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Forum / Politik und Wirtschaft
Politiker ohne Format?

teacher-1
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Geschrieben am: 01.06.2007 um 23:58 Uhr
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Ich weiß nicht, wie es Euch so geht, aber mir stößt seit langem relativ sauer auf, dass unsere politische Führungselite zunehmend an politischem Format verliert, bzw. keines mehr mitbringt. Ich habe heute im Sender Phoenix ein Interview mit dem inzwischen 88 Jahre alten Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt gesehen und war zum wiederholten Male beeindruckt darüber, wie viel der Mann noch immer zu sagen hat und was für eine gigantische politische Erfahrung, was für ein Sachverstand und was für eine Autorität da noch immer spricht. Da lassen sich aber noch weitere Namen nennen: Richard v. Weizsäcker, Klaus von Dohnanyi, Willy Brandt, Jürgen Wischnewski, Hans-Dietrich Genscher und auch Franz Josef Strauß (trotz aller Skandale war er hochgebildet) - alle waren Leute mit Format, mit einer Ausstrahlung, die politisch etwas zu sagen hatten, die ein gewisses staatsmännisches Format hatten und haben und die im Ausland hochangesehen waren und sind. Alle waren und sind auf ihre Art aber Intellektuelle.
Das fehlt mir heute. Politiker wie Heil, Bütikofer, Pofalla, Westerwelle, Söder und andere Nachwuchspolitiker haben zwar großenteils alle bereits Ämter inne, aber es scheint ihnen nicht mehr zu gelingen ein politisches Gewicht im inhaltlichen Sinne zu werden und ein politisches Profil auszubilden.
Wie seht ihr dieses Problem, das ja in einer direkten Verbindung zur Politikverdrossenheit in Deutschland steht? Fehlt es Deutschland neben dem Reformstau und grundlegenden Problemen aller Art auch am Personal? Haben wir zu wenig Politiker mit Format? Worin liegen die Ursachen und wie kann man dagegen steuern?
Ich würde es begrüßen, wenn es uns gelingt die parteipolitischen Präferenzen einmal außen vor zu lassen, denn dieses Problem betrifft ja alle Parteien.
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thebavarian - 40
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 00:06 Uhr
Zuletzt editiert am: 02.06.2007 um 00:11 Uhr
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Zitat von teacher-1: Ich weiß nicht, wie es Euch so geht, aber mir stößt seit langem relativ sauer auf, dass unsere politische Führungselite zunehmend an politischem Format verliert, bzw. keines mehr mitbringt. Ich habe heute im Sender Phoenix ein Interview mit dem inzwischen 88 Jahre alten Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt gesehen und war zum wiederholten Male beeindruckt darüber, wie viel der Mann noch immer zu sagen hat und was für eine gigantische politische Erfahrung, was für ein Sachverstand und was für eine Autorität da noch immer spricht. Da lassen sich aber noch weitere Namen nennen: Richard v. Weizsäcker, Klaus von Dohnanyi, Willy Brandt, Jürgen Wischnewski, Hans-Dietrich Genscher und auch Franz Josef Strauß (trotz aller Skandale war er hochgebildet) - alle waren Leute mit Format, mit einer Ausstrahlung, die politisch etwas zu sagen hatten, die ein gewisses staatsmännisches Format hatten und haben und die im Ausland hochangesehen waren und sind. Alle waren und sind auf ihre Art aber Intellektuelle.
Das fehlt mir heute. Politiker wie Heil, Bütikofer, Pofalla, Westerwelle, Söder und andere Nachwuchspolitiker haben zwar großenteils alle bereits Ämter inne, aber es scheint ihnen nicht mehr zu gelingen ein politisches Gewicht im inhaltlichen Sinne zu werden und ein politisches Profil auszubilden.
Wie seht ihr dieses Problem, das ja in einer direkten Verbindung zur Politikverdrossenheit in Deutschland steht? Fehlt es Deutschland neben dem Reformstau und grundlegenden Problemen aller Art auch am Personal? Haben wir zu wenig Politiker mit Format? Worin liegen die Ursachen und wie kann man dagegen steuern?
Ich würde es begrüßen, wenn es uns gelingt die parteipolitischen Präferenzen einmal außen vor zu lassen, denn dieses Problem betrifft ja alle Parteien.
Ich weiß was du meinst, du hast aber unter den politischen größen Helmut Schmidt vergessen, er war meiner Meinung nach der fähigste und genialste Kanzler aller zeiten.
Zu Helmut Kohl noch nebenbei, ersten die Wiederverinigung ist ihm damals in den Schoß gefallen, zweitens er ist ein Verbrecher siehe Spendenskandal (aber da er ja der Einigungskanzler ist darf man ihm nichts antun), drittens er und sein Kabinett haben den Karren Bundesrepublik Deutschland 16 Jahre in den Sand gefahren, Schröder und Merkel versuchen es nun auszubaden. Auspolitsich gesehen muss ich aber sagen war Helmut kohl eine Bereicherung.
So nun zum eigentlichen Thema, was den heutigen Politkern fehlt ist das Fachwissen, zu Helmut Schmidts zeiten gab es sowas wie eine Kommission die Gesetze vorschlägt nicht, diese wurden von der regierung selbst gemacht. Schau doch mal was für ein Reinfall die "Hartz" oder "Rürrup" Kommissionen sind.
Wenn man ein Land regiert sollte man schon Ahnung haben von seinem Job, und nicht korrupte aus der Wirtschaft fragen wie man was machen soll die dann nur an die Unternehmer denken aber nicht an den kleinen mittelständischen Arbeitnehmer.
habs noch verbessert xD
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teacher-1
Champion
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 00:31 Uhr
Zuletzt editiert am: 02.06.2007 um 00:32 Uhr
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Du täuscht Dich: Helmut Schmidt hat mir ja als erster Name gedient, er war der beste Kanzler Deutschlands, das ist unstrittig. Darum musste ich ihn dann in der Reihe der anderen nicht mehr explizit nennen. Kohl habe ich mit Absicht nicht genannt.
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hummingbird - 66
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 00:57 Uhr
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Zitat von teacher-1: Du täuscht Dich: Helmut Schmidt hat mir ja als erster Name gedient, er war der beste Kanzler Deutschlands, das ist unstrittig. Darum musste ich ihn dann in der Reihe der anderen nicht mehr explizit nennen. Kohl habe ich mit Absicht nicht genannt.
Ich glaube eher, er hat Deinen Post nicht richtig gelesen, denn er bezeichnet Helmut Schmidt auch als besten Kanzler und Kohl als "Verbrecher". In einem anderen Forumsbeitrag nannte thebavarian Schmidt wieder als besten Kanzler.
Helmut Schmidt war und ist einer der integersten Persönlichkeiten, die ich kenne.
Für ihn sind Moral und Werte wichtige Entscheidungshilfen gewesen. Er hätte nie etwas entschieden oder gemacht, dass moralisch verwerflich gewesen wäre. Er ist auch auf dem Boden geblieben, lebt heute noch in seinem Reihenhäuschen und sieht seine Arbeit, die er als Kanzler gemacht hat, eben als Arbeit an, die von ihm erwartet wurde, da er gewählt wurde. Er war weder machtgierig noch sonstwie korrumpierbar.
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WinstonSmith
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 06:57 Uhr
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Zitat von hummingbird: Zitat von teacher-1: Du täuscht Dich: Helmut Schmidt hat mir ja als erster Name gedient, er war der beste Kanzler Deutschlands, das ist unstrittig. Darum musste ich ihn dann in der Reihe der anderen nicht mehr explizit nennen. Kohl habe ich mit Absicht nicht genannt.
Ich glaube eher, er hat Deinen Post nicht richtig gelesen, denn er bezeichnet Helmut Schmidt auch als besten Kanzler und Kohl als "Verbrecher". In einem anderen Forumsbeitrag nannte thebavarian Schmidt wieder als besten Kanzler.
Helmut Schmidt war und ist einer der integersten Persönlichkeiten, die ich kenne.
Für ihn sind Moral und Werte wichtige Entscheidungshilfen gewesen. Er hätte nie etwas entschieden oder gemacht, dass moralisch verwerflich gewesen wäre. Er ist auch auf dem Boden geblieben, lebt heute noch in seinem Reihenhäuschen und sieht seine Arbeit, die er als Kanzler gemacht hat, eben als Arbeit an, die von ihm erwartet wurde, da er gewählt wurde. Er war weder machtgierig noch sonstwie korrumpierbar.
im grunde habt ihr alle recht... diese männer haben beträchtliches für das wohl dieses staates geleistet, den wir deutschland nennen
meiner ansicht nach ist es jedoch so, dass in dem moment in dem der staat aus reinem selbsterhaltungstrieb handelt, menschenunwürdig und menschenverachtend wird.
Da das früher oder später mit jedem mir bekannten staat passiert ist bzw. passieren wird, denk ich dass die nationalstaatliche aufteilung verschiedener herrschafftsbereiche neben der herrschaft von menschen über andere das größte problem ist, dass es gibt.
Das problem der BRD liegt einerseits an der vorgegaukelten demokratie (parlamentarische demokratie), die im grunde eine oligarchie ist und andererseits im unwille der vorstellung und der unwissenheit der einwohner, dass es weitaus bessere formen von gesellschaftlichem zusammenleben gibt, ohne machtstrukturen.
Die selbstorganisation der eigenen interessen und bedürfnisse steht für mich deshalb an höchster stelle der zu erreichen möglichen formen von gesellschaftlichem zusammenleben, dazu ist aber eine bewusstseinsanhebung eines jeden menschen auf diesem planeten notwendig um eine herrschaftslose, selbstorganisierte gesellschaft ohne missstände und not schaffen zu können.
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teacher-1
Champion
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 09:39 Uhr
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Hm - ich glaube allerdings, dass es dazu eines völlig neuen Menschen bedarf. Was Du schreibst, wäre wahrscheinlich wünschenswert, aber es geht davon aus, dass der Mensch von Natur aus gut ist, was ich vor dem Hintergrund der Menschheitsgeschichte in berechtigte Zweifel ziehe. Ich glaube nicht, dass es ohne Macht geht, die Frage ist nur, wer übt sie aus und wie tut er es. Wir waren uns im Hinblick auf Helmut Schmidt ja einig darin, dass dieser eine Lösung gefunden hat mit Macht umzugehen, die von uns heute noch akzeptiert wird. Dass dies seit geraumer Zeit in Deutschland anders ist, hängt meines Erachtens eben mit den handelnden Personen zusammen. Möglicherweise haben diese sich, stärker als früher, von Moral und ethischen Werten entfernt und achten egoistisch nur noch auf die eigene Karriere. Helmut Schmidt hat diesen Gedanken in dem von mir angesprochenen Interview ziemlich ähnlich formuliert. Sind früher Leute in die Politik gegangen, so taten sie es tendenziell deswegen, weil sie nach dem Desaster des zweiten Weltkrieges in Deutschland etwas bewegen wollten, weil sie mithelfen wollten, ein kaputtes Land wieder wirtschaftlich und politisch hochzubringen. Diesen impetus gibt es heute nicht mehr. Die Beweggründe in die Politik zu gehen sind vielfach wesentlich egoistischerer Natur, es geht um Macht, Geld, Karriere, Netzwerk und Einfluss. Das sind aber schlechte Voraussetzungen für eine gute politische Arbeit. Mich persönlich stört es auch sehr, dass wir inzwischen immer mehr das Berufspolitikertum haben, dass junge Politiker Abgeordnete werden, die direkt von der Uni in die Politik wechseln, ohne etwas vom Leben und vom Beruf gesehen zu haben. Wie will man da ein glaubwürdiges politisches und menschliches Format ausbilden?
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Bembe18 - 41
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 12:26 Uhr
Zuletzt editiert am: 02.06.2007 um 12:27 Uhr
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Mir scheint es recht einfach geworden zu sein, Politiker in den Dreck zu ziehen. Wir haben sehr fähige Leute. Übrigens bin ich auch schwer von Merkel beeindruckt. Nein, nicht vom Wachstum - das hat andere Gründe. Die Außenpolitische Linie und die Art wie sie die Landesfürsten in Schach hält, ist beeindruckend.
Wenn ich da an den "Sozialdemokraten" Schröder denke, der sich inzwischen dem rein kapitalistischen hingibt und sich nur noch in Länder engagiert, die am unteren Ende der Rangliste stehen, wenn es um Menschenrechte geht.
Außerdem sehe ich in Merkel keine Frau der Lobby. ich könnte mir auch keine Bestechung und Schmiergelder bei ihr vorstellen, da ich in vielen Berichten über sie eine patriotische Einstellung erkenne.
Auch erwähnen dürfte ich Steinbrück, der den Finanzminister schlechthin repräsentiert und durch seine Politik kaum mehr Freunde in der SPD hat. Die Wahl in den SPD Vorstand hat übrigens taktische Gründe.
Auch Jung ist in seinem Ressort ein guter Mann.
Mann kann keine Supertruppe erwarten. Das muss klar sein.
Und die Supertruppen von früher haben diesem Volk auch nicht immer das beste gebracht. Schulden machen wir nicht erst seit Kohl.
Auch mache ich darauf aufmerksam, dass die Politiker der letzten Jahre, die ersten sind, die sich nicht durch finanziell ungedeckte Sozialgeschenke am Leben erhalten.
Wer wagt verliert ist nämlich der Leitfaden, den die Bevölkerung der Politik vermittelt.
Jippy ai ey, Schweinebacke
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WinstonSmith
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 14:21 Uhr
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Zitat von Bembe18:
Außerdem sehe ich in Merkel keine Frau der Lobby. ich könnte mir auch keine Bestechung und Schmiergelder bei ihr vorstellen, da ich in vielen Berichten über sie eine patriotische Einstellung erkenne.
und was ändert das an der bestechlichkeit von frau merkel, ob sie nun patriotin ist oder nicht?
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Bembe18 - 41
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 16:48 Uhr
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Zitat von WinstonSmith: Zitat von Bembe18:
Außerdem sehe ich in Merkel keine Frau der Lobby. ich könnte mir auch keine Bestechung und Schmiergelder bei ihr vorstellen, da ich in vielen Berichten über sie eine patriotische Einstellung erkenne.
und was ändert das an der bestechlichkeit von frau merkel, ob sie nun patriotin ist oder nicht?
Du hast eben Patriotismus nicht verstanden.
Jippy ai ey, Schweinebacke
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WinstonSmith
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 17:01 Uhr
Zuletzt editiert am: 02.06.2007 um 17:02 Uhr
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Zitat von Bembe18: Zitat von WinstonSmith: Zitat von Bembe18:
Außerdem sehe ich in Merkel keine Frau der Lobby. ich könnte mir auch keine Bestechung und Schmiergelder bei ihr vorstellen, da ich in vielen Berichten über sie eine patriotische Einstellung erkenne.
und was ändert das an der bestechlichkeit von frau merkel, ob sie nun patriotin ist oder nicht?
Du hast eben Patriotismus nicht verstanden.
natürlich verstehe ich die konzeption der einspannung in das staatsgefüge durch die aneignung anderer erfolge für sich (-stolz-), nur ist es mir nicht möglich nachzuvollziehen warum aus dem grund jmd nicht eigennützig handeln sollte der bisher auch nur eigennützig gehandelt hat
//edit : übrigens .. back to topic.. hier gehts nich um nationalstolz sondern um politiker
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teacher-1
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Geschrieben am: 02.06.2007 um 21:57 Uhr
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Zitat von Bembe18: Mir scheint es recht einfach geworden zu sein, Politiker in den Dreck zu ziehen. Wir haben sehr fähige Leute. Übrigens bin ich auch schwer von Merkel beeindruckt. Nein, nicht vom Wachstum - das hat andere Gründe. Die Außenpolitische Linie und die Art wie sie die Landesfürsten in Schach hält, ist beeindruckend.
Wenn ich da an den "Sozialdemokraten" Schröder denke, der sich inzwischen dem rein kapitalistischen hingibt und sich nur noch in Länder engagiert, die am unteren Ende der Rangliste stehen, wenn es um Menschenrechte geht.
Außerdem sehe ich in Merkel keine Frau der Lobby. ich könnte mir auch keine Bestechung und Schmiergelder bei ihr vorstellen, da ich in vielen Berichten über sie eine patriotische Einstellung erkenne.
Auch erwähnen dürfte ich Steinbrück, der den Finanzminister schlechthin repräsentiert und durch seine Politik kaum mehr Freunde in der SPD hat. Die Wahl in den SPD Vorstand hat übrigens taktische Gründe.
Auch Jung ist in seinem Ressort ein guter Mann.
Mann kann keine Supertruppe erwarten. Das muss klar sein.
Und die Supertruppen von früher haben diesem Volk auch nicht immer das beste gebracht. Schulden machen wir nicht erst seit Kohl.
Auch mache ich darauf aufmerksam, dass die Politiker der letzten Jahre, die ersten sind, die sich nicht durch finanziell ungedeckte Sozialgeschenke am Leben erhalten.
Wer wagt verliert ist nämlich der Leitfaden, den die Bevölkerung der Politik vermittelt.
Sorry, aber da muss ich Dich dann doch einmal freundlich korrigieren, zumindest dann, falls Du Deine ersten Worte auf mich beziehen solltest. Meines Wissens habe ich hier niemanden in den Dreck gezogen. Ich stelle lediglich fest - und das tue ich ja gar nicht allein - dass bei der heutigen Politikergeneration meines Erachtens zu viel Beliebigkeit eingezogen ist. Von Frau Merkel bin ich persönlich überhaupt nicht beeindruckt. Es ist eine alte Leier, dass wenn man innenpolitisch nichts reißt, man sich als Kanzler/in die Außenpolitik einmischt und beinahe den Außenminister arbeitslos macht. Das ist immer so. Ich bin sehr gespannt, was von Frau Merkel noch übrig bleiben wird, wenn es nach dem Ende der EU-Ratspräsidentschaft wieder einmal an die harte Arbeit geht und die medienwirksame außenpolitische Bühne endlich einmal wegfällt, auf der sie sich gegenwärtig beinahe täglich sonnen kann. Da hat das Repräsentieren für vergleichsweise magere außenpolitische Ergebnisse dann endlich einmal ein Ende und dann kann sie zeigen, was sie wirklich drauf hat. Das gegenwärtige Wirtschaftswachstum hat nun wirklich fast gar nichts mit der Großen Koalition zu tun, darüber herrscht ja auch bei nahezu allen Analysten Einigkeit, also brauchen wir darüber gar nicht erst zu reden. Du hast - so finde ich - aber sehr recht mit deiner Einschätzung, was das in Schach halten der Landesfürsten angeht, aber man täusche sich nicht. Es ist bekannt, dass Koch, Müller und Wulff Frau Merkel lediglich als eine Übergangslösung ansehen. Im Moment muss man still halten und darf sich nicht aus der Deckung wagen, aber die Zeit kommt, spätestens im Jahr 2008, vor allem dann, wenn einige Landesfürsten ihre Landtagswahlen klar gewinnen sollten. Die gute Frau Merkel hat nämlich einen großen Haken: Sie hat bis jetzt nicht beweisen können, dass sie für die CDU Wahlen richtig und eindeutig gewinnen kann und dieser Makel haftet ihr an. Das wissen auch die Landesfürsten und sollten sich die Auguren vor der nächsten Bundestagswahl einig sein, dass sich SPD und CDU wieder auf einander zubewegen, was die Stimmenanteile anbelangt - und damit ist tendenziell zu rechnen - so muss man erst einmal abwarten, wer sich hier durchsetzen wird. Das Problem von Frau Merkel ist, das weiß man auch aus internen Kreisen, dass sie letztlich in der CDU keine richtige Hausmacht hat. So albern das klingen mag, aber sie ist "Ossi" und sie ist evangelisch, das ist auch heute noch keine gute Mischung auf Dauer in der CDU.
Man kann in der Tat "keine Supertruppe erwarten". Das ist deswegen ganz klar, weil sowohl die CDU wie die SPD sich ihre besten Leute natürlich nicht in einer Großen Koalition verschleißen wollen, die man von beiden Seiten als Episode und notwendiges Übel ansieht. Das sieht man an dem Personal auch ganz deutlich. Es ist bezeichnend gewesen, dass keiner der Ministerpräsidenten in diese Regierung eingetreten ist und genau darin liegt nach meinem Dafürhalten die Achillesferse von Frau Merkel: Sie hat ihre Widersacher nicht unter Kontrolle, diese können in den Ländern frei agieren und sind nicht an eine Kabinettsdisziplin gebunden. Ich will in diesem Zusammenhang auch nur daran erinnern, dass einer der fähigsten Politiker der CDU überhaupt - Friedrich Merz - im Hinblick auf Frau Merkel abgewunken hat, für eine Regierung ohne sie aber wieder zur Verfügung steht und sogar sein Comeback angekündigt hat.
Was die Schulden angeht, so ist es richtig, dass dies bereits in der sog. sozialliberalen Ära begonnen hat, aber auf einem sehr bescheidenen Niveau. Unter Kohl ist das Ganze dann auch im Zusammenhang mit der Deutschen Einheit dann regelrecht explodiert und beinahe unkontrollierbar geworden.
Um aber wieder auf das Thema zu kommen: Ich bedauere es einfach, dass es heute zweierlei in meinen Augen nicht mehr richtig gibt, zumindest kann ich es nicht finden: Das eine ist fachlicher Sachverstand bei den Politikern selbst. Sie haben alle ihre Referenten, ihr eigenes Büro, die Politik wird in die Ausschüsse verlagert und immer mehr vom Parlament weg, was ich persönlich für einen Skandal halte (man schaue sich nur einmal an, wie wenige Politiker bei Reden überhaupt noch im Parlament sitzen; neulich hat man eine Ministerin in den Deutschen Bundestag zitieren müssen, weil sie es nicht einmal für nötig befunden hat bei Beratungen im Parlament, ihr Ressort betreffend, anwesend zu sein) und nur noch ganz wenige scheinen wirklich den Durchblick zu haben. Man muss Redenschreiber beschäftigen, weil man entweder nicht die Zeit hat seine Reden selbst zu verfassen oder weil es einem schlichtweg am Fachwissen oder dem Überblick mangelt. Von Helmut Schmidt weiß man, dass er fast alle seine Reden selbst geschrieben hat und er hat weiß Gott nicht etwa weniger zu tun gehabt, als die handelnden Personen heute, wenn man nur an das Thema RAF denkt. Das zweite ist die Persönlichkeit, die einen noch richtig überzeugt. Wenn Herr Pofalla oder Herr Heil, von mir aus auch Herr Niebel oder Herr Söder den Mund aufmachen, dann habe ich mitunter wirklich den Eindruck, dass sich auch nur die Luft bewegt, aber inhaltlich kaum etwas sinnvolles herauskommt. Ich gebe zu, das ist jetzt ein wenig plakativ und sicherlich auch übertrieben ausgedrückt, aber sie überzeugen viele Menschen einfach weder inhaltlich, noch personell. Da ist mir zu wenig Persönlichkeit, zu wenig Format (es gibt kein besseres Wort dafür) und - das ist sehr wichtig - zu wenig Vertrauenswürdigkeit. Das sind so aalglatte Politprofis, die fast nirgends mehr inhaltlich packen kann, die aber eben so beliebig und austauschbar werden. Es gibt zu wenig TYPEN, zu wenig jüngere Politiker, denen man abkaufen kann, dass es ihnen um die Sache geht und nicht nur Parteiräson, die bereit sind noch quer zu denken und dadurch intellektuell brillant wären. Das erwarte ich aber eigentlich, denn schließlich sollten schon die besten Köpfe an der Spitze eines Landes stehen. Heute gehen die besten Köpfe unseres Landes entweder in die Wirtschaft oder gleich ins Ausland und seit Jahren macht sich doch vergleichsweise Mittelmaß in der Politik breit, jedenfalls empfinde ich es so.
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Bembe18 - 41
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Geschrieben am: 03.06.2007 um 00:26 Uhr
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Das mit in den Dreck ziehen war nicht auf Dich bezogen. Meinte damit die Bild-Zeitung und ihre Leser.^^
Jippy ai ey, Schweinebacke
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Bembe18 - 41
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Geschrieben am: 03.06.2007 um 00:35 Uhr
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Zitat von WinstonSmith:
natürlich verstehe ich die konzeption der einspannung in das staatsgefüge durch die aneignung anderer erfolge für sich (-stolz-), nur ist es mir nicht möglich nachzuvollziehen warum aus dem grund jmd nicht eigennützig handeln sollte der bisher auch nur eigennützig gehandelt hat
//edit : übrigens .. back to topic.. hier gehts nich um nationalstolz sondern um politiker
Schön aus nem Buch abgeschrieben. Patriotismus kann man breit definieren.
Für die Grünen z.B. scheint Patriotismus und Nationalismus das gleiche zu sein.
Soviel dazu.
Ich denke nicht das Merkel der Typ ist, der Interessen an einer persönlichen Bereicherung hat. Sie ist ehrgeizig, klar. Ich denke auch, dass sie durch ihre Vergangenheit geprägt ist und Demokratie zu schätzen weiß. Daher wird wohl auch ihr Hass zu Putin stammen.
Ich sehe auch keine besonderen Lobbykontakte.
Und vielleicht ist es das, was Poliiker früher hatten. Sie wussten, was es heißt, wenn die Demokratie scheitert.
Jippy ai ey, Schweinebacke
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Bembe18 - 41
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Geschrieben am: 03.06.2007 um 01:15 Uhr
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Zitat von teacher-1:
Sorry, aber da muss ich Dich dann doch einmal freundlich korrigieren, zumindest dann, falls Du Deine ersten Worte auf mich beziehen solltest. Meines Wissens habe ich hier niemanden in den Dreck gezogen. Ich stelle lediglich fest - und das tue ich ja gar nicht allein - dass bei der heutigen Politikergeneration meines Erachtens zu viel Beliebigkeit eingezogen ist. Von Frau Merkel bin ich persönlich überhaupt nicht beeindruckt. Es ist eine alte Leier, dass wenn man innenpolitisch nichts reißt, man sich als Kanzler/in die Außenpolitik einmischt und beinahe den Außenminister arbeitslos macht. Das ist immer so. Ich bin sehr gespannt, was von Frau Merkel noch übrig bleiben wird, wenn es nach dem Ende der EU-Ratspräsidentschaft wieder einmal an die harte Arbeit geht und die medienwirksame außenpolitische Bühne endlich einmal wegfällt, auf der sie sich gegenwärtig beinahe täglich sonnen kann. Da hat das Repräsentieren für vergleichsweise magere außenpolitische Ergebnisse dann endlich einmal ein Ende und dann kann sie zeigen, was sie wirklich drauf hat. Das gegenwärtige Wirtschaftswachstum hat nun wirklich fast gar nichts mit der Großen Koalition zu tun, darüber herrscht ja auch bei nahezu allen Analysten Einigkeit, also brauchen wir darüber gar nicht erst zu reden. Du hast - so finde ich - aber sehr recht mit deiner Einschätzung, was das in Schach halten der Landesfürsten angeht, aber man täusche sich nicht. Es ist bekannt, dass Koch, Müller und Wulff Frau Merkel lediglich als eine Übergangslösung ansehen. Im Moment muss man still halten und darf sich nicht aus der Deckung wagen, aber die Zeit kommt, spätestens im Jahr 2008, vor allem dann, wenn einige Landesfürsten ihre Landtagswahlen klar gewinnen sollten. Die gute Frau Merkel hat nämlich einen großen Haken: Sie hat bis jetzt nicht beweisen können, dass sie für die CDU Wahlen richtig und eindeutig gewinnen kann und dieser Makel haftet ihr an. Das wissen auch die Landesfürsten und sollten sich die Auguren vor der nächsten Bundestagswahl einig sein, dass sich SPD und CDU wieder auf einander zubewegen, was die Stimmenanteile anbelangt - und damit ist tendenziell zu rechnen - so muss man erst einmal abwarten, wer sich hier durchsetzen wird. Das Problem von Frau Merkel ist, das weiß man auch aus internen Kreisen, dass sie letztlich in der CDU keine richtige Hausmacht hat. So albern das klingen mag, aber sie ist "Ossi" und sie ist evangelisch, das ist auch heute noch keine gute Mischung auf Dauer in der CDU.
Man kann in der Tat "keine Supertruppe erwarten". Das ist deswegen ganz klar, weil sowohl die CDU wie die SPD sich ihre besten Leute natürlich nicht in einer Großen Koalition verschleißen wollen, die man von beiden Seiten als Episode und notwendiges Übel ansieht. Das sieht man an dem Personal auch ganz deutlich. Es ist bezeichnend gewesen, dass keiner der Ministerpräsidenten in diese Regierung eingetreten ist und genau darin liegt nach meinem Dafürhalten die Achillesferse von Frau Merkel: Sie hat ihre Widersacher nicht unter Kontrolle, diese können in den Ländern frei agieren und sind nicht an eine Kabinettsdisziplin gebunden. Ich will in diesem Zusammenhang auch nur daran erinnern, dass einer der fähigsten Politiker der CDU überhaupt - Friedrich Merz - im Hinblick auf Frau Merkel abgewunken hat, für eine Regierung ohne sie aber wieder zur Verfügung steht und sogar sein Comeback angekündigt hat.
Was die Schulden angeht, so ist es richtig, dass dies bereits in der sog. sozialliberalen Ära begonnen hat, aber auf einem sehr bescheidenen Niveau. Unter Kohl ist das Ganze dann auch im Zusammenhang mit der Deutschen Einheit dann regelrecht explodiert und beinahe unkontrollierbar geworden.
Um aber wieder auf das Thema zu kommen: Ich bedauere es einfach, dass es heute zweierlei in meinen Augen nicht mehr richtig gibt, zumindest kann ich es nicht finden: Das eine ist fachlicher Sachverstand bei den Politikern selbst. Sie haben alle ihre Referenten, ihr eigenes Büro, die Politik wird in die Ausschüsse verlagert und immer mehr vom Parlament weg, was ich persönlich für einen Skandal halte (man schaue sich nur einmal an, wie wenige Politiker bei Reden überhaupt noch im Parlament sitzen; neulich hat man eine Ministerin in den Deutschen Bundestag zitieren müssen, weil sie es nicht einmal für nötig befunden hat bei Beratungen im Parlament, ihr Ressort betreffend, anwesend zu sein) und nur noch ganz wenige scheinen wirklich den Durchblick zu haben. Man muss Redenschreiber beschäftigen, weil man entweder nicht die Zeit hat seine Reden selbst zu verfassen oder weil es einem schlichtweg am Fachwissen oder dem Überblick mangelt. Von Helmut Schmidt weiß man, dass er fast alle seine Reden selbst geschrieben hat und er hat weiß Gott nicht etwa weniger zu tun gehabt, als die handelnden Personen heute, wenn man nur an das Thema RAF denkt. Das zweite ist die Persönlichkeit, die einen noch richtig überzeugt. Wenn Herr Pofalla oder Herr Heil, von mir aus auch Herr Niebel oder Herr Söder den Mund aufmachen, dann habe ich mitunter wirklich den Eindruck, dass sich auch nur die Luft bewegt, aber inhaltlich kaum etwas sinnvolles herauskommt. Ich gebe zu, das ist jetzt ein wenig plakativ und sicherlich auch übertrieben ausgedrückt, aber sie überzeugen viele Menschen einfach weder inhaltlich, noch personell. Da ist mir zu wenig Persönlichkeit, zu wenig Format (es gibt kein besseres Wort dafür) und - das ist sehr wichtig - zu wenig Vertrauenswürdigkeit. Das sind so aalglatte Politprofis, die fast nirgends mehr inhaltlich packen kann, die aber eben so beliebig und austauschbar werden. Es gibt zu wenig TYPEN, zu wenig jüngere Politiker, denen man abkaufen kann, dass es ihnen um die Sache geht und nicht nur Parteiräson, die bereit sind noch quer zu denken und dadurch intellektuell brillant wären. Das erwarte ich aber eigentlich, denn schließlich sollten schon die besten Köpfe an der Spitze eines Landes stehen. Heute gehen die besten Köpfe unseres Landes entweder in die Wirtschaft oder gleich ins Ausland und seit Jahren macht sich doch vergleichsweise Mittelmaß in der Politik breit, jedenfalls empfinde ich es so.
Koch, Müller und Wulff gehören zum Andenpakt. Den hat sie inzwischen zerschlagen. Ich kenne selbst Mitgleider des Bundestags. Die CDU hat eine gewisse Ehrfurcht vor Merkel. Es ist keineswegs so, dass Merz nur wegen Merkel gegangen ist. Merz ist in bestimmten Bereichen clever, ist aber gleichzeitig ein Sturkopf und extremer Lobbyist.
Herr Niebel würde ich gern verteidigen. Sein Vorschlag von der Totalreform der Agentur für Arbeit gefällt mir. Er ist auch etwas bedachter wie Profalla oder Söder.
Ohh. Und Du glaubst, dass es die CDU wagt eine Person abzuwählen, die 60% der Bevölkerung wollen und deren Erfolg wohl noch über 2008 hinaus geht.
Und nicht vergessen. Merkel ist Physikerin. Die werden zum lösen von Problemen ausgebildet.^^
Außerdem hat sie einen cleveren Mann und keine Dödel Doris wie der Schröder.
Jippy ai ey, Schweinebacke
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WinstonSmith
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Geschrieben am: 03.06.2007 um 01:22 Uhr
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Zitat von Bembe18: Zitat von WinstonSmith:
natürlich verstehe ich die konzeption der einspannung in das staatsgefüge durch die aneignung anderer erfolge für sich (-stolz-), nur ist es mir nicht möglich nachzuvollziehen warum aus dem grund jmd nicht eigennützig handeln sollte der bisher auch nur eigennützig gehandelt hat
//edit : übrigens .. back to topic.. hier gehts nich um nationalstolz sondern um politiker
Schön aus nem Buch abgeschrieben. Patriotismus kann man breit definieren.
Für die Grünen z.B. scheint Patriotismus und Nationalismus das gleiche zu sein.
Soviel dazu.
Ich denke nicht das Merkel der Typ ist, der Interessen an einer persönlichen Bereicherung hat. Sie ist ehrgeizig, klar. Ich denke auch, dass sie durch ihre Vergangenheit geprägt ist und Demokratie zu schätzen weiß. Daher wird wohl auch ihr Hass zu Putin stammen.
Ich sehe auch keine besonderen Lobbykontakte.
Und vielleicht ist es das, was Poliiker früher hatten. Sie wussten, was es heißt, wenn die Demokratie scheitert.
ich schreib grundsätzlich nichts mehr von irgendwo ab ... was ich schreibe kommt von mir
zu der these das nationalismus und patriotismus im grunde eins sind kann ich nur sagen, dass durch die bewusste schaffung eines inhaltsunterschied, was während der wm 2006 geschah, die diese begriffe in gut und böse einteilt, die tatsache, dass sie im grunde die gleichen dinge beschreiben, nicht verfälscht wurde.
merkel ist kein typ 
auch wenn ihre interessen, was zu 100% keiner sagen kann, nicht in der bereicherung ihrer selbst liegt, dann liegen ihre interessen zumindest bei der selbsterhaltung des staates... wobei ich diesbezüglich auf meinen ersten post hinweisen muss
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