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Forum / Poesie und Lyrik
Kurzgeschichte - Leiden der Erinnerung

Niriana - 40
Profi
(offline)
Dabei seit 10.2005
507
Beiträge
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Geschrieben am: 29.11.2006 um 23:35 Uhr
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(Sorry, ist ein wenig arg lang geworden, aber ich wollte auch nichts rauskürzen. Viel Spaß beim Lesen.)
…Ein tiefer Atemzug...
... eine aufsteigende Luftblase ...
... Luft die an der glatten Haut haftet ...
... langsam aufsteigend zur Oberfläche ...
... ein Körper der das Wasser spaltet ...
‘Ich bade in einem Meer aus Eis, die Kälte umschließt mich doch schenkt sie mir nicht die Betäubung welche ich so herbeisehne. Die Wunden brennen heiß, jedes Stück meiner Haut pocht in einem dumpfen Rhythmus. Ich spüre wie die Kälte meine Glieder langsam hinauf schleicht und mir immer mehr jede Bewegung erschwert.’
Das leise Plätschern durchschneidet die drückende Stille. Das Wasser in der Badewanne schlägt sachte Wellen.
Das blonde, lange Haar klebt schwer an der hellen Haut der leicht gekrümmt sitzenden Gestalt. Der Blick ist stur auf das Wasser gerichtet. Sie beobachtet stumm noch vereinzelte Eiswürfel welche sich langsam zu dem auflösen, aus dem sie bestehen.
Das leise Klappern aufeinander treffender Zähne dringt erst jetzt an ihr Ohr. Die sonst rosigen Lippen sind blau angelaufen. Wie lang musste sie nur schon in der Wanne gelegen haben... zehn Minuten? Eine Stunde? Eigentlich ist es doch sowieso egal, Zeit vergeht und wieso soll sie länger darüber nachdenken, nur noch mehr Zeit die sie so verschenkt.
Die Hände legt sie an den glatten, weißen Rand der Badewanne und hievt sich so aus der Badewanne, etwas Wasser schwappt darüber.
Sie angelt nach einem der blendend weißen Badetücher und wickelt sich eines um den Körper wie ein formloses Kleid. Das leise Patschen ihrer nassen Füsse begleiten ihre Schritte bevor sie auf den Teppichboden ihres Wohnzimmers tritt um dieses zu durchqueren.
Der träge Blick schweift über die zahlreichen Fotos welche eine Wand des kleinen Raumes zieren.
Fünf Jahre war es nun her als sie die alte Scheune betrat und im Halbdunkeln des anbrechenden Tages einen Körper vom Mittelbalken baumeln sah. Sie wird nie den glanzlosen, starren Blick vergessen mit dem sie ihr toter Bruder zu strafen schien. Sein Gesicht war grau, leicht bläulich, die Lippen spröde und trocken, jedes Gliedmaß hing schlaff herab und der Kopf war in einem 80° Winkel zur Seite geneigt.
Immer wieder schleicht sich dieses Bild in ihre Gedanken, wie ein Parasit der sich in seinem Wirt versteckt und immer wieder auftaucht wenn er neue Nahrung braucht, nur ist die Nahrung für diesen ihr Leid.
Kaum kommt diese Erinnerung wieder in ihr hoch, hört sie auch die vorwurfsvollen Worte ihrer Eltern die ihr die Schuld an dem Selbstmord ihres Bruders gaben. Vorallem der letzte Satz ihres Vaters hallt immer und immer wieder in ihrem Ohr nach “Geh und stürze Andere in ihren Tod” bevor sie mit einem Koffer aus dem Haus ging und in die Ungewissheit verschwand.
Sie konnte doch nichts dafür! Sie wollte ihn niemals so verletzen, sie liebte ihn doch so sehr. Woher sollte sie wissen wie labil ihr Bruder damals war?
Diese Frage beherrscht ihren Kopf während sie sich langsam aufs Bett legt und eine kleine Tablettendose öffnet um den gesamten Inhalt in ihre offene Hand zu schütten. Als würde so ein Reflex ausgelöst werden, kullert bei jeder Tablette, die ihren Weg in ihren Mund und somit in ihren Magen findet, eine wässrige kristallene Perle ihre Wangen hinab. Nur zweimal muss sie mit Wasser nachspülen bevor die zahlreichen Tabletten ihren Weg in ihren Magen gefunden haben. Mit dem verhassten Bild in ihrem Kopf schließt sie die Augen und lässt sich in die Dunkelheit fallen bis diese sie schließlich ganz umhüllt hat und nie wieder loslassen wird.
Eine einzige Träne kann mehr bitteres Salz enthalten als ein ganzer Ozean
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NycolayBund - 38
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 11.2006
211
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Geschrieben am: 30.11.2006 um 11:28 Uhr
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Das is eine einzige lange Regieanweisung... wo is die Kurzgeschichte?
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Melon_Lady - 33
Profi
(offline)
Dabei seit 08.2005
475
Beiträge
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Geschrieben am: 30.11.2006 um 13:49 Uhr
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Kurzgeschichte ist vielleicht das falsche Wort, ich denke es ist eher ein Teil einer langen Geschichte, die man aber nicht erwähnen muss um den Rest zu erfahren. Mir gefällt dein Sprachstil, und wie du mit Methapern die Situationen, Gefühle und Ängste beschreibst. Die tragische Geschichte im Schuppen kann man wie einen Film vor den Augen sehen, da du deine Sätze mit passenden Adjektiven schmückst. Das Ende jedoch gefällt mir nicht so gut, der Tod passt nicht zu meinen Eindrücken der Person, aber dies ist ja Ansichtssache.
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