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Romantischer Semesterabschluss im Kornhaus

(Frohike) - Die Semesterabschlusskonzerte des Universitätsorchesters Ulm haben bereits Tradition – nachdem das Sommersemester 2008 unter anderem mit der „Star Wars Suite“ verabschiedet wurde, wendet sich der Klangkörper unter der Regie von Burkhard Wolf zum Abschluss des Wintersemesters wieder etwas klassischeren Themen zu: Les Preludes (Liszt), das Klavierkonzert Nr. 2 c-moll (Rachmaninow) und Beethovens Eroica stehen am 11. Februar im Kornhaus auf dem Programm.

Franz Liszt: Les Préludes

„Les Préludes“ wurde die erfolgreichste Sinfonische Dichtung von Franz Liszt.
Ursprünglich 1848 als Ouvertüre zu dem Chorwerk „Les quatre Eléments“ verfasst, bearbeitete er die Ouvertüre als Sinfonische Dichtung und bezog die Umgestaltung inhaltlich auf die Gedankengänge der Ode „Les Préludes“ des französischen Dichters Alphonse de Lamartine (1790-1869). Die Uraufführung fand 1854 in Weimar statt. Liszt hat in einem Vorwort in französischer Sprache, das er seiner Partitur vorangestellt hat, das Programm der Tondichtung erläutert:

Was anderes ist unser Leben, als eine Reihenfolge von Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt? Die Liebe ist das leuchtende Frührot jedes Herzens; in welchem Geschick aber wurden nicht die ersten Wonnen des Glücks von dem Brausen des Sturmes unterbrochen, der mit rauem Odem seine holden Illusionen verweht, mit tödlichem Blitz seinen Altar zerstört, - und welche im Innersten verwundete Seele suchte nicht gern nach solchen Erschütterungen in der lieblichen Stille des Landlebens die eigenen Erinnerungen einzuwiegen? Dennoch trägt der Mann nicht lange die wohlige Ruhe inmitten besänftigender Naturstimmungen, und „wenn der Drommete Sturmsignal ertönt“, eilt er, wie immer der Krieg heißen möge, der ihn in die Reihen der Streitenden ruft, auf den gefahrvollsten Posten, um im Gedränge des Kampfes wieder zum Bewusstwerden seiner selbst und in den vollen Besitz seiner Kraft zu gelangen.


Anhand dieses Leitfadens ist die musikalische Darstellung leicht zu verstehen. Dem literarischen Vorwurf entsprechend, weist die formale Anlage vier Abschnitte auf, die von einem fanfarenartigen Prolog und Epilog eingefasst sind: Liebe – Lebensstürme – Idylle des Landlebens/ Natur – Kampf.

1941 wurde „Les Préludes“ von den Nazis in Deutschland als akustisches Signal für Wehrmachtsmeldungen im Krieg gegen die Sowjetunion korrumpiert. Die Fanfare des Prologs, die im Epilog noch durch den zusätzlichen Einsatz von großer Trommel, Becken und Militärtrommel musikalisch gesteigert wurde, wurde für Propagandazwecke missbraucht.
Franz Liszt aber ist, um es klar zu sagen, mit keinem Wort und keinem Ton explizit als Vordenker der nationalsozialistischen Ideologie hervorgetreten.


Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 2 c-moll, op. 18

Das c-moll-Konzert, das Rachmaninow im April 1901 vollendete, brachte ihm weltweite Anerkennung – und gleichzeitig spöttische Verrisse. Das Bekenntnis zu Emotion, Schönheit und Leidenschaft wurde und wird auch heute noch gerne als trivialer Kitsch abgetan. Die melancholisch-gefühlvolle Grundstimmung des ganzen Werkes wurde häufig und vorschnell – auch von Komponistenkollegen – als sentimental abgetan.

Das Konzert ist ein im klassischen Sinne normal gebautes dreisätziges Werk. Der Klavierpart ist hochvirtuos, drängt sich jedoch nie selbstzweckhaft in den Vordergrund. Das Orchester trägt wesentlich zur Ausdrucksverdichtung bei. Das Elegische als Gestaltungsprinzip steht eindeutig im Vordergrund, sinfonische Durchführungstechnik, wie wir sie etwa bei Brahms finden, ist von nachgeordneter Bedeutung. Die formalen Gerüste sind kaum mehr als ein Raster für die alles beherrschende Ausdrucksfähigkeit seiner Musik.

Das ganze Geschehen ist um drei emphatische Kulminationspunkte gebaut. Die exakte Vorbereitung solcher Höhepunkte war dem Komponisten von höchster Wichtigkeit: „Jedes Stück ist um einen Höhepunkt herum aufgebaut: die ganze Flut von Tönen muss so bemessen sein, Inhalt und Kraft jedes Klanges so deutlich abgestuft werden, dass der Höhepunkt mit dem Anschein der größten Natürlichkeit erreicht wird... Dieser Moment ... muss wie die Befreiung vor dem letzten materiellen Hindernis wirken, die letzte Schranke zwischen der Wahrheit und ihrer Formulierung überwinden.“


Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, op. 55, „Eroica“

Die dritte Sinfonie entstand in jenem Zeitraum von Mitte 1802 bis Anfang 1805, als Beethoven den Plan fasste nach Paris überzusiedeln. Der Ausbruch des dritten Koalitionskrieges im Mai 1803 und die damit verbundene völlig realistische Erwartung, binnen kurzem werde ganz Europa von Napoleon erobert und beherrscht, veranlasste Beethoven zu dem Entschluss, in dem neuen europäischen Machtzentrum Paris zu residieren und von dort aus den Vertrieb seiner Werke zu organisieren.

Seine Gedanken dazu waren bereits recht ausgereift, der Umzug sollte zur Jahreswende 1804/05 stattfinden, und für den Auftritt in Paris sollten bis dahin fertig gestellt und erprobt sein: Die dritte Sinfonie, die fünfte oder sechste Sinfonie, die Oper ‚Fidelio’ – nicht ohne Grund mit französischem Revolutionsstoff – und vermutlich auch die großen Klaviersonaten op. 53 und op. 57. Es kam jedoch anders. Am 17. Oktober 1805 erzwangen die französischen Truppen in Ulm die Kapitulation der vorgerückten österreichischen Truppen und marschierten am 13. November in Wien ein.

Spätestens nach der Schlacht bei Austerlitz Ende 1805 war Beethoven wie viele seiner ehemaligen Revolutionsfreunde antifranzösisch geworden. Ganze Welten liegen zwischen den ersten zwei Sinfonien und der Eroica. Sie steht für einen Bruch mit herkömmlicher Ästhetik und traditioneller Formvorstellungen.
Publikum und Kritik reagierten zunächst verunsichert. Von einer „sehr weit ausgeführten, kühnen und wilden Phantasie“, die sich oft „ins Regellose zu verlieren“ scheint, schrieb der Korrespondent der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung nach der ersten öffentlichen Aufführung am 7. April im Theater an der Wien.

Schon die Anlage des Kopfsatzes widersprach allen Konzeptionen: die Durchführung – mit einem neuen (dritten) Thema - und die Coda von 134 Takten Länge sind zu Zentralteilen des Satzes gesteigert. Der Satz ist von bisher unerhörtem Umfang. Auf dem Kulminationspunkt der Durchführung beißen sich Streicher und Bläser 32 Takte lang in schärfste Dissonanzen fest, eine bis dato nicht gehörte Kühnheit der
Orchestersprache. Ein langer vielteiliger Trauermarsch ist ebenso neuartig in der Geschichte der Sinfonie
wie im Scherzo das Trio mit solistischen Hörnern. Im Finale durchdringen sich schließlich Variationen über ein Thema aus seinem 1801 komponierten Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, Fugen, die Melodie eines ungarischen Werbetanzes (Verbunkos) und Hymnenmelodik.

All diese Extreme bemühte Beethoven vielleicht, um den zentralen Mythos der Aufklärung in Musik zu setzen: Prometheus, der den Herrschenden widersteht und die Menschen mit dem Licht der Vernunft aufklärt und zu selbstständigen Menschen macht. Schon kurz zuvor hatte er in dem Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ den von Vielen – auch von Goethe – so genannten Prometheus der Epoche, nämlich
Napoleon Bonaparte, gefeiert, der im Blick der fortschrittlichen Bürgerlichen die Revolution zugleich abschloss und rettete, ordnete und auch auf die noch feudalistisch regierten Länder ausbreiten würde. Ihm sollte die Sinfonie gewidmet werden, sie sollte nach ihm benannt werden.

Im Juni 1804, nach dessen Proklamation zum Ersten Konsul und Kaiser der Franzosen, zog Beethoven jedoch die Widmung an Bonaparte zurück, ob wirklich so spektakulär mit dem Zerreißen des Titelblatts, wie sein Schüler Ferdinand Ries später berichtet, ist schwer zu beweisen, aber denkbar. Bei der Veröffentlichung heißt das Stück „Sinfonie eroica composta per festiggiare il souvenire di un grand Uomo“.

Abschlusskonzert des Universitätsorchesters Ulm
Kornhaus Ulm
Mittwoch, 11. Februar 2009, 20.00 Uhr

Abendkasse: 19.30 Uhr
Vorverkauf: Traffiti (Stadthaus), sowie am Fr, 6.2., Mo, 10.2. und Di, 11.2. jeweils von 11.30 – 14.00 Uhr vor der Mensa.

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