Zitat:
//
He Hey Doc,
er hat mir das Buch gegeben. Er hat auch gesagt, ich soll schreiben, wenn ich nicht reden kann. Und ich konnte immer mit dir reden. Du weißt schon über die wirklich persönlichen Sachen. Es ist nicht, daß ich mit ihm nicht reden kann, sondern, daß ich mit dir reden will.
In letzter Zeit denke ich oft an dich. Er sieht sich die Krankenhausserien an und nimmt sie auf, wenn er sie nicht sehen kann. Mein Leben hat sich geändert, seit er eingezogen ist.
Oh, du weißt nicht, daß er eingezogen ist. In meinen Gedanken höre ich dich antworten und es fühlt sich gut an. Du weißt schon dem Wahnsinn nachgeben um gesund zu bleiben.
Obwohl ich verliebt bin wie ein Teenager spüre ich, daß ich alt werde. Nicht Herzinfarkt-alt, sondern mach-alles-etwas-langsamer-alt. Ich kann mich an mehr Freunde erinnern, als ich jetzt habe. Auch an dich erinnere ich mich. Ich träume sogar von dir. Ich weiß nicht, warum das so ist. Die letzten Jahre konnte ich ganz gut ohne dich leben. Ich habe sogar angefangen dich zu vergessen. Nicht total. Es war ein gutes Vergessen, weil ich endlich wieder an dich denken konnte, ohne den ständigen Schmerz zu fühlen. Aber jetzt tut alles genauso weh, wie an dem Tag, an dem du gegangen bist. Er sorgt sich um mich. Oh, du würdest ihn mögen. Er ist Anwalt.
Er ist wie ein Gott. Seine Finger wären vielleicht ein wenig kurz für deinen Geschmack. Aber er ist Anwalt und kein Chirurg.
Er ist so schön. Er ist klug. Er ist witzig. Ich kann es nicht erklären, aber er ist einfach alles. Okay, ich könnte es erklären, aber ich will nicht. Ich liebe ihn und das reicht für mich im Moment aus. Ich liebe ihn so sehr, daß ich sogar darüber nachdenke mit ihm aufs Land zu ziehen. Du weißt schon, ins Haus seiner Eltern.
Aber Doc, du hast mir gesagt, wir wären Stadtkinder, wir könnten ohne den Smog und die unfreundlichen Leute gar nicht leben. Ich habe es lange geglaubt, aber in der letzten Zeit habe ich mich geändert. Ich habe das Rauchen aufgegeben und schnall mich jetzt im Auto an.
In meinen Gedanken fängst du jetzt an zu lachen. Ich würde dich gern wieder lachen hören.
Weißt du, ich schlafe immer noch auf dem Rücken. Manchmal erwarte ich, daß sich jemand auf mir zusammenrollt, wie du es getan hast. Aber das ist niemand. Er zieht mich immer näher an sich heran, wenn er glaubt, daß ich über dich nachdenke und will mir dann ein bißchen von dem er glaubt es ist Schmerz nehmen.
Ich habe versucht ihm von uns zu erzählen, aber er versteht es nicht. Er kennt uns nicht, er kennt nur mich.
Weißt du noch, wie wir uns früher immer erzählt haben, wir würden einander fühlen? Ich bräuchte das jetzt. Ich habe es nicht gebraucht, als mein Leben Scheiße war. Aber jetzt, wo ich fast zerberste vor Glück, brauche ich dich.
Ich muß zurück ins Bett. Seine Hand sucht nach mir und außerdem wird mir hier langsam kalt. Es ist jetzt vier Uhr früh.
Unsere Zeit, Doc. Damals als du mir gesagt hast, ich halte dich warm habe ich es nicht verstanden. Ich habe eine ganze Menge damals nicht verstanden. Aber jetzt verstehe ich es. Er hält mich warm. Nicht nur meinen Körper, sondern meine Seele. Das war es, was du mir damals sagen wolltest, oder?
Du solltest jetzt auf unsere Couch schlafen und zynische Bemerkungen machen, wenn du aufwachst. Du solltest mit mir tanzen oder mit uns lachen. Du solltest ihn kennen lernen.
Aber eigentlich solltest du sehen, wie glücklich ich bin.
Ich will dir erzählen können, was er mit seine Zunge machen kann oder wie es sich anfühlt ihn zu küssen oder das Sex mit ihm ein erfüllter feuchter Traum ist.
Aber statt dessen sitze ich hier in der Dunkelheit und vermisse dich. Damals als alles zusammengebrochen ist, bin ich oft zu deinem Grab gegangen, um mit dir zu reden (ist ein bißchen schizophren dir zuschreiben, daß ich mit dir geredet habe). Und dann konnte ich mir vorstellen, wie deine müde Stimme mir antwortet. Ich habe damals gedacht, daß egal wo du jetzt bist, da muß es besser sein als hier.
Aber jetzt brauche ich dich hier.
Ich werde jetzt wieder ins Bett gehen. Sonst wacht er auf. Wobei das vielleicht auch nicht so schlecht wäre, dann könnte er mich in dem Versuch meine Stimmung zu heben, vielleicht ein bißchen verführen.
Ohne dich, macht glücklich sein keinen Spaß.
Ich vermisse dich, meine kleine Doc. Ich vermisse dich so sehr, daß ich anfange darüber nachzudenken dir zu folgen. Solange ich für jede Sekunde ohne Schmerz kämpfen mußte, wollte ich dir nicht folgen. Aber jetzt...
Aber du hast ja gesagt, daß du auf mich wartest. Warte weiter, Doc, dann erzähle ich dir alles, wenn meine Zeit gekommen ist.
//
Vitium fuit , nunc mos est assentatio.