Community
Szene & News
Locations
Impressum
|
Forum / Poesie und Lyrik
Nim

Chads - 31
Profi
(offline)
Dabei seit 04.2006
746
Beiträge
|
Geschrieben am: 13.05.2012 um 23:19 Uhr
|
|
(wer die Geschichte zu lang findet darf das gerne für sich behalten )
Hier also meine neueste Kurzgeschichte (Ja, es ist eine Kurzgeschichte und nichts anderes!) die denen, die sie lesen, hoffentlich genauso gefällt wie mir :D Nunja, lest sie einfach mal und wenn sie euch nicht gefällt dann ist das auch nicht so schlimm^^ Wenn sie euch doch gefällt dann schaut doch hier vorbei =)
Nim
Ich fahre viel zu schnell. Aber es ist mir egal, ich möchte meinen Spaß haben. Denn eigentlich darf ich noch gar nicht selber fahren, ich habe erst in drei Monaten meinen 18. Geburtstag. „Komm Joey, da geht doch was!", ruft mir Nim zu, die neben mir als Beifahrer sitzt. Eigentlich heißt sie Nina Marie, aber sie mag beide Namen nicht, deshalb haben wir sie zu Nim abgekürzt. Sie ist erst 16, aber ich kenne sie schon seit meiner Kindheit. Kindergartenfreunde, aber nicht mehr. Wir hatten beide andere Beziehungen, aber keine war so beständig wie unsere Freundschaft. Wir kommen gerade von Freunden und waren davor noch im Kino. Nim ist etwas angetrunken, das merkt man sofort. Ich hingegen habe heute noch nichts angerührt. Wenn ich schon unerlaubt fahre dann wenigstens nüchtern. Ich beschleunige noch etwas mehr.
Wir fahren mit fast 100km/h durch eine Waldstrecke. Plötzlich steht hinter einer Kurve ein Reh auf der Straße. Ich reiße sofort das Lenkrad zur Seite und verliere die Kontrolle. Nim schreit so laut sie kann als die Bäume immer näher. Und dann, kurz vor dem Aufprall, geht es wieder von vorne. Ich sitze wieder im Auto und Nim sagt ich soll noch schneller fahren. Und das geschieht in einer endlosen Schleife. Und so sehr ich es auch versuche, ich kann den Lauf der Dinge nicht ändern.
Montag
Plötzlich höre ich eine vertraute Stimme: „Nein, wir geben auch nach fast 12 Wochen nicht auf, wir hoffen weiter. Mir ist egal wie gering die Chancen sind!" Es ist die Stimme meiner Mutter. Ich höre plötzlich mein Herz schlagend. Es ist so laut, dass mir meine Ohren weh tun. Stöhnend vor Schmerzen versuche ich meine Augen zu öffnen. Ich bin in einem Krankenhaus. Es ist zwar relativ dunkel in dem Zimmer, aber dennoch blendet mich die Lampe über meinem Bett. Ich erkenne Unmengen Schläuche und Kabel an denen ich angeschlossen bin und jede menge elektrische Geräte die ich noch nie gesehen hab. So muss es dann wohl auf der Intensivstation aussehen, falls ich da noch bin. Und jede Wand ist in diesem ekligen Krankenhaus-Weiß gestrichen welches im halbdunklen noch grässlicher wirkt. Aber, ich scheine noch zu leben.
Ich schließe meine Augen wieder, aber ich bemerke, dass meine Mutter an mein Bett herangekommen ist. Ich versche mich zu ihr hin zu drehen, aber außer meinem schmerzenden Kopf kann ich nichts spüren. „Er ist wach! Mein Sohn ist aufgewacht! Los, hol schnell einen Doktor!" ruft sie vermutlich meinem Vater zu. Es ist so laut als wäre eine Bombe neben meinem Ohr explodiert. Und jeder Schritt den mein Vater in Richtung der Türe macht verstärkt den Schmerz noch . Meine Mutter muss mein schmerzverzogenes Gesicht gesehen haben, denn jetzt flüstert sie:„Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Doch das einzige, das ich erwidern kann ist ein leichter Seufzer. Dann schlafe ich wieder ein.
Dienstag
Als ich ein weiteres Mal aufwache sind die gröbsten Schmerzen verschwunden. Ich kann auch meine Augen öffnen und mich nun erstmals richtig umschauen. Offensichtlch bin ich dieses Mal alleine in meinem Zimmer. Mein Blick fällt auf eine Uhr. Es ist 13:37 Uhr. Vermutlich sind meine Eltern gerade beim Mittagessen. Auf einmal kommt eine Krankenschwester herein. „Wo ist Nim?", frage ich vorsichtig und mit leiser Stimme. Da sie offensichtlich nicht bemerkt hatte, dass ich wach bin erschreckt sie sich kurz. Sie fragt, wer denn Nim sei und ich antwortete ihr, dass ich zusammen mit Nim, also Nina Marie, den Unfall hatte wegen dem ich hier liege. „Das werden ihnen ihre Eltern alles erklären. Alles wird gut.", sagt sie und geht an eines der Geräte die immer noch um mein Bett stehen.
Mittwoch
Am nächsten Morgen werde ich von Nim geweckt. Sie kommt überglücklich in mein Zimmer gestürmt und erdrückt mich beinahe, als sie versucht mich zu umarmen. „Ich bin so froh, dass du wieder wach bist!”, sagt sie und ich antworte:„Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Es tut mir alles so Leid was passiert ist und ich hoffe ich kann es wieder gut machen.” Sie hat sich mitlerweile an den Rand meines Bettes gesetzt. Es sind heute wieder weniger Geräte um mich rum. Wie machen die das immer ohne mich zu wecken? Schlafe ich so tief? Aber ich hab doch 12 Wochen lang geschlafen. Nim schaut mir in die Augen. Ich lächele, denn Nim lebend und gesund zu sehen erfüllt meinen ganzen Körper mit unkontrollierbarer Freude. Sie ist wunderschön, sie wirkt sogar noch schöner als vor dem Unfall. Ihre Haare hat sie wachsen lassen, sie haben jetzt endlich die Länge die ich mir immer bei ihr gewünscht. Schulterlang sind sie jetzt und glänzen in einem dunklen Braun. Sie lächelt, fast so als könnte sie meine Gedanken lesen. Ihr Lächeln ist genauso schön wie ihre Haare, sogar noch schöner als ich es in Erinnerung habe. Plötzlich läuft ihr eine kleine Träne über die Wange. „Du musst nichts wieder gut machen, es ist alles ok. Wichtig ist nur, dass du wieder bei mir beziehungsweise bei uns bist, Joey.”, sagt Nim als sie mich nocheinmal in den Arm nimmt. Jetzt kann auch ich meine Freudetränen nicht mehr zurückhalten. Fest umschlungen, Arm in Arm verharren wir mehrere Minuten. „Ich muss jetzt leider los, Joey. Aber die Ärzte haben gesagt, dass du höchstwahrscheinlich morgen wieder nach Hause kannst. Dann helf ich dir bei den Organisationen für deine Geburtstagparty. Du willst doch feiern oder?"-„Ja das möchte ich, aber nur mit dir alleine, Nim. Seh es als eine Art Wiedergutmachungs-Party.”-„Na gut, einverstanden. Aber ich muss jetzt wirklich los, wir sehen uns dann morgen. Bis dann.”, sagt Nim noch als sie mein Zimmer verlässt.
Zufrieden lächelnd liege ich jetzt in meinem Bett. Es ist tatsächlich alles noch wie früher, es scheint sogar noch ein bisschen besser zu sein. Vorausgesetzt Nim und ich haben keine bleibenden Schäden. Aber sie hat nichts gesagt und mir hat bisher auch kein Arzt etwas gesagt. Ich bin glücklich. Glücklich weil es Nim gut geht, glücklich weil Nim mir keine Vorwürfe macht, glücklich weil Nim offentsichtlich auch glücklich ist. Das alles wirkt fast zu schön um wahr zu sein. Kurz nachdem sie gegangen ist kommen meine Eltern wieder herein. „Guten Morgen, wie geht es dir heute?Wir können leider nich lange bleiben, wir müssen beide Arbeiten", fragt mein Vater. „Ist nicht schlimm. Mir geht es viel besser. Stimmt es, dass ich morgen schon gehen darf?" , frage ich die beiden. „Ähm ja, höchstwahrscheinlich.Woher weißt du das?", fragt meine Mutter zurück. „Habt ihr sie denn nicht gesehen?", entgegne ich ihr, „Sie ist kurz bevor ihr gekommen seid gegangen." - „Du meinst bestimmt eine Krankenschwester, oder? Naja, wir müssen auch schon wieder los. Tut uns leid. Wenn du fit genug bist kannst du ja deine Sachen bis morgen packen, dann kannst du noch früher gehen." , sagt meine Mutter noch bevor wir uns verabschieden und beide wieder gehen.
Wieso haben sie Nim nicht gesehen? Wieso wollen sie nicht über sie reden? Haben sie sich gestritten solang ich im Koma lag? Ich hab das Gefühl, sie wollen mir nicht die ganze Wahrheit sagen. Irgendetwas muss noch in der Zeit passiert sein, ich werde am besten Nim morgen fragen. Apropos Nim, mir ist eigentlich noch nie so bewusst gewesen wie schön sie doch eigentlich ist. Ich kenne sie ewig, deshalb ist mir das vermutlich nie aufgefallen. Ob sie wohl wieder einen Freund hat? Oder vielleicht während ich im Koma war? 12 Wochen sind eine lange Zeit, da kann viel passieren. Hoffentlich erzählt sie mir morgen alles was ich verpasst habe. Weshalb haben mich eigentlich noch keine anderen Verwandten besucht? Ich habe zwar zu niemanden einen besonders guten Draht, aber das ist irgendwie schon etwas deprimierend. Planen sie etwa eine Überraschungsparty zu meinem Geburtstag? Klingt zwar etwas abwägig, aber so etwas dämliches traue ich denen schon zu. Aber ich möchte doch nur mit Nim feiern! Das hab ich vergessen meinen Eltern zu sagen. Hoffentlich reicht das auch noch morgen. Man bin ich froh, dass es Nim gut geht. Wie lange sie wohl in Koma war? Kein Handy bedeutet kein Internet also kann ich nicht nach irgendwelchen Zeitungsberichten suchen. Ich hoffe aber es hat den Unfall überlebt, da sind eine Menge wichtiger Sachen drauf.
Donnerstag
Am nächsten Morgen darf ich also tatsächlich nach Hause. Meine Mutter holt mich ab und bringt mich Heim. Dann fährt sie gleich zum Arbeiten womit ich erstmal wieder alleine bin. Aber ich bin daheim. Es hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert und es scheint, als hätte ich bei dem Unfall nichts vergessen. Ich gehe hoch in mein Zimmer. Genauso hatte ich es in Erinnerung. Nur hat meine Mutter mitlerweile mein Bett gemacht. Apropos Bett, daneben sehe ich mein Handy. Es hat wohl ohne größeren Schaden überlebt. Und es hat sogar jemand aufgeladen. Ich rufe sofort Nim an. Es sind Ferien also müsste sie theoretisch zu Hause. Muss ich das Schuljahr wiederholen weil ich so lange gefehlt habe? Oder schaffe ich es den ganzen Stoff nachzuholen? Wieso geht Nim nicht an ihr Handy? Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich lege auf und gehe hinunter. Wer das wohl um diese Uhrzeit sein kann? Ich öffne die Tür und sehe eine breit grinsende Nim vor mir stehen. „Willkommen daheim!" , ruft sie und fällt mir um den Hals. „Schön, dass du da bist, Nim. Ich hatte dich eben angerufen aber du bist nicht rangegangen." - „Mein Handy hat den Unfall im Gegensatz zu deinem leider nicht überlebt deshalb hab ich eine neue Nummer.” , sagt sie als sie endlich meinen Hals loslässt und ich wieder atmen kann. „Komm, wir gehen hoch in mein Zimmer, dann kannst du mir alles erzählen."
Oben angekommen setzten wir uns nebeneinander auf mein Bett. Sie wirkt etwas schüchtern, denn sie traut sich kaum mir in die Augen zu schauen. Naja, nach 12 Wochen ohne Kontakt ist das auch etwas verständlich. „Also Nim, warst du auch im Koma? An was kannst du dich noch erinnern?" Mit leicht zittriger Stimme fängt sie an zu erzählen: „Ich weiß nicht ob ich lang im Koma war, nicht mal ob ich überhaupt war. Auch an der vor dem Unfall habe ich kaum Erinnerungen. Erst seitdem du wieder aufgewacht bist weiß ich alles sicher und ...” Ich bin ein schlechter bestern Freund. Erst soll sie erzählen und dann hör ich ihr nichtmal mehr zu. Aber sie ist heute auch noch schöner als gestern. Dabei haben wir uns doch versprochen uns nie ineinander zu verlieben. Ich hatte gehofft, dass nie einer von uns in diese Zwickmühle kommt. Aber man kann nunmal nicht entscheiden in wen man sich verliebt. Ich könnte versuchen es zu verdrängen, aber in jeder Pause die sie macht beim erzählen verspüre ich dieses unglaubliche Bedürfnis sie auf ihre zarten roten Lippen zu küssen. So etwas sollte ich nicht denken! Sie ist meine beste Freundin und ich freue mich einfach nur sie wieder zu sehen! Wie oft hat sie sich an meiner Schulter ausgeheult wenn es mal wieder mit einem Typen nicht geklappt hat. Wie oft hat sie mich aufgemuntert und mir Mut gemacht wenn ich mal wieder eine Beziehung verbockt hab. Niemand weiß so viele Geheimnisse von ihr wie ich und andersrum. Keiner kennt mich so gut wie sie, keiner kennt sie so gut wie ich. Niemand weiß besser, was ihr gefällt und was nicht. Kein Junge dieser Welt könnte sie so glücklich ... nein. Wir sind Freunde. Dabei bleibt es. „ ... und dann bin ich zu dir hier her gekommen. Was machst du jetzt an deinem Geburtstag?" - „Was? Ich ähm... achso, Geburtstag. Ja den wollte ich ja mit dir verbringen. Ich hab da noch keinen genauen Plan und eigentlich finde ich das gut so. Wir sollten das tun worauf wir dann spontan Lust haben. Ich möchte einfach die Zweisamkeit mit dir genießen. Auch wenn ich die 12 Wochen lang geschlafen hab spüre ich trotzdem wie sehr du gefehlt hast und wie sehr ich dich vermisst habe. Ich kanns immer noch nicht glauben, dass es uns beiden gut geht. Es ist fast wie ein Wunder..." Sie drückt mich ganz fest. „Ich muss leider los,", sagt sie, „ aber wir sehen uns bestimmt morgen!" Ich begleite sie an die Tür und verabschiede sie mit einer innigen Umarmung.
Kurz darauf kommt meine Mutter nach Hause. Mein Vater kommt meistens erst am späten Abend von der Arbeit zurück. „Gehts dir gut? War irgendwas?" , ruft sie mir hoch. „Ja mir gehts super. Nim war eine Weile da." , antworte ich ihr. „Oh, o-ok." , stottert sie. „Was ist los? Wieso bist du immer so komisch wenn ich von Nim rede?", frage ich mach. „Egal, ist wirklich nichts. Ich finde es schön, dass ihr euch schon wieder so oft seht." , antwortet sie. Ich habe sie zwar lange nicht gesehen, aber trotzdem weiß ich, dass sie sich komisch verhält. Aber ich weiß auch, dass meine Eltern schon immer komisch waren. Hätte mich auch gewundert wenn sich daran etwas geändert hätte. „Achso, Mama, ich werde meinen Geburtstag übrigens mit Nim alleine verbringen. Ich finde, ich bin ihr das irgendwie schuldig. Das verstehst du doch, oder?"-„Einen ganzen Tag? Was willst du denn so lange machen?"-„Uns wird schon etwas einfallen. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen."-„Na gut. Es werden aber eine menge Leute enttäuscht sein."-„Ist mir egal. Die sollen froh, dass ich noch lebe." Es ist mir wirklich egal. Und das hat nichts mit dem Unfall oder so zu tun. Meine Familie ist mir schon lange egal. Aber das ist jetzt unwichtig.
Freitag
Am nächsten Tag passiert eigentlich nichts spannendes. Nur fühle ich mich irgendwie komisch, irgendwie demotiviert. Ich habe nichteinmal Lust aufzustehen und bleibe den ganzen Tag im Bett. Aber ich schreibe Nim jede Menge SMS. Sie hat heute zwar keine Zeit um mich zu besuchen aber sie ist wenigstens nicht zu beschäftigt und kann mir immer schnell antworten. Früher hab ich ihr auch oft geschrieben, aber geantwortet hat sie meist erst später. Uns richtig unterhalten konnten wir meist nur wenn wir zusammen waren oder abends, wenn sie Zeit hatte. Doch heute schreiben wir den ganzen Tag miteinander, wenn auch über belanglose Dinge. Ich habe das alles vermisst, wenn auch nicht aktiv. Sie ist in den 12 Wochen zu der Nim geworden, die ich mir heimlich immer gewünscht hab. Ich habe ihr nie von den kleinen Dingen die mich an ihr stören erzählt, weil ich nie von ihr erwartet hätte, dass sie sich für mich ändert wo sie doch auch unperfekt ein super toller Freund war. Aber jetzt, jetzt wünsche ich mir sie wäre mehr als nur meine beste Freundin. Und das werde ich ihr auch Morgen sagen. Denn Morgen habe ich den kleinen Vorteil, dass ich Geburtstag habe und niemand möchte das Geburtstagskind enttäuschen. Wow, ich klinge wie ein Arschloch. Naja, ich muss abwarten wie sich das morgen dann entwickelt. Was sie mir wohl schenken wird? Ich habe mir nichts gewünscht also wird es eine Überaschung. Es wird sicherlich etwas sein, das mir gefällt, denn sie kennt mich einfach zu gut um mir etwas falsches zu schenken. Ich vermisse sie. Ich vermisse sie wie nie zuvor, dabei habe ich sie gestern erst gesehen und schreibe im Moment mit ihr. Aber das ist einfach nicht dasselbe wie ihre Nähe zu spüren. Ich könnte stundenlang von ihr schwärmen, dabei bin ich erst vor wenigen Stunden aus dem Koma erwacht. Sie hat einfach diese einzigartige Ausstrahlung, die einen sofort mit Wärme erfüllt. Außerdem hat sie immer so einen besonderen Geruch, der einfach nur schön ist und mit nichts zu vergleichen ist. Ihre Hände sind so zart und verletzlich und dennoch möchte ich sie halten und nie mehr loslassen. Ihre Haare, so glatt, so lang, so schön anzusehen. Ihr Mund, so wohlgeformte rote Lippen, so eine unverwechselbare Stimme bei der es einfach immer Spaß und Freude mach zuzuhören. Und dann noch ihre Augen. Ihre wundervollen blau-grünen Augen. Nichts in der Welt ist so schön wie die zwei kleinen Augen von Nim. Nichts in der Welt zieht mich mehr in seinen Bann, nichts in der Welt lässt mich schneller dahinschmelzen als diese funkelnden Murmeln in Nims Gesicht. Das kling alles extrem oberflächlich, aber das ist im Moment das einzige an das ich denken kann. Noch nie habe ich solche Liebe in mir verspürt und dabei habe ich sie erst vor wenigen Stunden das erste mal wiedergesehen. Ist das so etwas ähnliches wie "Liebe auf den ersten Blick"? Also "Liebe auf den ersten Blick nach fast 12 Wochen Koma"? Ob so oder so, ich liebe sie. Hat mein Herz bisher jemals geliebt? Denn verglichen mit keinen aktuellen Gefühlen wirken meine anderen Beziehungen nichtig. Morgen wird ein toller Tag.
Samstag
Der nächste Tag beginnt je andere Geburtstag auch. Es sind wie immer Ferien, also schlafe ich aus, stehe am Mittag auf, meine Eltern gratulieren mir und ich esse etwas. Dann beginnt der gute Teil des Tages. Ich mache mich auf den Weg zu Nim. Es ist nich weit, ich muss am Ende meiner Straße über den Friedhof laufen und dann bin ich schon fast da. Ich bin kaum aus dem Friedhof raus, da hat Nim mich schon gesehen und kommt angerannt. Sofort kommt sie angerannt und noch aus dem Lauf springt sie mir um den Hals sodass ich fast umfalle. „Aaaaaalles alles alles Gute zum Geburtstag, Joey", ruft sie so laut, dass es vermutlich die ganze Straße gehört hat. „Vielen Dank, Nim. Ich bin so froh dich zu sehen.", antworte ich ihr. „Dann wirst du mir sicher auch nicht böse sein wenn ich die jetzt sage, dass ich leider noch kein Geschenk für dich habe. Du bist ja erst vor ein paar Tagen aufgewacht und deshalb hab ich in der kurzen Zeit leider nicht das richtige gefunden. Bitte sei mir nicht böse." - „Ich brauche doch kein Geschenk. Es ist Geschenk genug, dass ich den Tag heute mit dir verbringen darf." Wow das kam jetzt irgendwie unerwartet, aber ich brauche eigentlich wirklich keins. „Danke!" , sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Wow das kam jetzt noch unerwarteter. Kein Geschenk hätte mir das selbe Gefühl geben können wie diese kleine Aktion. Aber das macht mir Mut für nachher wenn ich ihr von meinen Gefühlen für sie erzählen möchte. Doch zunächst möchte ich ihr einen schönen Tag machen, denn irgendwie fühle ich mich immer noch etwas schuldig wegen dem Unfall auch wenn keiner mehr davon geredet hat. „Möchtest du ins Kino?" , frage ich Nim und sie willigt sofort ein. Es ist irgendeine 08/15-Romantikkomödie, aber Mädchen stehen ja auf sowas. Und eigentlich finde ich ihn letztendlich auch gar nicht so schlecht. Aber das liegt vermutlich mehr an Nim als an dem Film. Zwar traue ich mich nicht ihre Hand zu nehmen, was für sie ja auch aus heiterem Himmel kommen würde, aber sie legt ihren Kopf auf meine Schulter. Das hat sie zwar früher schon öfters gemacht, aber es fühlt sich an wie beim ersten Mal.
Nach dem Film gehen wir etwas spazieren. Klingt zwar nicht sehr spannend aber mit Nim zusammen macht einfach alles Spaß. So bin ich zwar den ganzen Tag bisher überglücklich, aber nicht weil ich Geburtstaghabe oder weil das Wetter heute so schön ist, nein, nur Nims Nähe erfüllt mich und mein Herz mit Freude. Und ich denke, es ist langsam an der Zeit ihr das alles zu sagen. Hoffentlich fühlt sie das selbe oder etwas ähnliches denn sonst kann das eine kleine große Katastrophe werden. In einem kleinen Wald, nicht weit von unserem Zuhause, setzten wir uns auf eine kleine Bank neben einem Bach. Es ist total idyllisch, man hört nur die Natur obwohl die Straße und die Stadt nicht weit weg ist. Ich sehe Nim an. Sie sieht glücklich aus, aber sie ist heute etwas ruhig. So als wären ihr trotz meiner 12-wöchiger Abwesenheit die Themen jetzt ausgegangen. Doch jetzt heißt es alles oder nichts. Ich habe noch nie einem Mädchen einfach so meine Liebe gestanden, das ergab sich sonst immer irgendwie anders. Aber mit Nim könnte das ewig dauern und ich halte es einfach nicht mehr aus. Tief einatmen. Ich nehme ihre Hand. „Hm?"-„Das wird jetzt vielleicht etwas sehr überraschend kommen, aber ich muss das jetzt einfach los werden, Nim. Ich bin zwar erst seit vier Tagen wieder wach und ich hab dich erst vor drei Tagen zum ersten Mal seit fast 12 Wochen gesehen, aber mehr als diese drei Tage hat es nicht gebraucht. Eigentlich wusste ich es schon in der Sekunde in der du in mein Zimmer kamst, aber ich wollte es zunächst unterdrücken weil ich es einfach nicht für richtig hielt. Aber genauso ist es nicht richtig seine Gefühle zu unterdrücken. Ähm, wie ich sehe verstehst du immernoch Bahnhof. Dann sag ich's halt einfach: Nim, ich liebe dich. Ich habe mich hoffnungslos in dich verliebt. Und ich denke, dass dich einfach niemand besser kennt und keiner besser zu dir passt als ich. I-Ich hoffe, dass diese Gefühle jetzt nicht einseitig sind und, dass sich auch bei dir in dieser Hinsicht etwas verändert hat. Falls nicht, dann..." Sie schaut mir immer noch in die Augen. Ihr Blick sagt mehr als tausend Worte. Und jetzt beißt sie sich auf die Lippe. Ich drehe mich noch ein wenig mehr zu ihr hin und lehne mich leicht nach vorne. Während ich spüre wie sich ihre Arme hinter meinem Rücken verschränken presse ich meine Lippen auf ihre. Ich kann ihren Wassermelonen-Lippgloss schmecken, an dem ich bisher nur riechen durfte. Aber schmecken tut er noch viel besser! Es fühlt sich wieder an wie der erste Kuss, es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, in dem Nim jetzt für immer einen Platz hat. Ich möchte nie mehr aufhören sie zu küssen und bei ihr scheint das ähnlich zu sein. Doch auch dieser unvergessliche Tag hat irgendwann ein Ende und so machen wir uns schließlich Hand in Hand auf den Heimweg. Wir strahlen beide vor Glück und ich kann es irgendwie immer noch nicht ganz fassen. Das alles so perfekt zusammenpasst habe ich immer bezweifelt. Es ist einfach zu schön um war zu sein. Ich werde Nim glücklicher machen als sie es jemals war. Das klingt zwar irgendwie komisch, aber letztendlich habe ich das doch alles dem Unfall zu verdanken, oder?
Wir erreichen den Friedhof. Ein weiteres Mal vernehme ich den Geschmack ihrer süßen Lippen. Der Kuss dauert nur wenige Sekunden, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. „Ich liebe dich, Nim", flüstere ich in ihr Ohr. „Ich liebe dich auch, Joey" , antwortet sie. Dann stehen wir uns eine Weile einfach nur gegenüber und schauen uns in die Augen. Ihr Blick sagt ununterbrochen „Ich liebe dich“ und ich hoffe, meiner tut das selbe. Ich möchte nicht nach Hause gehen, ich möchte hier bei Nim bleiben, für immer. Ich möchte sie beschützen, vorallem weil ich dabei damals bei diesem Unfall versagt habe. Ich möchte sie vor allem Bösen und Schlechten beschützen und der sein, auf den sie immer zählen kann. So eine Verbing zwischen mir und ihr habe ich vor dem Unfall nie gespürt, er hat mich aufgeweckt und mir gezeigt, was ich wirklich für sie fühle. „Ich habe morgen noch einen Artztermin, aber danach könnten wir uns treffen. Wir schreiben nachher einfach noch, ok?", sage ich. „Geht klar." , antwortet sie lächelnd. Dann trennen sich unsere Wege und ich mache mich auf den restlichen Weg nach Hause. Einmal über den Friedhof und ich bin daheim. Ein paar Mal habe ich mich noch umgedreht, aber Nim konnte ich nicht mehr sehen. „Mama, ich bin wieder daheim.", rufe ich als ich die Haustüre öffne. „Na endlich! Wo warst du denn so lange? Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?" , fragt sie. „Ich war mit Nim unterwegs. Das habe ich dir doch erzählt." , antworte ich. „Nim, schon wieder Nim, ich höre immer nur Nim." - „Was hast du denn plötzlich gegen Nim? Du hast sie doch immer gemocht. Außerdem sind wir seit heute ein Paar..." Sie schaut mich an als würde sie die Welt nicht mehr verstehen. Dann bricht sie plötzlich in Tränen aus. „Woah, Mama, was ist denn los?", frage ich verdutzt. „Das ist mir alles zu viel, mir reichts jetzt einfach. Die Ärzte haben gesagt, dass das manchmal zur Trauerbewältigung gehört, aber du verschließt deine Augen einfach vor der Realität und hörst auch nur noch das, was du willst.“ - Ich verstehe kein Wort von dem was sie redet. - „Du lebst in irgendeiner Traumwelt und ziehst dich völlig aus der echten Welt zurück. Die Ärzte haben gesagt ich soll das nicht tun, aber ich kann einfach nicht mehr! Nim ist tot. Nina Marie ist bei dem Unfall vor 12 Wochen gestorben!" - „Mama was redest du da? Weißt du was für einen Müll du da von dir gibst?" - „Beweis mir das Gegenteil!" Das kann nicht sein, ich bin doch nicht verrückt. Im Krankenhaus, da haben sie sie ... nein, sie haben sie nicht gesehen. Wollte mir deshalb keine Krankenschwester über sie Auskunft geben? Hat mich deshalb der Kinokartenverkäufer so komisch angeschaut als ich auf zwei Karten bestanden habe? Ich hole mein Handy aus der Tasche. Postausgang. Hunderte SMS an eine Nummer die unter Nims Namen gespeichert ist. Keine neue Nummer von ihr. Posteingang. Nichts. Keine SMS von Nim aus den letzten 12 Wochen. Aber ich habe sie doch gesehen! Ich habe sie geküsst! Ich liebe sie! „Glaubst du mir jetzt?" , ruft meine Mutter, die gerade ihre Tränen trocknet. Ich stecke meine Handy ein und renne aus dem Haus. Wenn sie wirklich tot ist, muss sie ein Grab auf dem Friedhof haben. Als ich ihn erreiche sehe ich nur ein Grab das aussieht, als wäre es noch nicht so alt. Langsam nähere ich mich ihm, aber ich kann die Inschrift auf dem Grabstein nicht lesen, weil noch zu viele Blumen davorliegen. Vorsichtig nehme ich die obersten Sträuße weg, damit ich sehen kann, wer hier liegt.
Es ist ein warmer Sommerabend. Es ist keine Wolke zu sehen und die gerade untergehende Sonne färbt den Himmel blutrot. Ein paar Vögel singen noch ihr Lied und nur die im Wind raschelnden Blätter stören ihren Gesang. Eine kleine Träne läuft mir über meine Wange. Ich knie mich auf den Boden. Der Tag heute war perfekt, alles schien zu passen und das Glück war auf meiner Seite. Doch es war zu schön um wahr zu sein, denn vor mir begraben liegt Nim.
Danke fürs lesen =)
http://chads-geschichten.de.tl
|
|
CaptainAwesome - 28
Experte
(offline)
Dabei seit 06.2009
1396
Beiträge
|
Geschrieben am: 13.05.2012 um 23:22 Uhr
|
|
Zitat von Chads: (wer die Geschichte zu lang findet darf das gerne für sich behalten  )
Hier also meine neueste Kurzgeschichte (Ja, es ist eine Kurzgeschichte und nichts anderes!) die denen, die sie lesen, hoffentlich genauso gefällt wie mir :D Nunja, lest sie einfach mal und wenn sie euch nicht gefällt dann ist das auch nicht so schlimm^^ Wenn sie euch doch gefällt dann schaut doch hier vorbei =)
Nim
Ich fahre viel zu schnell. Aber es ist mir egal, ich möchte meinen Spaß haben. Denn eigentlich darf ich noch gar nicht selber fahren, ich habe erst in drei Monaten meinen 18. Geburtstag. „Komm Joey, da geht doch was!", ruft mir Nim zu, die neben mir als Beifahrer sitzt. Eigentlich heißt sie Nina Marie, aber sie mag beide Namen nicht, deshalb haben wir sie zu Nim abgekürzt. Sie ist erst 16, aber ich kenne sie schon seit meiner Kindheit. Kindergartenfreunde, aber nicht mehr. Wir hatten beide andere Beziehungen, aber keine war so beständig wie unsere Freundschaft. Wir kommen gerade von Freunden und waren davor noch im Kino. Nim ist etwas angetrunken, das merkt man sofort. Ich hingegen habe heute noch nichts angerührt. Wenn ich schon unerlaubt fahre dann wenigstens nüchtern. Ich beschleunige noch etwas mehr.
Wir fahren mit fast 100km/h durch eine Waldstrecke. Plötzlich steht hinter einer Kurve ein Reh auf der Straße. Ich reiße sofort das Lenkrad zur Seite und verliere die Kontrolle. Nim schreit so laut sie kann als die Bäume immer näher. Und dann, kurz vor dem Aufprall, geht es wieder von vorne. Ich sitze wieder im Auto und Nim sagt ich soll noch schneller fahren. Und das geschieht in einer endlosen Schleife. Und so sehr ich es auch versuche, ich kann den Lauf der Dinge nicht ändern.
Montag
Plötzlich höre ich eine vertraute Stimme: „Nein, wir geben auch nach fast 12 Wochen nicht auf, wir hoffen weiter. Mir ist egal wie gering die Chancen sind!" Es ist die Stimme meiner Mutter. Ich höre plötzlich mein Herz schlagend. Es ist so laut, dass mir meine Ohren weh tun. Stöhnend vor Schmerzen versuche ich meine Augen zu öffnen. Ich bin in einem Krankenhaus. Es ist zwar relativ dunkel in dem Zimmer, aber dennoch blendet mich die Lampe über meinem Bett. Ich erkenne Unmengen Schläuche und Kabel an denen ich angeschlossen bin und jede menge elektrische Geräte die ich noch nie gesehen hab. So muss es dann wohl auf der Intensivstation aussehen, falls ich da noch bin. Und jede Wand ist in diesem ekligen Krankenhaus-Weiß gestrichen welches im halbdunklen noch grässlicher wirkt. Aber, ich scheine noch zu leben.
Ich schließe meine Augen wieder, aber ich bemerke, dass meine Mutter an mein Bett herangekommen ist. Ich versche mich zu ihr hin zu drehen, aber außer meinem schmerzenden Kopf kann ich nichts spüren. „Er ist wach! Mein Sohn ist aufgewacht! Los, hol schnell einen Doktor!" ruft sie vermutlich meinem Vater zu. Es ist so laut als wäre eine Bombe neben meinem Ohr explodiert. Und jeder Schritt den mein Vater in Richtung der Türe macht verstärkt den Schmerz noch . Meine Mutter muss mein schmerzverzogenes Gesicht gesehen haben, denn jetzt flüstert sie:„Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Doch das einzige, das ich erwidern kann ist ein leichter Seufzer. Dann schlafe ich wieder ein.
Dienstag
Als ich ein weiteres Mal aufwache sind die gröbsten Schmerzen verschwunden. Ich kann auch meine Augen öffnen und mich nun erstmals richtig umschauen. Offensichtlch bin ich dieses Mal alleine in meinem Zimmer. Mein Blick fällt auf eine Uhr. Es ist 13:37 Uhr. Vermutlich sind meine Eltern gerade beim Mittagessen. Auf einmal kommt eine Krankenschwester herein. „Wo ist Nim?", frage ich vorsichtig und mit leiser Stimme. Da sie offensichtlich nicht bemerkt hatte, dass ich wach bin erschreckt sie sich kurz. Sie fragt, wer denn Nim sei und ich antwortete ihr, dass ich zusammen mit Nim, also Nina Marie, den Unfall hatte wegen dem ich hier liege. „Das werden ihnen ihre Eltern alles erklären. Alles wird gut.", sagt sie und geht an eines der Geräte die immer noch um mein Bett stehen.
Mittwoch
Am nächsten Morgen werde ich von Nim geweckt. Sie kommt überglücklich in mein Zimmer gestürmt und erdrückt mich beinahe, als sie versucht mich zu umarmen. „Ich bin so froh, dass du wieder wach bist!”, sagt sie und ich antworte:„Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Es tut mir alles so Leid was passiert ist und ich hoffe ich kann es wieder gut machen.” Sie hat sich mitlerweile an den Rand meines Bettes gesetzt. Es sind heute wieder weniger Geräte um mich rum. Wie machen die das immer ohne mich zu wecken? Schlafe ich so tief? Aber ich hab doch 12 Wochen lang geschlafen. Nim schaut mir in die Augen. Ich lächele, denn Nim lebend und gesund zu sehen erfüllt meinen ganzen Körper mit unkontrollierbarer Freude. Sie ist wunderschön, sie wirkt sogar noch schöner als vor dem Unfall. Ihre Haare hat sie wachsen lassen, sie haben jetzt endlich die Länge die ich mir immer bei ihr gewünscht. Schulterlang sind sie jetzt und glänzen in einem dunklen Braun. Sie lächelt, fast so als könnte sie meine Gedanken lesen. Ihr Lächeln ist genauso schön wie ihre Haare, sogar noch schöner als ich es in Erinnerung habe. Plötzlich läuft ihr eine kleine Träne über die Wange. „Du musst nichts wieder gut machen, es ist alles ok. Wichtig ist nur, dass du wieder bei mir beziehungsweise bei uns bist, Joey.”, sagt Nim als sie mich nocheinmal in den Arm nimmt. Jetzt kann auch ich meine Freudetränen nicht mehr zurückhalten. Fest umschlungen, Arm in Arm verharren wir mehrere Minuten. „Ich muss jetzt leider los, Joey. Aber die Ärzte haben gesagt, dass du höchstwahrscheinlich morgen wieder nach Hause kannst. Dann helf ich dir bei den Organisationen für deine Geburtstagparty. Du willst doch feiern oder?"-„Ja das möchte ich, aber nur mit dir alleine, Nim. Seh es als eine Art Wiedergutmachungs-Party.”-„Na gut, einverstanden. Aber ich muss jetzt wirklich los, wir sehen uns dann morgen. Bis dann.”, sagt Nim noch als sie mein Zimmer verlässt.
Zufrieden lächelnd liege ich jetzt in meinem Bett. Es ist tatsächlich alles noch wie früher, es scheint sogar noch ein bisschen besser zu sein. Vorausgesetzt Nim und ich haben keine bleibenden Schäden. Aber sie hat nichts gesagt und mir hat bisher auch kein Arzt etwas gesagt. Ich bin glücklich. Glücklich weil es Nim gut geht, glücklich weil Nim mir keine Vorwürfe macht, glücklich weil Nim offentsichtlich auch glücklich ist. Das alles wirkt fast zu schön um wahr zu sein. Kurz nachdem sie gegangen ist kommen meine Eltern wieder herein. „Guten Morgen, wie geht es dir heute?Wir können leider nich lange bleiben, wir müssen beide Arbeiten", fragt mein Vater. „Ist nicht schlimm. Mir geht es viel besser. Stimmt es, dass ich morgen schon gehen darf?" , frage ich die beiden. „Ähm ja, höchstwahrscheinlich.Woher weißt du das?", fragt meine Mutter zurück. „Habt ihr sie denn nicht gesehen?", entgegne ich ihr, „Sie ist kurz bevor ihr gekommen seid gegangen." - „Du meinst bestimmt eine Krankenschwester, oder? Naja, wir müssen auch schon wieder los. Tut uns leid. Wenn du fit genug bist kannst du ja deine Sachen bis morgen packen, dann kannst du noch früher gehen." , sagt meine Mutter noch bevor wir uns verabschieden und beide wieder gehen.
Wieso haben sie Nim nicht gesehen? Wieso wollen sie nicht über sie reden? Haben sie sich gestritten solang ich im Koma lag? Ich hab das Gefühl, sie wollen mir nicht die ganze Wahrheit sagen. Irgendetwas muss noch in der Zeit passiert sein, ich werde am besten Nim morgen fragen. Apropos Nim, mir ist eigentlich noch nie so bewusst gewesen wie schön sie doch eigentlich ist. Ich kenne sie ewig, deshalb ist mir das vermutlich nie aufgefallen. Ob sie wohl wieder einen Freund hat? Oder vielleicht während ich im Koma war? 12 Wochen sind eine lange Zeit, da kann viel passieren. Hoffentlich erzählt sie mir morgen alles was ich verpasst habe. Weshalb haben mich eigentlich noch keine anderen Verwandten besucht? Ich habe zwar zu niemanden einen besonders guten Draht, aber das ist irgendwie schon etwas deprimierend. Planen sie etwa eine Überraschungsparty zu meinem Geburtstag? Klingt zwar etwas abwägig, aber so etwas dämliches traue ich denen schon zu. Aber ich möchte doch nur mit Nim feiern! Das hab ich vergessen meinen Eltern zu sagen. Hoffentlich reicht das auch noch morgen. Man bin ich froh, dass es Nim gut geht. Wie lange sie wohl in Koma war? Kein Handy bedeutet kein Internet also kann ich nicht nach irgendwelchen Zeitungsberichten suchen. Ich hoffe aber es hat den Unfall überlebt, da sind eine Menge wichtiger Sachen drauf.
Donnerstag
Am nächsten Morgen darf ich also tatsächlich nach Hause. Meine Mutter holt mich ab und bringt mich Heim. Dann fährt sie gleich zum Arbeiten womit ich erstmal wieder alleine bin. Aber ich bin daheim. Es hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert und es scheint, als hätte ich bei dem Unfall nichts vergessen. Ich gehe hoch in mein Zimmer. Genauso hatte ich es in Erinnerung. Nur hat meine Mutter mitlerweile mein Bett gemacht. Apropos Bett, daneben sehe ich mein Handy. Es hat wohl ohne größeren Schaden überlebt. Und es hat sogar jemand aufgeladen. Ich rufe sofort Nim an. Es sind Ferien also müsste sie theoretisch zu Hause. Muss ich das Schuljahr wiederholen weil ich so lange gefehlt habe? Oder schaffe ich es den ganzen Stoff nachzuholen? Wieso geht Nim nicht an ihr Handy? Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich lege auf und gehe hinunter. Wer das wohl um diese Uhrzeit sein kann? Ich öffne die Tür und sehe eine breit grinsende Nim vor mir stehen. „Willkommen daheim!" , ruft sie und fällt mir um den Hals. „Schön, dass du da bist, Nim. Ich hatte dich eben angerufen aber du bist nicht rangegangen." - „Mein Handy hat den Unfall im Gegensatz zu deinem leider nicht überlebt deshalb hab ich eine neue Nummer.” , sagt sie als sie endlich meinen Hals loslässt und ich wieder atmen kann. „Komm, wir gehen hoch in mein Zimmer, dann kannst du mir alles erzählen."
Oben angekommen setzten wir uns nebeneinander auf mein Bett. Sie wirkt etwas schüchtern, denn sie traut sich kaum mir in die Augen zu schauen. Naja, nach 12 Wochen ohne Kontakt ist das auch etwas verständlich. „Also Nim, warst du auch im Koma? An was kannst du dich noch erinnern?" Mit leicht zittriger Stimme fängt sie an zu erzählen: „Ich weiß nicht ob ich lang im Koma war, nicht mal ob ich überhaupt war. Auch an der vor dem Unfall habe ich kaum Erinnerungen. Erst seitdem du wieder aufgewacht bist weiß ich alles sicher und ...” Ich bin ein schlechter bestern Freund. Erst soll sie erzählen und dann hör ich ihr nichtmal mehr zu. Aber sie ist heute auch noch schöner als gestern. Dabei haben wir uns doch versprochen uns nie ineinander zu verlieben. Ich hatte gehofft, dass nie einer von uns in diese Zwickmühle kommt. Aber man kann nunmal nicht entscheiden in wen man sich verliebt. Ich könnte versuchen es zu verdrängen, aber in jeder Pause die sie macht beim erzählen verspüre ich dieses unglaubliche Bedürfnis sie auf ihre zarten roten Lippen zu küssen. So etwas sollte ich nicht denken! Sie ist meine beste Freundin und ich freue mich einfach nur sie wieder zu sehen! Wie oft hat sie sich an meiner Schulter ausgeheult wenn es mal wieder mit einem Typen nicht geklappt hat. Wie oft hat sie mich aufgemuntert und mir Mut gemacht wenn ich mal wieder eine Beziehung verbockt hab. Niemand weiß so viele Geheimnisse von ihr wie ich und andersrum. Keiner kennt mich so gut wie sie, keiner kennt sie so gut wie ich. Niemand weiß besser, was ihr gefällt und was nicht. Kein Junge dieser Welt könnte sie so glücklich ... nein. Wir sind Freunde. Dabei bleibt es. „ ... und dann bin ich zu dir hier her gekommen. Was machst du jetzt an deinem Geburtstag?" - „Was? Ich ähm... achso, Geburtstag. Ja den wollte ich ja mit dir verbringen. Ich hab da noch keinen genauen Plan und eigentlich finde ich das gut so. Wir sollten das tun worauf wir dann spontan Lust haben. Ich möchte einfach die Zweisamkeit mit dir genießen. Auch wenn ich die 12 Wochen lang geschlafen hab spüre ich trotzdem wie sehr du gefehlt hast und wie sehr ich dich vermisst habe. Ich kanns immer noch nicht glauben, dass es uns beiden gut geht. Es ist fast wie ein Wunder..." Sie drückt mich ganz fest. „Ich muss leider los,", sagt sie, „ aber wir sehen uns bestimmt morgen!" Ich begleite sie an die Tür und verabschiede sie mit einer innigen Umarmung.
Kurz darauf kommt meine Mutter nach Hause. Mein Vater kommt meistens erst am späten Abend von der Arbeit zurück. „Gehts dir gut? War irgendwas?" , ruft sie mir hoch. „Ja mir gehts super. Nim war eine Weile da." , antworte ich ihr. „Oh, o-ok." , stottert sie. „Was ist los? Wieso bist du immer so komisch wenn ich von Nim rede?", frage ich mach. „Egal, ist wirklich nichts. Ich finde es schön, dass ihr euch schon wieder so oft seht." , antwortet sie. Ich habe sie zwar lange nicht gesehen, aber trotzdem weiß ich, dass sie sich komisch verhält. Aber ich weiß auch, dass meine Eltern schon immer komisch waren. Hätte mich auch gewundert wenn sich daran etwas geändert hätte. „Achso, Mama, ich werde meinen Geburtstag übrigens mit Nim alleine verbringen. Ich finde, ich bin ihr das irgendwie schuldig. Das verstehst du doch, oder?"-„Einen ganzen Tag? Was willst du denn so lange machen?"-„Uns wird schon etwas einfallen. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen."-„Na gut. Es werden aber eine menge Leute enttäuscht sein."-„Ist mir egal. Die sollen froh, dass ich noch lebe." Es ist mir wirklich egal. Und das hat nichts mit dem Unfall oder so zu tun. Meine Familie ist mir schon lange egal. Aber das ist jetzt unwichtig.
Freitag
Am nächsten Tag passiert eigentlich nichts spannendes. Nur fühle ich mich irgendwie komisch, irgendwie demotiviert. Ich habe nichteinmal Lust aufzustehen und bleibe den ganzen Tag im Bett. Aber ich schreibe Nim jede Menge SMS. Sie hat heute zwar keine Zeit um mich zu besuchen aber sie ist wenigstens nicht zu beschäftigt und kann mir immer schnell antworten. Früher hab ich ihr auch oft geschrieben, aber geantwortet hat sie meist erst später. Uns richtig unterhalten konnten wir meist nur wenn wir zusammen waren oder abends, wenn sie Zeit hatte. Doch heute schreiben wir den ganzen Tag miteinander, wenn auch über belanglose Dinge. Ich habe das alles vermisst, wenn auch nicht aktiv. Sie ist in den 12 Wochen zu der Nim geworden, die ich mir heimlich immer gewünscht hab. Ich habe ihr nie von den kleinen Dingen die mich an ihr stören erzählt, weil ich nie von ihr erwartet hätte, dass sie sich für mich ändert wo sie doch auch unperfekt ein super toller Freund war. Aber jetzt, jetzt wünsche ich mir sie wäre mehr als nur meine beste Freundin. Und das werde ich ihr auch Morgen sagen. Denn Morgen habe ich den kleinen Vorteil, dass ich Geburtstag habe und niemand möchte das Geburtstagskind enttäuschen. Wow, ich klinge wie ein Arschloch. Naja, ich muss abwarten wie sich das morgen dann entwickelt. Was sie mir wohl schenken wird? Ich habe mir nichts gewünscht also wird es eine Überaschung. Es wird sicherlich etwas sein, das mir gefällt, denn sie kennt mich einfach zu gut um mir etwas falsches zu schenken. Ich vermisse sie. Ich vermisse sie wie nie zuvor, dabei habe ich sie gestern erst gesehen und schreibe im Moment mit ihr. Aber das ist einfach nicht dasselbe wie ihre Nähe zu spüren. Ich könnte stundenlang von ihr schwärmen, dabei bin ich erst vor wenigen Stunden aus dem Koma erwacht. Sie hat einfach diese einzigartige Ausstrahlung, die einen sofort mit Wärme erfüllt. Außerdem hat sie immer so einen besonderen Geruch, der einfach nur schön ist und mit nichts zu vergleichen ist. Ihre Hände sind so zart und verletzlich und dennoch möchte ich sie halten und nie mehr loslassen. Ihre Haare, so glatt, so lang, so schön anzusehen. Ihr Mund, so wohlgeformte rote Lippen, so eine unverwechselbare Stimme bei der es einfach immer Spaß und Freude mach zuzuhören. Und dann noch ihre Augen. Ihre wundervollen blau-grünen Augen. Nichts in der Welt ist so schön wie die zwei kleinen Augen von Nim. Nichts in der Welt zieht mich mehr in seinen Bann, nichts in der Welt lässt mich schneller dahinschmelzen als diese funkelnden Murmeln in Nims Gesicht. Das kling alles extrem oberflächlich, aber das ist im Moment das einzige an das ich denken kann. Noch nie habe ich solche Liebe in mir verspürt und dabei habe ich sie erst vor wenigen Stunden das erste mal wiedergesehen. Ist das so etwas ähnliches wie "Liebe auf den ersten Blick"? Also "Liebe auf den ersten Blick nach fast 12 Wochen Koma"? Ob so oder so, ich liebe sie. Hat mein Herz bisher jemals geliebt? Denn verglichen mit keinen aktuellen Gefühlen wirken meine anderen Beziehungen nichtig. Morgen wird ein toller Tag.
Samstag
Der nächste Tag beginnt je andere Geburtstag auch. Es sind wie immer Ferien, also schlafe ich aus, stehe am Mittag auf, meine Eltern gratulieren mir und ich esse etwas. Dann beginnt der gute Teil des Tages. Ich mache mich auf den Weg zu Nim. Es ist nich weit, ich muss am Ende meiner Straße über den Friedhof laufen und dann bin ich schon fast da. Ich bin kaum aus dem Friedhof raus, da hat Nim mich schon gesehen und kommt angerannt. Sofort kommt sie angerannt und noch aus dem Lauf springt sie mir um den Hals sodass ich fast umfalle. „Aaaaaalles alles alles Gute zum Geburtstag, Joey", ruft sie so laut, dass es vermutlich die ganze Straße gehört hat. „Vielen Dank, Nim. Ich bin so froh dich zu sehen.", antworte ich ihr. „Dann wirst du mir sicher auch nicht böse sein wenn ich die jetzt sage, dass ich leider noch kein Geschenk für dich habe. Du bist ja erst vor ein paar Tagen aufgewacht und deshalb hab ich in der kurzen Zeit leider nicht das richtige gefunden. Bitte sei mir nicht böse." - „Ich brauche doch kein Geschenk. Es ist Geschenk genug, dass ich den Tag heute mit dir verbringen darf." Wow das kam jetzt irgendwie unerwartet, aber ich brauche eigentlich wirklich keins. „Danke!" , sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Wow das kam jetzt noch unerwarteter. Kein Geschenk hätte mir das selbe Gefühl geben können wie diese kleine Aktion. Aber das macht mir Mut für nachher wenn ich ihr von meinen Gefühlen für sie erzählen möchte. Doch zunächst möchte ich ihr einen schönen Tag machen, denn irgendwie fühle ich mich immer noch etwas schuldig wegen dem Unfall auch wenn keiner mehr davon geredet hat. „Möchtest du ins Kino?" , frage ich Nim und sie willigt sofort ein. Es ist irgendeine 08/15-Romantikkomödie, aber Mädchen stehen ja auf sowas. Und eigentlich finde ich ihn letztendlich auch gar nicht so schlecht. Aber das liegt vermutlich mehr an Nim als an dem Film. Zwar traue ich mich nicht ihre Hand zu nehmen, was für sie ja auch aus heiterem Himmel kommen würde, aber sie legt ihren Kopf auf meine Schulter. Das hat sie zwar früher schon öfters gemacht, aber es fühlt sich an wie beim ersten Mal.
Nach dem Film gehen wir etwas spazieren. Klingt zwar nicht sehr spannend aber mit Nim zusammen macht einfach alles Spaß. So bin ich zwar den ganzen Tag bisher überglücklich, aber nicht weil ich Geburtstaghabe oder weil das Wetter heute so schön ist, nein, nur Nims Nähe erfüllt mich und mein Herz mit Freude. Und ich denke, es ist langsam an der Zeit ihr das alles zu sagen. Hoffentlich fühlt sie das selbe oder etwas ähnliches denn sonst kann das eine kleine große Katastrophe werden. In einem kleinen Wald, nicht weit von unserem Zuhause, setzten wir uns auf eine kleine Bank neben einem Bach. Es ist total idyllisch, man hört nur die Natur obwohl die Straße und die Stadt nicht weit weg ist. Ich sehe Nim an. Sie sieht glücklich aus, aber sie ist heute etwas ruhig. So als wären ihr trotz meiner 12-wöchiger Abwesenheit die Themen jetzt ausgegangen. Doch jetzt heißt es alles oder nichts. Ich habe noch nie einem Mädchen einfach so meine Liebe gestanden, das ergab sich sonst immer irgendwie anders. Aber mit Nim könnte das ewig dauern und ich halte es einfach nicht mehr aus. Tief einatmen. Ich nehme ihre Hand. „Hm?"-„Das wird jetzt vielleicht etwas sehr überraschend kommen, aber ich muss das jetzt einfach los werden, Nim. Ich bin zwar erst seit vier Tagen wieder wach und ich hab dich erst vor drei Tagen zum ersten Mal seit fast 12 Wochen gesehen, aber mehr als diese drei Tage hat es nicht gebraucht. Eigentlich wusste ich es schon in der Sekunde in der du in mein Zimmer kamst, aber ich wollte es zunächst unterdrücken weil ich es einfach nicht für richtig hielt. Aber genauso ist es nicht richtig seine Gefühle zu unterdrücken. Ähm, wie ich sehe verstehst du immernoch Bahnhof. Dann sag ich's halt einfach: Nim, ich liebe dich. Ich habe mich hoffnungslos in dich verliebt. Und ich denke, dass dich einfach niemand besser kennt und keiner besser zu dir passt als ich. I-Ich hoffe, dass diese Gefühle jetzt nicht einseitig sind und, dass sich auch bei dir in dieser Hinsicht etwas verändert hat. Falls nicht, dann..." Sie schaut mir immer noch in die Augen. Ihr Blick sagt mehr als tausend Worte. Und jetzt beißt sie sich auf die Lippe. Ich drehe mich noch ein wenig mehr zu ihr hin und lehne mich leicht nach vorne. Während ich spüre wie sich ihre Arme hinter meinem Rücken verschränken presse ich meine Lippen auf ihre. Ich kann ihren Wassermelonen-Lippgloss schmecken, an dem ich bisher nur riechen durfte. Aber schmecken tut er noch viel besser! Es fühlt sich wieder an wie der erste Kuss, es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, in dem Nim jetzt für immer einen Platz hat. Ich möchte nie mehr aufhören sie zu küssen und bei ihr scheint das ähnlich zu sein. Doch auch dieser unvergessliche Tag hat irgendwann ein Ende und so machen wir uns schließlich Hand in Hand auf den Heimweg. Wir strahlen beide vor Glück und ich kann es irgendwie immer noch nicht ganz fassen. Das alles so perfekt zusammenpasst habe ich immer bezweifelt. Es ist einfach zu schön um war zu sein. Ich werde Nim glücklicher machen als sie es jemals war. Das klingt zwar irgendwie komisch, aber letztendlich habe ich das doch alles dem Unfall zu verdanken, oder?
Wir erreichen den Friedhof. Ein weiteres Mal vernehme ich den Geschmack ihrer süßen Lippen. Der Kuss dauert nur wenige Sekunden, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. „Ich liebe dich, Nim", flüstere ich in ihr Ohr. „Ich liebe dich auch, Joey" , antwortet sie. Dann stehen wir uns eine Weile einfach nur gegenüber und schauen uns in die Augen. Ihr Blick sagt ununterbrochen „Ich liebe dich“ und ich hoffe, meiner tut das selbe. Ich möchte nicht nach Hause gehen, ich möchte hier bei Nim bleiben, für immer. Ich möchte sie beschützen, vorallem weil ich dabei damals bei diesem Unfall versagt habe. Ich möchte sie vor allem Bösen und Schlechten beschützen und der sein, auf den sie immer zählen kann. So eine Verbing zwischen mir und ihr habe ich vor dem Unfall nie gespürt, er hat mich aufgeweckt und mir gezeigt, was ich wirklich für sie fühle. „Ich habe morgen noch einen Artztermin, aber danach könnten wir uns treffen. Wir schreiben nachher einfach noch, ok?", sage ich. „Geht klar." , antwortet sie lächelnd. Dann trennen sich unsere Wege und ich mache mich auf den restlichen Weg nach Hause. Einmal über den Friedhof und ich bin daheim. Ein paar Mal habe ich mich noch umgedreht, aber Nim konnte ich nicht mehr sehen. „Mama, ich bin wieder daheim.", rufe ich als ich die Haustüre öffne. „Na endlich! Wo warst du denn so lange? Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?" , fragt sie. „Ich war mit Nim unterwegs. Das habe ich dir doch erzählt." , antworte ich. „Nim, schon wieder Nim, ich höre immer nur Nim." - „Was hast du denn plötzlich gegen Nim? Du hast sie doch immer gemocht. Außerdem sind wir seit heute ein Paar..." Sie schaut mich an als würde sie die Welt nicht mehr verstehen. Dann bricht sie plötzlich in Tränen aus. „Woah, Mama, was ist denn los?", frage ich verdutzt. „Das ist mir alles zu viel, mir reichts jetzt einfach. Die Ärzte haben gesagt, dass das manchmal zur Trauerbewältigung gehört, aber du verschließt deine Augen einfach vor der Realität und hörst auch nur noch das, was du willst.“ - Ich verstehe kein Wort von dem was sie redet. - „Du lebst in irgendeiner Traumwelt und ziehst dich völlig aus der echten Welt zurück. Die Ärzte haben gesagt ich soll das nicht tun, aber ich kann einfach nicht mehr! Nim ist tot. Nina Marie ist bei dem Unfall vor 12 Wochen gestorben!" - „Mama was redest du da? Weißt du was für einen Müll du da von dir gibst?" - „Beweis mir das Gegenteil!" Das kann nicht sein, ich bin doch nicht verrückt. Im Krankenhaus, da haben sie sie ... nein, sie haben sie nicht gesehen. Wollte mir deshalb keine Krankenschwester über sie Auskunft geben? Hat mich deshalb der Kinokartenverkäufer so komisch angeschaut als ich auf zwei Karten bestanden habe? Ich hole mein Handy aus der Tasche. Postausgang. Hunderte SMS an eine Nummer die unter Nims Namen gespeichert ist. Keine neue Nummer von ihr. Posteingang. Nichts. Keine SMS von Nim aus den letzten 12 Wochen. Aber ich habe sie doch gesehen! Ich habe sie geküsst! Ich liebe sie! „Glaubst du mir jetzt?" , ruft meine Mutter, die gerade ihre Tränen trocknet. Ich stecke meine Handy ein und renne aus dem Haus. Wenn sie wirklich tot ist, muss sie ein Grab auf dem Friedhof haben. Als ich ihn erreiche sehe ich nur ein Grab das aussieht, als wäre es noch nicht so alt. Langsam nähere ich mich ihm, aber ich kann die Inschrift auf dem Grabstein nicht lesen, weil noch zu viele Blumen davorliegen. Vorsichtig nehme ich die obersten Sträuße weg, damit ich sehen kann, wer hier liegt.
Es ist ein warmer Sommerabend. Es ist keine Wolke zu sehen und die gerade untergehende Sonne färbt den Himmel blutrot. Ein paar Vögel singen noch ihr Lied und nur die im Wind raschelnden Blätter stören ihren Gesang. Eine kleine Träne läuft mir über meine Wange. Ich knie mich auf den Boden. Der Tag heute war perfekt, alles schien zu passen und das Glück war auf meiner Seite. Doch es war zu schön um wahr zu sein, denn vor mir begraben liegt Nim.
Danke fürs lesen =)
Ich teils mir ein. :P
|
|
Porcellana - 34
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 03.2012
123
Beiträge
|
Geschrieben am: 14.05.2012 um 09:36 Uhr
|
|
Erst dachte ich ihm fehlen die Beine. Aber ziemlich bald wusste ich, dass sie tot ist. Ich hab teile nur überflogen weil ich wissen wollte wanns endlich rauskommt.
Es ist spannend - aber total klar, dass irgendwas nicht stimmt.
Und Nim erinnert mich zu sehr an "Wie versteckt man eine Insel".
Das ist gefühlt ein Plagiat, auch wenn du das Nina-Marie selbst erfunden hast.
|
|
Giglamesh - 28
Profi
(offline)
Dabei seit 01.2011
910
Beiträge
|
Geschrieben am: 14.05.2012 um 11:18 Uhr
|
|
Zu gut um wahr zu sein
Per aspera ad astra
|
|
Der-MASTER
Experte
(offline)
Dabei seit 04.2011
1129
Beiträge
|
Geschrieben am: 14.05.2012 um 13:54 Uhr
|
|
Ihr wisst ja, was zu tun ist.
|
|
Forum / Poesie und Lyrik
|