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Forum / Poesie und Lyrik

Klassenarbeit: Kreatives Schreiben, Charakterisierungen

I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 28.04.2011 um 19:22 Uhr
Zuletzt editiert am: 30.04.2011 um 17:02 Uhr

Familienvater, verdrossen, dennoch gutgläubig:
"Und auf einmal zog er an uns vorbei, so einer von diesen Leuten, die noch eine Sache vergessen hatten und an der Kasse sahen, dass sie noch Zeit hätten, um noch etwas zu holen, dass sie haben würden.
Ich stehe also im Supermarkt, auf dem Weg zur Kasse und spüre plötzlich sprudelnde Energie an mir vorbeilaufen. Ich glaube er hatte Pippi Langstrumpf gepfiffen und einen gelben Rucksack hatte er auch an, ja.
Vorne an der Kasse lag jedenfalls noch sein Geldbeutel.
Wir waren mitten in der Großstadt und jeder normale Mensch hätte ihn ja dafür hassen müssen, dass er so mir nichts dir nichts seine ganze Identität von der Hand gab, für alle sichtbar, greifbar. Ich blieb für einige Sekunden stehen, und drückte die Hand meines kleinen Sohnes noch etwas fester, weil ich gerade etwas besonderes erlebt hatte. Als er zurückkam stellte er es sogar selbst fest, und musste es auch gleich mir und der Kassiererin erzählen, dass sein Geldbeutel dort noch lag. Am Ende des Satzes senkte er die Stimme und verschluckte die letzten Worte, so, als ob er sich nicht ganz sicher war, ob man ihn nun für einen naiven Idioten oder als positives Werk der Natur hielt oder halten sollte.
Beim Einpacken der paar Dinge, die er mit seiner Geldkarte bezahlte, entschied er sich für letzteres und setzte am Ausgang bereits mit zwei kurzen C's zu "Take me home, Country roads" an."

Einsamer Schönwetterradler:
"Es musste natürlich ein Scheiß Wetter folgen. Nach mehreren Tagen Sonnenschein würde Regen kommen. Gut und Schlecht, akut wechselnd, ich müsste mich ja sonst noch beschweren, dass ich gar nichts mehr zum meckern habe. Es war jedenfalls grauenhaft. Eine tief schwarze Wolke zog auf und begrüßte uns mit tiefem, kalten Nass. Ich musste mich unter dem Vordach einer Hofer-Filiale verstecken, da mir jeder Tropfen bereits kalt zwischen die Adern fuhr. So würde ich ja gar nicht weiterfahren können und bestimmt eine halbe Stunde meines kostbaren Lebens verlieren.
Dann kam jedenfalls so ein Verrückter an. Erst schoss er mit seinem Rennrad auf das Supermarkt-Gebäude zu, die Haare bereits nass, Hände und Schuhe mehr als feucht, aber er grinste und pfiff, dann - obwohl er offensichtlich etwas einkaufen wollte - rollte er noch ein paar Mal um die eigene Achse. Ließ sich weiter betröpfeln, und, höchstwahrscheinlich nur, um mich zu provozieren kam er an mir vorbei und drehte noch ein paar Runden, um wahrscheinlich auch für alle anderen zu demonstrieren, dass er der König der Welt sei. Ich hätte ihm am liebsten eins auf die Schnauze gehauen, und wenn wir schon dabei sind, dem Wetter hätte ich auch gerne eins auf die Fresse gehauen.
Und dann kam er wieder aus dem Hofer heraus. Seine Laune war aber gar nicht verflogen. Er klemmte sich das Schloß um die Hüften und spazierte pedalierend durch den starken Regen, so, als ob er wirklich nicht schlimm wäre."

Mittelalte Frau, Apostel der Höflichkeit:
"Natürlich hatte er einen schmutzigen Rucksack dachte ich mir. Das leuchtende Gelb konnte den Dreck nicht mehr übertönen. Nasse Schuhe und von den Haaren tropfte schon das Wasser herunter.
So kam man doch nicht in eine Bank. Auch, wenn es nach Schluss der Bürozeiten war. Man musste doch, gerade vor den Bankiers, wenigstens etwas Respekt einflößen. Während seine Bankkarte vor mir im Automaten gelesen wurde, tippte er gegen das blecherne Verdeck der Geldmaschine. Vier Finger, angewinkelt nebeneinander, versuchte er eine kurze Harmoniefolge in einem Rhythmus ganz ohne Klangfarbe darzustellen.
Jedenfalls hackte er etwas in den Automaten, wartete wieder, tippte und klopfte wieder und entnahm dann seine Karte.
Dann, ohne auch nur irgendeine Sekunde nach dem Karten entnehmen abzuwarten, rannte er durch die Tür und fuhr davon.
Ich ging zur Maschine und tatsächlich hatte er eine beachtliche Summe Geld im Schlitz liegen lassen.
Wahnsinnig machend leuchteten mir die Letter "bitte die Scheine rausnehmen" entgegen. Ja, das sollte ich machen.
Auch wenn es, wie ich jetzt sah, zweihundertdreißig Euro waren.
Ich haderte lange mit mir, schrieb dann aber einen Zettel und warf ihn mit dem Geld in den Überweisungskasten ein."

Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

Giglamesh - 28
Profi (offline)

Dabei seit 01.2011
910 Beiträge

Geschrieben am: 28.04.2011 um 19:29 Uhr

:nixblicker:

Per aspera ad astra

I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 30.04.2011 um 17:02 Uhr

Gut... ich gebe dem ganzen einen anderen Titel

Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

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