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Forum / Poesie und Lyrik
Present depressive

Morrigane
Profi
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Dabei seit 07.2006
955
Beiträge
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 00:24 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.12.2011 um 00:26 Uhr
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Wieder nur Mails von komischen Leuten.
Im Fernseher läuft der eine Film, weiß ich doch, dein Film und ich verstehe ihn immer noch nicht. Sollte dich fragen, weil es doch DEIN Film ist, und du ihn zu unserem machen wolltest.
Ohne dich, ohne dich.
Blöder Film. Einsame Menschen die sich kennenlernen und filousoffieren und dann doch nicht in der Kiste landen. Sehr blöder Film. Macht mich wütend auf dich.
Immer noch keine Mail.
Jetzt ist die Masche unten, rechts links unten. Vorwärts, abwärts. Strümpfe stricken und die Plätzchen aufessen, die ich dir morgen mitbringen wollte. Vorne rechts rein, und Faden durch. Vorne links rein, Faden durch.
Dann ist der Film vorbei und ich kann endlich auf Arte schalten, Arte nach 23 Uhr. Arte FKK. Freizügische kültürelle Künst. Waren wir das, die den Begriff Arte-Porno prägten? Arte-Porno-Ballet. Stricken geht nicht mehr ohne Ablenkung und Youtube funktioniert nicht. Nackte, tanzende Menschen. Was war das für ein Wort neulich, dass ich auf Französisch wissen wollte? Wollte doch Olivier fragen, kann ja nacher mal klopfen.
Dann Video Kunst. Ich nenne das hier Fluxus. Mir doch egal, was die Kunstgeschichte für stilprägende Scheißbegriffe für diese Darstellungsform findet. Dann weißes Rauschen und gruslige Fratzen. Mag kein Arte mehr gucken. Sollte Duschen, will aber nicht. Duschkopf könnte auch ein Monster sein.
Achseln, Hände und Füße riechen die ganze Nacht nach Zwiebeln. Vielleicht hilft das gegen die Geister aus dem Fernseher und von unter dem Sofa. Es wäre vollkommen annullierend, hier eine Pointe zu setzen.
Lecker Senf für alle!
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AligatorJack - 39
Fortgeschrittener
(offline)
Dabei seit 12.2005
66
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 00:49 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.12.2011 um 00:50 Uhr
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Was mir als erstes aufgefallen ist: Philosophieren und nicht filousoffieren, oder ist das so gewollt?
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WritersPawn - 36
Champion
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Dabei seit 11.2007
3834
Beiträge
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 04:18 Uhr
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call me insane, but.. i like it.. oO
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Giglamesh - 28
Profi
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Dabei seit 01.2011
910
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 09:28 Uhr
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Pfui- zwieblige Achseln
Per aspera ad astra
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Morrigane
Profi
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Dabei seit 07.2006
955
Beiträge
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 10:22 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.12.2011 um 10:26 Uhr
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Zitat von AligatorJack: Was mir als erstes aufgefallen ist: Philosophieren und nicht filousoffieren, oder ist das so gewollt? 
nene, das is sooo falsch, das gehört so.
edit:
giglamesh, warum fällt mir erst heute auf, dass wir fast die selbe forumszeile haben? aber ich hatte sie länger!
Lecker Senf für alle!
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I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
(offline)
Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 12:30 Uhr
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In meiner Schreibwerkstatt hier in München gibt es einen, der sich auf Texte mit typographisch auffallenden Chiffren spezialisiert hat. Die finde ich meist hässlich, weil es mir einfach weh tut, wenn miTTen iN eiNem wOrt irgendwas großes steht oder so. Hier sind die Wortkonstruktionen aber - nach meiner Ansicht - in einem ästhetischen Konstrukt gehalten: Der französische Sender hat keine Kultur sondern Kültür. Sehr schön. "Freizügisch" fällt wohl auch ein wenig in die Sparte, ist aber weniger auffallend.
Dann aber haben wir das Wörtchen "filousoffieren", das beim ersten Betrachten wie dasselbige existierende Wort nur in Aussprachform geschrieben aussieht. Das funktioniert aber nicht ganz: Philosophieren müsste man ja "Filosofieren" schreiben. Also zwei Ungereimtheiten: es verstecken sich eventuell Morpheme wie "Filou" (frz. "Bauer", "Gauner") und "soff" wie in dem deutschen Wort "gesoffen". Das heißt also, dass die beiden Turteltäubchen hochintelligente Gespräche geführt haben und gleichzeitig (oder davor oder danach) "herumgegaunert" und/oder getrunken (Alokoholika) haben. Oder eben beides gleichzeitig und damit setzt die Autorin die Philosophie mit Albernheiten gleich, man könnte glatt meinen, dass sich die "Wahrheit" im intuitiven verstecken soll.
Zusätzlich haben wir dann noch den Titel, der ja offensichtlich an "present progressive" angelehnt ist und sich damit den Titel einer grammatikalischen Zeit zuspricht. Man könnte glatt annehmen, dass das lyrische Ich praktisch "Sprachrohr" für diese "Zeit" ist. Fragt sich nur, ob diese Depression auf die Welt projiziert wird, oder geradewegs von ihr ausgeht und man deswegen selbst nur "depressiv" reden kann.
Unser Zeitgeist.
Jetzt möchte ich aber erstmal fertig frühstücken. Reis-, Hirse-, Dinkel-, Hafer-, Soja- und Weizenflocken warten auf mich. Schön duftend angebraten mit Ingwer und Zimt.
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
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Morrigane
Profi
(offline)
Dabei seit 07.2006
955
Beiträge
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Geschrieben am: 28.12.2011 um 18:24 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.12.2011 um 18:24 Uhr
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Zitat von I3I_4CKNINJ4: In meiner Schreibwerkstatt hier in München gibt es einen, der sich auf Texte mit typographisch auffallenden Chiffren spezialisiert hat. Die finde ich meist hässlich, weil es mir einfach weh tut, wenn miTTen iN eiNem wOrt irgendwas großes steht oder so. Hier sind die Wortkonstruktionen aber - nach meiner Ansicht - in einem ästhetischen Konstrukt gehalten: Der französische Sender hat keine Kultur sondern Kültür. Sehr schön. "Freizügisch" fällt wohl auch ein wenig in die Sparte, ist aber weniger auffallend.
Dann aber haben wir das Wörtchen "filousoffieren", das beim ersten Betrachten wie dasselbige existierende Wort nur in Aussprachform geschrieben aussieht. Das funktioniert aber nicht ganz: Philosophieren müsste man ja "Filosofieren" schreiben. Also zwei Ungereimtheiten: es verstecken sich eventuell Morpheme wie "Filou" (frz. "Bauer", "Gauner") und "soff" wie in dem deutschen Wort "gesoffen". Das heißt also, dass die beiden Turteltäubchen hochintelligente Gespräche geführt haben und gleichzeitig (oder davor oder danach) "herumgegaunert" und/oder getrunken (Alokoholika) haben. Oder eben beides gleichzeitig und damit setzt die Autorin die Philosophie mit Albernheiten gleich, man könnte glatt meinen, dass sich die "Wahrheit" im intuitiven verstecken soll.
Zusätzlich haben wir dann noch den Titel, der ja offensichtlich an "present progressive" angelehnt ist und sich damit den Titel einer grammatikalischen Zeit zuspricht. Man könnte glatt annehmen, dass das lyrische Ich praktisch "Sprachrohr" für diese "Zeit" ist. Fragt sich nur, ob diese Depression auf die Welt projiziert wird, oder geradewegs von ihr ausgeht und man deswegen selbst nur "depressiv" reden kann.
Unser Zeitgeist.
Jetzt möchte ich aber erstmal fertig frühstücken. Reis-, Hirse-, Dinkel-, Hafer-, Soja- und Weizenflocken warten auf mich. Schön duftend angebraten mit Ingwer und Zimt.
Angenommen Interpretation bedeute soviel wie versteckte Ostereier finden, dann hast du sie alle gefunden!
Mehr noch, von ein paar wusste ich gar nicht, dass ich sie versteckt hatte. Zum Beispiel den Filou im "filousoffieren", den ich mir ausnahmsweise gegönnt habe, ohne vorher die genaue Bedeutung nachzuschlagen.
Dass er sich jetzt, am Tag danach als Gauner entpuppt und das so herrlich passt - das ist ein bisschen wie wenn man Omas Weihnachtsgeschenk auspackt und dann genau das drinnen ist, was man sich wünschte. Obwohl man davor noch gar nicht so genau wusste, was man sich wünschte. Worte sind doch immer Verpackungen, auch wenn man meistens weiß. was drinnen ist... ach, egal, ihr versteht das bestimmt. bisschen metaphern und so'n zeug.
Das Wortspiel Present Depressive ging mir schon ein paar Wochen durch den Kopf, aber gestern, da war auch das Gefühl dazu da. Man braucht bei manchen Themen ein ganz bestimmtes Geühl, um darüber schreiben zu können. Trotzdem weiß ich nicht, ob dieses Gefühl von der Innenwelt nach außen projeziert wurde, oder andersrum. Sagen wir, es hat sich einfach gut ergänzt.
Off Topic:
Das klingt nach einem ganz schön leckeren Frühstück!
Lecker Senf für alle!
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