Zitat:
Sie ist 38 und immer noch Single. Sie hätte auch gar keine Zeit für eine feste Beziehung. Schließlich will sie modern und unabhängig sein. Und kommt so schon mit ihrer Zeit nicht mehr zurecht. Sie hat eine Arbeit, bei der sie schon um 16 Uhr zuhause sein kann. Und kaum ist dies geschehen, klingelt auch schon das Telefon. Ihre Freunde haben schließlich alle Flatrate für Festnetz und Handy. Gleichzeitig loggt sie sich ins Internet ein und ruft ihre E-Mail ab. Der ICQ-Client gibt auch sofort Geräusche von sich, das Blog verzeichnet etliche neue Kommentare. Eigentlich müsste sie mal einkaufen gehen, doch nun klingelt auch noch das Handy…
Um 19 Uhr ist sie mit einer Freundin im Café nebenan verabredet, doch sie schafft es kaum, dazwischen wenigstens einmal aufs Klo zu gehen – schließlich hatte sie die ganze Zeit Leute am Telefon. Immerhin schafft sie es, sich umzuziehen. 18.59 Uhr stürmt sie schließlich aus der Tür – mit dem Handy am Ohr.
Im Cafe will es mit dem gemütlichen Gespräch auch nicht so recht klappen, denn ständig geht bei einer der beiden das Handy und sowohl sie als auchihre Freundin simsen auch noch, was das Zeug hält. Immerhin nicht miteinander, so wie später am Abend in der Disco, um die Männer abzuchecken, wenn es zum Reden zu laut wird.
Per SMS verabredet sich die Clique schließlich in der Pizzeria. Herbert kommt mit Knopf im Ohr und vor sich selbst hinredend an den Tisch. Handelt es sich wirklich um Beischlafvorverhandlungen, so wie es sich für die anderen anhört, oder will er nur angeben? Die Frage klärt sich auf ausgesprochen peinliche Weise, als Sandrine ganz unauffällig mit ihrem Handy seine Nummer anwählt und selbiges lautstark I want your sex zu dudeln beginnt. Tja, das vermeintlich heiße Gespräch war leider gefälscht. Erwischt!
Nachdem die Pizzen serviert sind, herrscht endlich Telefonpause. Nur einige SMS werden noch gelesen. Danach wird per SMS mit Nachzüglern abgesprochen, wohin es weiter geht: die neue Milchbar ist heute dran. Dann die Disco – und um 2 Uhr geht es schließlich heim. Alleine natürlich. Schließlich wartet da noch der Chat.
Im Chat ist viel los, Manfred hat Liebeskummer, Susi einen untreuen Freund und Ernst macht alle Frauen an, woraufhin diese beschließen, auf sein Baggern einzusteigen und mit ihm gleich zu fünft in den Privatchat zu gehen. Dabei werden Wetten abgeschlossen, wie lange es dauert, bis er die verschiedenen Fenster durcheinander bringt. Brigitte gewinnt, als in ihrem Fenster ein peinliches "Maria, ich liebe dich auch" erscheint. Danach ist für Ernst die Party für heute vorbei. Die Mädels machen weiter.
Um fünf kommt sie endlich ins Bett, um sieben klingelt das Handy und kurz darauf der Wecker. Zeit aufzustehen und sich nur halblebendig in die Arbeit zu schleppen. Sie denkt daran, einen Zen-Kurs zu belegen, um etwas Ruhe in ihr Leben zu bringen, doch dann müsste sie Teak-Wan-Do am Donnerstag streichen...
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