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Forum / Poesie und Lyrik

Ich glaubte, das würde Glück bringen, also postete ich:

I3I_4CKNINJ4 - 34
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 08.01.2015 um 15:19 Uhr
Zuletzt editiert am: 09.01.2015 um 11:29 Uhr

"Liebes Tagebuch,

Ich habe heute meine Bedeutungsträchtigkeit im Internet gesteigert. Zuerst einmal habe ich dafür gesorgt, dass ich auf Facebook nur noch 200 Freunde habe. Die anderen waren nämlich gar nicht meine richtigen Freunde. Die wollte ich nur nicht vergessen. Denn die geheimnisvolle Welt vor dem Bildschirm ist meine virtuelle Erinnerung.
Danach hatte sich mein Serotonin-Spiegel von minus siebzehn wieder auf minus drei geregelt. Sprich: ich war noch nicht glücklich.
Also habe ich einen Bericht darüber geschrieben, wie ich endlich wieder mit dem Lauftraining begonnen habe. Und natürlich musste ich dann auf der Seite für die fantastischen Läufer, die natürlich mit dem Gesichtsbuch verbunden ist, wie viele Kilometer ich gelaufen war und in welcher Zeit ich das geschafft hatte. Ich denke, ich kann schon Stolz darauf sein, dass ich für sechs Kilometer nur eine Stunde und sieben Minuten gebraucht habe. [Das wären nur 5,37km/h. Das ist noch nicht einmal Geh-Geschwindigkeit]
Denn der Trainer, bei dem ich damals den Lauf-Kurs gemacht habe, hatte gesagt, das sechs Kilometer schon eine weite Strecke seien.
Irgendwie war das noch nicht genug.

In der Nähe von meiner Wohnung gibt es eine Kunstharz-Griffhalle. Sogar die größte der Welt. Dort tummeln sich auch ganz viele Leute, die Mitglied im deutschen Albenverein sind. Ich weiß zwar noch nicht, um was für Alben es da geht, aber es heißt, dass es dort viele "Bergsteiger" gibt. Und dieses Berge besteigen hat mich schon immer interessiert. Also habe ich bei diesem Verein gesucht, ob die einen Kurs anbieten, damit man auch weiß, wie das geht.
Es gibt hier in München aber nicht so viele Berge, eigentlich nur einen, das ist der Olympia-Berg. Nach langem Suchen war ich enttäuscht. Es gab keinen Wanderer Kurs, der auf Münchens Berg führt. Also habe ich beim Albenverein angerufen und denen mal richtig meine Meinung auf die Geige gestrichen!
Erst als ich richtig in Wallung kam und der Eingeschüchterte vom albernen Verein mich an die Leitstelle des Berge besteigens weiterleitete, hatte ich den richtigen Mann an der Hand. Er sagte mir, dass ich doch zuerst zum bekannten Münchner Schuhmacher gehen sollte und mir steigeisenfeste Bergschuhe besorgen sollte. Und natürlich Steigeisen und Pickel. Erst dann könne ich mit dem Bergsteigen beginnen. Von dem Olympia-Berg hatte er noch nichts gehört. Das könne nur daran liegen, dass dieser Berg wohl eher ein leichterer sei, höchstwahrscheinlich ohne Spalten im Gletscher. Deshalb könne ich auch ohne Kurs dort hinauf, wenn ich Erfahrung im Wandern hatte.
Das bejahte ich natürlich, da ich täglich wandern gehe. Täglich gehe ich über achthundert Meter bis zur U-Bahn und das natürlich auch wieder zurück!
Also war ich guter Dinge, dass ich das auch alleine schaffen würde.
Danach schrieb ich einen Bericht auf einer einschlägigen Wandrr-Seite, die ein paar Schweizer gegründet haben. Dort stufte ich die "Tour" - so werden absolvierte Aufgaben im Bereich der Lebensentfaltung "Berge besteigen" genannt - als deutlich schwerer als gedacht ein. Ich brauchte nämlich - nachdem ich den ellenlangen Zustieg von der U-Bahnstation Olympiazentrum bis zum Fuß des Berges geschafft hatte - ganze sieben Stunden für den Aufstieg. Woher konnte ich denn wissen, dass es bei diesem Berg über siebzig Höhenmeter zum erwandern gab?
Gut war aber, dass mir der Profi am Telefon das Erstehen von Ausrüstung angeraten hatte. Die Steigeisen hinderten mich am Abrutschen an dem überaus steilen Hang und mit dem Pickel verhinderte ich, dass ich umfiel. Blöd war nur das Kratzgeräusch auf den felsigen Stellen. Ich wusste ja nicht, dass dies eine Kombinationstour war. Nachahmern würde ich aber raten, die Steigeisen auf dem sieben Meter langen Felsstück [=geteerter Weg] auszuziehen. Danach aber sofort wieder überstülpen, denn der Gipfelaufbau liegt dann direkt vor einem. Ich weiß zwar immer noch nicht, woher die dicke Eisenstange, die plötzlich im Weg stand, in dieser wilden Natur herkommt, aber das war mir egal, denn plötzlich ging es nicht mehr höher!
Ich hatte einen grasbewachsenen Berg in freier Wildbahn als erster an diesem Tag bestiegen!
Für meine nächste Tour nehme ich mir den Münsterberg in Ulm vor. Der soll ganze hunderteinundsechzig Meter hoch sein! Von Steigeisen wurde mir aber zur Gänze abgeraten."

Nach der Tour besuchte ich dieses alte Forum. Und dann fiel mir auf, dass ich meinen Tourenbericht und Tagebucheintrag auch gleich hier posten könnte!
Ich glaubte, das würde mich glücklich machen.
Also:

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Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

ZuGuttenberg
Champion (offline)

Dabei seit 05.2011
2020 Beiträge

Geschrieben am: 08.01.2015 um 16:38 Uhr

Hey,

danke, dass du das teilst.

Ich empfinde das als stilistisch sehr schön geschrieben.

Ich finde auch, dass du die Frage, die sich da im Kopf aufbaut sehr gut zum Leben bringst und sehr schön nur andeutest, was sein kann.

Was mir nicht so gut gefällt, ist die "Auflösung". Da bleiben doch fragen offen (wahrscheinlich ja so gewollt).

"Jeder Beginn einer Idee entspringt einer unmerklichen Verletzung des Geistes."

I3I_4CKNINJ4 - 34
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 09.01.2015 um 11:34 Uhr

Und was sagst du zu den eckigen Klammern, die hoffentlich so verstanden wurden, wie sie gedacht waren und zwar als eine Art Anmerkung des Erzählers? Die erste Klammer ist eigentlich etwas unnötig - es fällt doch sicher jedem auf, dass das nicht "schnell" gelaufen ist - trotzdem habe ich sie gelassen, ich weiß auch nicht ganz wieso. Die zweite Klammer soll dem nicht ganz so aufmerksamen Leser, sowie denjenigen, die noch nie in München waren und denjenigen, die noch nie etwas von der Handhabung und Notwendigkeit von Steigeisen gehört haben, etwas deutlich machen, dass es sich hier um ein ironisches Spektakel handelt.
Und, was mir jetzt noch auffällt, ist, dass ich gar nicht wörtlich erwähnt habe, dass bei der "Besteigung" des "Berges" gar kein Schnee lag. Das lyrische Ich ist nämlich einen Grashang hinauf gestiegen.
Die eckigen Klammern sind hauptsächlich für die Veröffentlichung in diesem Forum gedacht, da ich schon zu oft die Erfahrung gemacht habe, das meine manchmal etwas codierte Sprache auf Unverständnis stoßt.

So, und nun zu deiner Kritik an dem Schluss. Von was für Fragen sprichst du denn? - Okay, eins fällt deutlich auf: Am Anfang erwähne ich den Serotoninspiegel und erwähne es danach gar nicht mehr. Den könnte man eigentlich auch ganz weglassen.
Was für Fragen gibt es denn sonst?

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Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

ught - 37
Champion (offline)

Dabei seit 07.2005
2009 Beiträge
Geschrieben am: 10.01.2015 um 17:54 Uhr

Ist der "Albenverein" mit Absicht so geschrieben?

Die einzige Konstante im Leben ist das Absinken des Niveaus

ught - 37
Champion (offline)

Dabei seit 07.2005
2009 Beiträge
Geschrieben am: 10.01.2015 um 18:03 Uhr

Zitat von I3I_4CKNINJ4:

Und was sagst du zu den eckigen Klammern, die hoffentlich so verstanden wurden, wie sie gedacht waren und zwar als eine Art Anmerkung des Erzählers? Die erste Klammer ist eigentlich etwas unnötig - es fällt doch sicher jedem auf, dass das nicht "schnell" gelaufen ist - trotzdem habe ich sie gelassen, ich weiß auch nicht ganz wieso. Die zweite Klammer soll dem nicht ganz so aufmerksamen Leser, sowie denjenigen, die noch nie in München waren und denjenigen, die noch nie etwas von der Handhabung und Notwendigkeit von Steigeisen gehört haben, etwas deutlich machen, dass es sich hier um ein ironisches Spektakel handelt.
Und, was mir jetzt noch auffällt, ist, dass ich gar nicht wörtlich erwähnt habe, dass bei der "Besteigung" des "Berges" gar kein Schnee lag. Das lyrische Ich ist nämlich einen Grashang hinauf gestiegen.
Die eckigen Klammern sind hauptsächlich für die Veröffentlichung in diesem Forum gedacht, da ich schon zu oft die Erfahrung gemacht habe, das meine manchmal etwas codierte Sprache auf Unverständnis stoßt.


Wer nicht weiß welchen Gebrauch ein Steigeisen bedingt oder eben mit Aussagen wie dem Olympiaberg nciht klar kommen, die benötigen die Klammern grundsätzlich nicht. Möglich wäre hier ein objektives Zitat aus einem Online-Shop, wo man die Dinger bestellen kann ... das würde wohl auch einen kleinen Zwischenbruch in der Erzählung geben ...so als Stilmittel.

Den Lesern etwas zu erklären > dann ist der Witz ja schon vorbei ... entweder man rafft es oder nicht. Wenn nicht, dann ist es mit Erklärung nicht zu retten.

Warum ich wegen dem "Albenverein" nachgefragt habe > Ich hätte mir vorstellen können, dass du eine musikalische Wanderreise in einem Albenverein durchspielst, versehen mit der großen Metapher des Wanders, Bergkraxeln und des Alpenvereins samt Mitgliedern ... Stellenweise ist diese Interpretation an wenigen Punkten auch möglich ...



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