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Forum / Poesie und Lyrik

Muse

JohnPower
Profi (offline)

Dabei seit 09.2010
574 Beiträge
Geschrieben am: 04.05.2013 um 00:54 Uhr

Depressionen, was sind das schon. Alles nur Unsinn, das Hirn erfindet sich selbst schlecht.

Das übliche Bild, der Park am Bahnhof. Eigentlich sollte Frühling sein. Aber alles ist grau. Schlammig grau. Kein Wunder, in so einer Umgebung kann man doch nicht glücklich sein. Wo alles, was man sieht, grau ist. Grau. Hoffnungslos, verwahrlost. Es ist einfach nur grau. Ich könnte kotzen, und das wäre auch grau. Vielleicht sollte ich lieber zum Augenarzt statt zum Psychologen. Aber der hat gemeint, es gibt für alles eine Lösung, man darf nur die Hoffnung nicht aufgeben. Man soll sich nicht unterkriegen lassen, nicht in den schwarzen Sog hinabziehen lassen. Lieber hätte ich ihn in den Sog geschmissen.

In Afghanistan ist wieder ein Flugzeug abgestürzt, sagt mir die Stimme in meinem Ohr. Ich höre Radio. Vierzehn Menschen seien dabei gestorben, alle Insassen des Flugzeugs. Einer davon war frischer Familienvater, der andere wollte gerade heiraten. Wenn ich daran denke, an die lieben zuhause, die nun allesamt am Tisch sitzen und auf eine Nachricht warten, obwohl es doch schon zu spät ist. Mir wird schlecht. Die Kinder, die ihren Vater nie wieder sehen werden. Die Mutter wird es schon schaffen, Mütter schaffen es immer irgendwie. Aber Kinder nicht.
Was solls, nicht mein Problem. Wird auch nie meins werden, das alles ist weit hinter der grauen Wand.

Der Weg wird schlammig, der Regen weiter prasselt auf die paar verkümmerten Bäume. Ich spüre den Sog, spüre das Verlangen, zu schreien. Alles rausschreien, die Welt anschreien, was das denn soll. Warum so etwas sein kann, wieso sich so viele auf dem Kirchentag herumtreiben und so tun, als wäre alles Besinnlich. Als könnte man durch Besinnung etwas erreichen. Auf was überhaupt besinnen, die Kirche? Das große Wort Gottes? Verflucht, so funktioniert das nicht. Jeder zieht sich selbst an den Haaren aus der scheiße. Und jeder läuft selbst aus seinem grau heraus, hier wird keiner getragen. Und die Last nimmt einem auch keiner ab. Ich will schreien, das alles herausschreien, Leuten ihr grinsen entzwei schlagen, zeigen was falsch ist!

Meine Knie werden langsam weich, ich will nicht mehr laufen. Der Sog zieht immer stärker und stärker. Was nützt es mir, stark zu bleiben. Was nützt es mir, wenn ich umringt bin, wenn ich im Kreis laufe. Was nützt es mir, wenn Menschen, die es nicht verdient haben, sterben. Was nützt es mir, wenn Kinder in Afrika verhungern. Was nützt es mir, wenn mein Großvater stirbt? Welcher Arzt hilft mir dann? Wo wird Obama dann sein, der Papst? Was nützt es mir, wenn...
Meine Knie geben nach. Ich falle, doch ich treffe nicht auf. Unter mir, der Sog. Ich klammere mich noch an irgendwas fest, weiß nur der Teufel selbst was. Ich höre schreie, Menschen die entsetzt meinen Namen rufen, bitten, flehen, klagen. Ich falle immer tiefer, die Stimmen werden leiser. Ich denke an die lieben zuhause, die nun allesamt am Tisch sitzen und auf eine Nachricht warten, obwohl es doch schon zu spät ist. Ich frage mich, wie Sie reagieren wird. Es ist kalt, ganz kalt.
Und ich weiß, dass ich nie irgendwo auftreffen werde.

(c) JohnPower, 03.05.2013

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Altai-Kai.

Obszoentan - 39
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2013
120 Beiträge
Geschrieben am: 04.05.2013 um 13:12 Uhr

Eines Tages im Paradies.
Da gab es, weit außerhalb der sonstigen blühenden
Landschaft und der wunderbar menschlichen Leute
eine Teergrube.

Viele Leute redeten davon, da einmal ein Pferd hineingeriet
und danach nie mehr gesehen wurde.
Einige Leute hatten direkt angrenzend an dieses Gebiet
Grundbesitz und berichteten was dort geschah.

Die Leute bekamen Angst und vergaßen ihre Unsterblichkeit
sie vergaßen dass sie im Paradies wohnten wo sich
Trauben, Milch und Honig einfach nur durch den Gedanken
erschufen.

Sie vergaßen jeden Genuss den sie Täglich auskosteten,
der Genuss, der erst dadurch zustande kam, dass sie
eben schaffend tätig wurden. Denn was wäre schon ein
Stein neben dem anderen, sie gehören aueinandergeschichtet.

Und dies war die Arbeit die den Menschen Erfüllung brachte,
sie schichteten die Steine und waren beschäftigt.
Später dann ab einer gewissen Zeit erfüllte sich wieder jeder
Wunsch und ihre Körper wurden verjüngt.

Die aber, die die Nachrichten von der Teergrube hörten wurden
nicht mehr verjüngt und ihre Fähigkeiten gingen verloren.
Es scheint als ob das Ganze Verderben dieser Gesellschaft nur
dadurch entstand, weil manche die Teergrube sahen und davon
erzählten.

Mancher gar, gerade noch mit seinen 5 Frauen beschäftigt
hörte Geschichten von der Teergrube und er wurde wahnsinnig,
er rannte hinaus, in sein Boot und fuhr bis an den Abgrund der
See, dort fiel er hinab in die unendlichen Gründe in denen er verloren war.
Denn Unsterblich war er nach wie vor.

Ein anderer gar grub eine Grube und als sie zu tief wurde stürzte
sie ein und begrub seinen Körper und er ward nie wieder gesehen.
Irgendwann sagte jemand, was denkt ihr auch über die Teergrube nach,
seht ihr nicht euer tägliches Vergnügen, wie könnt ihr die Freude an eurem
Nächsten zur Routine verkommen lassen.

Jetzt geht alle hinaus und zieht euch aus, ich will dass ihr Freude
findet. Ich will dass ihr schamlos euch mit eurem nächsten windet.
Und grade heute, wo es so windet, da werdet ihr eure Haut wieder spüren,
ihr werdet sehn wie euch nur Gedanken das Leben nahmen.
Ihr werdet sehn wie durch einen Namen Phantasie entsteht, durch einen einzigen Same.
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