nomennescio - 43
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Geschrieben am: 20.12.2006 um 16:36 Uhr
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Hi. Ich versuche mich gerade an einer Geschichte die im Mittelalter handelt und möchte euch um Stellungnahmen bitten. Der Text bisher ist nur mal ein Grundgerüst, um das herum ich meine Story aufbauen will.
Wenn ihr Anregungen und Änderungsvorschläge habt, schreibt sie bitte hin.
Im Dezember 1165, einige Tage vor Weihnachten
Mathäus fror entsetzlich. Der Schnee lag Zentimeterhoch auf der Straße. Er hatte nicht die richtigen Schuhe. Sein Vater war zwar nicht arm, aber Lederschuhe waren sehr teuer. Seine Filzschuhe waren nass und seine Füße waren eiskalt. Schneeflocken wehten ihm ins Gesicht. Die Kirche ragte in den grauen Himmel. Der Wind pfiff heulend durch die Öffnungen im Turm. Wenn die Ritter kamen verschanzten sie sich in der Kirche. Gerade jetzt, zu Zeiten einer erbitterten Fehde zwischen den mächtigen Herren, war es wichtig, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Immerhin, er konnte mit Pfeil und Bogen umgehen. Um den Friedhof herum gab es eine Mauer. Sie brachte zwar nicht unbegrenzt Schutz, aber mithin ein gutes Gefühl. Unten, wo die Zehntscheuer stand, direkt am See, sah er zwei Gestalten in schwarzen Mänteln. Sie kamen aufs Haus zu. Es war der Priester. Er hatte jemand dabei.
Michael war in Konstanz beim Domkapitel ausgebildet worden. Trotzdem hatte man ihn auf die arme Pfarrei in Altheim versetzt. Der Bischof schien ihn nicht zu mögen. Bei einem Besuch im Kloster Anhausen hatte er einen Boten des Königs getroffen. Man hatte vor, Kaiser Karl, den man den Großen nannte, heilig zu sprechen. Aber das war nur ein nebensächliches Thema. Die Fehde zwischen dem Pfalzgrafen Hugo und den Welfen war ein ernstes Thema. Sie trieb täglich neue Spitzen. Vom Boten des Königs hatte er viel erfahren.
Der Bote war ein Mittelsmann des Königs, ein Mönch vom Benediktinerorden aus Lorch. Er hieß Lukas und war ein geweihter Priester.
Er war mit Herzog Friedrich in Tübingen gewesen. Er hatte von der Angst berichtet und der Schlacht, die Sonntags “ausversehen” losgegangen war. Er war noch in der Kirche gewesen, als der Schrei durch die Straßen hallte: “Die Welfen greifen an!”
In der Schlacht von Tübingen im September 1164 hatten über 3000 Männer gekämpft, Herzog Friedrich und Graf Hugo hatten einen glanzvollen Sieg über die Welfen erfochten. Dabei kamen auf einen pfalzgräflichen Kämpfer zwei welfische Ritter. Über 900 welfische Ritter hatten sie gefangen genommen. Der junge Welf hatte sich nach Reutlingen auf die Achalm flüchten müssen, Herzog Welf hatte daraufhin auf dem Hoftag von 1164 einem Waffenstillstand zustimmen müssen. Die Gefangenen waren freigekommen. Aber die Fehde war noch nicht zu Ende.
Die Welfen hatten Truppen zusammengezogen, und es war mit einem Überfall auf die pfalzgräflichen Gebiete zu rechnen. Auf der Seite der Welfen standen sogar drei Bischöfe.
Herzog Friedrich von Schwaben unterstützte Graf Hugo, Herzog Heinrich von Bayern und Sachsen unterstütze Herzog Welf von Tuscien und seinen Sohn.
Der König und Kaiser Friedrich Barbarossa war zwar der Onkel Friedrichs, hatte aber Welf unterstützt auf dem Hoftag. Es schien, als wolle sich der König reichspolitisch aus der Fehde heraushalten.
Schon der Weg nach Balindorf war gefährlich. Sein Priestergewand schützte ihn zwar, aber es war trotzdem gefährlich, durch den Wald zu gehen. Es gab Wölfe und Bären im Wald. Zudem konnten Wegelagerer im Wald lauern. Der Winter war kalt und die Menschen mussten hohe Abgaben erbringen. Am Gerichtsbaum vor dem Dorf hatte noch ein Dieb gehangen, schon stark verwest, leere Augenhöhlen und ein schiefes, eingefallenes Grinsen. Wäre es nicht so kalt gewesen, wäre die Leiche schon lange herabgefallen.
Die Menschen hatten kein Verständnis für Diebe. Sie hatten selbst gerade genug um zu Leben.
Ein Hof in Balindorf gehörte dem Grafen Ludwig von Wirtemberg. Die Wirtemberger hatten ihre Burg im Gebiet bei Stuttgart.
Als er an der Werkstätte des Schmieds vorbeikam, hatte er Walburga gesehen, die Tochter des Schmieds. Sie war so ungeheuer schön, und sie war gerade 17 Jahre alt. Er hatte am Hof des Bischofs von Konstanz viele schöne Frauen gesehen. Frauen von hoher Herkunft. Walburga hätte als Zofe an den Hof des Pfalzgrafen gehen können, dachte er. Sie konnte sich mit ihren langen, weizenfarbenen Haaren, der blassen Haut, den großen, tiefblauen Augen und dem schönen roten Mund, der wohlgeformten Figur mit den großen Brüsten und ihrem hohen Wuchs mit den adligen Fräulein durchaus vergleichen. “Verdamme mich nicht, Herr”,dachte er. “Ich bin dein Diener, aber ich bin auch ein Mann. Und an diesem deinem Kunstwerk kann ich einfach nicht vorbeigehen ohne an Sex zu denken.” Er hatte gelacht und dem Boten einen Wink gegeben, ihm zu folgen. Der Mönch sagte gerade: “Ein außergewöhnlich schönes Mädchen. Ich werde Herzog Friedrich von ihr berichten.” Sie hatten beide gelacht und waren weiter gegangen.
Walburga hatte freilich gemerkt, dass Michael sie unverhohlen gemustert hatte. Mit einem scheuen Lächeln hatte sie sich umgedreht zu ihrem Vater, der gerade beim Feierabendbier saß.
“Ich habe heute das Pferd des Herren von Albeck beschlagen”, erzählte er gerade seiner Frau. “Er war heute in Ulm und hat dem Grafen Eberhard von Helfenstein von unserer Tochter erzählt. Er würde Walburga als Dienstmädchen zu sich nehmen.” Walburga erschrak. Sie wollte nicht weg aus Balindorf. Außerdem wussten die Dorfmädchen was diese Adligen mit den Mädchen vom Dorf machten. Der Graf oder sonst wer würde sie belästigen, ihr schmeicheln, sie zum Beischlaf bewegen und sie dann mit dem Kind sitzen lassen. Das war durchaus Gang und Gebe.
“Ich will aber nicht!”,sagte sie zu ihrem Vater. “Er bezahlt dich gut!” “Er will mich nur ins Bett kriegen, Vater!” “Das würdest du doch nicht.. ?” “Sie werden mich zwingen! Ich will hier im Dorf bleiben und einen netten Jungen heiraten.” “Der Graf hat einen guten Namen. Er steht dem König nahe!” “Und wenn er der Kaiser wäre! Diese Adligen sind doch alle gleich! Sie leben auf unsere Kosten und nehmen sich alles, was sie wollen!”
Gerhardt, der Schmied hatte keine Lust, sich mit seiner Tochter zu streiten. Sie war ein schönes junges Ding, und wenn ihr Aussehen ihr eine gute Stellung einbrachte, so würde sie diese annehmen müssen, notfalls auch gegen ihren Willen.
Michael und Bruder Lukas waren auf dem Weg zum Gasthof Sonne, der im oberen Teil des Dorfes lag. Sie kamen an Mathäus vorbei, dem 19 jährigen Sohn von Georg, dem Mittelsmann des Klosters Anhausen in Balindorf.
Michael schlug ein Kreuz in seine Richtung und Mathäus senkte demütig den Kopf.
Bruder Lukas hatte Michael erzählt, dass der Kaiser im März einen Hoftag nach Ulm einberufen werde um die schreckliche Fehde im Herzogtum Schwaben zu beenden. Außerdem brauche der Kaiser wieder einmal Geld und Truppen für einen Kriegszug in Italien, weswegen er auch mit Herzog Welf so glimpflich umgegangen war.
Das waren interessante Neuigkeiten. Der ganze hohe Adel des Reiches würde sich nach Ulm begeben, auch die mächtigen Herzoge. Das hieß für Ulm und Umgebung wieder Tage der Ausbeutung, denn der Adel und sein Hofstaat mußten versorgt werden. “Die Bauern haben jetzt schon zu wenig zu essen“, klagte er.
furchtlos und treu!
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