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Forum / Poesie und Lyrik

Mitternachtsblau

v2k - 33
Champion (offline)

Dabei seit 11.2008
2901 Beiträge

Geschrieben am: 24.05.2012 um 14:56 Uhr

Mitternachtsblau



Zitat:

Ich hab' diesen Text geschrieben, als ich dich vermisste. Es ging mir an dem Morgen nicht darum, dich zu verletzen. Allerdings kann ich verstehen, wie du auf den Gedanken kommst. Und ich schwörte, ich würde um nichts in der Welt die Zeilen im Beisein von anderen benutzen, aber dieses eine Mal ist es die Wahrheit gewesen ... es gilt: Kunst über Vernunft.


Und es ist trotz alledem kein seelisches Trauma. Nichts, wofür man jahrelang bei einem Therapeuten 'rumsitzen müsste.

Man nennt es auch "posttraumatische Belastungsstörung", aber ich weiß, dass du mich jedes Mal hättest umbringen können, wenn ich mit diesem Fachchinesisch ankam.

"Kannst du nicht EINMAL normal mit mir reden? Ich sage dir, ich kann es nicht mehr hören. Und in diesem Moment weiß ich, du hörst mich durch die Wand heulen und schluchzen, aber ich verstecke meine Tränen nicht mehr vor dir. Hörst du? Du bist mir schuldig, dass du das zur Kenntnis nimmst. Ich hasse es, wenn du stumm nickend an der Bierflasche nuckelst, anstatt mir mitzuteilen, was dein eigentliches Problem ist. Eigentlich würde ich jetzt so etwas sagen wie "Mal so nebenbei gesagt, keine meiner Freundinnen kann nachvollziehen, dass ich mit einem Arschloch wie dir zusammen bin." Seit vier verdammten Jahren. Aber du kennst mich. Du weißt, dass ich mit anderen Frauen nichts anfangen kann. Ich brauche allein dich. Aber es sind Momente wie dieser, in denen ICH nicht nachvollziehen kann, dass ich meine Zeit mit einem Idioten wie dir verschwende. Ich schätze, du denkst gerade wieder an den Tag, an dem wir uns kennenlernten. Deswegen beachtest du nicht, was ich dir jetzt sage. Denn ... du lächelst."

So oft hast du im Scherz gemeint, dass ich im Leben nichts bekommen würde, weil ich viel zu viel Zeit auf unwichtige Dinge - Familienbindungen pflegen, Geld verdienen, notwendige Arbeiten verrichten - verschwendet hätte.

Du hattest immer recht damit. Und wenn auch nur die leiseste Chance bestünde, dass du das in tausend Jahren lesen könntest, würde ich es hier niemals zugeben.

Es ist leider wahr. Manchmal befürchte ich, ich wäre ein Psychopath. Die gespielte Professionalität, die an Arroganz grenzt. Das siegerhafte und trotzdem noch ansatzweise charmante Lächeln. Es ist eine Verhüllung wie ein augenscheinlich perfekt sitzender Anzug. Es war alles nur Maskerade. Und wenn du noch leben würdest, ich würde diese Mauer sofort einreißen, ich würde dir in der ersten Sekunde alle meine Schwächen offenlegen. Ich würde dir nicht nur viel öfter mitteilen, wie viel du mir bedeutest. Ich würde dir gegenüber abermals betonen, wie sehr ich keine Ahnung vom Leben habe.

Und ich weiß genau, was du daraufhin tun würdest. Du würdest fast höflich die Mundwinkel ein wenig hochziehen, um ein wissendes Lächeln anzudeuten. Du würdest kaum wahrnehmbar seufzen, mir durch die Haare streicheln, mich küssen, deinen Kopf gegen meinen legen. Und es würde jeden Trubel in mir aufwiegen. Mehr als das. Es würde mir die Welt bedeuten, dieses Gefühl, verstanden zu werden. Wenngleich die Zweifel bestehend bleiben würden, ob die Geborgenheit nur eine Silhouette wäre. Das würde jedoch keine bedeutende Rolle spielen.

Möchtest du gern die Pointe hören? Denn es gibt tatsächlich eine. Und es ist egal, wie gut du mich kennst. Das, was ich dir gerne mitteilen möchte, steht längst geschrieben in einem Brief, der nie ankommen wird. Ich habe es realisiert in einem der widersprüchlichsten Momente überhaupt. Eigentlich ist alles darin verschwommen und vernebelt, aber gleichzeitig empfinde ich alles als so klar, dass man nur noch "Endlich!" ausrufen möchte. Diese Momente sind so rar -, an der Schwelle des Einschlafens.
JohnPower
Profi (offline)

Dabei seit 09.2010
574 Beiträge
Geschrieben am: 24.05.2012 um 16:38 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.05.2012 um 16:39 Uhr

respekt, das ist verdammt gut.
mit einfachen Worten so tiefe Emotionen vermitteln zu können ist eindrucksvoll.

edit: ist aber eh interpretationssache.

Altai-Kai.

Planktonn_ - 39
Halbprofi (offline)

Dabei seit 04.2012
353 Beiträge
Geschrieben am: 24.05.2012 um 17:29 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.05.2012 um 17:29 Uhr

Finds auch gut.
Ich kenne vieles davon.

Dieses Grunddilemma wird in der einen oder anderen Weise immer
in unserer Gesellschaft sein, da die Menschen meist in der Kindheit etwas Wichtiges von sich getrennt haben:
Den Körper! Er sollte normalerweise im Einklang mit unserer Seele und
dem Geist sein.
Aber das ach so geniale Ego versteht es sehr gut die Regungen des
Körpers über Jahre zu ignorieren.
Irgendwann ist das "Tier" dann verängstigt, da es zu wenig gelebt hat.

Ich empfehle hier ein Buch von Ken Wilber:
"Das Spektrum des Bewusstseins"
oder aber, auch von ihm:
"Eros, Kosmos, Logos"

Giglamesh - 28
Profi (offline)

Dabei seit 01.2011
910 Beiträge

Geschrieben am: 24.05.2012 um 17:59 Uhr

Ist es da nicht eher schwarz??

Per aspera ad astra

v2k - 33
Champion (offline)

Dabei seit 11.2008
2901 Beiträge

Geschrieben am: 24.05.2012 um 18:05 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.05.2012 um 18:06 Uhr

@Ruat_nek:
ich hätte ja nich gedacht, dass jemand ausgehend von dem text auf sowas kommt, aber ich find deine gedanken gut und sogar nachvollziehbar.

@Giglamesh:
wie meinen?
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