Zitat:
Da stand sie.
Aus dieser Entfernung waren nur ihre Umrisse zu erkennen.
Es dauerte eine Weile bis sich meine Augen an das nächtliche Nichts gewöhnt hatten.
Starr kniff ich sie zusammen.
Doch nach und nach wurden ihre zarten Gesichtszüge klarer.
Ihre Haut im fahlen Mondlicht bleich und kühl. Nur ihre Wangen hatten durch den rauen Wind einen leichten Schimmer von Rot abbekommen..
Ich musste mich besinnen. Um ein Haar hatte ich das Gleichgewicht verloren und wäre aus den kahlen Wipfeln der morschen Eiche gefallen.
Jetzt erst viel mir auf, wie alt sie sein musste.
Der Wind konnte sich ungestühmt einen Weg durch die Krone bahnen. Dabei entstand immer wieder ein leises Pfeifen, fast unheimlich, als würden die Winde mir etwas sagen wollen.
Doch eine Kraft in mir war zu stark, zu stark für mich und meine ermüdeten Kräfte und so richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder ganz auf sie.
So still, fast unbeweglich stand sie da.
Nur das Haar, wehte ihr still im Winde.
Plötzlich wieder dieses Gefühl, dieser Stich im Herzen.
Die Erinnerung wie sanft und leicht es durch die Finger glitt, ganz gleich dem einzigen Sand an der Nordsee.
Doch plötzlich wendete sie sich.
Starr vor Schreck, sie hätte mich entdeckt, wagte ich kaum mehr zu atmen.
Erst als sie sich wieder abwandte, legte sich das Rasen in meiner Brust.
Langsam lies sie ihren Blick über die Wälder schweifen.
Ich erschrak.
..wie leer ihr Blick..
Das Gefühl, dass alles um mich herum, wie in einem Strudel in diese tiefe, unbeschreibliche Leere zog.
Erst jetzt viel mir auf, wie blass sie doch eigentlich war und mit einem Schlag kamen alle Erinnerungen wieder zurück.
Die letzte nächtliche Tour mit dem Auto, das Blaulicht, das Blut überall.. ihr lebloser Körper neben mir auf dem Beifahrersitz.
Dieses Bewusstsein,
nie wieder in ihre traurigen großen Augen blicken zu können,
nie wieder die Grübchen, die ihre Wangen zeichneten, sehn zu können, wenn ich sie mal wieder zum Lachen gebracht hatte.
Doch als ich meinen Blick wieder hob, um noch ein letztes mal, für immer mit ihr in ihren Augen zu versinken, war sie verschwunden.
So sehr ich den Nachthimmel und die Anhöhe, auf der sie gestanden hatte auch absuchte, sie blieb verschwunden.
Und ich weiß, sie hätte es nicht gewollt..