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Forum / Poesie und Lyrik
Die Räuber

I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
(offline)
Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
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Geschrieben am: 08.01.2012 um 12:47 Uhr
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Dramaturgische Darstellung verschiedener Raublebewesen. Was sie rauben:
meistens nur Liebe. Ansonsten klauen sie vielleicht noch ein miteinander. Achso, ja und den Respekt.
In den Rollen:
Raubtiere:
Rianilian, Parasit, egozentrischer Aufzehrer von Lebensenergie
Das stille Leben, geschwätziges Wesen
Der Teufel selbst, führt alle in Versuchung
ein Hochheiliger
die Poetin, Wortschwingerin, begabt
ein Befürworter,
ein anderer Befürworter
schuldlose Wesen:
ein Schwein,
ein Rind,
ein Huhn,
ein Wolf,
ein weißer Königstiger
Mitgänger:
Die Philosophie des Allesessens,
Vegetarismus,
Veganismus
1. Aufzug
Teufel und Hochheiliger.
Teufel: Hier hab ich was für den Gottes Sohn,
ob Rauch, ob Qualm, ob Hochgefühle,
du bekommst gar alles von dem Stiele.
Hochheiliger: So steck es ein du Schlangenwesen,
oder ich steck' es dir gar in den Hintern rein,
deinen Giftversprüher, ich will nichts sehen
oder riechen, nicht mal schmecken mag ich es,
dein Bitter Lungenstaub, stirb Versuchung!
Teufel: Nun denn, magst du trinken?
Nicht nur Wasser, auch genüßlich Horizonterweiterung,
schenkt es dir, das Zauberwasser gar.
Hochheiliger: Du gibst nicht auf, wie?
Du müsstest mich schon niederschlagen
und einen Trichter nehmen, ums mir einzuflößen.
Ich bin bei Gott nur glücklich, ich brauche keine
Illusionen, die dein hübsches Brackwasser mir zuzutragen meint.
Teufel: Dann lass uns zusammen schmökern,
bei diesem braunen Bohnen Tee.
Er weckt dich auf
und nimmer wirst du schlafen müssen!
Hochheiliger: Ich werd gar wütend, vergess mich,
wenn du nicht bald verschwindest mit deinen Giften,
steck den Kaffee ein, ich werd ihn dir entgegenspucken, ha!,
ja, mein lieber Vater war so nett,
und hat mir eine Zunge gegeben, die dieses Drecksgesöff,
gar nicht ertragen mag.
Ab.
Teufel(allein): Bei Gottes Lob, ist der brav!
2. Aufzug
Rianilian mit einem großen Schwert in der Hand, mitten im Wald, bei ihm das Schwein.
Rianilian: Und mein sei das Blut, mein sei die Schlacht,
mein sei der Fraß, mein sei dies blasse Tier.
Und hier! und da! der Kopf ist ab.
Schwein tot, das stille Leben kommt angelaufen, Vegetarismus und Veganismus im Schlepptau.
Stillleben: Oh! Wie kannst du nur solch Blutbad ohne Reu vollführen?
Was soll das? Kannst du denn dies ganze, schuldlos Wesen selbst auch essen?
Rianilian: Still, schrecklich Weib! Ich und du, wir sind Menschen,
wir dürfen mit diesen niederen Geschöpfen alles machen,
was wir wollen. Sie existieren nur, um für uns da zu sein.
Nur, um unserer Zunge Geschmack zu bringen,
unserm Körper genügend Energie zum Leben!
Und selbst wenn ich es nicht schaffe,
dies allein zu essen, bis es verdirbt,
dann ist es wenigstens tot und das Töten hat mir Spaß gemacht.
Ab.
Stillleben: Oh, was für ein schrecklicher Mensch.
Ab.
3. Aufzug
Poetin, auf einer alten Bühne eines Amphitheaters.
Die beiden Befürworter sitzen schweigend und nur schwach sichtbar bei ihr.
Poetin: Ist Fleischessen wirklich so schlimm?
Soviele Menschen haben es sich heute angewöhnt,
sich das Fleischessen abzugewöhnen. Manche taten es, um
ihren großen, rundigen Bauch ein wenig kleiner werden zu lassen,
weil sie hörten, das viele Fett im Fleisch sei nicht gut.
Manch andere widerum konnten es nicht ertragen,
dass die Tiere in solch schlechten Verhältnissen gehalten werden.
Noch andere widerum...
Rianilian läuft an der Bühne vorbei, das blutende Schwein in den Armen. Er wirkt gehetzt.
In seinem Kopf spukt die Philosophie des Allesessens.
Omnivore: Kill the pig! Cut his throat! Spill his blood!
Rianilian stopft sich ein Stück rohen Fleisches in den Mund.
Im Vorbeilaufen hört er die Worte der Poetin:
...meinen, dass die Menschen sich nicht die Freiheit nehmen dürfen, über andere Rassen oder sonst was zu entscheiden.
Irgendwann wird sich das noch rächen.
Beide ab.
4. Aufzug
Rind, Huhn, Wolf und Königstiger sitzen versteckt im Gras.
Rianilian kommt mit dem toten Schwein angelaufen. Omnivore sitzt immer noch in seinem Kopf.
Tiere (flüsternd): Da kommt der Mörder!
Omnivore: Ich rieche Tiere! Töte sie alle!
Rianilian, das Schwein gehen weiter, werden aber von den plötzlich aufspringenden Tieren aufgehalten.
Königstiger: Du hast noch eine Chance, Rianilian.
Entweder du opferst dich nun selbst, Auge um Auge für das Schwein,
oder du wirst für immer leiden!
Rianilian rennt mit dem Schwein davon.
Tiere ab.
Omnivore hat es satt und springt aus dem Gehirn von Rianilian. Es schnappt sich ein Stück rohes Fleisch und schlägt dann Rianilian noch mit einem Stock gegen den Kopf.
Alle ab.
5. Aufzug
Hochheiliger. Das kopflose Schwein kommt mit dem kopflosen Schwein angelaufen.
Kopfloses Schwein: Was war ich nur für ein Mensch? Können sie mich retten, Gottes Sohn? Ich besteche sie mit einem Stückchen, rohen Fleisch. Denn das kann ich nur plötzlich selber nicht mehr essen.
Hochheiliger: Gott ist selber Vegetarier, nein, ich meine:
Gott ist Vegetarier. Nein, verdammt, ich meine: Gott isst Vegetarier.
Ab.
Vegetarismus und Veganismus wollen sich die Hände reichen.
Vegetarismus: Hast du gehört? Jeder, der an mich denkt, ist Gott.
Veganismus zieht seine Hand zurück und klatscht sie sich an die Stirn.
Teufel kommt. Sieht das am Boden liegende Schwein und hebt es auf.
Er streichelt es.
Teufel: Es ist ja schon tot - wollt ihr es essen?
Vegetarismus und Veganismus werfen ihre Würde davon.
Beide: Jaaaaa!
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
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-lioness - 30
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 07.2007
151
Beiträge
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Geschrieben am: 08.01.2012 um 13:14 Uhr
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bisschen merkwürdig, aber irgendwie genial.
"Das kopflose Schwein kommt mit dem kopflosen Schwein angelaufen" :D
ich mag's.
Umgangsformen sind Formen, die zunehmend umgangen werden.
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Lustknabe
Anfänger
(offline)
Dabei seit 10.2011
22
Beiträge
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Geschrieben am: 08.01.2012 um 14:54 Uhr
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Großartig, einfach nur großartig! Ein theatralisches Meisterwerk, ein Drama sondergleichen! Wie gern würde ich dies auf eine Länge von mehreren Akten ausgeweitet sehen, wie sehr würde ich einer ausführlicheren Umsetzung entgegensehnen!
Schon die Ausgangslage ist ein komisches Fest des Expressionismus, absurd und voller Bildhaftigkeit. Als ich die Einführung las, ja, wahrhaftig, meine Zunge schnalzte förmlich im Quadrat! Ich meine, die Mitgänger, hahahaha, die Tiere, hohoho, der Teufel gar selbst, lolrofl, ich kann kaum schreiben vor lauter Lachen und litararischen Hochgenusses. Puh...
Und dann zu Beginn diese Referenz in Text und Wortwahl an den Adam der Literatur! Nicht weniger als der Faust schien deine Vorlage zu sein, du Schreiber-Gott! Nicht wenige gingen daran schon zu Grunde!
Und spätestens, als Rianilian diese Sau literarisch sehr anschaulich und appetitlich schlachtete, ging mir voll einer ab und ehe ich es mich versah, beam ich selbst Lust auf ein saftiges Schnitzel! Dabei war ich Vegetarier bis eben (danke an dieser Stelle, dass du mich von meinem Irrglauben abgebracht hast).
Und spätestens als der Omnivore aus dem Kopf vom Rianlian springt, ist der komödiantische Höhepunkt erreicht, da schüttelt es mich jetzt noch. Eine solche derb-lustige und zugleich tiefgründige Szene mit solche gewählten Worten zu schmücken, verlangt schon einen großen Geist beim Verfasser!
Ja, ein Meisterwerk von epochalem Ausmaß, wahrlich, werter Herr Verfasser, ich bin entzückt! Von heute an seist du mein schreibender Dali, mein Vorbild in aller Hinsicht! Einen solchen Text zu kredenzen verlangt viel Talent und einen tiefen Sinn, ich verneige mich, die Stirn bis in den Dreck! Vielen Dank!
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Morrigane
Profi
(offline)
Dabei seit 07.2006
955
Beiträge
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Geschrieben am: 08.01.2012 um 15:11 Uhr
Zuletzt editiert am: 08.01.2012 um 16:08 Uhr
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Ich mag dieses Werk. Eine Karikatur der Reaktion auf eine Karikatur. So gut wie Lustknabe kann ich das nicht mehr ausdrücken, also schließe ich mich hier an. Nur ohne Ironie.
edit: Warum gründen wir keine Theatergruppe? Ich will das auf der Bühne sehen!
Lecker Senf für alle!
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sangfryod - 31
Profi
(offline)
Dabei seit 10.2008
662
Beiträge
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Geschrieben am: 08.01.2012 um 15:26 Uhr
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Muss ich mich oben anschliessen mehr gibts nicht zu sagen ^^
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Amixor33 - 35
Champion
(offline)
Dabei seit 10.2007
2192
Beiträge
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Geschrieben am: 09.01.2012 um 01:10 Uhr
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Das Forum wird immer abstruser und grotesker. In gewisser Weise ein Perpetuum mobile ins Absurde. *g*
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YoungMan_ - 21
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 07.2011
384
Beiträge
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Geschrieben am: 09.01.2012 um 16:26 Uhr
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Muss mich Morregane anschließen!
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Felya - 30
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 07.2008
291
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Geschrieben am: 17.01.2012 um 16:02 Uhr
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wär der text nicht so lang würd ich einfach lustknabe zitiren so muss ein einfaches dito genügen ^^
btw... die idee mit der theatergruppe gefällt mir :)
Eure Seelen wollen atmen, also zieht euch aus :)
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brizi - 38
Profi
(offline)
Dabei seit 03.2007
434
Beiträge
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Geschrieben am: 17.01.2012 um 21:09 Uhr
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vielleicht liegt es daran, dass ich nicht ganz so begeistert bin von diesem text - er ist mir zu sehr darauf ausgelegt unbedingt interpretiert gewollt zu werden. ich werde in einem text lieber nicht ganz so auffällig manipuliert. gerade von nem ninja hihihihihihiihih ihiahiahiahihi ^^ ähem! sry.
jedenfalls: vielleicht liegt es daran, dass ich nicht ganz so begeistert von diesem text bin, aber ich glaube nicht, dass es ratsam ist lustknabe zu zitieren, wenn man den text wirklich gut findet.
Das beste Argument gegen die Demokratie, ist ein 5-minütiges Gespräch mit einem x-beliebigen Wähler
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I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
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Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
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Geschrieben am: 18.01.2012 um 13:17 Uhr
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Es hat jedenfalls unheimlich Spaß gemacht.
Nun zur Morrigane: Aufführen, in einem Theater, und wie stellst du dir das mit dem "Omnivoren"-Sinn vor, der dem Rianilian aus dem Kopf springt?
Dann kann ich es ja mal offiziell zugeben:
Angeregt von der exponentiell sich überhäufenden Diskussion im Thread "Veganerpizza" habe ich eine Parodie dieser Diskussion publiziert. Es soll darstellen, dass der "Glaubenskrieg" um die "was-auch-immer"-Fresser vollkommen idiotisch ist. Sogar "Gott" ist sich nicht so sicher, was er sich dachte, was die Menschen essen sollen. Gleichzeitig könnte sich aber die noch etwas subjektiv angehauchte Meinung in den Text geschlichen haben, dass es wirklich frevelhaft ist, so viel Fleisch zu essen, wie z.B. etwaige Hauptfigur.
Ansonsten verteidigt sich das Drama mit allgemeingültiger Objektivität.
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
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