Saitenspiel  - 61
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 02.2010
225
Beiträge
|
|
Geschrieben am: 12.05.2012 um 11:04 Uhr
|
|
Der Fremde
Der Fremde hatte versprochen, mit ihm zu teilen. Er sollte nur den Beutel aus der Ruine holen.
Der Fremde würde ihn am Waldrand treffen. Auf keinen Fall sollte er den Beutel öffnen.
Der Fremde würde dies sofort bemerken. Jetzt stand er hier in absoluter Dunkelheit. Das Krachen des Felsens,
der hinter ihm den Eingang verschloß, halte noch in seinen Ohren. Der Fremde hatte sagte, es wäre ein Klacks.
Den Beutel holen, abliefern und kassieren.
Doch jetzt stand er hier, wie in schwarze Tinte getaucht. Das auch nicht der leiseste Ton zu hören war,
sickerte ganz langsam in sein Bewußtsein. Er drehte sich mit tastenden Händen in Richtung Ausgang.
Der Felsen der den Eingang verschloß, schien nicht groß,
und würde für ihn kein Hinderniss darstellen.
Mit zögernden Schritten und ausgestreckten Armen, legte er die wenigen Meter zum Ausgang zurück.
Jetzt mußte er direkt davor stehen. Doch seine suchenden Hände
griffen immer noch ins Leere. Noch ein Schritt. Nichts.
Trotz kühler Witterung, fing er an zu schwitzen.Jetzt bloß nicht durchdrehen.
Er bückte sich, fand einen Stein und warf ihn. Nichts.
Kein Aufprall. Stille.
Entsetztes keuchen, gurrgelte über seine Lippen.
Den Beutel hatte er längst vergessen. Er wollte nur noch raus aus diesem Loch.
Er bückte sich abermals, kam mit einem Faustgroßen Stein wieder hoch, und schleuderte ihn mit aller Kraft,
in Richtung Ausgang.
Nur Stille. Kein Aufprall. Nichts.
Panisches Grauen, schnürrte ihm die Kehle zu. Nach Luft jappsend, begann sich sein Brustkorb unaufhaltsam
auszudehnen.
Er spürte förmlich, wie seinen Augen aus ihren Höhlen quollen.
Um erneut nach Luft zu schnappen, mußte er Ausatmen.
Doch es ging nicht. Er konnte nicht mehr Ausatmen.
Kleine Explosionen in seinem Kopf, ließen ihn Sterne sehen, wo keine waren. Er wollte schreien,
doch kein Ton kam über seine
Lippen.
Während das Leben ihn schleichend verließ, kippte er vorn über.
Den Aufprall seiner Stirn, auf den Felsen, nahm er schon nicht mehr wahr.
Später:
Der Fremde sprach den Obdachlosen in einer Seitenstraße an.
Ob er Intresse an schnell verdientem Geld habe. Er bräuchte nur einen Beutel abholen,
der in einer nahen Ruine versteckt lag.
Obwohl der Obdachlose ein Hiesiger war, konnte er sich nicht an eine Ruine erinnern. Trotzdem sagte er zu.
Fortsetzung....erwünscht !
Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse
|
[