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Forum / Poesie und Lyrik

Das Kaisers neue Schreiber

Morrigane
Profi (offline)

Dabei seit 07.2006
955 Beiträge

Geschrieben am: 18.07.2012 um 22:39 Uhr
Zuletzt editiert am: 18.07.2012 um 23:13 Uhr

Oder eine Parodie auf den Kunst- und Literaturbetrieb


Vor vielen Jahren lebte ein Kaiser, der so ungeheuer viel auf neue Bücher hielt, dass er all sein Geld dafür ausgab, um recht belesen zu sein. Er kümmerte sich nicht um seine Soldaten, kümmerte sich nicht um Schulen und liebte es nicht, in den Wald zu fahren. Und ebenso wie man von einem König sagte, er ist im Rat, so sagte man hier immer: "Der Kaiser ist in der Bibliothek!"

In der großen Stadt, in der er wohnte, ging es sehr munter her. An jedem Tag kamen viele Fremde an, und eines Tages kamen auch zwei Betrüger, die gaben sich für Weber aus und sagten, dass sie die schönsten Gedichte, die man sich denken könne, zu schreiben verstanden. Die Texte seien nicht allein ungewöhnlich schön, sondern sollten die wunderbare Eigenschaft besitzen, dass sie für jedem Menschen nicht gefielen, der nicht für sein Amt tauge oder der unverzeihlich dumm sei.

,Das wären ja prächtige Gedichte', dachte der Kaiser; wenn ich solche hätte, könnte ich ja dahinterkommen, welche Männer in meinem Reiche zu dem Amte, das sie haben, nicht taugen, ich könnte die Klugen von den Dummen unterscheiden! Ja, das Zeug muss sogleich für mich geschriebenwerden!' Er gab den beiden Betrügern viel Handgeld, damit sie ihre Arbeit beginnen sollten.

Sie schlugen auch zwei Bücher auf, taten, als ob sie arbeiteten, aber sie sie schrieben nur willkürlich Worte auf die Seiten. Trotzdem verlangten sie die feinstes Papier und prächtige Goldtinte, das steckten sie aber in ihre eigene Tasche.

,Nun möchte ich doch wissen, wie weit sie mit dem Buch sind!' dachte der Kaiser, aber es war ihm beklommen zumute, wenn er daran dachte, dass keiner, der dumm sei oder schlecht zu seinem Amte tauge, es sehen könne. Er glaubte zwar, dass er für sich selbst nichts zu fürchten brauche, aber er wollte doch erst einen andern senden, um zu sehen, wie es damit stehe. Alle Menschen in der ganzen Stadt wussten, welche besondere Kraft die Gedcihte hätten, und alle waren begierig zu sehen, wie schlecht oder dumm ihr Nachbar sei.

,Ich will meinen alten, ehrlichen Minister zu den Schreibern senden', dachte der Kaiser, er kann am besten beurteilen, wie der Stoff sich ausnimmt, denn er hat Verstand, und keiner versieht sein Amt besser als er!

Nun ging der alte, gute Minister in den Saal hinein, wo die zwei Betrüger saßen. ,Gott behüte uns!' dachte der alte Minister und riss die Augen auf. ,Ich kann ja nichts als Bullshit erblicken!' Aber das sagte er nicht.

Beide Betrüger baten ihn näher zu treten und fragten, ob es nicht ein hübsches Gedicht wäre. Dann zeigten sie auf den leeren Stuhl, und der arme, alte Minister fuhr fort, die Augen aufzureißen, aber er konnte nichts Sinnvolles sehen, denn es war nichts da. ,Herr Gott', dachte er, sollte ich dumm sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen? Nein, es geht nicht an, dass ich erzähle, ich könne die Gedichte nicht leiden!

"Nun, Sie sagen nichts dazu?" fragte der eine von den Schreibern.

"Oh, es ist niedlich, ganz allerliebst!" antwortete der alte Minister und sah durch seine Brille. "Ja, ich werde dem Kaiser sagen, dass es mir sehr gefällt!"

"Nun, das freut uns!" sagten beide Schreiber, und darauf benannten sie die Gedichte mit Namen und erklärten das seltsame Muster. Der alte Minister merkte gut auf, damit er dasselbe sagen könne, wenn er zum Kaiser zurückkomme, und das tat er auch.

Der Kaiser sandte bald wieder einen anderen tüchtigen Staatsmann hin, um zu sehen, wie es mit dem Schreibern stehe und ob das Zeug bald fertig sei; es ging ihm aber gerade wie dem ersten, er guckte und guckte; weil aber außer hohlen Phrasen nichts da war, so konnte er nichts sehen.

"Ist das nicht ein ganz besonders prächtiges und hübsches Gedicht?" fragten die beiden Betrüger und zeigten und erklärten das prächtige Werk, das gar keins war.

,Dumm bin ich nicht', dachte der Mann; es ist also mein gutes Amt, zu dem ich nicht tauge! Das wäre seltsam genug, aber das muss man sich nicht merken lassen!' Daher lobte er die Gedichte, das ihm nicht gefielen, und versicherte ihnen seine Freude. "Ja, es ist ganz allerliebst!" sagte er zum Kaiser.

Alle Menschen in der Stadt sprachen von dem prächtigen Buch. Nun wollte der Kaiser es selbst sehen. Mit einer ganzen Schar auserwählter Männer, unter denen auch die beiden ehrlichen Staatsmänner waren, die schon früher dagewesen, ging er zu den beiden listigen Betrügern hin
"Ja, ist das nicht prächtig?" sagten die beiden ehrlichen Staatsmänner. "Wollen Eure Majestät es nicht sehen?" und dann zeigten sie auf das Buch.

,Was!' dachte der Kaiser; das ist ja mal richtiger Scheiß! Das ist ja erschrecklich! Bin ich dumm? Tauge ich nicht dazu, Kaiser zu sein? Das wäre das Schrecklichste, was mir begegnen könnte.' "Oh, es ist sehr hübsch", sagte er; "es hat meinen allerhöchsten Beifall!" und er nickte zufrieden und betrachtete das Buch; er wollte nicht sagen, dass er es nicht leiden könne. Das ganze Gefolge, was er mit sich hatte, sah und sah, aber es bekam nicht mehr heraus als alle die andern, aber sie sagten gleich wie der Kaiser: "Oh, das ist hübsch!' und sie rieten ihm, aus diesem prächtigen neuen Buch das erste Mal bei dem großen Feste, das bevorstand, vorzutragen.

"Es ist herrlich, niedlich, ausgezeichnet!" ging es von Mund zu Mund, und man schien allerseits innig erfreut darüber. Der Kaiser verlieh jedem der Betrüger ein Ritterkreuz, um es in das Knopfloch zu hängen, und den Titel Hofschreiber.

Die ganze Nacht vor dem Morgen, an dem das Fest stattfinden sollte, waren die Betrüger auf und hatten sechzehn Lichte angezündet, damit man sie auch recht gut bei ihrer Arbeit beobachten konnte. Die Leute konnten sehen, dass sie stark beschäftigt waren, des Kaisers neues Buch zu schreiben. Sie taten, als ob sie es einbänden und sagten zuletzt: "Sieh, nun ist das Buch fertig!"

Der Kaiser mit seinen vornehmsten Beamten kam selbst, und beide Betrüger hoben den einen Arm in die Höhe, gerade, als ob sie etwas hielten, und sagten: "Seht, hier ist das großartigste Werk der Weltgeschichte. Man könnte meinen, es ist der reinste Schrott, aber das ist ja gerade das Schöne daran."


So ging der Kaiser unter den prächtigen Thronhimmel und las, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: "Wie ist des Kaisers neues Buch unvergleichlich! Wie wundervoll sind die Metaphern gewählt!" Keiner wollte es sich merken lassen, dass es ihm nicht gefiel; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Bücher des Kaisers hatten solches Glück gemacht wie diese.

"Aber das ist ja voll der Rotz an!" sagte endlich ein kleines Kind. "Hört die Stimme der Unschuld!" sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte.

"Voll der Müll ist das!" rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: ,Nun muss ich aushalten.' Und er las mit einer Inbrunst, dass der ganze Bullshit immerhin ein bisschen nach etwas klang.



Sorry für Schlechtschreib, Grammatik und Wortfehler. Das ist die absolute Rohfassung, direkt ausm Hirn über Andersons Märchen hergefallen. Es musste schnell gehen.

Lecker Senf für alle!

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