Niriana - 40
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Geschrieben am: 29.05.2006 um 23:40 Uhr
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Unerbitterlich nagt der kalte Wind an der Haut und stielt den letzten Rest der Wärme des Körpers. Die Bäume wiegen sich im Wind und beugen sich seinem Willen.
Die Dunkelheit hüllt alles ein, vieles mag sie verbergen, doch zurückhalten wird sie nichts. Wie die Mutter ihr Kind in ihrem Bauch heranwachsen lässt, so beschützt die Nacht ihre Emporkömmlinge. Doch ist nicht zu sehen welche sich in dieser Schwärze schlängeln und auf die Lauer legen, wartend auf den richtigen Augenblick.
Weiter hinein in den Wald...
Nicht möglich aber dennoch erscheint die Dunkelheit schwärzer, der Schein des Mondes findet nicht einmal eine kleine Lücke, welches ihm Durchgang zur Erde gewährt.
Ein Kreis aus schwarzen Rosenbüschen wächst inmitten einer scheinbar längst vergessenen Lichtung. Das Gras ist zu hoch und kein einziger Halm ist durch einen Schritt geknickt.
Scharfe, dunkelgrüne Dornen, die ins Braun übergehen, beschützen den zerbrechlichen Stiel welcher als Haupt die vollen, sündig schönen Blüten tragen. Der leichte Tau lässt jedes einzelne Blütenblatt glänzen, es erweckt den Eindruck als wären tausende von bitteren Tränen darauf gefangen.
Undurchlässig und dicht sind die Büsche aneinander gereiht. Verhindern dennoch nicht einen Blick in die Mitte dieses ungewöhnlichen Kreises zu werfen.
Die Mitte bildet ein grauer, verwitterter aussehender Grabstein. Gerade steht er, unnachgiebig und doch wirkt er mitgenommen.
Eine einsame schwarze Kerze steht davor, die Flamme zittert und schwankt durch den Wind, doch aus geht diese nicht, doch wieso? Ist nicht diese kleine Flamme der Macht des Windes unterlegen und sollte nicht schon längst erloschen sein?
Das fahle Licht scheint auf den Grabstein. Fremdartige Letter sind darauf geschrieben. Eine alte Sprache die zu entziffern nur eine handvoll Auserwählter zu vermögen mag. Das Einzig erkennbare ist ein geschwungenes N am Kopfe des Steines.
Ein Körper mag dort ruhen, wie lange schon ist nicht ersichtlich. Ruht dort nur ein Körper oder ist dieser mit seiner Seele in den ewigen Schlaf eingekehrt?
Ein unangenehmes Frösteln des Vergessens und der Einsamkeit geht von diesem Ort aus, es ist nicht das unangenehme Zittern, welches der kalte Wind verursacht. Es ist ein Gefühl das viel tiefer steckt, das unbewusst an einem nagt.
Und doch ist die Gewissheit da, dass es Personen gab, die an diesem Grab trauerten, viele waren es wohl nicht, aber die Wenigen taten es aus echter Trauer.
Nicht diese falsche Trauer die einem gewohnten Gegenstand zu Teil wird, sobald dieser weg ist.
Nein, es ist der Schmerz des Verlustest, der Verlust eines Stückes seines Herzens.
Zurückgedrängt wird mehr Entfernung zu diesem Ort aufgebaut. Das eben Gesehene verschwindet aus dem Bewusstsein und ist vergessen. So schnell verworfen wie ein schlechtes Gefühl, dass man gerne und sofort bereit wäre zu missen.
...Vergessen...
Eine kurze Situation... eine kurze Geschichte dir mir in den Sinn kam und ich musste sie nieder schreiben.
Eine einzige Träne kann mehr bitteres Salz enthalten als ein ganzer Ozean
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