Geschrieben am: 18.01.2007 um 23:35 Uhr Zuletzt editiert am: 18.01.2007 um 23:36 Uhr
Nachtreise
Einsam fahre ich durch die Nacht.
Wolkenfetzen jagen über den vom Mond erhellten Himmel,
Gedankenfetzen durch meinen Kopf.
Ein toter Baum am Wegesrand ist mein Bruder,
seine schwarzen Arme in Verzweiflung gen Himmel gereckt.
Einem Himmel entgegen der nicht Trost sondern Bitterkeit bedeutet.
Sein Schicksal ist meines:
Hilflos und unbeweglich, gefangen in den Fesseln der Gattung.
Doch schon ist er wieder verschwunden und ich blicke in ein Tal gefüllt mit Watte.
Wabernd und grausig kriecht sie in jede Vertiefung.
Kalt und unwirtlich.
Mich fröstelt in meiner warmen Jacke im überheizten Wagon,
die Sympathie für die kalte Nacht wandelt sich in Abscheu.
Eine Nacht für die das Wort Einsamkeit wie geschaffen scheint,
eine Nacht die einem die Seele aussaugt.
Ich presse meine Hand gegen die kühle Scheibe:
Haltet ein!
Doch die bösen Geister sind da und fordern mich heraus.
Ich weiß nicht ob der Kampf sich lohnt, er kostet Kraft.
Kapitulation wäre so leicht, so verführerisch.
Und doch ist sie nicht möglich.
Nicht ohne das zu verlieren, was mich noch von meinem Baumbruder unterscheidet!
Aufrecht setzte ich mich hin und versuche meine Gedanken zu sammeln.
Ich denke an ein Kloster wie es nur in meiner Gedankenwelt existiert,
eine kleine Welt, auf das Wesentliche reduziert.
Männer die Tomaten und Wein anbauen,
gemeinsam beten und gemeinsam schweigen.
Ein karges Leben. Ein Leben voller Ruhe.
Etwas was ich mir so sehnlich wünsche und was doch Utopie ist im Hier und Jetzt.
Und doch hat mein Gedankenkloster mit Kraft gegeben.
Die Nacht zu überstehen.