Das gab sein Teamchef Bjarne Riis am Nachmittag soeben bekannt.
Aus für Ullrich
STRASSBURG, 30.06.06 (rsn) - Der radsportliche Supergau trat am Freitag um kurz nach halbzehn in einem kleinen Dörfchen namens Plobsheim unweit von Straßburg ein. Im repräsentativen Golfresort Klempferhof, einer grünen Erholungsoase, sollte eigentlich das Tour-Team bei einem Pressefrühstück in stilvollem Rahmen den Medien präsentiert werden. In der idyllischen Atmosphäre, die an die Kulisse einer Rosamunde-Pilcher Verfilmung erinnert, gab es unter den rund 100 Journalisten jedoch von Anfang an nur ein Thema. Der Dopingverdacht gegen Jan Ullrich lag nicht nur sprichwörtlich auf dem Tisch, das Titelbild der Equipe mit dem Konterfei des Verdächtigten T-Mobile-Stars erinnerte auch den letzten Optimisten daran, dass hier keine heile Radsportwelt herrscht, sondern das Thema "Dopage" über dem größten Radrennen der Welt hängt.
Die Stimmung an diesem sonnigen Morgen dennoch betont gut bei den beiden Vertretern des T-Mobile Teams. Keine trübselige Miene, keine besorgten Blicke. Smart und mit einem Lächeln bitten Christian Frommert, Kommunikationschef von T-Mobile, und Teamsprecher Luc Eisenga die Journalisten zur Präsentation. Doch zu dieser kommt es erst gar nicht. „Normalerweise würden wir Ihnen hier gerne die Fahrer präsentieren. Wir haben neue Erkenntnisse, wenige Minuten alt“, so Frommert, der gefasst und alles andere als überrascht wirkt. Man habe vor wenigen Minuten ein Fax der ASO erhalten, das neue Erkenntnisse, „klare Hinweise“ der spanischen Ermittlungsbehörden beinhalte. Die versammelten Medienverteter erfahren im nächsten Satz, dass das T-Mobile-Team die Fahrer Jan Ullrich, Oscar Sevilla sowie den sportlichen Leiter Rudy Pevenage suspendiert und von der Tour zurückgezogen hat.
"Aufgrund der Dokumente, die uns die Tour de France-Organisation übermittelt haben, sehen wir keine Möglichkeit, mit den drei Personen weiter zusammenzuarbeiten. Wir haben jetzt begründete Zweifel an deren Unschuldsbekundungen, mit der Affäre nichts zu tun zu haben. Selbstverständlich werden Ullrich, Sevilla und Pevenage die Möglichkeit haben, ihre Unschuld zu beweisen", sagte T-Mobile-Sprecher Christian Frommert bei einer Pressekonferenz. "Wir haben Informationen bekommen, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie in die Affäre verwickelt sind", sagte Teamsprecher Luuc Eisenga, der vor wenigen Tagen in den ARD-Tagesthemen die Frage, ob Jan Ullrich gedopt sei, mit einem klaren Nein beantwortet hatte.
Die Entscheidung über Ullrichs Ausschluss sei gemeinsam getroffen worden von der sportlichen Leitung und der Führung des Sponsors, sagte Teamchef Olaf Ludwig. "Wir haben mehrmals mit den Fahrern gesprochen und ihre Unschuldsbeteuerungen sogar in schriftlicher Form vorliegen. Es gibt klare Richtlinien, die mit den Fahrern vereinbart sind und die keinen Interpretationsspielraum lassen. Dies war auch Jan Ullrich, Oscar Sevilla und Rudy Pevenage bekannt", so Ludwig.
Ullrich erfuhr telefonisch von der Entscheidung, als er mit dem Rest der Mannschaft auf den Weg zur Teamvorstellung war. Der Teambus kehrte sofort um und brachte Ullrich und Co. zurück ins Teamhotel in Blaesheim, das von TV-Teams und Reportern umlagert ist. T-Mobile nominierte den Erfurter Stephan Schreck und den Italiener Lorenzo Bernucci für die Tour, Die werden aber nicht zum Einsatz kommen, da für die ausgeschlossenen Profis kein Fahrer nachrücken darf. Von "Ersatz" hätte man ohnehin kaum sprechen können nach dem vermutlichen Karriereaus des Topstars der Mannschaft. "Das ist einer der schwierigsten Momente für unsere Mannschaft", sagte Eisenga. Und ein schwarzer Tag für den deutschen Sport, könnte man hinzufügen.
"Ich glaube, Jan wollte nach einem möglichen Toursieg seine Karriere sowieso beenden. Jetzt muss er es eben drei Wochen früher tun", sagte seine ehemaliger Team-Kollege und Eurosport-Kommentator Jens Heppner, der 1997 mithalf, Ullrich zum Toursieger zu machen. Erst nach erbrachtem "Beweis der Unschuld" (Pressesprecher Stefan Wagner) sei eine Vertragverlängerung des zum Ende des Jahres auslaufenden Ullrich-Kontraktes diskutabel, hieß es bei dem Team. Der 32-jährige T-Mobile-Star, der die Tour 1997 gewann und dessen schlechteste Platzierung in acht Tour-Teilnahmen ein vierter Platz war, verdiente pro Saison schätzungsweise rund 2,5 Millionen Euro. Dazu hat er mehrere lukrative Werbeverträge, die jetzt sicher einer besonderen Prüfung unterliegen.