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Forum / Poesie und Lyrik

Leseprobe "Heroin Hero"

Sunnyshay
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 08.2011
77 Beiträge
Geschrieben am: 27.03.2012 um 21:43 Uhr

Sonnenstrahlen drangen durch die Jalousetten seines Fensters. Er war gestern Nacht nicht mehr in der Lage gewesen sie zu schließen. Erwacht in seinem eigenen Erbrochen, beginnt er sich langsam zu sammeln. Hektisch hascht er durch den Raum auf der Suche nach seiner Uhr. Oft vergass er die Zeit, weil er die meiste davon im Rausch oder schlafend verbrachte. Sie ist sein Portal um zwischen seiner und der realen Welt zu wandern. Doch wo war sie nur ? Er war gefangen in der Irrealität, Tag für Tag. Plötzlich, noch während seiner Suche, wurde er gerettet. Das Telefon klingelte. Er folgte dem Ton. Während er durch den Raum lief, war er enttäuscht von sich selbst, angewidert von der eigenen Person. Doch er hatte schon lange gelernt seinen Selbsthass zu verdrängen, nur manchmal schaffte er es sich noch zu überraschen. Es kam ihm vor als werde das Klingel des Telefons immer lauter, immer aggressiver. Wie als hätte er eine Vorahnung gehabt, wird er am Hörer, den er unter alten Pizza-Schachteln fand, schreiend begrüßt. Es war sein Chef, er hatte es schon wieder geschafft ihn zu enttäuschen. „Ich rufe das fünfte Mal an, wo bleibst du“, hallte es durch den Raum. Er schrie so laut das die Wände das Echo der Wut reflektierten. „Weißt du überhaupt wie viel Uhr es ist, welchen Tag wir heute haben?“. Sein Chef kannte ihn genau, er wusste über sein Leben Bescheid. Er versuchte ihm zu helfen, doch zu oft schon nahm er diese nicht an. „Ich erwarte dich in fünf Minuten hier, das ist deine letzte Chance“. Noch bevor er eine Antwort hervorbrachte, hatte sein Chef aufgelegt. Noch immer nicht klardenkend begann er aus seinem Chaos, das er als Wohnung bezeichnete, saubere Klamotten zu finden. Ein altes schwitziges T-Shirt, eine rote Röhrenjeans und seine ausgelatschten und dreckigen Chucks waren die einzigen Sachen die annehmbar waren. Er hatte es nicht weit zu der Bäckerei in der er arbeitete. Schnell setzte er sich noch eine Sonnenbrille auf, die er in seiner Schublade lagerte um immer zu wissen wo sie ist, um seine Augenringe und die leere Seele zu verbergen. Verkatert und mit einer angezündeten Zigarette im Mund trat er seinen Weg an. Er war froh, gerade laufen zu können. „Fünf Minuten, ich habe fünf Minuten“, dachte er still in sich, den einzigen Gedanken den er fassen konnte. Als er von der Sonne angelacht durch die Straßen schlich, ignorierte er seine Außenwelt, sie jedoch nicht ihn. Er war bekannt in der Gegend, jedoch wurde nicht gut von ihm geredet. Er war ein Anti-Held, einer den man von seinen Kindern fernhalten will. Sie gaben ihm den Spitznamen Heroin Hero, und oft auch bezeichnete er sich selbst so. Gepeitscht von den Worten seines Chefs begann er schneller zu gehen. Und schon bald war die Fassade der Bäckerei erkennbar. Er nahm den letzten Zug seiner Zigarette, räusperte sich ein letztes Mal bevor die Tür der Bäckerei öffnete, der Geschmack der letzten Nacht kam ihm wieder hoch, jedoch nicht die Erinnerung. Der Laden war leer, genauso wie die Theke. „Endlich!“, das Geräusch kam aus dem Hinterraum. „Fällt dir was auf ? Er zuckte nur mit den Schultern: „Was soll schon sein? Das Gesicht seines Chefs begann rot vor Wut zu werden. „Wir haben nichts hier, ich war heute morgen völlig überfordert, und dank dir haben wir Einnahmen eines ganzen Tages verloren, wirklich Großartig“, sprach er Zähne fletschend mit sarkastischem Unterton. „Du hast noch eine Chance, eine letzte Chance, vermassele sie nicht. Und jetzt hau bloß ab!“. Wütend und gleichzeitig verzweifelt verschwand sein Chef wieder in den Hinterraum. Und gerade als der Heroin Hero wieder verschwinden wollte, ertönte die Ladenglocke. Eine junge wunderschöne Frau betrat den Laden. Obwohl es ihm schwer fiel die Augen aufzuhalten, und sie es durch die Sonnenbrille nicht sah, traf sein leerer Blick sie. Es schien als erleuchteten ihre langen blonden Haare den Raum, den er zuvor nur als stickig, dunkel und ätzend betrachtete. In seinem Kopf spielte sich ein Film ab. Er kannte noch nicht einmal ihren Namen doch mahlte sich schon eine Zukunft mit ihr aus. Obgleich er nicht genau wusste wie dieses aussehen könne. Von einem Klaps auf seinem Hinterkopf wurde er aus diesen Gedanken gestoßen, und als ihm seine Sonnenbrille hinunterfiel und er zum ersten Mal an diesem Tag einen Blick auf sich erhaschte, schämte er sich. Als er seinen Blick wieder aufrichtete war sie nicht mehr da. Er hatte sie verloren, bevor er sie überhaupt erst finden konnte. „Wo, wo ist sie hin?“, fragte er seinen Chef mit zitternder Stimme. „Was meinst du?“, antwortete ihm sein Chef genervt. „Haben Sie nicht die Glocke gehört, haben sie die Frau denn nicht gesehen?“, seine Stimme klang immer verzweifelter. Er hatte Angst wieder halluziniert zu haben, sowie er es meistens tat, wenn ihm einmal etwas gutes passierte. Sein Chef schmunzelte: „Ich habe die Glocke gehört, habe aber gehofft ich hätte dich endlich aus den Augen. Und nun verschwinde endlich und wage es nicht morgen zu spät zu kommen“. Von der Tür in die Außenwelt getrieben trat er wieder seinen Weg in seine trostlose Wohnung an, ächzend nach dem nächsten Schuss um wieder für ein paar Stunden in eine glückliche Welt zu entfliehen.
damast - 48
Experte (offline)

Dabei seit 01.2011
1544 Beiträge

Geschrieben am: 28.03.2012 um 12:12 Uhr

naja sagen wir so, nach durchlesen dieses textes, frägt man sich danach
schon irgendwie ob man gerade seine zeit vergeudet hat.

‹^› ‹(•¿•)› ‹^›

guyoncignito
Champion (offline)

Dabei seit 02.2009
11293 Beiträge

Geschrieben am: 28.03.2012 um 12:56 Uhr

Zitat von damast:

naja sagen wir so, nach durchlesen dieses textes, frägt man sich danach
schon irgendwie ob man gerade seine zeit vergeudet hat.

Du bist ja fies:-D.
Mit diesem Kommentar wird sich keiner die Mühe machen, das durchzulesen.
Rosaceae - 29
Profi (offline)

Dabei seit 03.2009
567 Beiträge

Geschrieben am: 28.03.2012 um 13:36 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.03.2012 um 13:36 Uhr

Das ist wohl auf das englische Gedicht aufgebaut, das ich hier schon mal gelesen habe?
Bzw. aus dem Gedicht eine Geschichte gemacht.
Weiß nicht, was ich davon halten soll. Ist aber ganz annehmbar geschrieben.

Don't knock on Death's door. Ring the doorbell and run. He hates that.

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