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Forum / Poesie und Lyrik
Gedanken

capote - 25
Fortgeschrittener
(offline)
Dabei seit 04.2006
26
Beiträge
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Geschrieben am: 05.04.2006 um 13:33 Uhr
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Mir gehts beschissen. An der Kasse zahle ich zuviel, der McDonalds Angestellte macht mich darauf aufmerksam - zumindest die Welt scheint teilweise noch in Ordnung zu sein.
Woran liegt es dann? - Ich hasse mich. Oder wenigstens liebe ich mich nicht. Ach, was weiß ich schon. Ich habe doch sowieso keine Ahnung, hinke Trends hinterher und versuche mitzumachen in diesem Spiel namens Leben. Dabei möchte ich doch nur Ruhe, nichts tun, mich erholen, schlafen ....
Wäre Tod eine Lösung? Wer weiß? Ewige Ruhe klingt sehr verlockend.
Aber nein, da sind andere Stimmen. Stimmen die sagen, das Leben ist zu kostbar, nutze es und mach was draus. Leben ist das, was man daraus macht. Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume. So ein Blödsinn. Ich habe keine Träume und wenn dann sehne ich mich nach Ruhe, ewiger Ruhe. Oder doch nicht?
Nein, eigentlich träume ich von vielem. All dem Mist, den einem die Anderen als Träume einreden. Reisen, Liebe, Lust, Feiern, die perfekte Frau, .... Aber das sind nicht meine Träume - ich habe keine Träume.
Was soll ich nur mit diesem Leben? Es stellt mir keine Aufgaben. Eine Frau zu finden vielleicht? Ja, das versuche ich auch, aber will ich denn wirklich eine? Außerdem scheitere ich täglich daran und zwar kläglich.
Es gibt immer Grenzen, teilweise ist man nicht frei. Und meisten steht man sich selbst im Weg. Starke Menschen reißen diese Grenzen ein, aber ich, ich bin ein Weichei.
Was soll ich hier? Ich bringe nichts.
Na schön, ich hab ein paar Freunde, sogar richtig gute Freunde. Manche wären bestimmt sehr traurig wenn ich verschwinden würde. Aber wäre ich das auch, wenn sie verschwinden würden? Ich bezweifle es. Was ist nur falsch? Ich bin Abschaum, aber wirke nach außen so sauber. Ich bin ein Stein ohne Gefühle, ein verdammter Egoist der nur aus eigenen Beweggründen handelt und nur an sich selbst denkt. Ich bin ein Rationalist, der ein schönes Leben führen will. Ich weiß, Freunde gehören dazu. Aber der Kern bleibt leer. Es dringt nichts und niemand in mein Herz vor. Ich lebe nicht. Wer liebt schon einen lieblosen? Mein Herz ist leer, und damit fehlt mir der Antrieb.
Könnte Geld der Antrieb sein? Hm, nein.. das wäre zu einfach, zu materialistisch. So will ich nicht sein? Aber wie will ich denn sein? Wie bin ich? Ein von Zweifeln und Selbstzweifeln zerfressener durchschnittlicher Habenichts. Unfähig zu lieben, unfähig zu leben.
Aber Selbstmord? Niemals! Ich bin gespannt wo es mich noch hinführen wird. Ich tippe mal auf die Klappsmühle....
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sweety-w - 35
Fortgeschrittener
(offline)
Dabei seit 10.2004
27
Beiträge
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Geschrieben am: 05.04.2006 um 13:57 Uhr
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wie ich ein solches gelaber hasse.
lies dir mal das durch:
Du findest dein Leben nicht o.k.?
Denke kurz darüber nach und beachte besonders den vorletzten Satz! Wofür wir dankbar sein sollten, es aber oft nicht einmal registrieren:
- den Partner, der dir jede Nacht die Decke wegzieht,
weil es bedeutet, dass er mit keinem anderen unterwegs ist.
- das Kind, das nicht sein Zimmer aufräumt und lieber fern sieht,
weil es bedeutet, dass es zu Hause ist und nicht auf der Straße.
- die Steuern, die ich zahlen muss,
weil es bedeutet, dass ich eine Beschäftigung habe.
- die riesige Unordnung, die ich nach einer gefeierten Party aufräumen muss,
weil es bedeutet, dass ich von Freunden umgeben war.
- die Kleidung, die einmal zu eng geworden ist,
weil es bedeutet, dass ich genug zu essen habe.
- den Schatten, der mich bei meiner Arbeit "verfolgt",
weil es bedeutet, dass ich mich im Sonnenschein befinde.
- den Teppich, den ich nicht saugen muss und die Fenster, die geputzt werden müssen, weil es bedeutet, dass ich ein Zuhause habe.
- die vielen Beschwerden, die ich über die Regierung höre,
weil es bedeutet, dass wir die Redefreiheit besitzen.
- die Straßenbeleuchtung, die so endlos weit von meinem Parkplatz weg ist,
weil es bedeutet, dass ich laufen kann und ein Beförderungsmittel besitze.
- die hohe Heizkostenrechnung,
weil es bedeutet, dass ich es warm habe.
- die Frau hinter mir in der Kirche, die so falsch singt,
weil es bedeutet, dass ich hören kann.
- den Wäscheberg zum Waschen und Bügeln,
weil es bedeutet, dass ich Kleider besitze.
- die schmerzenden Muskeln am Ende eines harten Arbeitstages,
weil es bedeutet, dass es mir möglich ist, hart zu arbeiten.
- den Wecker, der mich morgens unsanft aus meinen Träumen reißt,
weil es bedeutet, dass ich am Leben bin.
- und schließlich die vielen nervenden E-Mails,
weil es bedeutet, dass ich Freunde habe und es genügend Menschen gibt,
die an mich denken.
Don't diss the ju-ju from wherever it comes.
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capote - 25
Fortgeschrittener
(offline)
Dabei seit 04.2006
26
Beiträge
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Geschrieben am: 05.04.2006 um 14:07 Uhr
Zuletzt editiert am: 05.04.2006 um 14:19 Uhr
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wie ich solche kopierte massenscheiße hasse...
es ist nicht, dass ich nicht froh bin diese annehmlichkeiten zu besitzen. aber das hat mal überhaupt nichts damit zu tun glücklich zu sein...
wäre ich obdachlos, würde mein traum natürlich sein ein haus zu besitzen. insofern beneide ich teilsweise sogar leute, denen etwas fehlt. so schwer sie es auch haben, und so froh ich bin es zu besitzen. denn sie wissen, wohin sie wollen. ich dagegen habe alles was man braucht um ein leben zu genießen und ich weiß nicht was noch fehlt, was mich noch glücklich machen würde.... was ich ändern sollte oder ändern kann um das leben zu verbessern.
und ich hasse mich selber, nicht, das leben das ich habe. ich hasse meine beschränktheit.ich hasse, dass ich die möglichkeiten nicht nutze, die ich habe. von denen andere nur träumen können. ich bin ein feigling, ein dummkopf, und vieles mehr. was bitte bringt mir in dem fall ein dach überm kopf? freunde, kleider und der ganze mist?
man könnte höchstens sagen ein obdachloser hat zwei möglichkeiten: für ein haus zu kämpfen, oder sich seinem schicksal zu ergeben und zu klagen. ich habe hier jetzt nur geklagt.
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aequitas - 40
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 10.2003
116
Beiträge
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Geschrieben am: 05.04.2006 um 14:17 Uhr
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capote, großes Lob von meiner Seite.
Du schreibst und beschreibst Deine Gefühle. Nüchtern und dabei aber selbstironisch, du zweifelst nicht (nur) an der Welt, sondern auch an Dir, Deinen Fähigkeiten. Machst aber keineswegs die anderen dafür verantwortlich.
und DANKE, dass Du nicht zu denen gehörst, Die dann - um Aufmerksamkeit zu erhaschen - angeblich den Freitod wählen ...
absolut fein geschrieben. //
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