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Forum / Poesie und Lyrik

-Vision-

JohnPower
Profi (offline)

Dabei seit 09.2010
574 Beiträge
Geschrieben am: 11.07.2014 um 03:02 Uhr
Zuletzt editiert am: 11.07.2014 um 03:05 Uhr

Heute ist es passiert. Ich habe geträumt, dass ich sie küsse. Mehr weiß ich nicht mehr. Und heute habe ich erfahren, dass sie sterben wird.

Es war ein schöner Traum, fast schon zu schön um wahr zu sein. Ich sah sie vor mir, ein unfarbiger Raum umgab uns. Ich kam auf sie zu, sie aber mehr auf mich. Wir sahen uns an, leicht überrascht, leicht verwegen, bewusst. Keine Angst, Freude. Im Wissen, dass es endlich erfüllt ist. Das Warten ein Ende hat.
Und als unsere Lippen sich berührten war es perfekt. Nur perfekt. Sanft, zurückhaltend, den Zauber vereinend. Ihn bewahrend. So real, es war wie ein Traum. Und es war nur ein Traum.
Und heute habe ich erfahren, dass sie sterben wird.

Zu früh, wie das bei allen Menschen ist. Ungerecht, wie das bei allen Menschen ist. Selbst "die schlimmsten" werden vermisst. Als ich aufwachte habe ich nach Luft geschnappt. Wahrscheinlich habe ich die Luft angehalten. Ich spürte das Glühen noch in mir, wie die Hormone sich gegenseitig durch meinen Körper jagten, wie die Wärme durch meinen Körper strömte, mich packte und fortströmte. Auf eine Reise nach nirgendwo.

Heute habe ich Achim getroffen, ich habe ihm davon erzählt. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. War vermutlich auch besser so. Ahnung hat der sowieso keine. Und es ist ihm sicher auch wieder egal. Der ist mit seinem Kopf sowieso immer woanders.

Aber mich hat es gepackt. Ließ mich nicht mehr los. Riss mich fort, weit fort. Im Strom der Wärme lässt es sich gut treiben. Und egal wo ich war, wo ich stand und saß, ich vergaß nicht. Es war erstaunlich, unerklärlich, wie so etwas mich so mitriss, mich packte und fortströmte. Auf eine Reise nach nirgendwo.

Irgendwie ist Achim nicht ganz normal, dachte ich mir immer. Naja, er hört zu und ist recht intelligent, besser als der Rest vom Pack. Die können alle nichts. Da ist es bestimmt ganz gut, wenn wir uns manchmal ein bisschen absondern.

Als sie es mir erzählte wirkte sie sehr gefasst. Dass es eigentlich schon länger klar war, nur jetzt eben bestätigt wurde. Und dass sie es toll findet, dass ich ihr kein Mitleid gebe, sondern ihr eine schöne Zeit wünsche. Sie hat mich nach oben angelächelt, wie sie es immer tut. Und mir dann gesagt, es werde schon wieder.

Achim hat gesagt, das sei nix einseitiges. Er sei bekloppt, habe ich ihm gesagt. Doch, doch, man merkt da so einen Zauber, zwischen euch. Ich meinte, er habe ein Rad ab. Er antwortete lapidar, dass ich es wieder ranschrauben sollte.

Das habe ich allerdings nicht verstanden. Ich war fort, ich wusste nicht wo ich war und was ich dort sollte. Der Himmel war schön, in vielen Farben. Von dunkelblau in einem schönen Verlauf zu gelb, orange, und rot. Die Sonne war schon hinter Wolken, die sich am Horizont hoch auftürmten, verschwunden. Vor mir lag eine Wüste, die sanften Dünen im Abendlicht in allen möglichen gelbtönen schimmernd. In meinem Rücken spielten die Wellen mit dem Sand, der Wind gesellte sich weich und warm dazu. Die Landschaft war bizarr, aber anmutend, wunderschön. Sie war nicht da, aber es war ein Ort zum verweilen. Sich hinlegen, die Restwärme des Sandes genießen. Den Sonnenuntergang bestaunen. Sich freuen. Nicht viel. Aber ein bisschen.

Vermutlich hätte ich nur über die nächste Düne gehen müssen, um eine Oase zu sehen, wo Menschen leben, am Feuer sitzen. Sich freuen, vielleicht etwas braten. Musik würde gespielt und Gesang gesungen werden und überall Lichter aufgehängt. Wo mein Glück vollkommen wäre, weil sie sich für mich freuen. Und über mich und überhaupt.
Doch ich wollte alleine sein. Diesen bescheidenen Moment der Ewigkeit genießen, in dieser seltsamen Welt.

Achim riss mich zurück. Was denn los sei, fragte er mich. Ich wollte nicht antworten. Ich war ihm Dankbar, dass er mich von dort holte. Was ich dort zuletzt erkannte, als die Wolken immer näher kamen... ich sah ihn nur an, er wusste was ich dachte. Ich rannte los, rannte und rannte. Während ich hastete bemerkte ich, etwas war falsch, aber das war erstmal egal. Ich musste es schaffen. Ich rannte die Treppen hoch, klingelte Sturm. Und wie sie da stand, freudig überrascht und gebrechlich wie eine alte Frau, wurde sie blasser und blasser...

(Für den Stern am Himmel.)

(c) JohnPower, 11. 07. 2014.

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Altai-Kai.

gibbs59 - 66
Experte (offline)

Dabei seit 04.2010
1864 Beiträge
Geschrieben am: 11.07.2014 um 06:47 Uhr

:winker:

Quad

-miep-
Champion (offline)

Dabei seit 03.2006
3517 Beiträge

Geschrieben am: 13.07.2014 um 12:38 Uhr

:daumenhoch::daumenhoch2:

There are two things to help you dance: love and drugs. best, you get both.

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