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Forum / Poesie und Lyrik
Ganzheitliche Gartengestaltung

-billyboy- - 32
Profi
(offline)
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Beiträge
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Geschrieben am: 02.02.2013 um 19:00 Uhr
Zuletzt editiert am: 02.02.2013 um 20:01 Uhr
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Harmonische Panflötenklänge entschwebten den im Raum großzügig verteilten Lautsprechern und flossen einfühlsam und unaufdringlich freundlich in meinen Gehörgang. Ein bloßes Vorhandensein, ein Beispiel reiner Präsenz, die ohne erkennbaren Zweck plötzlich im Raum stand, die sich zurückhaltend jeder bewussten Wahrnehmung entzog. Harmonische Panflötenklänge untermalten meine fixierte Konzentration, bis meine Aufmerksamkeit auf sie fiel.
Ich unterbrach meine angeregte Lektüre für ein kurzes, eindrückliches Lauschen, schloss meine Augen und gönnte meinen nunmehr juckenden Lidern einen Augenblick der Entspannung. Es ergab sich die Chance, über das soeben Gelesene nachträglich zu sinnieren; es bot sich an, aufgenommenen, absorbierten Wörtern nach der Lektüre einen Inhalt zuzuschreiben, der in der Anstrengung des Leseprozesses scheu verborgen blieb.
Gedanken sind wie Pflanzen. Ein einzelner kommt ohne äußerlichen Einfluss nicht vom Fleck. Für sich allein ist er weder überlebens- noch fortpflanzungsfähig. Er kann nur anwachsen, Wurzeln ausbilden, eine geistige Photosynthese betreiben. Er kann weitere Setzlinge an seine Umwelt abgeben, Teil eines umfassenderen Biotops werden, schließlich Bedeutung erlangen. Ich bemühte mich, ein guter Gärtner zu sein.
Nach wenigen Momenten öffnete ich meine Augen wieder, milde Wärme durchfuhr mich, mein Blick fiel auf zwei Menschen außerhalb des Fensters, zu jung, um von der Gesellschaft als Männer anerkannt zu werden, doch zu alt, um von hoffnungsvollen Beobachtern zur wegweisenden Zukunft der Gesellschaft verklärt zu werden. Jugendliche, spätpubertäre Herumtreiber, deren einzige Teilnahme am öffentlichen Leben es war, in regelmäßigen Abständen und möglichst ignorant ihren noch jungen Speichel auf dem grauen, trist unschuldigen Asphalt zu verteilen.
Harmonische Panflötenklänge begleiteten mich, wie ich mein Buch vorsichtig zuklappte und in meiner Tasche behutsam verstaute, ruhig aufstand, gefasst zur Tür schritt, sie lautlos öffnete, beherrscht auf die Straße trat und entschlossen den Blick der beiden arglosen Jugendlichen suchte, in der optimistischen Erwartung einer kompromisslosen Keilerei.
Für Interessierte
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Morrigane
Profi
(offline)
Dabei seit 07.2006
955
Beiträge
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Geschrieben am: 04.02.2013 um 00:49 Uhr
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Danke billy für diese willkommene Ablenkung von der morgigen Klausur. Habe den Text vom schlägereisuchenden Philosophen sehr gern gelesen.
Lecker Senf für alle!
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ParraPinto - 32
Profi
(offline)
Dabei seit 01.2006
997
Beiträge
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Geschrieben am: 04.02.2013 um 01:42 Uhr
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Dein Stil hat sich irgendwie verändert, auch wenn es sich noch immer unverkennbar nach dir anhört. Naja ich les weiterhin gern was von dir hier, also poste bitte weiter.
Und Morrigane, viel Glück für die Klausur ;)
Freiheit
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