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Forum / Poesie und Lyrik

Hilfe bei Interpretation

Blaue-Ente
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2010
182 Beiträge

Geschrieben am: 01.04.2012 um 17:11 Uhr
Zuletzt editiert am: 01.04.2012 um 17:11 Uhr

Hallo,

ich habe mich derletzt durch alle möglichen Erzählungen Kafkas gelesen und bin auf eine gestoßen, welche mir wirklich sehr zugesagt hat. Allerdings fällt es mir sehr schwer, die Pointe zu interpretieren. Wer hat Lust mir zu helfen?


Von den Gleichnissen

Viele beklagen sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: »Gehe hinüber«, so meint er nicht, daß man auf die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, daß das Unfaßbare unfaßbar ist, und das haben wir gewußt. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.
Darauf sagte einer: »Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.«
Ein anderer sagte: »Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.«
Der erste sagte: »Du hast gewonnen.«
Der zweite sagte: »Aber leider nur im Gleichnis.«
Der erste sagte: »Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.«

Jedes echte Lächeln macht den Tag etwas einfacher

Planktonn - 39
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 05.2004
66 Beiträge

Geschrieben am: 01.04.2012 um 17:28 Uhr
Zuletzt editiert am: 01.04.2012 um 17:30 Uhr

Zitat von Blaue-Ente:

Hallo,

ich habe mich derletzt durch alle möglichen Erzählungen Kafkas gelesen und bin auf eine gestoßen, welche mir wirklich sehr zugesagt hat. Allerdings fällt es mir sehr schwer, die Pointe zu interpretieren. Wer hat Lust mir zu helfen?


Von den Gleichnissen

Viele beklagen sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: »Gehe hinüber«, so meint er nicht, daß man auf die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, daß das Unfaßbare unfaßbar ist, und das haben wir gewußt. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.
Darauf sagte einer: »Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.«
Ein anderer sagte: »Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.«
Der erste sagte: »Du hast gewonnen.«
Der zweite sagte: »Aber leider nur im Gleichnis.«
Der erste sagte: »Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.«


Hallo BlaueEnte

Was hier gemeint ist ist wohl das gleiche was im Buddhismus das Nirvana ist, oder im Christantum die "innere Zeitlosigkeit".
Die Identifikation mit dem außen bringt uns eben diese alltägliche "Mühe" die uns leiden lässt.

Unterscheiden muss man aber, kommt das Leiden durch körperliche Krankheiten oder eben nur durch geistige Mechanismen, meist ist es eine Mischung aus beidem.
Erst das Leiden an sich bring überhaupt erst das nachdenken über diese Zusammenhänge, somit wünsche ich allen Lesern weniger leiden.

Lebensmittel die uns besonders in materiellen Energien halten sind z.b. Milchprodukte, diese begünstigen darüber hinaus verschiedene chronische körperliche Krankheiten.

Gruß

Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen - Epiktet

Blaue-Ente
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2010
182 Beiträge

Geschrieben am: 01.04.2012 um 23:19 Uhr

Zitat von Planktonn:

Zitat von Blaue-Ente:

Hallo,

ich habe mich derletzt durch alle möglichen Erzählungen Kafkas gelesen und bin auf eine gestoßen, welche mir wirklich sehr zugesagt hat. Allerdings fällt es mir sehr schwer, die Pointe zu interpretieren. Wer hat Lust mir zu helfen?


Von den Gleichnissen

Viele beklagen sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: »Gehe hinüber«, so meint er nicht, daß man auf die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, daß das Unfaßbare unfaßbar ist, und das haben wir gewußt. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.
Darauf sagte einer: »Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.«
Ein anderer sagte: »Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.«
Der erste sagte: »Du hast gewonnen.«
Der zweite sagte: »Aber leider nur im Gleichnis.«
Der erste sagte: »Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.«


Hallo BlaueEnte

Was hier gemeint ist ist wohl das gleiche was im Buddhismus das Nirvana ist, oder im Christantum die "innere Zeitlosigkeit".
Die Identifikation mit dem außen bringt uns eben diese alltägliche "Mühe" die uns leiden lässt.

Unterscheiden muss man aber, kommt das Leiden durch körperliche Krankheiten oder eben nur durch geistige Mechanismen, meist ist es eine Mischung aus beidem.
Erst das Leiden an sich bring überhaupt erst das nachdenken über diese Zusammenhänge, somit wünsche ich allen Lesern weniger leiden.

Lebensmittel die uns besonders in materiellen Energien halten sind z.b. Milchprodukte, diese begünstigen darüber hinaus verschiedene chronische körperliche Krankheiten.

Gruß


Mir ging es nur um die Pointe, also den Schlusssatz. Ich kann einfach nicht genau interpretieren, was genau Kafka mit diesem Satz aussagen möchte. Der Inhalt selbst der Erzählung ist mir bewusst.
Dennoch danke.

Jedes echte Lächeln macht den Tag etwas einfacher

Planktonn - 39
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 05.2004
66 Beiträge

Geschrieben am: 02.04.2012 um 08:23 Uhr
Zuletzt editiert am: 02.04.2012 um 08:24 Uhr

Vermutlich hat der erste erkannt das der zweite aufgrund seiner Aussage bereits in der Wirklichkeit jenseits der Dualität lebt.

Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen - Epiktet

phoenix89 - 36
Experte (offline)

Dabei seit 12.2005
1749 Beiträge

Geschrieben am: 08.04.2012 um 19:02 Uhr

Das Hauptmerkmal (und damit auch der Hauptkritikpunkt) der Gleichnisse, von denen geredet wird, scheint mir – aus Sicht der sich Beklagenden – zu sein, dass jene „unverwendbar im täglichen Leben“ seien; diese sich Beklagenden hätten aber, so sie selbst, „nur dieses allein“ – womit ihnen jene Gleichnisse nichts nützen würden.
Das „sagenhafte[] Drüben“, von dem wiederum die Weisen sprechen, scheint mir eine zweite Sphäre zu bedeuten, die von der ersten verschieden ist und in welcher die sich Beklagenden sich nicht aufhalten: Sie kennten es nicht; es könne ihnen „hier“ (also: im täglichen Leben, welches sie allein hätten) nicht helfen etc. – kurz: „Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.“

Was man aus dem Gespräch gegen Ende herauslesen könnte:

Zitat:

A: »Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.«
– : Der Übergang in jene andere Sphäre (die ja der täglichen Mühen enthoben sei) würde einen eben dadurch, dass man die des Alltäglichen verließe, von dieser befreien. Man wäre dann selbst ein Gleichnis, also das, wovon die sich Beklagenden nichts verstünden, und würde selbst von diesem Dem-Alltäglichen-enthoben-Sein künden.

Zitat:

B: »Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.«
– : Womit gesagt sein könnte, dass obiger Rat ebenso wenig hilfreich sei, wie die Gleichnisse selbst, von denen zuvor die Rede war (– er ist ja eines von ihnen); vllt. müsste man sich bereits in jener gleichnishaften Sphäre befinden (oder zumindest dazu befähigt sein, sich also wenigstens in ihr befinden können), um diesen Rat verstehen bzw. diesen Übergang nachvollziehen (und schließlich vollziehen) zu können?

Zitat:

A: »Du hast gewonnen.«
– : Was bedeuten könnte, dass der sich Beklagende (an seinen eigenen Maßstäben gemessen) zu einer richtigen Lösung und damit zum „Sieg“ über seine Lage und das gestellte Problem gekommen sei.

Zitat:

B: »Aber leider nur im Gleichnis.«
– : Was dieser wiederum lediglich als einen gleichnishaften Sieg sähe, also einen, der ihm in seiner konkreten Situation kein solcher zu sein scheint.

Zitat:

A: »Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.«
– : Dies verneint wiederum er hier (– ist er eigentlich ein Weiser oder ein Mittler zwischen den beiden Typen des „Weisen“ & des „sich Beklagenden“? –) und weist den sich Beklagenden darauf hin, dass dieser zwar (entgegen dessen Ansicht) „im Gleichnis verloren“, also, nach dessen Maßstäben geurteilt, den falschen Schluss gezogen hätte, jedoch in „der“ (oder: in „seiner“?) Wirklichkeit gewonnen habe.

Ich könnte darin die Gegenüberstellung zweier verschiedener möglicher Positionen, Sichtweisen bzw. Haltungen sehen, welche die Welt anders aufnehmen, bewerten und behandeln.
Daraus würde dann auch verständlich werden, dass den auftretenden Typen („Personen“ wäre doch zu viel gesagt, denke ich) der jeweils andere Standpunkt sowohl unverständlich als auch unangebracht erscheint. So, wie für die eine Wertung die andere ungebräuchlich, erscheint dieser die erstere unwürdig.
Falls man dies nun werten und die beiden Standpunkte wie auch immer gegeneinander abwägen wollte, wäre das Ergebnis dessen wohl wiederum abhängig von der eigenen Positionierung, v. a. in Bezug auf jene beiden Positionen.

Was denkst du dazu bzw. wie hast du die Pointe und die ganze Geschichte überhaupt aufgefasst?

-- Allseits noch ein fröhliches Weltverhaftetsein! ;-)
Planktonn - 39
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 05.2004
66 Beiträge

Geschrieben am: 08.04.2012 um 22:54 Uhr

Hallo Phoenix

Jeder ist eben relativ "Weltverhaftet"

Deine Schlussfolgerungen sind ebenfalls relativ präzise.
Je nachdem wie man etwas auffasst.
Ich bin relativ glücklich, obwohl ich relativ leide.
Es ist auch relativ spät.. ,
durch diese Relationen entstanden vermutlich diese,
relativ wiederholenden Sätze.
Was immer man auch denkt oder schreibt, es ist immer
nur relativ sinnvoll..
Irgendwann redet man gar nichts mehr, sondern schmunzelt nur noch
über das hin und her..
Bei mir ist es offensichtlich noch nicht so weit :)

Will damit nur sagen, ich fand deine Ausführungen zu lang,
vielleicht auch nur, weil ich relativ müde bin..


Gruß und frohe Ostern.


Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen - Epiktet

phoenix89 - 36
Experte (offline)

Dabei seit 12.2005
1749 Beiträge

Geschrieben am: 12.04.2012 um 18:50 Uhr

Zitat von Planktonn:

Jeder ist eben relativ "Weltverhaftet"
Sicher: wie auch nicht ...

Zitat von Planktonn:

[...]

Will damit nur sagen, ich fand deine Ausführungen zu lang,
[...]
Wenn du d a s damit sagen wolltest, hast du es in den vorhergegangenen Sätzen gut verborgen. ^^

Mein Post (ebenso wie die darin enthaltenen "Du"s) richtete sich jedoch auch vornehmlich an die Threaderstellerin, die von der Textmenge hoffentlich nicht abgeschreckt ist.
Planktonn - 39
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 05.2004
66 Beiträge

Geschrieben am: 12.04.2012 um 18:55 Uhr
Zuletzt editiert am: 12.04.2012 um 18:56 Uhr

Da sie nichts mehr sagt, ist sie während des Lesens wohl verhungert :pfeiffer:

Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen - Epiktet

Blaue-Ente
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2010
182 Beiträge

Geschrieben am: 12.04.2012 um 19:32 Uhr

Zitat von Planktonn:

Da sie nichts mehr sagt, ist sie während des Lesens wohl verhungert :pfeiffer:

oder ich hab zu viel gegessen und bin nebenher eingeschlafen. Der Text war keinesfalls zu lange. Ich werde mich ihm aber erst morgen widmen können

Jedes echte Lächeln macht den Tag etwas einfacher

Planktonn - 39
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 05.2004
66 Beiträge

Geschrieben am: 12.04.2012 um 19:57 Uhr
Zuletzt editiert am: 13.04.2012 um 16:02 Uhr

Zitat von Blaue-Ente:

Zitat von Planktonn:

Da sie nichts mehr sagt, ist sie während des Lesens wohl verhungert :pfeiffer:

oder ich hab zu viel gegessen und bin nebenher eingeschlafen. Der Text war keinesfalls zu lange. Ich werde mich ihm aber erst morgen widmen können


Da fällt mir nun noch etwas ein..
Ja, der Teufel will stets Gefährte sein,
oft lädt er mich zum ärgern ein.
Ich denk mir nur, lass es doch sein,
doch er, fängt schnell, an laut, zu schrein.
Drum halt ich ein und geb ihm Maß,
damit er hat auch seinen Spaß.




Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen - Epiktet

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