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Forum / Poesie und Lyrik

Über die Fragmente

ParraPinto - 32
Profi (offline)

Dabei seit 01.2006
997 Beiträge

Geschrieben am: 27.01.2011 um 22:07 Uhr

In unserer Einfälltigkeit sitzen wir da, wie ein gnadenlos langweiliges Genie inmitten von Scherben mit einem Bild von einer Vase im Kopf und es fällt schwer zu entscheiden, ob das Werkzeug zur Tat die Vergangenheit zeigt oder die Zukunft widerspiegelt. Jetzt brennen die Fragmente, die doch – getränkt in schönen Farben – alles hätten sein sollen. Verbittert stellen wir ihren Bruchstückcharakter fest und notieren uns „doch kein Ende!“

So lange war die Schaffensphase
und mit Müh’ aus Staub gebrannt,
bis die runde Form der Vase
als kristalliner Glanz entstand.

Die abgebrochene Konsequenz, die dahinter steckt ist traurig. Wir blättern weiter im kleinen Reisetagebuch, dass noch immer nass vom Regen ist und immer noch nach Freiheit von da draußen riecht. Die erste Feststellung nachts im Zelt beim kalten Licht einer Taschenlampe:

Schrecklich monoton ist’s in der Heimat,
dort, wo alles trüb vergeht.
Da bin ich aufgewacht und aufgebrochen
Um zu spüren, dass die Welt sich dreht.

Und als wäre das nicht schon genug schwelgen wir etwas in Erinnerungen und versuchen der Nacht- wenn schon keine Romantik – so doch ihre Motive zu entlocken. Wir lesen in der vierten Strophe dieses Fragments:

Als Konsequenz, als letzte Ursache
suche ich den Glanz der Krone,
der mir im Kopf sitzt, blaue Blume.
Kann nicht mit und kann nicht ohne.

Weiter liefen die Phrasen, verkümmert als Fragmente kleiner Epochen. Die Sinnlosigkeit, wenn alles als unfertige Arbeit zurück bleibt, wird uns auf der selben Seite zwei Tage später bewusst.

27. August
Abschließendes Fragment

Das Witzige an einem abschließenden Fragment ist die Ironie dabei, wann denn ein Gebilde, dass nur aus Fragmenten besteht als abgeschlossen gilt.
Der Gedanke bricht und die Worte blättern ab. Wir liegen wach in unsrem Bett und es kreist eine letzte Strophe in der Luft:

Und ach, die schöne Vase
zerbarst in tausend Scherben.
Doch immer noch geht Schönheit aus
Von ihren tausend Scherben.

Freiheit

Osterberger - 33
Halbprofi (offline)

Dabei seit 06.2008
258 Beiträge

Geschrieben am: 27.01.2011 um 22:24 Uhr

really nice
vor allem die verknüpfungen zwischen den versen ;-)

Bestimmt das Leben den Tod oder der Tod das Leben?

I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 31.01.2011 um 14:04 Uhr

Fünf Euro Eintritt, pro Person, für diese Lesung, mindestens. Bravo. Wie schon brizi woanders sagte: Man verweilt nur in lethargischer Zufriedenheit, weil man weiß: Das alles hier geschriebene ist so wahrlich Wirklichkeit, so viel Leben, so viel stiller Klang...

Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

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